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Sprachwissenschaftliche Grundlagen des Textens

Sprachwissenschaftliche Grundlagen des Textens. Wintersemester 2013/2014 Prof. Dr. Claudia Villiger. Morphologie als Wissenschaft.

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Sprachwissenschaftliche Grundlagen des Textens

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  1. Sprachwissenschaftliche Grundlagen des Textens Wintersemester 2013/2014 Prof. Dr. Claudia Villiger

  2. Morphologie als Wissenschaft Edward Sapir sagte einmal, die Sprache so zu verwenden, wie es die Leute normalerweise tun, gleiche der Verwendung einer Turbine, um eine Türklingel mit Energie zu versorgen. (nach Miller 1993, 125) Morphologie Jabberwocky Text und Lesung Zipferlake Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  3. Am Anfang war das ... • Wort • Wortdefinition • Morphologie als Wissen-schaft • Wortstruktur/Wortaufbau • Wortbildung • Wortarten Morphologie Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  4. Wort: Was ist ein Wort?Graphem • Wort = Graphem: Wörter werden durch Leerstellen und Satzzeichen voneinander ge-trennt. Ursula spielt mit dem Auto. spie·len: I. sich ohne Zweck, zur Unterhaltung (mit etwas) beschäftigen, ein Spiel machen, treiben; komm, wir spielen ein bisschen!(Wahrig, Wörterbuch) Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  5. Wort: Was ist ein Wort?Lexem • Ursula spielt mit dem Auto. • Wort = Lexem: alle Formen eines Wortes, die zur Grundform einer Wortart (Eintrag im Wörterbuch) gehören Auch Ursulas Schwester spielt mit. • 'mit|spie·lenmit (einem) anderen zusammen spielen; jmdm. (hart, übel, grausam) mitspielen ...(Wahrig, Wörterbuch) Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  6. Wort: Was ist ein Wort?Syntaktisches Wort • Wort = syntaktisches Wort: jede spezifische grammatische Ausprägung eines Wortes im Satz Ursula spielt mit Autos und Hans und Uli spielen mit Puppen. • Zahl der Lexeme? • Zahl der syntaktischen Wörter? Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  7. Wortstruktur und Wortaufbau Morphologie • Wort • Wortdefinition • Morphologie als Wissenschaft • Wortstruktur/Wortaufbau • Wortbildung Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  8. MorphologieFragestellungen • Woraus besteht ein Wort? • Wie werden komplexe Lexeme und Wörter gebildet? kräftig Kraftprotz powerful Kraft power kraftlos powerhouse Arbeitskraft powerless Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  9. Morphologie als Wissenschaft • Morphologie bezeichnet die Lehre von der Form und der Struktur. • Begriff wurde von Johann Wolfgang Goethe 1796 geprägt. • August Schleicher führte den Begriff Morphologie 1859 in die Sprachwissenschaft ein. Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  10. Wortstruktur und Wortaufbau Morphologie • Wort • Wortdefinition • Morphologie als Wissenschaft • Wortstruktur/Wortaufbau • Wortbildung Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  11. Inhalts- und Ausdruckseite von Worten:Morph und Morphem • Morph: noch nicht klassifizierte bedeutungstragende Einheit • Morphem: kleinste, klassifizierte bedeutungstragende Einheit • Morpheme werden sprachlich durch „Morphe“ (griech. ‚Form‘) realisiert „Inhalt/Bedeutungsebene“: Morphem Form/„Oberflächenebene“: Morph Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  12. Morphem und Morph Morph Hund Morphem Katze Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  13. Morphe und Silben • Silben gehören zum Lautsystem. Es gibt keinen Zusammen-hang zwischen Morphen und Silben. • Silben haben mit der Zuweisung von Bedeutung nichts zu tun. Sie spielen in der Morphologie keine Rolle. Morphem Morph Katze Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  14. Morpheme: Typ 1Freie Morpheme • Freie Morpheme sind selbstständig und können ein eigenständiges Wort bilden. • Worte, die nur ein freies Morphem enthalten be-zeichnen wir als Einwortbenennung oder Simplex. bleiben cat Frucht stay schön Wasser fruit water Test: canoo.net Katze nice Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  15. Morpheme Typ 2Gebundene Morpheme • Gebundene Morpheme können nicht alleine vorkommen. • Es gibt grammatische und Wortbildungsmorpheme -e un- -es -ig -te -ed -es ver- -s -lich -en -ful -y un- Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  16. Grammatische Morpheme/Flexionsmorpheme • gebundene Morpheme, die zur Flexion von Verb, Substantiv, Adjektiv und Pronomen dienen • Beispiele: Tempusmorphem, Komparationsmorphem, Numerusmorphem Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  17. Grammatische Morpheme/Flexionsmorpheme freies Morphem gramm. Morphem + Hund + e Katze + n Morph + Morph Morph + Morph + {Plural} + {Plural} freies Morphem gramm. Morphem + Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  18. Grammatische Morpheme und Allomorphe • Morph: noch nicht klassifizierte bedeutungstragende Einheit • Allomorphe: Unterschiedliche Formen/Morphe, die dieselbe Bedeutung haben Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  19. Grammatische Morpheme/Flexionsmorpheme Hund + e Katze + n Morph + Morph Morph + Morph + {Plural} + {Plural} + Morph Morph für Plural Morph Morph für Plural + Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  20. Flexionsmorpheme/grammatische Morpheme -n, -e sind im Deutschen Allomorphe für das grammatische Morphem/Flexionsmorphem Plural Morph Morph + + Allomorph für Plural Allomorph für Plural Katze + n Hund + e Test: canoo.net Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  21. Grammatisches Morphem Plural für Substantive im Deutschen (ohne Fremdwörter) -e -n -s -er -en Frau-en Hund-e Junge-n Oma-s Kind-er Umlaut + e Umlaut Umlaut + er Töchter Kräft-e Männ-er Ø Zipferlake Mädchen- Ø Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  22. Ermitteln Sie nun die acht grammatische Morpheme aus Jabberwocky und Zipferlake!

  23. Das „Innere“ der Worte und Wortarten • Wortbildung • Haupttypen • Komposition • Derivation • Weitere Wortbildungsprozesse Morphologie Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  24. Wortbildung: Haupttypen Wortbildungsprozesse (wichtigste Typen) Komposition Derivation Frucht + saft frucht + ig freies Morphem freies Morphem freies Morphem gebundenes Morphem + + Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  25. Wortbildung: KompositionGrundmuster • Mindestens zwei freie Morpheme bilden zusammen einen sprachlichen Ausdruck, das Kompositum. • Das erste Element eines Kompositums wird in der Regel betont. • Das letzte Element eines Kompositums bestimmt die Wortart. Frucht + saft Zwölf + zylinder + motor Tret + boot brust + schwimmen Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  26. Semantische Differenzierung der Komposita: Determinativkomposita des Deutschen Fass + bier ≠ Bier + fass • Ein Teil des Kompositums spezifiziert das andere Teil. • Das spezifizierte/determinierte Teil steht in der Regel am Ende -> Deutsch ist eine prädeterminierende Sprache. • Determinativkomposita sind die überwältigende Mehrheit der Komposita, da wir mit ihnen auch Unterkategorien bilden können. hellblau Hausschuh Reisegesetz lostreten Test: canoo.net Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  27. Komposita Rechtschreibung und Produktivität • Systematisierung der Schreibung: • Teeernte • Kaffeeersatz • Nussschokolade • selbstständig • Produktivität der Determinativkomposita: • Donaudampfschifffahrtskapitängesellschaft • Scheibenwischerwasserfrostschutzmittel • Großstadtbaustellentoilettenhäuschen-raumpflegerin Test: canoo.net Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  28. Semantische Differenzierung der Komposita: Kopulativkomposita • Bestandteile stehen in additivem Verhältnis zueinan-der. • Bestandteile gehören derselben Wortart an. schwarz-rot-gold Hosenrock nasskalt gelbgrün Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  29. Komposita versus Mehrwortbenennung/syntaktische Gruppe • Mehrwortbenennung/syntaktische Gruppe • Wortgruppe, die häufig zusammen auftritt. • zum Teil bezeichnen syntaktische Gruppen bestimmte Objekte, Sachverhalte etc. (z. B. elektrische Zahnbürste) Kompositum Mehrwortbenennung Jungfrau eine junge Frau Schwarzfahrer ein schwarzer Fahrer Weichei ein weiches Ei Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  30. Wozu brauchen wir Komposita? • Unterkategorien bilden z. B. Rock -> Minirock • neue Gegenstände, Konzepte etc. bezeichnen: Datenautobahn Zipferlake Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  31. Ermitteln Sie nun die fünf Komposita aus Jabberwocky und Zipferlake!

  32. Literatur Carroll, Lewis. 1872. JABBERWOCKY. Aus: Through the Looking-Glass and What Alice Found There. http://www.jabberwocky.com/carroll/jabber/jabberwocky.html [letzter Zugriff: 27.11.2013] Darnell, Regna/Irvine, Judith T. o. J. Edward Sapir, January 26, 1884—February 4, 1939. Biographical Memoirs. The National Academic Press <http://books.nap.edu/readingroom/books/biomems/esapir.html> [letzter Zugriff: 27.11.2013] Enzensberger, Christian. 2006. Zipferlake. Übersetzung des Jabberwocky von Lewis Carroll. Linke, Angelika/Nussbaumer, Markus/Portmann, Paul R. 2001. Studienbuch Linguistik. Tübingen: Niemeyer. Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

  33. Bildquellen Katze Silvester. Nordsternchens Katzen. 2005. http://www.nordsternchens-katzen.de/ VeryImportantCats/kater_sylvester.htm> [letzter Zugriff 02.12.2010] Hund Snoopy (mit Woodstock). http://mmii.info/icons/ignicons/comics_snoopy_woodstock.gif. [letzter Zugriff 02.12.2010] Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen

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