20. Jahrhundert (erste Hälfte)

1. DEUTSCHE LITERATUR ZWISCHEN 1900-1945 19. Jahrhundert Zwischen den zwei Jahrhunderten: Impressionismus+Symbolismus (= Ästhetizismus) Die Literatur des Ästhetizismus 20. Jahrhundert (erste Hälfte) ROBERT MUSIL HERMANN HESSE THOMAS MANN Zeit des Relativismus: GOTTFRIED BENN FRANZ KAFKA Die Literatur des Expressionismus (ab etwa 1905) Reaktion (Avantgarde gegen die Tradition des Realismus-Naturalismus, des Impressionismus, des Symbolismus) bis etwa 1925 BERTOLT BRECHT Die Literatur der neuen Sachlichkeit (ab etwa 1925) Die Literatur im Dritten Reich Die Literatur im Exil (ab 1933 bis 1945)

2. KUNST UND LITERATUR DES EXPRESSIONISMUS Künstlergemeinschaft „Die Brücke“ 1905 in Leipzig Der Expressionismus entstand in Deutschland Ernst Ludwig Kirchner Potsdamer Platz Berlin 1914 • Diese Bewegung war eine künstlerische Avantgarde, eine • Reaktion gegen die Traditionen • Diese neue Kunst hat einen subjektiven Charakter: Ausgangspunkt • fühlt die Bewegungen • seiner Seele • vor allem: Pessimismus, Angst, • Entfremdung, Einsamkeit, • Unruhe • (einige: Optimismus, die Ideale • des Fortschritts->wie die Futuristen • in Italien) Das „Ich“ drückt sie aus die Kunst geht aktiv von innen nach außen (Ausdruckskunst) „Schöne Jugend“ (G. Benn) Der Mund eines Mädchens das lange im Schilf gelegen hatte sah so angeknabbert aus (...) Einfluss der Realität (Technik, Fortschritt, Industrialisierungsprozess) + (Erfahrung des Krieges, Scheitern der Ideale)

3. KUNST UND LITERATUR DES EXPRESSIONISMUS Zeit des Relativismusv.a. nach dem Ausbruch des 1. Weltkriegs (alle bürgerlichen Sicherheiten der „Welt von gestern“ sind vorbei) das 20. Jh ist eine andere Welt (neue Entdeckungen, Krieg, existentielle Unsicherheit, Misstrauen…) (diese Zäsur -> in den Romanen der Zeit betont) Ernst Ludwig Kirchner Potsdamer Platz Berlin 1914 • keine einheitliche Schule • einige Expr. starben im Krieg oder begangen im 3. Reich Selbstmord • einzige liter. deutsche Bewegung • Ausdruckskunst (von innen nach außen)

4. Bei den meisten Autoren: apokalyptische Bilder Identitätsprobleme Weltschmerz Bewusstsein der Gefahren der Mechanisierung des Lebens Verzweiflung Entfremdung Beziehungslosigkeit Vereinsamung Pessimismus DER TON IST FAST IMMER DRAMATISCH (Trakl, Heym...): Die Vernichtung ist nötig -> MENSCHHEITSDÄMMERUNG unvermeidlich In den Gedichten: Schreien, Verben wie „brechen“, „stoßen“, „reißen“ (sprachliche Gewalt = Reaktion auf die bestehende Ordnung, auf die Mechanisierung) Visionen von Weltverfall, bzw. Weltuntergang Titel einer programmatischen Lyrik-Anthologie und Schlüsselwort des Expressionismus (anders als die Begeisterung der italienischen Futuristen) So kann man die „neue Welt“, „den neuen Menschen“ schaffen Aktive Haltung George Grosz “Lower Manhattan” 1935 Wiedergeburt der neuen Welt

5. das Ende der bestehenden Welt (Industrie/Großstadt/Entfremdung/Mechanisierung/Krieg und Chaos, Verzweiflung) d.h. die Weltkatastrophe, der apokalyptische Untergang,die Menschheitsdämmerung (siehe auch die dunkle Farbsymbolik in der Malerei) ist die VORAUSSETZUNG für das Entstehen des neuen Menschen

6. Bei anderen (wenigen) Autoren: Dynamismus Explosive Kraft Bewegung Aktive Haltung Optimismus Die Gedichte sind Hymnen auf den Menschen und auf das „Volk“ (z.B. Franz Werfel) BRUDERGEFÜHL FREUNDSCHAFT GLÜCK DES LEBENS MENSCHHEITSWERDUNG ERNEUERUNG DER WELT VERBESSERUNG DER WELT

7. Bei anderen Autoren: geistig-abstraktere Tendenz (moderne Kunst) Vor allem als malerische Strömung und Künstlervereinigung „Der blaue Reiter“ – 1911in München von Wassily Kandinsky (1866-1944) und Franz Marc (1880-1916) gegründet. Abstrakte, geometrische Kunst Auch Paul Klee (1879-1940) war ein wichtiger Vertreter dieser Gruppe. Anregungen erhielt die Gruppe von internationalen avantgardistischen Strömungen (z.B. dem Kubismus) Wassily Kandinsky Komposition 7640 Franz Marc Der Turm der blauen Pferde, 1913 Der Name geht auf ein (noch impressionistisches) Bild Kandinskys von 1903 mit dem gleichen Motiv zurück: Franz Marc Blaue Pferde, 1911 W. Kandinksy Der blaue Reiter, 1903

8. Die Themen der expressionistischen Lyrik: visionär gefühlsvoll fast immer beunruhigend beängstigend schockierend Die Sprache, die Wörter: keine gewöhnliche Sprache isolierte Verben Ausrufe wie ein Schrei, ein Schlag unterbrochene Sätze keine Synax mehr Beispiel: Schöne Jugend (G. Benn)

9. Schöne Jugend (G. Benn) Der Mund eines Mädchens, das lange im Schilf gelegen hatte sah so angeknabbert aus. Als man die Brust aufbrach, war die Speiseröhre so löcherig. Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell fand man ein Nest von jungen Ratten. Ein kleines Schwesterchen lag tot. Die anderen lebten von Leber und Niere, tranken das kalte Blut und hatten hier eine schöne Jugend verlebt. Und schön und schnell kam auch ihr Tod: Man warf sie allesamt ins Wasser. das Schilf = il canneto anknabbern = morsicchiare die Speiseröhre = l’esofago die Laube = capanno / rifugio das Zwerchfell = il diaframma die Leber = il fegato die Niere = il rene die Schnauze = il muso / musetto Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten.