440 likes | 579 Views
Biogaseinspeisung ins Erdgasnetz aus technischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Sicht auf nationaler und internationaler Ebene Wolf Thyssen | 10. Juni 2004 Prozess der Energiemarktliberalisierung in der Praxis. [a] Motivation. [b] Rechtliche Rahmenbedingungen. [c] Aufbereitungstechniken.
E N D
Biogaseinspeisung ins Erdgasnetz aus technischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Sicht auf nationaler und internationaler Ebene Wolf Thyssen | 10. Juni 2004 Prozess der Energiemarktliberalisierung in der Praxis
[a] Motivation [b] Rechtliche Rahmenbedingungen [c] Aufbereitungstechniken [d] Wirtschaftlichkeit [e] Biogasanlagen in Deutschland [f] Wie machen es die Nachbarn ? [g] Fazit 2 / 44 Gliederung
Was ist Biogas ? Entstehung Mehrstufigen Vergärungs- oder Faulungsprozess biogener Substanzen durch die Aktivität von anaeroben Mikroorganismen, d.h. unter Luft bzw. Sauerstoffausschluss. Hydrolyse Säurebildung Essigsäurebildung Methan Zusammensetzung • 60 %vol Methan • ca. 40 %vol Kohlendioxid • bis zu 8.000 mg/m³ Schwefelwasserstoff • Wasserdampf, Stickstoff, Sauerstoff, Wasserstoff, Ammoniak 3 / 44 [a] Motivation
Nutzbares Aufkommen von Biogas in Deutschland 1 m³ Biogas 0,6 l Heizöl 6 kWh Mist & Gülle 80 PJ / a (22 TWh) Biomüll 10 PJ / a (3 TWh) Energiepflanzen 200 PJ / a (55 TWh) insgesamt 290 PJ / a (80 TWh) 25 TWhel 4 / 44 [a] Motivation
Bestandsaufnahmen der Biogasanlagen in Europa Quelle: SGC, 2001 5 / 44 [a] Motivation
Schemazeichnung A B Quelle: T. Schmalschläger, 2003 6 / 44 [a] Motivation
Nutzung von Biogas Variante A Gewinnung / Erzeugung von Biogas Vorreinigung a) Deckung von Eigenbedarf (BHKW, Fermenter, ...) b) Betrieb von kommerziellem BHKW Absatz von Strom & Wärme Variante B Gewinnung/Erzeugung von Biogas Aufbereitung auf Erdgasqualität a) Absatz / Einspeisung ins Erdgasnetz b) Einsatz als Treibstoff für Kraftfahrzeuge 7 / 44 [a] Motivation
[a] Motivation [b] Rechtliche Rahmenbedingungen [c] Aufbereitungstechniken [d] Wirtschaftlichkeit [e] Biogasanlagen in Deutschland [f] Wie machen es die Nachbarn ? [g] Fazit 8 / 44 Gliederung
Abgabe und Vergütung von Biogas in Deutschland gesetzlich bislang nicht explizit geregelt periphere Regelungen in: • Erneuerbare-Energien-Gesetz • Biomasseverordnung • Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz • Energiewirtschaftsgesetz EU-Richtlinienentwurf (06/2002): diskriminierungsfreier Zugang für Biogas zum Gasnetz 9 / 44 [b] Rechtliche Rahmenbedingungen
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ...regelt die Abnahme und Vergütung von Strom aus regenerativen Energiequellen • u.a. Biomasse einschließlich Biogas • Wärmeäquivalenzregel ...Gas ist Biogas, wenn das entnommene Gas an anderer Stelle wärmeäquivalent als Biogas eingespeist wurde • höhere Vergütung für Strom aus Biogas mit Erdgasqualität 10 / 44 [b] Rechtliche Rahmenbedingungen
Biomasseverordnung ...regelt für das EEG, • welche Stoffe als Biomasse gelten, Pflanzen, Pflanzenbestandteile, Abfälle & Nebenprodukte pflanzlicher & tierischer Herkunft aus Land-, Forst- und Fischwirtschaft sowie daraus erzeugtes Gas nicht: Deponie- und Klärgase, Tierkörper • welche Verfahren zur Stromerzeugung anwendbar sind und • welche Umweltanforderungen dabei einzuhalten sind 11 / 44 [b] Rechtliche Rahmenbedingungen
Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) ...regelt u.a. technische Anforderungen an die Gasversorgung Verweis auf die technischen Regeln des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) insbesondere • Arbeitsblatt G 260 (Gasbeschaffenheit) • Merkblatt G 262 (Nutzung von Deponie-, Klär- und Biogasen) 12 / 44 [b] Rechtliche Rahmenbedingungen
DVGW G 260 - Anforderungen an die Erdgasbeschaffenheit Quelle: DVGW G 260 13 / 44 [b] Rechtliche Rahmenbedingungen
DVGW G 262 - Biogase ...Rohgase aus Biogasanlagen sind keine Brenngase im Sinne des DVGW G 260 * Mindestmethangehalt nach Aufbereitung zur Gewährleistung des erforderlichen Wobbe-Indexes Methananteil erhöhen & Schwefelwasserstoff entfernen 14 / 44 [b] Rechtliche Rahmenbedingungen
Vergütungsmodell für Biogas Vorschlag des Fachverbandes für Biogas e.V. (2001) 15 / 44 [b] Rechtliche Rahmenbedingungen
[a] Motivation [b] Rechtliche Rahmenbedingungen [c] Aufbereitungstechniken [d] Wirtschaftlichkeit [e] Biogasanlagen in Deutschland [f] Wie machen es die Nachbarn ? [g] Fazit 16 / 44 Gliederung
denkbare Varianten der Erdgasnetzeinspeisung a) als Austauschgas Biogas derart aufbereitet und verdichtet, dass es sich bei Brennwert und Wobbe-Index nur marginal vom Erdgas in der Transportleitung unterscheidet. b) zur Konditionierung aufbereitetes Biogas enthält noch höhere Anteile an CO2 sowie weitere Gasbegleitstoffe und ist nicht kompatibel, wird geringfügig beigemischt. 17 / 44 [c] Aufbereitungstechniken
Voraussetzungen für die Einspeisung ins Erdgasnetz • Abscheiden fester/flüssiger Partikel • Trocknung • Entschwefelung • Methan-Anreicherung • Odorierung 18 / 44 [c] Aufbereitungstechniken
Abscheiden fester/flüssiger Partikel Leiten des Biogases durch verschiedene Filterstufen • Kiestöpfe (Grobfilter, Entwässerung) • Patronenfilter (Feinfilter) Trocknung • Kältetrocknung (auch Adsorptions- und Drucktrocknung) • Unterschreiten des Taupunkts von Wasser ein- oder zweistufig, abhängig vom Einsatz „trockener“ oder „nasser“ Gasreinigungstechniken 19 / 44 [c] ..Partikelabscheidung / Trocknung
Entschwefelung Schwefelgehalt beeinträchtigt Lebensdauer von Leitungen und Verbrauchseinrichtungen • hauptsächlich chemische Adsorptionsverfahren • katalytische Oxidation • - Oxidation mit Eisenhydroxid • gewöhnliches Verfahren in der Landwirtschaft • biologische Oxidation 20 / 44 [c] ..Entschwefelung
katalytische Oxidation Umsetzung von Schwefelwasserstoff zu Schwefel an einem Katalysator 2 H2S + O2 2 S + 2 H2O Katalysator Oxidation mit Eisenhydroxid Reaktion von Schwefelwasserstoff mit Eisenhydroxid und Sauerstoff zu Schwefel. 2-stufige Reaktion mit den Zwischenprodukten Wasser und Eisen-III-Sulfid. Eisen-III-Sulfid oxidiert mit Sauerstoff zu Schwefel. 21 / 44 [c] ..Entschwefelung
biologische Oxidation Reaktion von Schwefelwasserstoff mit Sauerstoff zu Schwefel 2 H2S + O2 2 S + 2 H2O • Zuführung von Luft in den Gasraum des Gärbehälters • auch extern durch Biofiltration im Rieselbett möglich • Reinigungsleistung schlechter als bei chemischen Verfahren • Reingaskonzentration max. < 50 ppm 22 / 44 [c] ..Entschwefelung
Methananreicherung / Kohlendioxidabtrennung • Druckwäsche • Druckwechselverfahren (PSA = Pressure Swing Adsorption) • Membran-Trennverfahren • Gasverflüssigung 23 / 44 [c] ..Methananreicherung
Druckwäsche „absorptives“ bzw. „nasses“ Verfahren zur Methananreicherung Prinzip: Ausnutzen der unterschiedlichen Wasserlöslichkeit von CO2 und Methan > 96 % CH4 Quelle: Weiland, Peter (2003) 24 / 44 [c] ..Methananreicherung
Druckwechselverfahren (PSA) „adsorptives“ bzw. „trockenes“ Verfahren zur Kohlendioxidabtrennung Prinzip: Adsorption von CO2 an Molekularsieben auf Kohlenstoffbasis (Aktivkohle) • 96 % CH4 Quelle: Widmer, Ch. 1999 25 / 44 [c] ..Methananreicherung
[a] Motivation [b] Rechtliche Rahmenbedingungen [c] Aufbereitungstechniken [d] Wirtschaftlichkeit [e] Biogasanlagen in Deutschland [f] Wie machen es die Nachbarn ? [g] Fazit 26 / 44 Gliederung
Wirtschaftlichkeit Variante A Gewinnung / Erzeugung von Biogas Vorreinigung a) Deckung von Eigenbedarf (BHKW, Fermenter, ...) b) Betrieb von kommerziellem BHKW Absatz von Strom & Wärme Variante B Gewinnung/Erzeugung von Biogas Aufbereitung auf Erdgasqualität a) Absatz / Einspeisung ins Erdgasnetz b) Einsatz als Treibstoff für Kraftfahrzeuge 27 / 44 [d] Wirtschaftlichkeit
Aufbereitungskosten 1 Großvieheinheit (GVE) 1,5 m³ Biogas / Tag • 1 Rind • 6 Schweine • 150 Hühner Alternativen: Vergärung von Energiepflanzen, Biomüll 28 / 44 [d] Wirtschaftlichkeit
Aufbereitungskosten – Kalkulationsbeispiel Variante B Annahmen: • Verarbeitungskapazität: 50 m³/h sowie 400 m³/h • Aufbereitungsverfahren: Druckwäsche • Kühlwasserbedarf: 1 m³/h aus eigenem Brunnen, Einleitung in Kanalisation • Strom: Opportunitätskosten für Strom aus Biogas-BHKW bei EEG-Vergütung • Auslastung: 8000 h/a 29 / 44 [d] Wirtschaftlichkeit
Aufbereitungskosten – Kalkulationsbeispiel Variante B 30 / 44 [d] Wirtschaftlichkeit
Aufbereitungskosten Variante B Bandbreite je nach Kühlwasserbedarfsdeckung (1. Leitungswasser, 2. eigener Brunnen, 3. keine Abwassergebühr) signifikante Einflüsse: • Leistungsklasse • Kühlwasserbedarfsdeckung 31 / 44 [d] Wirtschaftlichkeit
Gestehungskosten Variante B Vergleich: GASAG Einsteigertarif: 3,7 ct/kWh (Verbraucherseite) Beschaffungspreis = anlegbarer Preis Investitionskosten Leitung: 50 € / m (ländlicher Raum) Kosten für Gebläse, Wartung, etc. geringer als Kapitalkosten 32 / 44 [d] Wirtschaftlichkeit
Aufbereitungskosten Variante A 200 m³/h 33 / 44 [d] Wirtschaftlichkeit
Wärmeerlöse Variante A • Anlagen mit 400 m³/h auch bei 10 km Entfernung wirtschaftlich • Externe Nutzung von Biogas i.A. günstiger als Aufbereitung und Einspeisung 34 / 44 [d] Wirtschaftlichkeit
[a] Motivation [b] Rechtliche Rahmenbedingungen [c] Aufbereitungstechniken [d] Wirtschaftlichkeit [e] Biogasanlagen in Deutschland [f] Wie machen es die Nachbarn ? [g] Fazit 35 / 44 Gliederung
aktuell keine Anlage zur Biogaseinspeisung in Betrieb • Klärgasaufbereitung Kläranlage Stuttgart 5 Mio. m³ zwischen 1986-93, H-Qualität, 4 Pf/kWh, lokales GVU • Klärgasaufbereitung Kläranlage Mönchengladbach 19,7 Mio. m³ zwischen 1981-96, L-Qualität, lokales GVU • Biogasanlage Schleswig (Versuchsanlage, in Planung) 50 % Gülle/50 % Schlempe, 400 m³/d, H-Qualität Busbetrieb, Tankstellenverkauf, Einspeisung in lokales GVU-Netz 36 / 44 [e] Biogasanlagen in Deutschland
[a] Motivation [b] Rechtliche Rahmenbedingungen [c] Aufbereitungstechniken [d] Wirtschaftlichkeit [e] Biogasanlagen in Deutschland [f] Wie machen es die Nachbarn ? [g] Fazit 37 / 44 Gliederung
Schweden • Biogasaufbereitung und –einspeisung Laholm ursprünglich zur Reduzierung der Bucht-Eutrophierung 50.000 t Gülle und 20.000 t Bioabfälle jährlich Aufbereitungskapazität 250 m³/h Entschwefelung, CO2-Abtrennung, Addition von Propan Nutzung in BHKW zur Wärmeerzeugung Einspeisung in lokales Gasnetz, wenn Wärmelast absinkt 38 / 44 [f] Wie machen es die Nachbarn ?
Schweden • Rahmenbedingungen organischer Deponieabfall besteuert, ab 2005 verboten Erdgasnetz gering ausgebaut Qualität des Mischgases im Netz ausschlaggebend Maximaleinspeisung durch Wobbe-Index gegeben Einspeisung ohne Aufbereitung möglich (Dänemark) 39 / 44 [f] Wie machen es die Nachbarn ?
Schweiz • Erdgas Zürich Ende 1998 7 Anlagen mit bis zu 10.000 t / a Vergärung von biogenen Abfällen & Industrieabwässer Entschwefelung, Gastrocknung, CO2-Abtrennung Verwertung in BHKW, Aufbereitung je 50 % geringere Beschränkungen der Biogas-Einspeisung in höhere Druckstufen (Transportnetz) 40 / 44 [f] Wie machen es die Nachbarn ?
Niederlande • Deponiegasaufbereitung an 5 Standorten EU-Forschungsprojekt ALTENER Vergärung organischer Abfälle & Klärschlamm Druckwasserwäsche Einspeisung ins öffentliche Gasnetz 41 / 44 [f] Wie machen es die Nachbarn ?
[a] Motivation [b] Rechtliche Rahmenbedingungen [c] Aufbereitungstechniken [d] Wirtschaftlichkeit [e] Biogasanlagen in Deutschland [f] Wie machen es die Nachbarn ? [g] Fazit 42 / 44 Gliederung
Fazit • gesetzliche Grundlagen noch in den Kinderschuhen • technisch sehr weit, innovative + funktionierende Systeme • unwirtschaftlich unter jetzigen Rahmenbedingungen bislang Nutzung in BHKW-Variante vorteilhafter • viel Potential, falls Gaseigenschaften nicht am Einspeisepunkt, sondern im Netz maßgeblich sind; wie in anderen europäischen Ländern • CO2-neutral 43 / 44 [g] Fazit
Quellen •bremer energie institut – gutachten, 06/2003 „Untersuchung zur Aufbereitung von Biogas zur Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten“ •T. Schmalschläger, 06/2003 „Aufbereitung von Biogas und Einspeisung ins Erdgasnetz“ •N. Dichtl, 2002 „Technische Voraussetzungen zur Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz“ •BMU, 2003 „Basisdaten Biogas Deutschland“ 44 / 44 Quellen