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GRUNDZÜGE DER BESTEUERUNG VON SPORTWETTEN AUS SICHT DER PRAXIS

GRUNDZÜGE DER BESTEUERUNG VON SPORTWETTEN AUS SICHT DER PRAXIS. Vortrag anlässlich des Symposium Glücksspiel 2011 der Universität Hohenheim am 24. März 2011. Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V. BESTEUERUNG VON SPORTWETTEN Praxis und Praktikabilität –

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GRUNDZÜGE DER BESTEUERUNG VON SPORTWETTEN AUS SICHT DER PRAXIS

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  1. GRUNDZÜGE DER BESTEUERUNG VON SPORTWETTEN AUS SICHT DER PRAXIS Vortrag anlässlich des Symposium Glücksspiel 2011 der Universität Hohenheim am 24. März 2011 Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V.

  2. BESTEUERUNG VON SPORTWETTENPraxis und Praktikabilität – Dimensionen der Betrachtung Einordnung der Sportwetten im Marktumfeld von Angebot und Nachfrage(Substitutionsmöglichkeiten, Preiselastizität der Nachfrage, Mikroökonomie) Marktbeschreibung Marktmodell von ODDSET vs. Marktmodell der privaten Anbieter, Praxis der Sportwettvermittlung und Sportwettveranstaltung Vergleichende Analyse Modellrechnungen für den Gestaltungsspielraum der Belastung einer Besteuerung der Sportwetten (Sonderabgabe, Wettsteuer, Lotteriesteuer) auf differenzierten Sportwettmärkten (online, terrestrisch) Beurteilung Ergebnisse und Empfehlungen, Rückschlüsse für den Politikentscheider Ziel Erkenntnisgewinn für eine „optimale“ Besteuerung von inländischen Sportwetten (optimal ≠ maximal) Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V.

  3. Einordnung der Sportwetten im Marktumfeld von Angebot und Nachfrage Mikroökonomische Nachfrage nach Glücksspielen = Preiselastizität fällt von „links oben“ nach „rechts unten“ von ∞ „unendlich“ (Prohibitivpreis) bis „Null“ (Marksättigung) Das maximale Steueraufkommen ist bei einer Preiselastizität von e = 1 (Cournotscher Punkt) „Un-ökonomisches“ Problem Wo befindet sich der Gesamtmarkt? Rechts oder links vom Steuerertragsmaximum? Legende Preis: Nominalpreis, Ausschüttungsquote, (negativer) Erwartungswert der Teilnahme Menge: Losabsatz, Tippreihen, Wett-Tickets, Bruttospielertrag Steueraufkommen: t im Verhältnis zur Preiselastizität Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V.

  4. EINORDNUNG DER SPORTWETTEN IM MARKTUMFELD VON ANGEBOT UND NACHFRAGE Marktmodell der „ODDSET“- Befürworter Annahmen 1. Marktabschottung durchsetzbar (Regulierung, polizeirechtlich) 2. Die Verbraucher weichen nicht auf andere Wettangebote oder Glücksspiele aus. Die Nachfrage ist unelastisch. PED dir < - 1 Betonung der „Suchtnachfrage“, steigendes Steueraufkommen, trotz höheren Preises „Man muss die Pferde nur zur Tränke führen, saufen tun sie dann schon alleine“ Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V.

  5. EINORDNUNG DER SPORTWETTEN IM MARKTUMFELD VON ANGEBOT UND NACHFRAGE Marktmodell der Privaten Wettanbieter Annahmen 1. Internationaler Wettbewerb (Preiswettbewerb auf offenen, regulierten Märkten), nur geringer Preiseffekt durch Steuer durchsetzbar. 2. Die Verbraucher weichen sonst auf andere Wettangebote oder Glücksspiele aus. Die Nachfrage ist elastisch. PED dir > - 1 Betonung der Substitutionsmöglichkeiten, Steuern nur so hoch, dass die Preise nicht erhöht (Ausschüttungsquoten reduziert) werden müssen „Man kann die Pferde zwar zur Tränke führen, man kann sie aber nicht zum Saufen zwingen“ Problem Welche Marktbeschreibung ist zutreffend? Sind Sportwetter begrenzt rationale Konsumenten oder sind es eher Verbraucher, die auch bei ODDSET (zwangsweise) wetten würden, wenn sie keine andere Möglichkeit zum Wetten hätten? Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V.

  6. Marktbeschreibung: Praxis der Sportwettvermittlung und Sportwettveranstaltung Ausgewählte Preiselastizitäten [1] Cooper, J. (2003) Price elasticity of demand for crude oil: estimates for 23 countries, OPEC Review, March 2003 [2]Espey, M. (1996); Explaining the variation in elasticity estimates of gasoline demand in the United States: A meta-analysis, Energy Journal. Vol. 17, no. 3, pp. 49-60. 1996 [3] Grossman, M., Chaloupka, F.J., Sirtalan, I. (1995); An empirical analysis of alcohol addiction: results from the monitoring the future panels, National Bureau of Economic research, Working Paper No. 5200 [4]DKFZ (Hrsg.) (2002); Handlungsempfehlungen für eine wirksame Tabakkontrollpolitik in Deutschland Sonderband Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg [5]Sunley E.M., Yurekli A., Chaloupka F.J. (2000); The design, administration and potential revenue of tobacco excises. In: Jha P, Chaloupka FJ: Tobacco control in developing countries, Oxford University Press, New York, 409–426 [6] Landers, J (2008); Estimates of the price elasticity of demand for casino gaming and the potential effects of casino tax hikes, Office of Fiscal and Management Analysis, Indiana Legislative Services Agency, Indianapolis [7] Gulley, D., Scott, F. (1993); The demand for wagering on state-operated Lotto games, National Tax Journal 46(1), p 13-22 [8] Forrest, D, Gulley, D., Simmons, R. (2000); Elasticity of demand for UK National Lottery tickets, National Tax Journal 53 (4), p 853-864 [9] Grossman, M.; Chaloupka, F.; Brown, C. (1996); The Demand for cocaine by young adults: a rational addiction approach, National Bureau of Economic Research, Working Paper No. 5713 [10] Paton, D., Siegel, D., Vaughan W. (2001); A time series analysis of demand for gambling in the United Kingdom, Nottingham University Business School Working Paper Series, 2001. II. [11]Thalheimer, R., Ali, M. (1995); The demand for pari-mutuel horserace wagering and attendance with special reference to racing quality, and competition from state lottery and professional sports, Management Science, 45 (1), p 129 -143 [12] Craig A. Gallet , John A. List(1998); Elasticities of beer demand revisited; Economics Letters 61, p 67–71 [13] Ayers, R., Collinge, R. (2003); Microeconomics, Prentice Hall, p 120 Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V.

  7. MARKTBESCHREIBUNG: PRAXIS DER SPORTWETTVERMITTLUNG UND SPORTWETTVERANSTALTUNG Internationaler Preiszusammenhang Enger Preiszusammenhang (hoher Preiswettbewerb), vor allem bei Einzelwetten Begrenzte Preisdifferenzierung bei Sportwetten auf regionalen Märkten möglich Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V.

  8. MARKTBESCHREIBUNG: PRAXIS DER SPORTWETTVERMITTLUNG UND SPORTWETTVERANSTALTUNG Marktrealität aufgrund empirischer Zusammenhänge Die Preiselastizität der Nachfrage bei Sportwetten ist größer als – 1, eher bei – 1,25 oder höher; das heißt bei einer Preiserhöhung um 10 % geht die Nachfrage um mindestens 12,5% zurück; im gleichen Verhältnis auch der Bruttospielertrag. Das Angebot der Wettanbieter ist wesentlich unelastischer. Sie werden versuchen, die Steuer nach Möglichkeit selbst zu tragen (Produzentenlast) und nur zum geringeren Teil auf den Spieler zu überwälzen (Konsumentenlast). Problem Auswirkungen einer Steuererhöhung bei einer relativ elastischen Nachfrage nach Sportwetten und „unelastischem“ Angebot „richtig“ abschätzen funktioniert nur empirisch. Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V.

  9. MODELLRECHNUNG Aufkommen und Verwendung des Bruttospielertrages Spieleinsätze im Deutschen Wettmarkt 2010 nach Segmenten[1] Aber: Begrenzte Preisdifferenzierung bei Sportwetten auf regionalen Märkten möglich [1] Schmid, M.; Börnsen, S. (2010) Glücksspielmarkt Deutschland 2015. Situation des Glücksspielmarktes in Deutschland, Key Facts zur Studie, Goldmedia GmbH, Berlin, S. 8 Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V.

  10. MODELLRECHNUNG Aufkommen und Verwendung des Bruttospielertrages In der Praxis Verwendung des BSE und mögliche Verwendung des Bruttospielertrages in der Praxis Ergebnis • Die Regulierung der Sportwetten führt durch Rechtssicherheit sowie Personal- und Sacheinsparungen, zu einem deutlichen Produktivitätsgewinn. Aber: Begrenzte Preisdifferenzierung bei Sportwetten auf regionalen Märkten möglich • Terrestrisch können etwa 2,5 % des Wetteinsatzes oder 13 % des BSE als Steueranteil vom Produzenten – ohne Überwälzung an den Spieler – getragen werden. • Online können etwa 1,6 % des Wetteinsatzes oder 20 % des BSE als Steueranteil vom Produzenten – ohne Überwälzung an den Spieler – getragen werden. Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V.

  11. MODELLRECHNUNG Gestaltungsspielraum einer Sportwettsteuer unter Berücksichtigung der Preiselastizität der Nachfrage Nachfragereaktion einer Bruttospielertragsbesteuerung von 20 % („Modell Schleswig-Holstein“) Zusammenfassung Modellrechnung „Schleswig-Holstein“ Der Gesamtumsatz für Sportwetten sinkt von 7,8 Mrd. € auf 7,4 Mrd. Euro. Es werden Steuereinnahmen von 178,9 Mill. Euro (ohne Oddset) erzielt. Ergebnis Die Steuerlast von ca. 1,6 % der Wetteinsätze wird von den Online-Wettanbietern selbst getragen und nicht auf den Spieler überwälzt. Ergebnis Die Steuerlast von ca. 3,9 % der Wetteinsätze wird zu 2,5 % getragen von den Wettanbietern selbst getragen, und zu 1,9 % auf den Spieler überwälzt. Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V.

  12. MODELLRECHNUNG Gestaltungsspielraum einer Sportwettsteuer unter Berücksichtigung der Preiselastizität der Nachfrage online Steuerlast wird zu 2,4 % an den Spieler überwälzt und zu 1,6 % vom Anbieter getragen. Nachfragereaktion einer Verkehrsteuer auf Wetteinsätze von 4 % („Modell Belastungsgleichheit“) Starker Lenkungseffekt terrestrisch Keine Veränderung gegenüber Modell Schleswig-Holstein. Mittlerer Lenkungseffekt Zusammenfassung Modellrechnung „Belastungsgleichheit“ Der Gesamtumsatz für Sportwetten sinkt von 7,8 Mrd. € auf 5,9 Mrd. Euro. Es werden Steuereinnahmen von 199 Mill. Euro (mit Oddset) erzielt. oddset Neue Steuer führt zu einem Preisrückgang von 48 % und Umsatzzuwachs von 60 % Mittlerer Lenkungseffekt Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V.

  13. MODELLRECHNUNG Gestaltungsspielraum einer Sportwettsteuer unter Berücksichtigung der Preiselastizität der Nachfrage Nachfragereaktion einer Verkehrsteuer auf Wetteinsätze von 16 2/3 % („Lotteriesteuer“) online Steuerlast führt zum Zusammen- bruch des legalen Marktes. Kein Lenkungseffekt (mehr) terrestrisch Steuerlast führt zum Beinahe-Zusammenbruch des legalen Marktes. Zusammenfassung Modellrechnung „Lotteriesteuer“ Der Gesamtumsatz für Sportwetten sinkt dramatisch von 7,8 Mrd. € auf 340 Mill Euro. Es werden Steuereinnahmen von 68,5 Mill. Euro (mit Oddset) erzielt. Der Sportwettumsatz findet weiterhin „illegal“ im Hinterzimmer oder im Internet statt. Äußerst starker Lenkungseffekt oddset Unveränderte Marktsituation. Kein Lenkungseffekt Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V.

  14. ERGEBNISSE UND EMPFEHLUNGEN Sind ähnliche Produkte erhältlich (Substitute), steigt tendenziell die Preiselastizität der Nachfrage. Das Internetangebot von Sportwetten dürfte die Preiselastizität der Wettnachfrage weiter erhöht haben (cross-border-gambling). Dies spricht gegen den dauerhaften Erfolg und Sinn einer Marktabschottung. Modellrechnungen der drei Szenarien „Bruttoertragsbesteuerung“, „neue Verkehrsteuer auf Wetten“ sowie „Lotteriesteuer auch für private Wetten“ zeigen plastisch die Wirkrichtungen und Reaktionen der Konsumenten auf, ersetzen jedoch keine empirische Feldforschung. Die Bruttoertragsbesteuerung nach dem Modell „Schleswig-Holstein“ ist im aktuellen Markt die „action of choice“. Diese Sonderabgabe kann direkt von den Ländern umgesetzt werden. Bei einem Marktvolumen von 7,8 Mrd. Euro ergeben sich unter Berücksichtigung der Nachfragereaktion, Steuermehreinnahmen von ca. 180 Mill. Euro nur aus Sportwetten. Weitere Effekte hängen maßgeblich von der konkreten Ausgestaltung des Wett- und Glücksspielmarktes ab (Werberestriktionen, Zulassung von Poker, etc.) Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V.

  15. RÜCKSCHLÜSSE FÜR DEN POLITIKENTSCHEIDER Sportwetten sind kein lebensnotwendiger Bedarf. Die Preiselastizität der aggregierten Nachfrage nach Sportwetten ist empirisch höher als bei einer „klassischen Suchtnachfrage“ wie beispielsweise Nikotin. Eine (zu hohe) Wett-Steuer „freut“ (möglicherweise) den Gesundheitsminister, nicht aber den Finanzminister. Die Aufrechterhaltung der insoweit bestehenden Regelung des RWLG (mit 16 2/3 % Verkehrssteuer) hätte zur Folge, dass die sog. „Öffnung des Sportwettmarktes“ ein Papiertiger bliebe. Der optimale „Policy-Mix“ wären daher stark verhaltenslenkende Rahmenbedingungen (strenger Jugendschutz, Selbstlimitierung, 1-Produkt Vertrieb nur in konzessionierten Wettannahmen) in Verbindung mit einer „wettbewerbsfähigen“ Besteuerung gemäß der vorstehenden Überlegungen. Der in den Landtag Schleswig-Holstein eingebrachte Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung des Glücksspiels (Glücksspielgesetz) berücksichtigt dies angemessen. Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V.

  16. Dr. Norman Albers | Deutscher Buchmacherverband Essen e.V.

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