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Konversationsmaximen und deren Rolle in der Pragmatik

Konversationsmaximen und deren Rolle in der Pragmatik. Sprache im Gebrauch. Theorie der Inferenzen. Konversationsmaximen  konventionelle Implikaturen. Kooperationsprinzip. (210) A: Kannst Du mir sagen, wie spät es ist? B: Nun ja, gerade ist der Zeitungsjunge dagewesen .

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Konversationsmaximen und deren Rolle in der Pragmatik

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Presentation Transcript


  1. Konversationsmaximen undderen Rolle in der Pragmatik • Sprache im Gebrauch • Theorie der Inferenzen • Konversationsmaximen konventionelle Implikaturen • Kooperationsprinzip

  2. (210) A: Kannst Du mir sagen, wie spät es ist? B: Nun ja, gerade ist der Zeitungsjunge dagewesen. • aus semantischer Sicht: (210)' A: ‛hast Du die Fähigkeit, mir zu sagen, wieviel Uhr es ist?’ B: [pragmatisch interpretierbare Partikel] ‛kurz vor dem Sprechzeitintervall ist der Zeitungsjunge dagewesen’. • mit „zwischengeschalteten“ Inferenzen: (210)" A: ‛hast du die Fähigkeit, mir zu sagen, wieviel Uhr es ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt, wie es gewöhnlicherweise durch eine Uhr angezeigt wird; und wenn du dazu fähig bist, sage es mir (bitte)’. B: ‛nein, ich kenne die genaue Zeit für den gegenwärtigen Zeitpunkt nicht, aber ich kann ein wenig Information liefern, aus der du in die Lage versetzt wirst, die exakte Zeit zu erschließen, und zwar war gerade der Zeitungsjunge da’.

  3. und = logisches ‘&’ S1 S2 & 1 1 1 1 0 0 0 1 0 0 0 0 (212a) Hans saß am Fenster, und Peter kaute ein Kaugummi.(212b) Peter kaute ein Kaugummi, und Hans saß am Fenster.

  4. (213a) Peter kam herein und legte den Hut ab. (213b) Peter legte den Hut ab und kam herein. (214a) Er goß die Milch ins Glas und trank sie aus. (214b) ?Er trank die Milch aus und goß sie ins Glas. und als polyseme Einheit ?1. und = ‘&’2. und = ‛und dann’ und als homonyme Einheit ?  Verzicht auf Erklärung von Sinnrelationen  1. Inflation von Lexikoneinheiten 2. Erklärung gesucht für semantische Relationen zwischen den einzelnen Bedeutungen

  5.  aus einer Bedeutung (= semanti-scher Beschreibung) werden Interpre-tationen über pragmatische Schlußprozeduren abgeleitet dritter Lösungsweg:und als monoseme Einheit Eine pragmatische Theorie der Inferenzen hätte damit die Aufgabe, Erklärungsmechanismen für Schlussfolgerungen zu liefern, die Kommunikationsteilnehmer aus Äußerungen ziehen, ohne dass diese Schlüsse in irgendeiner Weise explizit kodiert (oder semantisch darstellbar) wären. Derartige Schlüsse begegnen einem im Alltag auf Schritt und Tritt.

  6. Konversationsmaximen und Kooperationsprinzip • idealtypischer, auf rationaler Grundlage beruhender Entwurf von Prinzipien des verbalen Austausches (215) Kooperationsprinzip Gestalte deinen Redebeitrag so, wie er gerade erforderlich ist, d.i. im Sinne der gerade eingenommen Gesprächsrichtung und des gerade akzeptierten Ziels des verbalen Austausches, an dem du teilnimmst.

  7. Konversationsmaximen 1. Qualitätsmaxime:Äußere deinen Beitrag wahrheitsgemäß, insbesondere:(i) sage nicht etwas, von dem du weißt, dass es falsch ist.(ii)    äußere dich nicht zu etwas, worüber du keine empirische Evidenz besitzt. 2. Quantitätsmaxime:(i) Gestalte deinen Beitrag so informativ wie möglich in bezug auf den augenblicklichen Stand des Austausches.(ii) Gestalte deinen Beitrag nicht informativer als gerade nötig.

  8. 3. Relevanzmaxime:Gestalte deine Beiträge so, dass sie wirklich relevant sind. 4. Maxime der Art und Weise: Drücke dich klar aus, insbesondere: (i) vermeide undurchsichtige Formulierungen. (ii) vermeide Zweideutigkeiten. (iii) fasse dich kurz. (iv) spreche in geordneter Weise.

  9. Gerade Verstöße gegen die Konversationsmaximen weisen darauf hin, dass und wie Menschen diese doch implizit ansetzen, um den Äußerungen ihrer Kommunikationspartner überhaupt einen Sinn zu geben. Rückgriff auf das Kooperationsprinzip • vgl. die Annahme der Kohärenz von Äußerungen, welche für die Beschreibung anaphorischer Beziehungen unabdingbar ist, sowie Annahmen über den aktuellen und gemeinsamen Wissensstand, welcher für die Definitheit ausschlaggebend ist.

  10. Verletzungen der Maximen als Mittel zum Nachweisder Gültigkeit dieser Maximen (217) A: Weißt du, wo meine Bockwürste geblieben sind? B: Nein. Aber der Hund liegt auf der Terrasse und macht ein sehr zufriedenes Gesicht. • Verletzung der Relevanzmaxime und der Maxime der Art und Weise (217B)' ‛der Hund hat die Bockwürste aufgegessen (und macht deshalb ein so zufriedenes Gesicht)’.

  11. (218) A: Laß uns etwas für die Kinder kaufen. B: Okay, aber bitte nicht E-I-S. • Verletzung der Maxime der Art und Weise ‘ich will das Wort Eis in Gegenwart der Kinder nicht laut aussprechen; kaufen wir ihnen lieber etwas anderes’

  12. Standard-Implikaturen (219a) Entschuldigung, aber Sie wissen nicht, wo ich hier ganz schnell noch Butter und Brot kaufen kann? (219b) Gehen Sie am besten zum Hauptbahnhof in die Richtung. [+ Zeigegeste]

  13. Zur „Erklärungs-Reichweite“ von Konversationsmaximen 1. Qualitätsmaxime (205a) ?Ich verspreche dort zu sein, aber ich habe nicht vor, dort zu erscheinen.(205b) ?Die Katze liegt auf der Matte, aber ich glaube nicht daran. • der „generelle Sinn“ von Fragen: (220a) Wann werden wir die letzte Vorlesung haben? (220b) ?‛ich weiß aber, wann die letzte Vorlesung sein wird’ (220c) ?‛ich will gar nicht wissen, wann die letzte Vorlesung ist’ (a) das, wonach man fragt, weiß man nicht(b) man möchte es erfahren

  14. Nutzen der Qualitätsmaxime zur Erklärung von Metaphern: (221) Bismarck war aus Stahl. Nutzen der Qualitätsmaxime zur Erklärung von Ironie: (222) A: Was passiert, wenn die Araber uns das ganze Öl abdrehen?B: Komm Junge, schließlich herrscht Großbritannien auf allen Meeren!

  15. 2. Quantitätsmaxime (223) Peter besitzt drei Pferde. (223)' ‘Peter besitzt genau drei (und nicht mehr) Pferde’ (223a) Im Grunde genommen (genau genommen ...) besitzt Peter noch mehr Pferde. (224) Der Angeklagte ist zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. (224a) Vor allem aber ist der Angeklagte zu lebenslanger Haft verurteilt worden. (225) Wenn er es tut, dann tut er es. (226) Geld ist Geld.

  16. 3. Relevanzmaxime (227) Geben Sie mir bitte das Salzfäßchen! (227)' ‘geben Sie mir bitte das Salzfässchen jetzt (sofort ...)!’ (228) A: Mutti, können wir nicht etwas Tischtennis spielen? B: In welchem Zustand befindet sich denn dein Zimmer?

  17. 4. Maxime der Art und Weise • Untermaxime (iii): ‛fasse dich kurz’ (229a) Verpacken Sie das Buch versandfertig! (229b) Nehmen Sie das Buch, was vor Ihnen liegt, in die Hand sowie eine Schere, Packpapier, Klebeband und einen Addressaufkleber. Dann schneiden Sie sich ein ausreichend großes Stück von dem Packpapier mithilfe der Schere ab, indem Sie vorher geprüft haben, wie viel Papier das Buch dafür benötigt, wickeln das Buch darin ein und verkleben das so entstehende Päckchen mit dem Band. Dann kleben Sie den Addressaufkleber darauf, schreiben die Addresse oben hin und vergessen dabei auch den Absender nicht.

  18. (230a) Sie hörten soeben eine Arie aus Mozarts ‛Zauberflöte’. (230b) Sie hörten soeben eine Serie von Tönen, welche ziemlich genau den Melodien und dem Takt einer Arie aus Mozarts ‛Zauberflöte’ entsprach. • Untermaxime (iv): ‛spreche in geordneter Weise’ (231a) Er kämmte sich das Haar, setzte den Hut auf und sah sich im Spiegel an. (231b) ?Er sah sich im Spiegel an, setzte den Hut auf und kämmte sich das Haar. • vgl. die Interpretation von und als ‛und dann’

  19. konversationelle vs. konventionelle Implikaturen • Eigenschaften von Inferenzen (s. erste Vorlesung): 1. annullierbar (engl. ‘cancellable’ oder auch ‘defeasible’):Die betreffende Inferenz kann aufgelöst werden, z.B. indem man sie durch einen Folgesatz explizit negiert (etwa von der Art: damit wollte ich jetzt nicht sagen, dass...). 2. ablösbar (engl. ‘detachable’):Die Inferenz hängt an der Form des sprachlichen Ausdrucks und gilt nicht mehr unbedingt bei dessen Reformulierung (oder Ersetzung). konversationelle vs. konventionelle Implikatur 1. ‛nicht ablösbar’ ‛ablösbar’2. ‛annullierbar’ ‛nicht annullierbar’

  20. konventionelle Implikatur = Implikation (u.a. Entailment) (223) Peter besitzt drei Pferde. (223)' Peter besitzt genau drei Pferde.  konvent. Implikatur … eigentlich besitzt Peter noch mehr Pferde. (223)" Peter besitzt zwei Pferde.  Entailment (223)"' *Peter besitzt drei Pferde, aber eigentlich zwei.

  21. Inferenzen im Bereich der Aktionalität 1. terminativer Verlauf: (232a) Annemarie hat zwei Jahre lang ihr Buch geschrieben. impli-ziert präsupponiert 2. terminatives Ereignis (= Zustandsveränderung): (232b) Annemarie hat ihr Buch geschrieben. impliziert / Entailment 3. resultativer Zustand: (232c) Annemaries Buch ist geschrieben. (232d) *Annemarie hat ihr Buch geschrieben, aber das Buch ist nicht geschrieben.

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