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Fachhochschule Erfurt Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften Fachrichtung Soziale Arbeit und Fachrichtung Bildung und Erziehung von Kindern. Bedeutung Sozialer Diagnostik in ausgewählten Feldern der Sozialen Arbeit. Die Ausgangslage: Eskalierende Komplexität
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Fachhochschule ErfurtFakultät für Angewandte SozialwissenschaftenFachrichtung Soziale Arbeit und Fachrichtung Bildung und Erziehung von Kindern Bedeutung Sozialer Diagnostik in ausgewählten Feldern der Sozialen Arbeit
Die Ausgangslage: Eskalierende Komplexität • durch das Zusammenspiel entstandardisierter Biografien • durch gesellschaftlich bedingte Vulnerabilität (Verletzlichkeit, Verwundbarkeit) • durch vielschichtige individuelle Fragestellungen (Hutter 2005) „Probleme und Dynamiken, die nicht verstanden werden können, bleiben nicht nur ungelöst, sondern werden noch verschärft.“ (Schrapper 2001)
Die Schwierigkeit: Strukturelle Determinanten • Ein Gefüge aus biologischen, psychischen und sozialen Systemen erzeugt eine hohe Komplexität des zu untersuchenden Gegenstands. • Die Grenze zwischen Funktionieren und Nicht-Funktionieren ist objektiv nicht klar bestimmbar. • Die zu diagnostizierenden Systeme sind dynamisch. (Pantucek 2012)
Das Problem: Vorschnelle Verkürzung • Der Professionelle transformiert die Individuellen Problemlagen des Klienten in ein spezifisches und damit professionell zu bearbeitendes Problem. • Dadurch erfolgt eine Angleichung an einen Problemtypus, für den es systematisierte Lösungen gibt. • Was dadurch oft hervorgerufen wird, ist eine Anpassung des Problems an die Lösung. • Die Soziale Arbeit bewegt sich hier im Spannungsfeld von Standardisierung und Individualisierung. (Pfadenhauer 2003)
Die Aufgabe: Herstellen von Passung Die Soziale Arbeit ist aufgefordert, passgenaue Angebote für die individuellen Lebens- und Problemlagen der Adressaten anzubieten. (Hutter 2005)
Die Anforderung: Schlüsselkompetenzen Für diesen Prozess der Passung benötigt die Soziale Arbeit eine „Technologie der Annäherung“ an die Lebenswelten der Adressaten. (Pantucek 2012) Um dieses Ziel zu erreichen, handelt die Profession Soziale Arbeit auf der Grundlage von Schlüsselkompetenzen, die wiederum Grundlage für die Anwendung besonderer Methoden sind. (DBSH 2005)
Die Strategie: Soziale Diagnostik Unter Sozialer Diagnostik ist zu verstehen • derProzess des wissens- und methodengestützten, wertebasierten, multiperspektivischenErfassens, Erklärens und Verstehensvon sozialen Problemlagen und Problemstellungen mit besonderem Fokus auf die soziale Dimensionsowie die dialogische Verständigung darüber und
dessenErgebnis: die soziale Diagnose. Soziale Diagnosen können Individuen, Gruppen, Organisationen oder Gemeinwesen betreffen; sie haben eine erklärende, handlungsleitende und prognostische Funktion. Eine soziale Diagnose bildet die Basis für fallspezifische Zielformulierungen und Interventionen und wird als Hypothese verstanden, welche einer ständigen Überprüfung und Anpassung bedarf, sowie • die entsprechende Lehre: den methodischen Wissensbestand, der durch forschungsbasierte Entwicklung ständig erweitert wird. (N/W Hochschule für Soziale Arbeit und Soziale Diagnostik)
Die Herausforderung: Komplexitätsschonende Komplexitätsreduktion Ablaufschema einer Sozialen Diagnostik (Pantucek 2012) Daten- sammlung Komplexitäts- gewinnung Anamnese Daten- integration Zirkulärer Prozess Gewichtung / Folgerungen Komplexitäts- reduktion Diagnose
Der Diagnoseprozess: Zirkuläre Kausalität Soziale Diagnostik ist ein zirkulärer Prozess der Anamnese, Diagnose und Intervention. In diesem Sinne ist die Anamnese schon Beratung, diagnostische Schritte sind bereits Interventionen und Interventionen treiben die Diagnose voran. (Pantucek 2012)
Der Gewinn: Herstellung von Passung • eine theoretisch-wissenschaftlich fundierte »Wahrheitsfindung«;(Staub-Bernasconi 2003) • ein möglichst genauer Überblick über eine Problemlage und das Finden von Ansatzpunkten für Veränderungsarbeit; (Pantucek 2012) • Informationen, um Entscheidungen zu begründen; (Kindler 2005) • eine Suche nach dem, »was sein könnte«, also nach Lösungsstrategien und bislang ungenutzten Ressourcen; • Arbeitshypothesen für den Hilfeprozess • Qualitätsentwicklung • Erfolgskontrolle
Die Voraussetzung: Reflexion Erforderlich ist eine Soziale Diagnostik, die selbstreflektiert die Bedingungen und Dynamiken ihrer eigenen Erkenntnis rekonstruiert und hierfür geeignete Settings bereitstellt. (Müller 2005) • Klärung des zugrundeliegenden Menschenbildes • Erarbeitung einer professionellen Haltung • Reflexion des professionellen Selbstverständnisses • Reflexion des Verhältnisses zwischen Sozialarbeiter und Adressaten • Reflexion der Qualitätsstandards Sozialer Arbeit. (Riesenhuber 2009)
Danke für Ihre Aufmerksamkeit! www.moeller-supervision.de/downloads
Literatur: Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH) (2005). Definition Soziale Arbeit. http://www.dbsh.de/beruf.html Hochschule für Soziale Arbeit und Soziale Diagnostik (2014). Definition Soziale Diagnostik. http://web.fhnw.ch/plattformen/sozialediagnostik/definition-soziale-diagnostik Hutter, Christoph (2005). Szenisches Verstehen in der Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung. www.pantucek.com/diagnose/texte/hutter_szenisch/SzenischesVerstehen.pdf Kindler, Heinz (2005). Evidenzbasierte Diagnostik in der Sozialen Arbeit. In: Neue Praxis, Jg. 35, 5
Müller, Burkhard (2005). Was heißt Soziale Diagnose? In: Sozialmagazin, Jg. 30, 7-8 Pfadenhauer, Michaela (2003). Professionalität. Eine wissens-soziologische Rekonstruktion institutionalisierter Kompetenz-darstellungskompetenz. Opladen: Leske und Budrich Pantucek, Peter (2012). Soziale Diagnose. Verfahren für die Praxis Sozialer Arbeit. Wien; Köln; Weimar: Böhlau Verlag Riesenhuber, Martin (2009). Diagnostik in der Sozialen Arbeit. http://www.uni-graz.at/~heimgara/SP/Paper_Diagnosen.pdf
Schrapper, Christian (2001). „Was tun mit den „Schwierigen“? Erklärungs- und Handlungsansätze der Kinder- und Jugendhilfe im Umgang mit „schwierigen“ Kindern und Jugendlichen. www.vpk.de/documents_public/schwierige_kinder.do und vertiefend: Ader, Sabine; Schrapper, Christian; Thiesmeier, Monika (Hrsg.) (2001). Sozialpädagogisches Fallverstehen und sozialpädagogische Diagnostik in Forschung und Praxis. Koblenzer Schriften zur Sozialpädagogik und Weiterbildung Staub-Bernasconi, Silvia (2003). Diagnostizieren tun wir alle – nur wir nennen es anders. In: Widersprüche, Jg. 23, 88