1 / 25

Eine Theorie des Wertewandels

Eine Theorie des Wertewandels. Materialismus – Postmaterialismus Modernisierung – Postmodernisierung Ringvorlesung Soziologische Theorien II SoSe 2009, 16.6.2009 Dr. Guido Mehlkop. Prolog: Was bin ich?.

edan-wade
Download Presentation

Eine Theorie des Wertewandels

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. Eine Theorie des Wertewandels Materialismus – Postmaterialismus Modernisierung – Postmodernisierung Ringvorlesung Soziologische Theorien II SoSe 2009, 16.6.2009 Dr. Guido Mehlkop

  2. Prolog: Was bin ich? Wählen Sie aus den folgenden vier Zielen, die Deutschland verfolgen sollte, das wichtigste und das zweitwichtigste aus: Ziel 1: Kampf gegen steigende Preise. Ziel 2: Mehr Einfluss der Bürger auf die Entscheidungen der Regierung. Ziel 3: Schutz des Rechtes auf freie Meinungsäußerung. Ziel 4: Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung.

  3. Prolog: Was bin ich? • Ziel 1 und Ziel 4 ausgewählt  reine/r Materialist/in (MAT) • Ziel 2 und Ziel 3 ausgewählt  reine/r Postmaterialist/i (PM) • An erster Stelle ein MAT-Item und an zweiter Stelle ein PM-Item  MAT-Mischtyp • An erster Stelle ein PM-Item und an zweiter Stelle ein MAT-Item  PM-Mischtyp

  4. Ronald Inglehart • Geb. 1934 in Milwaukee, USA. • Studium der Politikwissenschaft u.a. in Chicago und Leiden (NL). • Seit 1978 Professor für Politikwissenschaft an der University of Michigan (Ann Arbor). • Zahlreiche Gastprofessoren, u.a. in Mannheim, Berlin, Kyoto, Taipei, Rom. • Federführend beim World Value Survey

  5. World Value Survey • Befragungen, die seit 1980 alle fünf Jahre durchgeführt werden (kein Panel auf Individualebene!). • Zeitreihe, wenn aggregiert verwendet. • Welle 1: 21 Länder (Europa, Nordamerika, Japan, Argentinien. Welle 5: 78 Länder (Afrika unterrepräsentiert). • Standardisierte Befragung durch Interviewer, im Schnitt 1 330 Befragte pro Land (Zufallstichprobe). • Themen: allgemeine Lebenszufriedenheit, Religiosität, Demokratieverständnis, Postmaterialismus, Vertrauen.

  6. Definition „Werte“ • Wiswede (1998: 44-45): „Werte sind wünschenswerte Zustände, die den handelnden Individuen bei der Verfolgung ihrer Absichten als Zielvorstellung dienen. Sie hängen meist mit dem übergreifenden sozialen Wertsystem zusammen. Einstellungen sind wertgeleitet, beziehen sich aber auf ganz bestimmte Objektbereiche. Durch die Annahme der Existenz von Einstellungen kann das Auftreten einer Vielzahl verschiedenartigster Verhaltensweisen erklärt werden“. • Inglehart (1977: 29) Werte sind „tiefsitzende, unveränderliche und generalisierte Vorstellungen von Lebenszielen“. Werte bestimmen sich bei Inglehart aus den Grundbedürfnissen eines Menschen und sind hierarchisch geordnet. Die Werte eines Menschen kann man als Struktur sehen, die sein Denken und Handeln leiten.

  7. Werte • Bedürfnishierarchiepyramide nach Maslow (1955):

  8. Ingleharts zentrale Thesen • Mangelhypothese: • „… die Prioritäten eines Individuums reflektieren seine sozioökonomische Umwelt. Man schätzt jene Dinge subjektiv am höchsten ein, die verhältnismäßig knapp sind“ Inglehart 1984: 280).  abnehmender Grenznutzen • Sozialisationshypothese: • „… das Verhältnis zwischen sozioökonomischer Umwelt und Wertprioritäten ist nicht eines der unmittelbaren Anpassung. Eine beträchtliche zeitliche Verzögerung spielt hierbei die Rolle, da die Grundwerte einer Person zum größten Teil jene Bedingungen reflektieren, die während der Jugendzeit vorherrschten“ (Inglehart 1984: 280).

  9. Dynamik des Wertewandels • Ob es einen Wertewandel gibt, hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung einer Gesellschaft ab. • Wertewandel geschieht nur durch Generationensukzession (Kohorten-Effekte). Perioden- bzw. „Turning-Point“-Effekte (Sampson & Laub 2005) werden grundsätzlich ausgeschlossen.

  10. Messung der Wertprioritäten, 12-Item Skala • 1. Mehr Mitbestimmung am Arbeitsplatz. • 2. Weniger unpersönliche Gesellschaft. • 3. Ideen zählen mehr als Geld. • 4. Mehr politische Mitbestimmung. • 5. Freie Rede. • 6. Schönere Städte. • 7. Kampf gegen steigende Preise. • 8. Starke Verteidigungskräfte. • 9. Wirtschaftswachstum. • 10. Verbrechensbekämpfung. • 11. Stabile Wirtschaft. • 12. Aufrechterhaltung der Ordnung.

  11. Messung der Wertprioritäten, 12-Item Skala • 1. Mehr Mitbestimmung am Arbeitsplatz. • 2. Weniger unpersönliche Gesellschaft. • 3. Ideen zählen mehr als Geld. • 4. Mehr politische Mitbestimmung. • 5. Freie Rede. • 6. Schönere Städte. • 7. Kampf gegen steigende Preise. • 8. Starke Verteidigungskräfte. • 9. Wirtschaftswachstum. • 10. Verbrechensbekämpfung. • 11. Stabile Wirtschaft. • 12. Aufrechterhaltung der Ordnung.

  12. Messung der Wertprioritäten • Ranking-Verfahren: Die Befragten erhalten Karten mit je einem Item und sollen die Karten gemäß der „Wichtigkeit“ der Items sortieren. • Rating Verfahren: Die Befragten sollen jedes Item beurteilen, z.B. in Likerts-Skalen: • „Mehr Mitsprache am Arbeitsplatz?“ Sehr wichtig gar nicht wichtig O O O O O

  13. Die Wertedimension • Ergebnisse einer Faktorenanalyse, Quelle: Inglehart 1997: 112.

  14. (Erwartete) Charakteristika von Materialisten • Bezüglich ihrer Einstellungen: • Eher konservativ (autoritär), risikoavers (politisch passiv), eher religiös geprägt, starke Orientierung an Referenzgruppen, Klassen-bewußtsein, eher leistungsorientiert, eher pessimistisch und unzufrieden mit eigener Situation; „Glück“ wird an ökonomischer Sicherheit festgemacht, Nationalismus möglich. • Bezüglich Soziodemographika: • Eher in älteren Generationen zu finden, geringeres Bildungsniveau.

  15. (Erwartete) Charakteristika von Postmaterialisten • Bezüglich ihrer Einstellungen: • Progressive Einstellung zu Politik, Egalitarismus, Gleichberechtigung, eher politisch aktiv (aber nicht in Parteien), eher sekular eingestellt, eher anti-autoritär, tolerant gegenüber Ab-weichendem Verhalten (in Grenzen), mäßig leistungsorientiert, nicht „Anti-Materialisten“(!). • Bezüglich Soziodemographika: • In jüngeren Generationen zu finden, hohes Bildungsniveau – aber kein überdurchschnittl. Einkommen.

  16. Gesellschaftliche Veränderungen aufgrund des Wertewandels • Abnehmende Bedeutung von Klassenstrukturen / -konflikten. • Zunehmende Gleichheit zwischen Geschlechtern. • Abnehmende Legitimität und Akzeptanz traditioneller Institutionen (wie Familie und Kirche). • Verstärktes Infragestellen der Eliten (Elitenlenkendes statt elitengelenktes Handeln). • Zunehmende Bereitschaft zu direktem politisch Handeln in Issue-Groups. • Sinkende nationale Loyalität. • Verstärkte Orientierung an supranationalen Systemen. • Zunehmende Bedeutung von Fragen der Lebensqualität für das politische Verhalten. • Verlagerung des politischen Links/Rechts zum Establishment/Anti-Establishment Schema. • Wirtschaftliche Leistung eines Landes wird sinken. • Wissenschaftliche Leistungen (Innovationen) werden seltener. • Kulturelle Leistungen steigen (?).

  17. Formale Beschreibung der Theorie • Tendenziell historizistisch: es gibt „Bewegungsgesetze“ in der Geschichte. Hat man diese erkannt, dann kann die Zukunft vorhergesagt werden. • Theorie ist materialistisch: Die (sozio-ökonomische) Umwelt „erschafft“ das Wertesystem einer Gesellschaft („Sein bestimmt das Bewusstsein“, Marx). • Theorie ist dialektisch: eine Gesellschaftsformation (Materialismus) legt die Grundlage für eine neue Gesellschaftsformation (Postmaterialismus), welche die alte verändert / abschafft.

  18. Neuere Modifizierungen: „Two dimensions of cultural variation and change“, Inglehart & Welzel 2005

  19. Kritik an Ingleharts Ansatz • Lehner 1984: Die Thesen widersprechen sich partiell. Mangelhypothese sagt, dass sozioökonomische Lage Werte eines Menschen beeinflusst. Sozialisationshypothese widerspricht dem (zumindest für Erwachsene). • Herz 1987: Wertvorstellungen sind nicht (nur) eine Funktion aus der Befriedigung von Grundbedürfnissen, sie werden (auch) in instutionalisierter Form von Referenzgruppen übernommen und stehen immer im kulturellen Zusammenhang (den Inglehart fast völlig ausblendet).

  20. Kritik an Ingleharts Ansatz • Rössel 2006: es wird nicht spezifiziert, wann sich jemand „sicher“ fühlt; es gibt keine Theorie der Sozialisation; misst Inglehart Werte oder Einstellungen? Inglehart erhebt keine echten Paneldaten. • Mehlkop 2000: Die Items zur Erfassung von Wertprioritäten sind nicht „kulturfair“, d.h. einige messen in bestimmten Kulturkreisen etwas anderes als anderswo.

  21. Ein empirischer Test von Klein und Pötschke 2000 mit EUROBAROMETER-Daten (4- Item Skala)

  22. Ein empirischer Test von Klein und Pötschke 2000 mit EUROBAROMETER-Daten (4- Item Skala)

  23. Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes (2009)

  24. Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes (2009)

  25. Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes (2009)

More Related