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Gliederung:. 01. Einführung 02. Leitbilder 03. Tarifverhandlungen 04. Gesamtwirtschaftliche Verteilungstheorie 05. Institutionelle Unterschiede 06. Finanzpolitik 07. Geschichte der Sozialversicherung 08. Rentenversicherung 09. Krankenversicherung 10. Arbeitslosenversicherung

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Presentation Transcript


  1. Gliederung: 01. Einführung 02. Leitbilder 03. Tarifverhandlungen 04. Gesamtwirtschaftliche Verteilungstheorie 05. Institutionelle Unterschiede 06. Finanzpolitik 07. Geschichte der Sozialversicherung 08. Rentenversicherung 09. Krankenversicherung 10. Arbeitslosenversicherung 11. Vermögenspolitik 12. Bildungspolitik

  2. Kapitel XI: VermögenspolitikTeil II

  3. Gliederung: 01. Einführung 02. Zielsetzungen 03. Instrumente 04. Vermögenspolitische Effizienz 05. Distributive Effizienz 06. Allokative Wirkungen

  4. Gliederung: 01. Einführung 02. Zielsetzungen 03. Instrumente 04. Vermögenspolitische Effizienz 05. Distributive Effizienz 06. Allokative Wirkungen

  5. Frage 4: Wie effizient sind die einzelnen Instrumente ? (1) • Im Hinblick auf die Zielrealisierung können zwei Fragen un-terschieden werden: • inwieweit sind die vorgeschlagenen Maßnahmen geeignet, eine Veränderung in der Vermögensverteilung in der er-wünschten Richtung und im erwünschten Umfang zu rea-lisieren ? • inwieweit werden bei einer Veränderung der Vermögens-verteilung auch die Ziele erreicht, aufgrund derer die Vermögensverteilung verändert wurde. • Obwohl wir mehrere letztliche Ziele der Vermögensumver-teilung erwähnt hatten, wollen wir hier unsere Betrachtung auf die Frage beschränken, inwieweit eine Vermögensum-verteilung auch eine Umverteilung der Einkommen nach sich zieht.

  6. Frage 4: Wie effizient sind die einzelnen Instrumente ? (2) • Steueranreize • Historisch gesehen begann die Vermögenspolitik in der BRD mit dem Versuch, über steuerliche Anreize freiwil-liges Sparen, insbesondere für bestimmte Sparzwecke (Vorsorge und Wohnungseigentum) anzuregen. • Eine solche Politik ist auf die Empfänger höheren Ein-kommens begrenzt.

  7. Frage 4: Wie effizient sind die einzelnen Instrumente ? (3) • Auf der einen Seite kann nur derjenige über ein vermehr-tes Sparen seine Steuerschuld reduzieren, der überhaupt in nennenswerter Weise Steuern zu zahlen hat. • Gleichzeitig gilt auf jeden Fall, dass die Möglichkeiten der Steuereinsparung mit der Steuerschuld und damit mit dem Einkommen ansteigen. • Auf der anderen Seite ist die Sparfähigkeit erst ab einem bestimmten Einkommen gegeben. • Eine Maßnahme, welche die Sparfähigkeit voraussetzt und am Sparwillen ansetzt, ist deshalb nicht geeignet, eine Vermögensbildung auch bei den Empfängern sehr geringen Einkommens zu erreichen.

  8. Frage 4: Wie effizient sind die einzelnen Instrumente ? (4) • Sparprämien • Gerade aufgrund dieser Mängel ergänzte man in den 60er Jahren in der BRD die Steueranreize durch Gewäh-rung von Sparprämien. • Sparprämien kann auch derjenige erhalten, der wegen zu geringen Einkommens gar keine Steuern zu zahlen hat. • Die Bedenken hinsichtlich der mangelnden Sparfähigkeit bei Empfängern geringen Einkommens bleiben jedoch bestehen. • Wer wegen zu geringen Einkommens nicht sparen kann, kann auch nicht über Sparprämien zur Vermögens-bildung veranlasst werden.

  9. Frage 4: Wie effizient sind die einzelnen Instrumente ? (5) • Es kommt noch hinzu, dass selbst für diejenigen Arbeitnehmer, die von der Einkommenshöhe her gesehen durchaus in der Lage gewesen wären, Einkommensteile zu sparen, oftmals die speziellen Anlageformen der Er-sparnis (Sparbuch und Wertpapiere) so fremd waren, dass sie trotzdem von dieser Möglichkeit keinen größeren Gebrauch machten. • Hier waren also zunächst sozialpädagogische Maßnah-men zur Überwindung des Ganges zur Bank notwendig gewesen.

  10. Frage 4: Wie effizient sind die einzelnen Instrumente ? (6) • Investivlöhne und Vermögensbildung im Betrieb • Die Investivlohnpläne bilden hier einen wesentlich bes-seren Ansatz, weil hier meritorisch von Seiten des Be-triebes die Ersparnisse zunächst einmal für den Arbeit-nehmer angelegt werden. • Da gleichzeitig in der Regel der Investivlohn zusätzlich zu der bisherigen Barlohnhöhe vorgesehen war, wurde hier gleichzeitig auch die Sparfähigkeit erhöht. • Die Vereinbarung von Investivlöhnen war zunächst ein-mal Sache der Tarifpartner und damit unabhängig von der Zielsetzung der politischen Parteien.

  11. Frage 4: Wie effizient sind die einzelnen Instrumente ? (7) • Die Gesetze zur Vermögensbildung im Betrieb schufen jedoch finanzielle Anreize für die Unternehmungen, sol-che vermögensbildende Maßnahmen zugunsten der Ar-beitnehmer einzuführen. • Man darf allerdings nicht erwarten, dass die Zunahme der Arbeitnehmerersparnis gerade der vereinbarten In-vestivlohnsumme entspricht. • Sofern nämlich der einzelne Arbeitnehmer bereits über Ersparnisse verfügte, hatte er prinzipiell die Möglichkeit, seine bisherigen Ersparnisse aufzulösen. • Hierbei fand dann lediglich eine Substitution verschiede-ner Sparformen statt.

  12. Frage 4: Wie effizient sind die einzelnen Instrumente ? (8) • Bei unveränderten Sparzielen blieb die Sparsumme un-verändert, • anstelle des Sparens auf Sparbuch trat nun die spezielle vom Unternehmer und Staat geförderte Ersparnis durch den Investivlohn. • Trotzdem führten die Vereinbarungen eines Investiv-lohnes sicherlich zu einem Anstieg in der Sparsumme der Arbeitnehmer, • da es genügend Arbeitnehmer gab, die über keinerlei Er-sparnisse verfügten und deshalb gar nicht substituieren konnten.

  13. Frage 4: Wie effizient sind die einzelnen Instrumente ? (9) • Auf längere Sicht hängt der Erfolg eines Investivlohnes auch von der Beantwortung der Frage ab, was die Arbeit-nehmer nach Auslaufen der Sperrfrist mit diesen Erspar-nissen tun. • Gerade weil die Investivlöhne eigentlich nur an der Spar-fähigkeit ansetzen und nichts für eine Erhöhung des Sparwillens tun, befürchteten Pessimisten, dass die Ar-beitnehmer diese Geldbeträge sofort wiederum auflösen werden, sobald die Sperrfrist abgelaufen ist.

  14. Frage 4: Wie effizient sind die einzelnen Instrumente ?(10) • Die Optimisten, die mindestens zum Teil durch die Reali-tät bestätigt wurden, gingen demgegenüber davon aus, dass bereits der Umstand, dass eine bestimmte größere Vermögenssumme angelegt wurde, die Arbeitnehmer da-ran hindert, das Vermögen wiederum aufzulösen. • Der Wille, Geldbeträge sofort konsumtiv zu verwenden, sei nur solange wirksam, als der einzelne Arbeitnehmer über kein Vermögen verfüge.

  15. Frage 4: Wie effizient sind die einzelnen Instrumente ?(11) • Wenn über die Zwangsanlage zunächst eine größere Ver-mögenssumme angelegt sei, verändere sich das Verhalten des Arbeitnehmers von selbst, • von einer kritischen Vermögensmasse ab erlange das Vermögen einen Selbstzweck, • so dass der Arbeitnehmer dann nicht mehr gewillt sei, sein gesamtes Vermögen aufzulösen. • Es komme also nur darauf an, dass man die Sperrfrist möglichst so lange ausdehnt, bis eben diese kritische Ver-mögenshöhe erreicht ist. • Man könnte die Frage stellen, ob man diese Gefahr des Abhebens der Ersparnisse nicht einfach dadurch beheben könnte, dass man unendlich lange Sperrfristen vorsieht.

  16. Frage 4: Wie effizient sind die einzelnen Instrumente ?(12) • Dieser Weg ist jedoch unmöglich, da Vermögen, über das der einzelne niemals verfügen kann, überhaupt kein ech-tes Vermögen darstellt. • Allerdings wurde vorgeschlagen, die Effizienz der Investivlohngelder dadurch zu erhöhen, dass man prinzipiell sehr lange allgemeine Sperrfristen koppelt mit der Möglichkeit, • unter gewissen Bedingungen wie Krankheit, Arbeits-losigkeit, aber auch Familiengründung vorzeitig über die-se Ersparnisse zu verfügen. • Man würde auf diese Weise auf der einen Seite verhin-dern, dass diese Ersparnisse in großem Maße wiederum aufgelöst werden, • auf der anderen Seite jedoch den individuellen Nutzen des einzelnen Arbeitnehmers erheblich vergrößern.

  17. Frage 4: Wie effizient sind die einzelnen Instrumente ?(13) • Investive Gewinnbeteiligung und Sozialfonds • Eine betriebliche Gewinnbeteiligung bringt den Nachteil mit sich, dass der Arbeitnehmer im Umfang seiner Kapi-talbeteiligung auch das allgemeine unternehmerische Ri-siko mit trägt. • Geht der Betrieb Konkurs oder verliert er große Teile seines Vermögens, so geht in gleichem Umfang auch der Besitz des Arbeitnehmers verloren. • Nun müssen wir davon ausgehen, dass sich der Unselb-ständige gegenüber dem Selbständigen gerade darin un-terscheidet, dass er in viel geringerem Maße bereit ist, all-gemeine Marktrisiken einzugehen.

  18. Frage 4: Wie effizient sind die einzelnen Instrumente ?(14) • Die Menschen unterscheiden sich gerade in der Frage, inwieweit sie bereit sind, Risiken einzugehen, • und die höhere Einkommenserwartung des Selbständigen kann gerade damit gerechtfertigt werden, dass er auch zu einem höheren Risiko bereit ist. • Es fragt sich, ob eine investive betriebliche Gewinnbetei-ligung den Nutzenvorstellungen der Arbeitnehmer wirk-lich entspricht, • ob er wirklich bereit ist, für den Vermögens- und Ein-kommenszuwachs dadurch zu bezahlen, dass auch sein Risiko ansteigt.

  19. Frage 4: Wie effizient sind die einzelnen Instrumente ?(15) • Zumindest ist in dieser Hinsicht Skepsis ange-bracht, soweit die einzelnen Pläne den Arbeitneh-mer zur investiven Gewinn- und Kapitalbeteili-gung zwingen. • In dieser Hinsicht schneiden die Pläne zur Errich-tung überbetrieblicher Eigentumsfonds günstiger ab. • Hier findet auf der einen Seite eine Streuung der Unternehmensrisiken statt. • Auf der anderen Seite sind die Arbeitnehmer in viel größerem Maße in der Lage, selbst zu bestim-men, ob und in welchem Umfang sie eine Vermö-gensbeteiligung wünschen.

  20. Frage 4: Wie effizient sind die einzelnen Instrumente ?(16) • Kennen wir nur die Form der betrieblichen Ge-winnbeteiligung, so können nur die Arbeitnehmer, die in einem Unternehmen beschäftigt sind, das eine Gewinn-beteiligung vorsieht, überhaupt auf diese Weise Vermö-gen bilden. • Beschäftigte von nichterwerbswirtschaftlichen Organisa-tionen sind dann von vornherein von der Kapitalbildung ausgeschlossen. • Diese Begrenzung entfällt bei überbetrieblichen Fonds. • Zugunsten einer betrieblichen Lösung der Gewinnbetei-ligung spricht natürlich der Umstand, dass die Ziele, die Arbeitnehmer in die Unternehmung zu integrieren und ihnen Mitwirkung zu garantieren, besser bei einer be-trieblichen Gewinnbeteiligung realisiert werden können.

  21. Fazit: (4a) • Enteignungen stellen in den hochentwickelten Volkswirtschaften kein geeignetes Instrument einer langfristig wirkenden Umvertei-lungspolitik dar. • Die Verfassungen der repräsentativen Demokratien sehen vor, dass Enteignungen - falls sie zur Erhaltung des Gemeinwohls not-wendig erscheinen - nur mit voller Entschädigung der bisherigen Eigentümer vorgenommen werden dürfen. • In diesem Falle führt jedoch die Enteignung nur zu einer Um-strukturierung und nicht zu einer Umverteilung der Vermögen. • Darüber hinaus ist der Vermögenszuwachs in dynamischen Volkswirtschaften so hoch, dass in wenigen Jahren über den Ver-mögenszuwachs die Vermögensverteilung nachhaltig verändert werden kann, unabhängig davon, ob und wie der bisherige Ver-mögensbestand verändert wurde.

  22. Fazit: (4b) • Schließlich dürfte auch der politische Widerstand gegen Umver-teilungsmaßnahmen geringer ausfallen, wenn der Staat nicht ver-sucht, bereits erworbene Vermögen zu enteignen. • Wenn man sich auf eine Einflussnahme des Vermögenszuwach-ses beschränkt, kann man entweder durch finanzielle Anreize (Steuernachlässe, Sparprämien) oder durch sogenanntes Zwangs-sparen (Investivlohn, investive Gewinnbeteiligung, Bildung von Investivfonds) den Vermögenszuwachs umlenken; • wobei man von Zwangssparen immer dann spricht, wenn die Sparentscheidung nicht von den Personen ausgeht, für die diese Ersparnisse gebildet werden. • Die anfängliche Beschränkung der Vermögenspolitik auf finan-zielle Anreize hat sich sehr schnell als unzureichend erwiesen. • Steuernachlässe können nur denjenigen begünstigen, der Steuern zahlen muss, diese Maßnahmen erreichen gerade die ärmeren Bevölkerungsgruppen, die man eigentlich begünstigen will, nicht.

  23. Fazit: (4c) • Sparprämien beseitigen zwar diesen Nachteil, sind jedoch trotz--dem weitgehend ineffizient, da die geringe Ersparnis der Em-pfänger niedriger Einkommen nicht nur mit zu geringen Spar-anreizen, sondern vor allem mit einer zu geringen Sparfähigkeit erklärt werden muss. • Investivlöhne wurden in der Vergangenheit in Tarifverhand-lungen vereinbart, im Gegensatz zu den Barlöhnen werden sie nicht bar ausgezahlt, sondern investiv angelegt • entweder im Betrieb, der diese Beträge aufbringt (Leber-Plan) • oder durch Überweisung an Geldinstitute, die diese Geldbeträge selbst wiederum als Investitionskredite an Unternehmungen ver-leihen (Häußler-Plan). • Man kann nicht damit rechnen, dass die Sparsumme der Arbeit-nehmer in gleichem Umfang wie die Investivlohnsumme ansteigt, da Arbeitnehmer bereits bestehende Sparkonten kompensierend auflösen können.

  24. Fazit: (4d) • Weiterhin besteht die Gefahr, dass die Arbeitnehmer nach Ablauf der Sperrfristen die Ersparnisse wiederum auflösen, • eine Befürchtung, die sich allerdings bisher nicht bewahrheitet hat. • Die investive Gewinn- (oder Ertrags-) Beteiligung erfolgt in der Regel nur auf private Initiative einzelner Unternehmungen und ist gerade aus diesen Gründen nicht sehr häufig eingeführt wor-den. • Sie hat den Nachteil, dass eine Gewinnbeteiligung nur für Arbeit-nehmer in Frage kommt, die in erwerbswirtschaftlich ausgerich-teten Organisationen beschäftigt sind, • weiterhin sind solche Gewinnbeteiligungen stets mit einem relativ hohen Risiko verbunden. • In diesen beiden Punkten schneiden die Pläne überbetrieblicher Investivfonds günstiger ab, es findet hier eine Risikostreuung statt, gleichzeitig können alle Bürger - unabhängig von ihrem Erwerbsstatus - beteiligt werden.

  25. Gliederung: 01. Einführung 02. Zielsetzungen 03. Instrumente 04. Vermögenspolitische Effizienz 05. Distributive Effizienz 06. Allokative Wirkungen

  26. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (1) • Unter welchen Bedingungen führt eine Veränderung der Vermögensverteilung auch zu einer entsprechenden Verän-derung der Einkommensverteilung? • In der Literatur wurden in diesem Zusammenhang drei Hy-pothesen diskutiert. • 1. Bei einer Vermögensverteilung der Arbeitnehmer er-hält der Arbeitnehmer zusätzlich zu seinem bisherigen Lohneinkommen ein Zinseinkommen; • seine Einkommenssituation verbessert sich somit cete-ris paribus.

  27. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (2) • 2. E. Preiser ging davon aus, dass ein Arbeitnehmer, der über Vermögen verfügt, in geringerem Maße vom Arbeit-geber abhänge, über eine höhere Angebotselastizität verfüge und aus diesem Grunde einen höheren Lohn erzielen könne. • 3. Legt man die Theorie von Kaldor zugrunde, so steigt mit der Sparquote der Arbeitnehmer die Höhe des Lohn-einkommens • und zwar primär nicht deshalb, weil die Unternehmer zu höheren Lohnabschlüssen bereit sind, sondern des-halb, weil die Unternehmer in geringerem Maße in der Lage sind, die Lohnkostensteigerungen auf den Güterpreis abzuwälzen. • Die Einkommensverbesserung erfolgt somit hier über eine Erhöhung des Realeinkommens.

  28. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (3) • Zwei Kritikpunkte werden im Zusammenhange mit der These 1 diskutiert: • Frage Nr. 1: • Ist das auf diesem Wege mögliche Zinseinkommen so groß, dass sich das Gesamteinkommen spürbar er-höht? • Frage Nr. 2: • Können wir stets davon ausgehen, dass das Lohn-einkommen von dieser Politik unberührt bleibt • oder müssen wir befürchten, dass das Lohneinkom-men zurückgeht, so dass das Gesamteinkommen längst nicht im Ausmaß des Zinseinkommens an-steigt?

  29. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (4) • zur Frage Nr. 1: • Das Zinseinkommen errechnet sich aus folgender Formel: • Z = i * n * s * E bzw. Z/E = z = i * n * s • mit: Z: Zinseinkommen; i: Zinssatz; s: Sparquote • n: Anzahl der Jahre; E: Gesamteinkommen • Dies bedeutet: der Anteil des Zinseinkommens am Ge-samteinkommen wird von drei Faktoren bestimmt: • von der Höhe des Zinssatzes (i) • von der Höhe der durchschnittlichen Sparquote bezo-gen auf das Einkommen und (s) • von der Anzahl der Jahre, seit denen gespart wurde (n).

  30. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (5a) • Gehen wir von einem Zinssatz von höchstens 5% aus, • unterstellen wir weiterhin, dass über Investivlohnpläne etc. allenfalls eine Sparquote von 10% erzielt wird • und betrachten wir einen Zeitraum von 10 Jahren, • so ergibt sich ein Anteil des Zinseinkommens von: • z = 0.05 * 10 * 0.1 = 0.05

  31. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (5b) • Dies bedeutet, dass das Zinseinkommen nach 10 Jahren um 5% steigt. • Wenn wir bedenken, dass die jährlichen Lohnsteige-rungen, die in den Tarifverhandlungen zur Diskussion stehen, früher 5% überstiegen, bedeutet dies, • dass nach 10 Jahren der Vermögenspolitik noch nicht einmal das erreicht wird, was früher in einer einzigen Tarifverhandlung erkämpft wurde.

  32. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (6) • zur Frage Nr. 2: • Legen wir die von Kaldor entwickelte Verteilungstheorie zugrunde, wird das Einkommen der Arbeitnehmer ent-scheidend von der Höhe der Sparquote der Arbeitnehmer bestimmt. • N. Kaldor selbst versuchte mit seiner Verteilungs-gleichung zunächst die Höhe des Lohneinkommens zu bestimmen. • Luigi Pasinetti hat diesen Ansatz kritisiert mit dem Argu-ment, dass N. Kaldor außer Acht lasse, dass ein Arbeit-nehmer, der spart, auch Kapitaleinkünfte (ZA) erzielt.

  33. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (7) • Berücksichtigt man diesen Einwand, so lässt sich zeigen, dass die von Kaldor formulierte Theorie modifiziert wer-den kann zu einer Theorie, die das Gesamteinkommen der Arbeitnehmer (bzw. die Einkommensquote der Ar-beitnehmer, (L+ZA)/Y) in Abhängigkeit der Sparquote der Arbeitnehmer sieht. • Wenden wir diese modifizierte Theorie auf unser Pro-blem an, so bedeutet dies, dass das Gesamteinkommen der Arbeitnehmer aufgrund der vermögenspolitischen Pläne nur dann und in dem Maße ansteigen wird, in dem auch die Sparquote der Arbeitnehmer steigt. • Die Gewinnquote (g) entspricht dann nicht mehr dem Anteil des gesamten Zinseinkommens am Inlandsprodukt (Z/Y), sondern nur noch dem Anteil des Zinseinkommens der Selbstständigen am Inlandsprodukt (ZK/Y)

  34. Theorie von Luigi Pasinetti I/Y, s s = f( L, ZA, g ) I/Y,s s = f(g ) I/Y = const. I/Y = const. g g Kaldor Pasinetti l = 1 - g g = Z/Y EA/Y = (L + ZA)/ Y g = ZK/Y

  35. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (8) • Es hängt also dann von der Art der Pläne ab, ob die erwünschte Wirkung eintritt. • Unterstellen wir z. B. eine Gewinnbeteiligung, die entwe-der ausgezahlt und voll konsumtiv verwandt wird bzw. die zwar investiv angelegt wird, die aber die Arbeiter veranlasst, ihre bisherigen Ersparnisse in gleichem Um-fang abzubauen. • Die Sparquote der Arbeitnehmer steigt hier nicht an, • folglich wird auch das Gesamteinkommen der Arbeitneh-mer unberührt bleiben, • was nichts anderes bedeutet, als dass die Höhe der Lohneinkommen realiter in gleichem Maße zurückgeht, in dem die Arbeitnehmer nun auch Zinseinkommen er-halten.

  36. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (9) • Bei der Diskussion der Kaldor-Theorie hatten wir noch eine zweite Modifikation besprochen. • Sofern wir nämlich die Annahme eines konstanten realen Inlandsproduktes aufheben, die nur in Zeiten der Über-beschäftigung zutrifft, hängt die Verteilung auch von An-gebotsfaktoren ab. • Wir haben also zu überprüfen, ob eine vermögenspoli-tische Maßnahme produktivitätssteigernd wirkt und auf diesem Wege die Lohneinkommen erhöht.

  37. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (10) • Zwei Fragen sind hierbei von Bedeutung: • Die Produktivität könnte erstens aufgrund vermögenspo-litischer Maßnahmen deshalb ansteigen, weil insgesamt mehr Erwerbsvermögen gebildet wird. • Unterstellen wir klassische Bedingungen, so dürften sicherlich all diejenigen Maßnahmen, die die freiwillige Sparbildung der Arbeitnehmer anregen, in diese Rich-tung wirken, • während die Zwangssparpläne, die auf eine Umvertei-lung der Gewinne hinauslaufen, vermutlich nicht zu einer Ausweitung des Investitionsvolumens führen werden.

  38. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (11) • Zweitens könnte aufgrund einer betrieblichen Form der Vermögenspolitik über eine stärkere Integration auch der Leistungswille des einzelnen Arbeitnehmers anstei-gen. • zur 2. These: (Preiser) • In einem Angebots- Nachfragediagramm tragen wir auf der Ordinate den Lohnsatz (l) und auf der Abszisse das Arbeitsangebot bzw. die Arbeitsnachfrage ab (A). • Wir gehen von einem normalen negativen Verlauf der Arbeitsnachfragekurve aus. • Solange die Arbeitnehmer über kein Vermögen verfügen, weise die Arbeitsangebotskurve eine geringe Elastizität auf, habe also einen steilen Verlauf.

  39. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (12) • Wir unterstellen nun, dass konjunkturbedingt die Arbeitsnachfrage zurückgehe, was gleichbedeutend ist, dass die Arbeitsnachfragekurve nach links unten ver-schoben wird. • Aufgrund der geringen Elastizität des Arbeitsangebots treten im Gleichgewicht relativ starke Lohnsenkungen ein (l1). • Verfügen nun die Arbeitnehmer über Vermögen, ver-größert sich die Elastizität des Arbeitsangebotes, • die Arbeitsangebotskurve verläuft nun insgesamt flacher. • Damit treten jedoch bei einem gleichen konjunktur-bedingten Rückgang der Arbeitsnachfrage geringere Lohnsatzsenkungen ein (l 2).

  40. Theorie von E. Preiser l Arbeitsangebot, geringe Elastizität Arbeitsangebot, hohe Elastizität l0 l 2 l1 Arbeitsnachfrage A konjunkturbedingter Rückgang der Arbeitsnachfrage

  41. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (13) • zur Kritik an der These von Preiser: • Es ist mehr als fraglich, ob eine Vermögensbildung in Ar-beitnehmerhand über einen Anstieg der Arbeitsangebots-elastizität zu einem höheren Lohn führt. • Gegen diese These spricht erstens der Umstand, dass die Löhne vorwiegend in Kollektivverhandlungen verein-bart werden, • dass die Macht der Gewerkschaften aber sicherlich nicht ansteigt, wenn die Arbeitnehmer über Vermögen ver-fügen.

  42. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (14) • Selbst dann, wenn man die These Preisers allein auf die Vereinbarung übertariflicher Lohnzuschläge beziehen wollte, dürfte der Einfluss der Vermögensbildung einen geringen Einfluss ausüben, • da bereits die Einrichtungen der Sozialen Sicherung die Funktionen übernommen haben, die Preiser der Vermö-gensbildung zugedacht hatte, • dass nämlich ein Arbeitnehmer, der über Absicherungs-möglichkeiten verfüge, nicht mehr auf Gedeih und Ver-derben vom Arbeitgeber abhänge.

  43. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (15) • Drittens: Schließlich gibt es Eigentumsformen und hierzu zählt insbesondere das Wohnungseigentum, welche die Mobilität des Arbeitnehmers und damit auch seine Ar-beitsangebotselastizität sogar vermindern. • Ein Arbeitnehmer, der über ein Wohnungseigentum ver-fügt, das er selbst benutzt, hat geringere Alternativen zu seinem bisherigen Arbeitsplatz und • steht deshalb eher in einer größeren Abhängigkeit zu sei-nem Arbeitgeber.

  44. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (16) • zur 3. These: (Kaldor) • Gehen wir von der vereinfachten Verteilungstheorie von Kaldor aus, so können wir die Wirkung eines Investiv-lohnes anhand eines S-I-Diagrammes aufzeigen. • Wir tragen auf der Abszisse die Gewinnquote (g) und auf der Ordinate die gesamtwirtschaftliche Sparquote (s) so-wie die Investitionsquote (I/Y) ab. • Die Investitionsquote sei von der Gewinnquote unab-hängig, sie kann also als Parallele zur Abszisse in unser Diagramm eingezeichnet werden.

  45. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (17) • Da unterstellt wird, dass die Arbeitnehmer eine geringere Sparquote aufweisen als die Selbstständigen (sA < sG), weist die gesamtwirtschaftliche Sparfunktion einen (linear) steigenden Verlauf auf, • wobei der Schnittpunkt der Sparfunktion mit der Ordi-nate durch die Sparquote der Arbeitnehmer gegeben ist • und die Sparquote bei der Gewinnquote = 1 mit der Spar-quote der Selbstständigen zusammenfällt. • Der Schnittpunkt von Investitions- und Sparfunktion gibt dann die Einkommensverteilung im Gleichgewicht an.

  46. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (18) • Wird nun durch Einführung eines Investivlohnes die gesamtwirtschaftliche Sparquote ansteigen, so verringert sich die gleichgewichtige Gewinnquote, bzw. die Lohn-quote steigt.

  47. Das Grundmodell von N. Kaldor (3) s, I/Y sG sL sL sL g = 1 - l g 0 g0 g 0 g = 1

  48. Frage 5: Inwieweit führt eine Vermögenspolitik zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung? (19) • Heben wir die Annahme der Vollbeschäftigung innerhalb der Verteilungstheorie von Kaldor auf, so erhält diese Theorie einen Freiheitsgrad. • Dies bedeutet, dass die Einkommensverteilung nicht mehr nur mit Nachfragefaktoren, sondern zusätzlich mit Angebotsfaktoren erklärt werden kann. • Entsprechend den Ausführungen in Kapitel 4 dieser Vorlesung wird die Einkommensverteilung durch eine negativ geneigte Nachfragekurve und eine positiv geneig-te Angebotskurve erklärt. • In diesem Falle führt die Einführung des Investivlohnes zu einer Verschiebung der Nachfragekurve nach unten, • was zu einer Reduzierung des Inlandsproduktes sowie der Gewinnquote führt.

  49. Erfolg der Investivlohnpolitik bei Unterbeschäftigung g Nachfragekurve der Verteilung Angebotskurve der Verteilung g GG0 Y YGG0

  50. Fazit: (5a) • Eine Umschichtung der Vermögen kann zu einer gleichgerich-teten Umschichtung der Einkommen führen, weil zu den Lohn-einkommen Zinseinkommen hinzukommen (common-sense-These), • weil sich die Position der Arbeitnehmer auf den Arbeitsmärkten verbessert und deshalb höhere Löhne erkämpft werden können (These E. Preisers) • und weil schließlich bei einer Zunahme der Sparquote der Arbeit-nehmer die Lohnquote dadurch steigen kann, dass die Lohn-kosten in geringerem Maße als bisher auf die Güterpreise über-wälzt werden können, sodass das Reallohneinkommen steigt (These N. Kaldors). • Die common-sense-These darf nicht überschätzt werden, da auf dem Wege zusätzlicher Zinseinkommen immer nur eine Steigerung des Gesamteinkommen von wenigen Prozent möglich ist.

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