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Gliederung. 1. Einleitung2. Grundannahme und Konzept der klientenzentrierten Beratung3. Interventionsstrategien4. Schwierige Gespr
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1. Klientenzentrierte Beratung Seminar: Beratungskonzepte in sonderpädagogischen Handlungsfeldern
ReferentInnen: Julia Mohr, Armin Kreuzer, Constanze Schäfer
2. Gliederung 1. Einleitung
2. Grundannahme und Konzept der klientenzentrierten Beratung
3. Interventionsstrategien
4. Schwierige Gesprächssituationen
5. Anwendung in sonderpädagogischen Handlungsfeldern
6. Fallbeispiel
3. 1. Einleitung
4. 1. Einleitung1.1 Definition nach Carl R. Rogers „Die klientenzentrierte Orientierung ist eine sich ständig weiterentwickelnde
Form zwischenmenschlicher Beziehung, die Wachstum und Veränderung
fördert. Sie geht von folgender Grundhypothese aus: Jedem Menschen ist ein
Wachstumspotential zu eigen, das in der Beziehung zu einer Einzelperson
(etwa einem Therapeuten) freigesetzt werden kann. Voraussetzung ist, daß
diese Person ihr eigenes reales Sein, ihre emotionale Zuwendung und ein
höchst sensibles, nicht urteilendes Verstehen in sich selbst erfährt, zugleich
aber dem Klienten mitteilt. Das Einzigartige dieses therapeutischen Ansatzes
besteht darin, daß ein Schwerpunkt mehr auf dem Prozess der Beziehung
selbst als auf den Symptomen oder ihrer Behandlung liegt; daß seine Hypothesen sich
auf Material stützen, das aus therapeutischen und anderen zwischenmenschlichen
Beziehungen gewonnen wurde, insbesondere auf Tonband- und Filmaufzeichnungen von
Interviews, und daß diese Hypothesen der Überprüfung durch geeignete
Untersuchungsmittel grundsätzlich offen stehen. Es hat sich gezeigt, daß dieser
therapeutische Ansatz auf alle Bereiche zwischenmenschlicher Beziehung anwendbar
ist, in denen das gesunde psychologische Wachstum des Individuums angestrebt wird“
(Rogers 1977, S. 15).
5. 1. EinleitungCarl Ransom Rogers
Begründer:
Carl Ransom Rogers
(1902-1987)
Psychologe und Psychotherapeut
Vertreter der humanistischen Psychologie
(vgl. Rogers 1977)
6. 1. Einleitung1.2 Entstehungsgeschichte
1938 – 1950: Entwicklung des klientenzentrierten Beratungskonzeptes
Entwicklungsphasen:
- 1940 bis 1945 Ohio State University
- 1945 bis 1950 Universität von Chicago
Bekanntmachung in Deutschland durch Reinhard und Anne-Marie Tausch
(vgl. Rogers 1977)
7. 1. EinleitungAllgemeines
durch Tonbandprotokolle von Gesprächen als Ausbildungsgrundlage rückte die Behandlungstechnik in den Fokus
die Bezeichnung „Patient“ wurde durch die des „Klienten“ ersetzt, der fortan als selbstverantwortlich galt
„klientenzentrierte Psychotherapie“ – Klient steht im Mittelpunkt
(vgl. Rogers 1977)
8. 1.Einleitung1.3 Anwendungsgebiete
Überall dort, wo es um den Umgang mit Menschen geht, macht man sich wesentliche Elemente dieses Konzepts zunutze.
(vgl. Breitenbach IN: Diouani-Streek, M.; Ellinger 2007, S. 33)
- Pädagogik
- Sozialarbeit
- Seelsorge
- Management
…
9. 1. Einleitung1.4 Anwendungsarten
Therapie
Beratung
Gesprächsführung
? in allen Situationen, in denen es um die Veränderung menschlichen Verhaltens geht
(vgl. Breitenbach IN: Diouani-Streek, M.; Ellinger 2007, S. 33)
10. 2. Grundannahme und Konzept
der Klientenzentrierten
Beratung
11. 2. Grundannahme und Konzept2.1 Menschenbild
humanistisches Menschenbild
? Die Natur des Menschen ist weder böse noch neutral, sondern grundsätzlich gut!
(optimistisches Menschenbild)
Mensch als ein zur Selbstverwirklichung strebendes Wesen
12. 2. Grundannahme und Konzept 2.2 Aktualisierungstendenz
Klientenzentrierte Beratung basiert auf einem grundlegenden Vertrauen in den Menschen (humanistisches/optimistisches Menschenbild)
(vgl. Breitenbach IN: Diouani-Streek, M.; Ellinger 2007, S. 34)
13. 2. Grundannahme und Konzept 2.2 Aktualisierungstendenz
Jedem Menschen ist eine existenzielle Tendenz angeboren, alle seine Kräfte und Fähigkeiten im jeweiligen sozialen Kontext zu entfalten.
(vgl. Breitenbach IN: Diouani-Streek, M.; Ellinger 2007, S. 33)
14. 2. Grundannahme und Konzept 2.2 Aktualisierungstendenz
Die Aktualisierungstendenz kann:
gehemmt
behindert oder
deformiert werden, jedoch kann sie unmöglich zerstört werden.
? Diese Tendenz ist das Fundament des personenzentrierten Ansatzes.
(vgl. Breitenbach IN: Diouani-Streek, M.; Ellinger 2007, S. 34)
15. 2. Grundannahme und Konzept 2.2 Aktualisierungstendenz
Klient hat die Fähigkeit die ihn bedrückenden Probleme selbst bewältigen zu können
Klient ist das Zentrum der Beratung; Berater ist unterstützend im Hintergrund (nicht-direktives Verhalten)
Klient ist Experte für sich selbst
Therapieverlauf als Reifeprozess, für den der Klient selbst verantwortlich ist
16. 2. Grundannahme und Konzept2.3 Klientenzentrierte Haltung
Möglichkeiten des Klienten:
sich selbst zu begreifen
seine Einstellungen zu verändern
sein Verhalten zu verändern
Notwendig dafür:
ein förderliches Klima
eine förderliche Beziehung
(vgl. Breitenbach IN: Diouani-Streek, M.; Ellinger 2007, S. 34 ff.)
17. 2. Grundannahme und Konzept2.3 Klientenzentrierte Haltung
Bedingungen für ein wachstumsförderndes Klima (therapeutisches Basisverhalten):
Empathie, einfühlendes Verstehen, Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte
unbedingte Wertschätzung, bedingungsloses Akzeptieren, emotionale Wärme und
Kongruenz oder Echtheit
Ziel: Das persönliche Wachstum und die persönliche
Weiterentwicklung eines Individuums
18. 2.3 Klientenzentrierte Haltung 2.3.1 Empathie Berater:
kann Erlebnisse und Gefühle des Klienten und deren persönliche Bedeutung präzise erfassen (auch knapp unter der Bewusstseinsschwelle des Klienten)
übernimmt die Perspektive des Klienten
durch sensibles und aktives Zuhören nimmt er die Gefühle des Klienten mit ihren persönlichen Bedeutungen wahr und kann das Verstandene dem Klienten mitteilen
19. 2.3 Klientenzentrierte Haltung 2.3.1 Empathie Klient:
lernt sich besser zu verstehen
kann mehr von seinem aktuellen Erleben in seinem Bewusstsein zulassen
hat das Gefühl umfassend und tiefgehend verstanden zu werden
entwickelt verstärktes Vertrauen in sich selbst und seine Möglichkeiten
20. 2.3 Klientenzentrierte Haltung 2.3.1 Empathie
Empathie bedeutet nicht:
Analysieren oder Diagnostizieren
(vgl. Breitenbach IN: Diouani-Streek, M.; Ellinger 2007, S. 34 ff.)
21. 2.3 Klientenzentrierte Haltung 2.3.2 Unbedingte Wertschätzung
Berater:
akzeptiert Klienten mit all seinen Eigenschaften, ohne diese Wertschätzung an irgendwelche Bedingungen zu knüpfen
betritt die Erlebniswelt des Klienten ohne Vorurteile
auch wenn der Klient schweigt, macht der Berater deutlich, dass er für ihn da ist
22. 2.3 Klientenzentrierte Haltung2.3.2 Unbedingte Wertschätzung
Unbedingte Wertschätzung wird auch nonverbal ausgedrückt:
? mimische Reaktionen, z.B. lächeln/Blickkontakt vermitteln dem Klienten Zuwendung
23. 2.3 Klientenzentrierte Haltung 2.3.2 Unbedingte Wertschätzung
Klient:
lernt sich selbst auch wertzuschätzen und sich zu akzeptieren
entwickelt Selbstvertrauen
24. 2.3 Klientenzentrierte Haltung2.3.3 Kongruenz Berater:
trägt kein professionelles Gehabe zur Schau
kann über Gefühle und Einstellungen verfügen und muss sie deshalb nicht unterdrücken
nutzt eigene emotionale Reaktionen, um den Klienten besser zu verstehen
? Schaffung eines vertrauenswürdigen und förderlichen Klimas durch konstruktive Ehrlichkeit
25. 2.3 Klientenzentrierte Haltung2.3.3 Kongruenz
Drei Ziele nach Hackney und Cormier (1993):
die Offenheit des Beraters lässt Sicherheit entstehen
Klient kann am Modell des Beraters lernen
durch das Feedback des Beraters erfährt der Klient, wie andere ihn wahrnehmen und erleben
? Die Bedingung der Echtheit ist nicht einfach zu erfüllen!
(vgl. Breitenbach IN: Diouani-Streek, M.; Ellinger 2007, S. 37)
26. 2.3 Klientenzentrierte Haltung2.3.4 Zusammenhänge zwischen den Variablen
Die Grundhaltung des Beraters ist durch drei Basisvariablen gekennzeichnet:
Empathie
unbedingte Wertschätzung
Kongruenz
? Variablen bedingen einander und bilden die Voraussetzung für eine erfolgreiche und wachstumsfördernde Beratung.
27. 3. Interventionsstrategien
28. 3. Interventionsstrategien spezifische Interventionsstrategien und Interventionstechniken können eine schnelle positive Veränderung beim Klienten bewirken
(nach Tausch 1990, 2007)
sie machen die Beratung effektiver und verbessern die Selbstexploration
29. 3. Interventionsstrategien3.1 Spiegeln
nicht wertendes Feedback des Beraters
Klient hat die Möglichkeit eigene Gefühle aus einer gewissen Distanz zu betrachten und sie zu reflektieren, bekommt einen „Spiegel“ vorgehalten
(vgl. Breitenbach IN: Diouani-Streek, M.; Ellinger 2007, S. 39)
30. 3. Interventionsstrategien3.2 Konfrontieren
dem Klienten Widersprüche seines Verhaltens aufzeigen
Strategie vorsichtig anwenden, da sie als Kritik missverstanden werden kann
hilft dem Klienten beim Bemühen um Kongruenz, Verhalten kann besser angepasst werden
31. 3. Interventionsstrategien3.3 Zusammenfassen
Berater fasst Gehörtes und Verstandenes zusammen
Drei Strategien des Zusammenfassens:
a) Akzentuieren
b) Gegenüberstellen
c) Aufgreifen des „Roten Fadens“
32. 3. Interventionsstrategien 3.3 Zusammenfassen
Akzentuieren :
wichtige Aspekte des Gesagten werden hervorgehoben
Aufzeigen neuer Erkenntnisse
33. 3. Interventionsstrategien3.3 Zusammenfassen
b) Gegenüberstellen
Bewältigungsmöglichkeiten sammeln und gegenüberstellen
verschafft Klarheit beim Klienten über Lösungsansätze
34. 3. Interventionsstrategien3.3 Zusammenfassen
c) Den roten Faden aufgreifen
ungeordnete Inhalte des Klienten in eine Ordnung bringen
dem Klienten den roten Faden zur Verfügung stellen, um Verbindung einzelner Gedanken aufzuzeigen
35. 3. Interventionsstrategien3.4 Konkretisieren
wird angewandt, um allgemeine Äußerungen des Klienten zu konkretisieren
Versuch, schwer formulierbare Inhalte in Worte fassen zu können
Formulieren konkreter Ziele, lässt konkrete Handlungsschritte zu
36. 3. Interventionsstrategien3.5 Perspektivwechsel anbieten
Klient kann sich in die Situation einer anderen Person versetzen
dient dazu, Gefühle und Reaktionen anderer Personen besser zu verstehen
37. 4. Schwierige Gesprächssituationen
38. 4. Schwierige Gesprächssituationen
Erstgespräch
Gesprächspausen
Phasen des Schweigens
Bitten des Klienten um einen konkreten Rat
professionelles Beenden eines Gesprächs
39. 4. Schwierige Gesprächssituationen 4.1 Das erste Gespräch
Klient mit ambivalenten Gefühlen:
Hoffnung auf Hilfe
Skepsis am Erfolg des Gesprächs
Ängste und Befürchtungen
40. 4. Schwierige Gesprächssituationen4.1 Das erste Gespräch
Informationen über den Klienten:
Anliegen und Erwartungen
Informationen für den Klienten:
- Struktur der Beratung
41. 4. Schwierige Gesprächssituationen 4.2 Gesprächspausen
in Alltagsgesprächen:
unangenehme Unterbrechungen
im Beratungsgespräch:
sinnhafte Momente
unterschiedliche Funktionen und Bedeutungen für Klient und Berater
42. 4. Schwierige Gesprächssituationen 4.3 Bitte um Ratschläge
Klient hofft auf schnelle Problemlösung
Berater kann keine Lösungsvorschläge bieten
Zusammenarbeit und konstruktiver Umgang zwischen Klient und Berater für eine effektive Lösungssuche wichtig
43. 4. Schwierige Gesprächssituationen 4.4 Beenden eines Beratungsgesprächs
Zeitliche Begrenzung, damit …
sich Klient und Berater nicht überfordern
der Klient lernt, Probleme anzupacken und sie nicht aufschiebt
der Klient eigenverantwortlich seine Gesprächszeit nutzt
44. 4. Schwierige Gesprächssituationen 4.4 Beenden eines Beratungsgesprächs
Beenden des Gesprächs durch …
den Berater selbst
Beenden des Gesprächs mit …
Techniken des Resümierens oder Zusammenfassens
sinnvollen offenen Themen, Punkten oder Aspekten für eine weitere Betrachtung
45. 5. Sonderpädagogische Handlungsfelder
46. 5. Sonderpädagogische Handlungsfelder
Klientenzentrierte Beratung wird insbesondere in zwei pädagogischen Handlungsfeldern angewandt
Erziehungsprobleme
2. Schullaufbahnberatung
(vgl. Breitenbach IN: Diouani-Streek, M.; Ellinger 2007, S. 39)
47. 5. Sonderpädagogische Handlungsfelder Erziehungsprobleme
Erziehung als gemeinsames Gestalten von Lebenssituationen
haben Eltern/Lehrer Erziehungsprobleme, so müssen Teile der eigenen Persönlichkeit hinterfragt werden
48. 5. Sonderpädagogische Handlungsfelder 2. Schullaufbahnberatung
Eltern sollen über Zukunft des Kindes entscheiden, dabei wirken eigene Lebensentwürfe mit
besonders wichtig für Eltern eines Kindes mit Behinderung
49. 6. Fallbeispiel
50. 6. Fallbeispiel Wir werden euch nun einen Ausschnitt einer Sitzung Rogers mit Gloria zeigen.
(http://www.youtube.com/watch?v=m30jsZx_Ngs&feature=PlayList&p=01BE493E9CDDF2E0&playnext=1&playnext_from=PL&index=2)
Bitte hört aufmerksam zu und achtet besonders auf folgende Merkmale:
- Besondere Gesprächssituationen
- Körpersprache
- Zusammenfassungen
…
Ihr könnt der Frage nachgehen, wie Rogers es schafft ein förderliches, soziales Klima zu kreieren.
51. 6. Fallbeispiel Gespräch mit Gloria:
Gloria ist eine geschiedene Frau mit einer jungen Tochter; sie hat Männerbeziehungen, verheimlicht diese aber ihrer Tochter und fürchtet, sie würde in ihrem Bedürfnis von der Tochter nicht verstanden werden, wenn diese davon erführe. Das Gespräch kreist um dieses Thema, allerdings ohne den Kern des Problems klar anzusprechen.
52. 6. FallbeispielFilmsequenzen Zu Beginn: Rogers vermittelt eine emotionale Zuwendung, die von der Klientin wahrgenommen wird
5:26 min: direkte Bitte um Rat, Rogers will Gloria helfen, selbst eine Lösung zu finden
5:57 min: Klientin nimmt den Therapeuten als echt und akzeptierend wahr
7:57 min: Therapeut reflektiert die Gefühle der Klientin und sieht somit die Welt mit ihren Augen
(vgl. Rogers, Carl R.: „Therapeut und Klient. Grundlagen der Gesprächspsychotherapie“, München 1977)
53. Literaturverzeichnis Diouani-Streek, Mériem; Ellinger, Stephan: „Beratungskonzepte in sonderpädagogischen Handlungsfeldern“, Athena 2007
Rogers, Carl R.: „Therapeut und Klient. Grundlagen der Gesprächspsychotherapie“, München 1977