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Theorie und Praxis der Globalisierungskritik Univ.-Lektor Mag. Christian Felber

11. März 2010, WU Wien. Theorie und Praxis der Globalisierungskritik Univ.-Lektor Mag. Christian Felber www.christian-felber.at. Ziele der LV. Wirtschaft ist keine Naturwissenschaft. Ziele der LV. Wirtschaft ist keine Naturwissenschaft Alternative Inhalte zum Mainstream. Ziele der LV.

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Theorie und Praxis der Globalisierungskritik Univ.-Lektor Mag. Christian Felber

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  1. 11. März 2010, WU Wien • Theorie und Praxis • der Globalisierungskritik • Univ.-Lektor Mag. Christian Felber www.christian-felber.at

  2. Ziele der LV • Wirtschaft ist keine Naturwissenschaft

  3. Ziele der LV • Wirtschaft ist keine Naturwissenschaft • Alternative Inhalte zum Mainstream

  4. Ziele der LV • Wirtschaft ist keine Naturwissenschaft • Alternative Inhalte zum Mainstream • Themenkanon der Globalisierungskritik

  5. Ziele der LV • Wirtschaft ist keine Naturwissenschaft • Alternative Inhalte zum Mainstream • Themenkanon der Globalisierungskritik • Dekonstruktion von Begriffen (z. B. „Freiheit“)

  6. Ziele der LV • Wirtschaft ist keine Naturwissenschaft • Alternative Inhalte zum Mainstream • Themenkanon der Globalisierungskritik • Dekonstruktion von Begriffen (z. B. „Freiheit“) • Erlernen von Diskussionsfähigkeit

  7. Beurteilung • Mitarbeit • Rollenspiel oder Gruppenreferat • Schriftliche Abschlussarbeit einzeln oder Gruppe

  8. Zeitplan • 11. 3. Finanzmärkte I (Analyse) • 25. 3. Finanzmärkte II (Alternativen) • 22. 4. Pensionen • 6. 5. Handel • 12. 5. Investitionen • 27. 5. Privatisierung • 10. 6. Attac, Bewegungen, Weltsozialforum • 17. 6. Werte des Wirtschaftens

  9. Referate (30ˈ) • 25. 3. Finanzderivate inkl. CDO und CDS • 22. 4. Steueroasen, Bankgeheimnis • 6. 5. Biopiraterie, Patente auf Leben • 12. 5. ICSID-Fälle, NAFTA, WTO • 27. 5. PPP-Modelle: Porto Alegre, Sacramento • 10. 6. Weltsozialforen, Bewegungen • 17. 6. Nichtgewinnorientierte Wirtschaftsformen

  10. „Globalisierung“ • Bis 1990 kaum in einem Lexikon • FAZ 1990: 34 Nennungen • FAZ 1999: 1000 Nennungen • Grundsätzlich ein neutraler Begriff • Zunahme von Vernetzung, Verflechtung

  11. 100 Gesichter der Globalisierung • Sprachen • Küche: Spaghetti, Curry, Mango, Tequila, Basmati • Spiele, Sport: Schach, Baseball, Karate • Musik, Tanz: Tango, Capoeira, Dideridoo, Djembe • Wissenschaft/Technologie: Bewässerung, Kompass • Medien: TV, Internet, Kino, CD • Menschen: Reisen, Studienaufenthalte, Migration • Religionen

  12. Globalisierung = Naturgesetz? • Die Globalisierung lässt sich nicht aufhalten - genauso wenig wie sich die Donau aufhalten lässt. • Heinrich von Pierer, Siemens • Die Globalisierung aufhalten zu wollen ist, als wolle man die Erde daran hindern, sich zu drehen. • Martin Bartenstein, Wirtschaftsminister

  13. Naturgesetz Globalisierung? • Die gegenwärtige Form der Globalisierung ist eine politische Regulierung! • Freihandel: WTO: 28 Verträge • freier Kapitalverkehr: Art. 56 EG-Vertrag, IWF • 3000 Investitionsschutzabkommen + Gericht • Patente auf Leben = „Schutz von geist. Eigentum“

  14. Globalisierung = Naturgesetz! • Die Globalisierung lässt sich nicht aufhalten - genauso wenig wie sich die Donau aufhalten lässt. • Heinrich von Pierer, Siemens • Die Globalisierung aufhalten zu wollen ist, als wolle man die Erde daran hindern, sich zu drehen. • Martin Bartenstein, Wirtschaftsminister

  15. Neoliberale Globalisierung • Nicht „die Globalisierung“ findet statt, sondern eine ganz bestimmte Form der Globalisierung: • freier Kapitalverkehr • Freihandel • freies Investieren • Patentschutz • Menschenrechte • soziale Sicherheit • kulturelle Vielfalt • nachhaltige Entwicklung

  16. Percy Barnevic, ABB • „Ich definiere Globalisierung als die Freiheit unserer Firmengruppe, • - zu investieren wann und wo sie will, • - zu produzieren wo und was sie will, • - zu kaufen und zu verkaufen wo und was sie will, und alle Einschränkungen durch Arbeitsgesetze oder sonstige gesellschaftliche Regulierungen [Umweltschutz] möglichst gering zu halten.“

  17. Neoliberale Versprechen Globalisierung dieser Art bringt • Höheres Wachstum • Mehr Wohlstand für alle • Ende der Armut

  18. Ergebnisse der Globalisierung • Wachstum der Weltwirtschaft (pro Kopf) • 1960er: 3,6% • 1970er: 2,4% • 1980er: 1,3% • 1990er: 1,1% „Dieses Ergebnis entspricht zumindest nicht den optimistischeren Vorhersagen in Bezug auf die wachstumsfördernde Wirkung der Globalisierung.“ ILO

  19. Die Ergebnisse 1990 - 2000: • in 54 Ländern sinkt Pro-Kopf-Einkommen • Arbeitslosigkeit nimmt in 6 von 7 Weltregionen zu • Armut steigt in ASS, NA, LA, K, ZA, NO und OE • Hunger nimmt seit 1995 zu (2007: + 75 Millionen)

  20. Die Ergebnisse 1990 - 2000: • in 54 Ländern sinkt Pro-Kopf-Einkommen • Arbeitslosigkeit nimmt in 6 von 7 Weltregionen zu • Armut steigt in ASS, NA, LA, K, ZA, NO und OE • Hunger nimmt seit 1995 zu (2007: + 75 Millionen) • 2008: größte Krise seit der „Großen Depression“

  21. Finanzmärkte

  22. Dow Jones 1929

  23. Antworten auf die Große Depression • USA: „New Deal“ • „Obama“ Roosevelt 1933 • Europa: „soziale Marktwirtschaft“ • Ludwig Erhard: „Wohlstand für alle“ 1957 • 1944 Nachkriegskonferenz in Bretton Woods • Globale Regulierung der Finanzmärkte

  24. Bretton-Woods-System • Dollar: Weltleitwährung (Goldstandard) • fixe Wechselkurse • Kapitalverkehrskontrollen, • Weltbank, Währungsfonds > 30 Jahre Stabilität, „Wirtschaftswunder“

  25. Banken sollen Gemeinwohl dienen Banken nach dem Krieg nicht gewinnorientiert • Raiffeisensektor • Volksbankensektor • (kommunale) Sparkassen • Öffentliche Großbanken (z. B. P.S.K.)

  26. Neoliberalismus: Hayek, Friedman „Der Markt ist keine vom menschlichen Verstand geschaffene Tradition, sondern eine, die in einer der Darwinistischen Entwicklung sehr ähnlichen Methode entstanden ist.“ Friedrich A. Hayek

  27. Neoliberalismus: Hayek, Friedman „Der Markt ist keine vom menschlichen Verstand geschaffene Tradition, sondern eine, die in einer der Darwinistischen Entwicklung sehr ähnlichen Methode entstanden ist.“ Friedrich A. Hayek „Die Aufgabe der Regierung muss es sein, für Wettbewerb auf den Märkten zu sorgen.“ Milton Friedman

  28. Weg mit dem Staat! „Der Staat ist das Problem.“ (R. Reagan) „Es gibt keine Gesellschaft.“ (M. Thatcher) > Liberalisierung! > Privatisierung! > Deregulierung!

  29. Neoliberale Umregulierung • 1973: Wechselkurse freigegeben • 1994: Kapitalverkehr liberalisiert • 1995: WTO-Finanzdienstleistungsabkommen • 1999: EU-Finanzbinnenmarkt • 2000: „Kapitalmarktoffensive“ (Ö) • 2004: Zulassung von Hedge-Fonds (D)

  30. Banken werden ineffizient • Gemeinwohl > Gewinnorientierung • Wachstum > „Global Players“ • Können Spareinlagen nicht garantieren • Vertrauen einander nicht • Vergeben teure Kredite oder gar keine • bringen gefährliche Produkte in Umlauf

  31. Banken werden ineffizient • systemrelevant • Verhindern erfolgreich jede Regulierung

  32. Erfolgreiches Lobbying Ausgaben der Wall Street für Lobbying 1998 – 2008 5,1 Milliarden US-Dollar Quelle: Consumer Education Foundation / Essential Information, März 2009.

  33. Immer mehr Gewinne Gewinne Finanzsektor : Gewinne Produktion 1970 20% 2000 50%

  34. Spitzenmanager : Mindestlohn • Österreich 600fache

  35. Spitzenmanager : Mindestlohn • Österreich 600fache • Deutschland 5000-fache

  36. Spitzenmanager : Mindestlohn • Österreich 600fache • Deutschland 5000-fache • US-Industriemanager 65.000-fache

  37. Spitzenmanager : Mindestlohn • Österreich 600fache • Deutschland 5000-fache • US-Industriemanager 65.000-fache • US-Hedgefonds-Manager 360.000-fache

  38. Kapitalismus gefährdet Demokratie • „Alle Finanzkrisen der jüngeren Geschichte wurden dadurch ausgelöst, dass eine wirtschaftliche Elite zuviel Macht bekam.“ • Simon Johnson, Ex-IWF-Chefökonom

  39. Eine andere Welt ist möglich!

  40. Humane Globalisierung • Wer sind hier die „Globalisierungsgegner“? • Menschenrechte • Nachhaltige Entwicklung • Gerechte Verteilung • Kulturelle Vielfalt • Handel • Kapitalflüsse • Investitionen

  41. „Bretton Woods II“ • G20 > G192 • Nicht nur VertreterInnen von Regierungen, auch von Parlamenten und Zivilgesellschaft

  42. John Maynard Keynes (1883 – 1946) • Gemeinsame Weltleitwährung statt US-Dollar • Beruht auf 30 Rohstoffen oder Währungskorb • Landeswährungen bleiben erhalten • Stabilität und Flexibilität

  43. Zhou Xiaochuan, Zentralbank China „Die Schaffung einer internationalen Verrechungseinheit nach dem Vorschlag von Keynes ist eine kühne Initiative (…) Bedauerlicherweise wurde der Vorschlag nicht angenommen.“

  44. Joseph Stiglitz, Ökonomie-Nobelpreis „Die Idee einer internationalen Reservewährung, die von einer globalen Bank ausgegeben wird, ist nicht neu (...) Allerdings ist jetzt die Zeit für diese Idee gekommen.“

  45. Nikolas Sarkozy, Davos 2010 „Wir brauchen ein neues Bretton Woods.“

  46. Regulierungsforderungen von Attac • Globale und EU-Finanzmarktaufsicht • Systemrelevante Banken zerschlagen • Alle Geschäfte in die Bilanz („Zweckgesellschaften“) • Verbot von Derivaten • Schließung der Filialen in Steueroasen

  47. Steueroasen • Bank-Austria: Cayman Island • Raiffeisen: Jersey

  48. Demokratische Bank • Gehört dem Souverän (nicht der Regierung!) • Erfüllt alle „konservativen“ Bankaufgaben • Sicherung der Sparguthaben • Gratis-Girokonto • Günstige Kredite • Nicht gewinnorientiert • Ökosoziale Kreditprüfung

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