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Vít Dovalil, Ph.D. Zur Theorie des Sprachmanagements Language Management Theory. Gliederung. I. Ausgangspunkte, Gegenstand II. Sprachmanagement III. Prozess des Managements IV. Netzwerke des SpM V. Vor- und Nachmanagement VI. Norm-Begriff VII. Literatur.
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Vít Dovalil, Ph.D. Zur Theorie des SprachmanagementsLanguage Management Theory
Vít Dovalil, Ph.D. Gliederung I. Ausgangspunkte, Gegenstand II. Sprachmanagement III. Prozess des Managements IV. Netzwerke des SpM V. Vor- und Nachmanagement VI. Norm-Begriff VII. Literatur
Vít Dovalil, Ph.D. I. Ausgangspunkt des SpM • Identifizierung der Sprachprobleme • Wer identifiziert sie? • Wo werden sie identifiziert? • Sprachprobleme gesellschaftliche P. sozioökonomische Basis • Werden die Probleme gelöst? Wie?
Vít Dovalil, Ph.D. I. Was ist ein Sprachproblem? • soziale Basis – Probleme der Macht, der sozialen Ungleichheit, die über den Sprachgebrauch inszeniert werden • unterschiedliche Interessen(gruppen) • keine einheitliche Typologie • Probleme der Sprachen/Varietäten (status- und korpusbezogen) • Grammatik, Wortschatz, Pragmatik
Vít Dovalil, Ph.D. I. Sprachprobleme • Migrantensprachen (Sprachkontakt, Diskriminierung, Deutsch- bzw. Englischunterricht für die Migranten, Spracherhalt, Integration) • Namen (Ortstafeln, Straßen-, Personennamen, Benennung neuer Objekte – Flughäfen, politische Parteien) • Anredeverhalten • jmd. verspricht sich bzw. verschreibt sich
Vít Dovalil, Ph.D. I. Sprachprobleme • „Sprachverfall“ - korrektes Sprechen und Schreiben (korpusbezogen) • Sprachberatung • Standardisierung, Rechtschreibreform • Status der Regional/Minderheitensprachen • Fremdsprachenunterricht (als Institution) • Sprachförderung, Sprachimperialismus
Vít Dovalil, Ph.D. II. Sprachmanagement: Ausgangspunkt Umgang mit der Sprache x Sprachgebrauch (Produktion und Interpretation der Diskurse) metalinguistische Aktivitäten (= zielen auf Diskursproduktion und –rezeption ab) • zwei Ebenen 1) „hic et nunc“ – einfaches M. individueller Interaktionen (diskursbasiert), Mikroebene, für Sprachkontakt relevant 2) organisiertes M. – (systematisch und) gesteuert, Gegenstand öffentlicher Diskurse, Makroebene I. Sprachprobleme 1. Lehrer: pourqoui lit-on? 2. Schüler: pour relaxer 3. Lehrer: pour se détendre, ´relaxer´ c´est anglais (bearbeitet nach Heller, M. (2001): 225)
Vít Dovalil, Ph.D. II. Sprachmanagement 1. Lehrer: pourqoui lit-on? 2. Schüler: pour relaxer 3. Lehrer: pour se détendre, ´relaxer´ c´est anglais (bearbeitet nach Heller, M. (2001): 225) „behaviour toward language as it appears in discourse“
Vít Dovalil, Ph.D. III. Prozess des Managements Kommunikation/Gespräch keine AbweichungNormabweichung nicht bemerktbemerkt nicht bewertetbewertet
Vít Dovalil, Ph.D. III. Prozess des Managements bewertet positiv (etwas dazwischen?) negativ Kommentar für einen anderen Teilnehmer Maßnahmen (Korrektur)n. implementiertn.
Vít Dovalil, Ph.D. III. Sprachmanagement • einfaches SpM – ein Sprecher wiederholt langsam und deutlich ein Wort/Syntagma ein Redakteur, der sich versprochen hat, korrigiert sich • organisiertes SpM – soziale Strukturen (Sprachkultur, -politik, -unterricht) einf. SpM (innerhalb des Gesprächs, on-line) org. SpM (ein Teil außerhalb des Gesprächs)
Vít Dovalil, Ph.D. III. Sprachmanagement Organisiertes Management • Akte nicht an eine Situation gebunden • Netzwerke oder Institutionen einbezogen • Kommunikation über das Management • Intervention von Theorie/n und Ideologie/n • als Objekt des Managements nicht nur ein Diskurs, sondern Sprache als System • Machtausübung in der Implementation • (unterschiedliche) Interessen in jeder Phase
Vít Dovalil, Ph.D. III. Sprachmanagement Ziel der LMT ist, die abwechslungsreichen Aktivitäten theoretisch zu erfassen. Einfaches und organisiertes SpM sind ein Typ von Umgang mit der Sprache: Selbstkorrektur ~ Neuregelung der Rechtschreibung
Vít Dovalil, Ph.D. III. Sprachmanagement ++ • nicht nur Umgang mit der Struktur einer Sprache (z. B. Kodifizierung), sondern auch Bezug auf die kommunikative und soziokulturelle Kompetenz • Kommunikationsmanagement (Wahl der Themen, des Stils, Rollenwechsel) • sozioökonomisches Management
Vít Dovalil, Ph.D. III. Management: Mikro x Makro Idealfall: Mikro Makro Mikro Probleme identifiziert von Laien, delegiert an Institutionen (Experten), von ihnen gelöst und die Lösung von Laien akzeptiert Teilmanagement: Mikro Makro Probleme identifiziert von Laien, bemerkt von Experten, aber nicht lösbar bzw. Lösung nicht akzeptiert
Vít Dovalil, Ph.D. III. Management: Mikro x Makro Teilmanagement: Makro Mikro Experten entwickeln in Institutionen Maßnahmen, ohne eigentliche Probleme der Laien zu berücksichtigen. Die Maßnahmen nichtsdestotrotz akzeptiert. Teilmanagement: Nur Mikro Probleme nur in den Interaktionen, auch als Vor- bzw. Nachmanagement
Vít Dovalil, Ph.D. III. Management: Mikro x Makro Teilmanagement: Nur Makro Experten in den Institutionen beachten eher wenig die Probleme der Sprachbenutzer, pflegen die „Wissenschaft“ um der Wissenschaft willen, ohne Rücksicht auf die Implementation.
Vít Dovalil, Ph.D. III. Soziokulturelles, kommunikatives und Sprachmanagement Lösungen der Sprachprobleme sollten mit den verwandten soziokulturellen (sozioökonomischen) und kommunikativen Problemen anfangen. Richtige Reihenfolge: 1) soziokulturelles (sozioökonomisches) M. 2) kommunikatives M. 3) sprachliches M.
Vít Dovalil, Ph.D. Ein Beispiel Erfolgreiches organisiertes Management (Deutschlernen bei Türken) hängt vom erfolgreichen kommunikativen M. ab (Schaffen von gewöhnlichen deutsch-türkischen sozialen Netzwerken), das wiederum vom erfolgreichen sozioökonomischen M. bedingt wird (Angebot von Arbeitstellen, die zu dt-türk. Netzwerken führen).
Vít Dovalil, Ph.D. III. Managementzyklus Sprachproduktion Korrektur „generate“ „manage“ Bemerken Bewerten der Normabweichungen
Vít Dovalil, Ph.D. IV. Netzwerke des SpM • Je komplexer das soz. Netzwerk ist, das sich durch die Interaktion konstituiert (hat), desto intensiver ist das SpM. • Individuelle Interaktion zwischen zwei Un/Bekannten, Familie Semikommunikation im Sprachkontakt • Betriebe, Banken, Krankenhäuser, Schule • Staaten, internationale Organisationen
Vít Dovalil, Ph.D. V. Vor- und Nachmanagement Pre-/ Post-interaction management Sprachprobleme können antizipiert werden. • Nachschlagen in Wörterbüchern • Konsultationen mit Sprachexperten • Vorbereitung der Vermeidungsstrategien • Interaktion nur in Anwesenheit eines Dolmetschers
Vít Dovalil, Ph.D. VI. Sprachnormen (Gloy 2004) • Teilmenge der sozialen Normen • Erwartungen bzw. (explizite) Setzungen deontischer Sachverhalte mit regulierender Funktion • Was wird durch Normen reguliert? • Bildung, Gebrauch, Verwendungsabsicht, Bewertung sprachlicher Einheiten
Vít Dovalil, Ph.D. VI. soziale Normen • deontische soziale Sachverhalte ein Inhalt (und Form seiner Äußerung) sind nach dem Willen eines A für (die Adressaten) B unter den Situationsbedingungen C in Bezug auf einen Zweck D mit der Begründung E erlaubt, geboten oder verboten
Vít Dovalil, Ph.D. VI. Sprachnorm • ein historisch veränderlicher und • aufgrund der Reflexion sozialer Phänomene intersubjektiv existierender Bewusstseinsinhalt, der als • Regulator sprachlicher Erwartungen und Handlungen funktioniert und der • sich auf gleichartige und zahlenmäßig nicht näher bestimmbare KS-en bezieht
Vít Dovalil, Ph.D. VII. Literatur • Gloy, K. (22004): Norm. In: HSK Soziolinguistik, Bd. 3. 1, Berlin/New York: Walter de Gruyter, S. 392-399. • Heller, M. (2001): Undoing the macro/micro dichotomy: ideology and categorization in a linguistic minority school. In: N. Coupland/S. Sarangi, Chr. N. /Candlin (eds.): Sociolinguistics and Social Theory. Longman: Harlow, 212-234. • Jernudd, B. H./Neustupný, J. V. (1987). Language planning: for whom? Proceedings of the International Colloquium on Language Planning, ed. by L. Laforge. Québec: Les Presses de l'Université Laval, s. 69 - 84.
Vít Dovalil, Ph.D. VII. Literatur • Jernudd, B. H./Thuan, E. (1980). To Err is Human: Control of Language through Correction. I. Report, II. Readings in Correction. (Privat herausgegeben). • Kaplan, R. B./Baldauf, R. B. (1997). Language Planning from Practice to Theory. Clevedon: Multilingual Matters. • Nekvapil, J. (2006): From Language Planning to Language Management. In: Sociolinguistica 20, 92-104. • Neustupný, J. V. (1973). An outline of a theory of language problems. VIIIth World Congress of Sociology. Toronto, August 16 - 24, 1974. Reprint in: J. V. Neustupný, Post - Structural Approaches to Language, Tokyo: University of Tokyo Press, s. 243 - 257.
Vít Dovalil, Ph.D. VII. Literatur • Neustupný, J. V./Nekvapil, J. (2003): Language management in the Czech Republic. Current Issues in Language Planning 4, s. 181-366. Reprint in: Baldauf, R. B./Kaplan, R. B. (eds) Language Planning and Policy in Europe, Vol. 2. Clevedon etc.: Multilingual Matters, 2006, s. 16-201 . • Fan, S. K. (1994): Contact Situations and Language Management. In: Multilingua 13/3. S. 237-252. • Fairbrother, L. (2000): Analysis of Intercultural Interaction Management within a Party Situation. In: The Japanese Journal of Language in Society 2/2. S. 33-44.