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Modul Medizin des Alters - Seminar vestibuläre Schwindelformen. Seminar Schwindel - Lernziele. Anatomie und Physiologie Definitionen klinische Untersuchung Schwindeldiagnostik typische Krankheitsbilder. Seminar Schwindel – Anatomie und Physiologie. Vestibularorgan und Cochlea
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Modul Medizin des Alters -Seminar vestibuläre Schwindelformen
Seminar Schwindel - Lernziele Anatomie und Physiologie Definitionen klinische Untersuchung Schwindeldiagnostik typische Krankheitsbilder
Seminar Schwindel – Anatomie und Physiologie Vestibularorgan und Cochlea bilden zusammen das Labyrinth Vestibularorgan besteht - aus Vestibulum und Bogengängen, - aus 2 Makulaorganen und 3 Cupulaorganen
Seminar Schwindel – Anatomie und Physiologie primäre Funktion der 3 Cupulaorgane = Erfassung von Drehbewegungen
Seminar Schwindel – Anatomie und Physiologie primäre Funktion der 2 Maculaorgane = Erfassung der Kopfposition relativ zur Gravitation und Erfassung von Beschleunigungen
Seminar Schwindel – Definitionen Schwindel Nystagmus Vestibularorgan Gleichgewicht
Seminar Schwindel – Definitionen Gleichgewicht: ist ein Zustand, kein Organ. Es wird hauptsächlich gebildet aus visuellen, propriozeptiven und vestibulären Afferenzen
Seminar Schwindel – Definitionen Schwindel: ist ein gestörtes Gleichgewichtsempfinden. Er kann durch eine Störung der visuellen, propriozeptiven oder vestibulären Einflüsse entstehen oder durch eine zentrale Störung der 4 Vestibularis-Kerne im Hirnstamm
Seminar Schwindel – Definitionen Vestibularorgan: ist ein Teil des Labyrinthes und das Sinnesorgan für Beschleunigungsempfinden. Erkrankungen desselben gehen nicht zwingend mit Nystagmus oder Schwindel einher.
Seminar Schwindel – Definitionen Nystagmus: ist eine unwillkürliche Augenbewegung mit schneller und langsamer Komponente. Er ist nicht zwingend Ausdruck des vestibulo- okulären Reflexes und kann physiologisch oder pathologisch sein.
Seminar Schwindel – Definitionen Spinale / propriozeptive Afferenzen aus der tiefen Halsmuskulatur Vestibuläre Afferenzen von beiden Labyrinthen Visuelle Afferenzen von beiden Augen 4 Vestibulariskerne/Seite im Hirnstamm mit zahlreichen Efferenzen Zerebelläre Afferenzen
Seminar Schwindel – Anamnese • Drehschwindel • Schwankschwindel • Liftschwindel • Lateropulsion • bestehende Ohrsymptome Hörminderung, Tinnitus, Otalgie, Ohrlaufen • Benommenheit • Taumeligkeit • Unsicherheit • Bewusstseinstrübung • bestehende neurologische Symptome: z.B. Dysarthrie, Doppelbilder, fokale Zeichen, Bewusstseinstrübung Otologische Störung/ vestibuläre Störung Neurologische Störung/ Internistische Störung
Seminar Schwindel – Anamnese Merke: Eine Bewusstlosigkeit / eine Synkope ist ÄUSSERST UNTYPISCH für eine peripher vestibuläre Störung! Nicht der HNO-Arzt, sondern der Internist und der Neurologe sind hier primär gefragt.
Seminar Schwindel – Untersuchung Funktionsprüfung des Vestibularorgans erfolgt über davon abhängige Reflexe: vestibulo-spinale Reflexe vestibulo-okulären Reflex
Seminar Schwindel – Untersuchung Prüfung der vestibulo-spinalen Reflexe: Romberg- Stehversuch und Unterberger-Tretversuch
Seminar Schwindel – Untersuchung Prüfung des vestibulo-okulären Reflexes: Prüfung des Spontannystagmus mit der Frenzel-Brille
Seminar Schwindel – Untersuchung Die Richtung eines horizontalen Nystagmus wird (historisch) nach der schnellen Phase definiert, der eigentliche Reflexe ist aber die langsame Phase.
Seminar Schwindel – Untersuchung • Die Einteilung / Definition des Nystagmus richtet sich nach: • - der Art der Erzeugung: • Spontan-N. (pathologisch) / • Provokations-N. (pathologisch) / • Induktions-N. (physiologisch) • dem Befund des Nystagmus: • horizontal nach links oder rechts / vertikal bzw. down-beat / • rotatorische Komponente / nieder- mittel- hochfrequent • der Pathogenese: • vestibulärer Genese /zentraler Genese /okulärer Genese
Seminar Schwindel – Untersuchung Beispiele für die Beschreibung des Spontannystagmus: Befund: „…unter der Frenzelbrille erkennt man bei Aufnahme einen grobschlägigen, niederfrequenten horizontalen Spontannystagmus nach links als Hinweis auf eine peripher vestibuläre Störung rechts…“ oder Befund: „…bei der klinischen Untersuchung bei Aufnahme erkennt man unter der Frenzelbrille einen grobschlägigen, hochfrequenten, spontanen „down-beat“-Nystagmus als Hinweis auf eine zentrale Genese…“
Seminar Schwindel – Untersuchung Prüfung des vestibulo-okulären Reflexes durch Lageprüfung (statisch)und Lagerungsprüfung dynamisch) mit der Frenzelbrille Ein Nystagmus bei der Lagerungsprüfung (dynamisch) oder bei der Lageprüfung (statisch) ist ein Provokationsnystagmus und damit pathologisch. Bei Gesunden tritt er nicht auf. Lagerungsprüfung nach Hallpike
Seminar Schwindel – Untersuchung • Zusammenfassung: Bei der Erstvorstellung ist erforderlich: • Anamnese zur Differenzierung peripher vestibulär oder zentral (insbesondere Bewusstseinsverlust) • 2. Klinische Untersuchung der vestibulo-spinalen Reflexe durch Romberg und Unterberger
Seminar Schwindel – Untersuchung 3. Klinische Untersuchung des vestibulo-okulären Reflexes:Prüfung und saubere Beschreibung eines Spontannystagmus unter der Frenzelbrille mit und ohne Kopfschütteln. Dieser ist immer pathologisch, aber nicht immer peripher vestibulärer Genese. 4. Klinische Untersuchung des vestibulo-okulären Reflexes und Nachweis eines Provokationsnystagmus durch Lage- und Lagerungsprüfung unter der Frenzelbrille. Auch dieser ist immer pathologisch, aber nicht immer peripher vestibulärer Genese
Seminar Schwindel – Funktionsprüfung • Kalorische Prüfung • seitengetrennte Spülung der Gehörgänge mit warmen (44°C) und kalten (30°C) Wasser • es erfolgt durch Auslösung einer Konvektionsströmung im lateralen Bogengang eine Nystagmusinduktion. Dieser Nystagmus ist physiologisch, d.h., das Ausbleiben ist pathologisch. • Kaltspülung: Nystagmus zur Kontralateralen Seite • Warmspülung: Nystagmus zur gleichen Seite • Lagerung des Kopfes 60° nach hinten • ermöglicht eine seitengetrennte Analyse der Vestibularorgane
Seminar Schwindel – Funktionsprüfung • Rotatorische Prüfung • Drehstuhluntersuchung • Kopflagerung 30° nach vorne • Aufzeichnung durch eine Elektronystagmographie (ENG) oder eine Videonystagmographie (VNG) • primär relevant: erster postrotatorischer Nystagmus entgegen der Bewegungsrichtung • erlaubt eine Aussage über die zentralen Funktionen, also auch über ein Kompensation einer vorausgegangenen peripheren Störung
Seminar Schwindel – typische Diagnosen • Neuropathia vestibularis • Definition: akuter einseitiger Vestibularisausfall • Pathogenese: unbekannt • Symptome: Drehschwindel mit Übelkeit und Erbrechen keine Hörstörung, kein Tinnitus • Befund: horizontaler Spontannystagmus zur gesunden Seite, Fixationssuppression, kalorische Unter-/Unerregbarkeit eines Vestibularorgans kontinuierliche Besserung • Therapie: zu Beginn: Dimenhydrinat (Vomex®) alle Therapieschemata umstritten, „Schwindeltraining“
Seminar Schwindel – typische Diagnosen • Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel • Synonym: Cupulolithiasis • Pathogenese: herausgelöste Otolithen aus der Macula utriculi sammeln sich im hinteren Bogengang auf der Cupula
Seminar Schwindel – typische Diagnosen • Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel • Symptome: Drehschwindel < 1min bei Lageänderungen keine Hörstörung, keine neurologischen Symptome, kein Erbrechen, keine Bewußtseinsstörung • Befund: Lagerungsnystagmus mit rotatorischer Komponente in der Lagerungsprüfung nach Hallpike, crescendo-decrescendo-Charakter < 1 min
Seminar Schwindel – typische Diagnosen • Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel • Therapie: Lagerung nach Semont oder Epley-Manöver
Seminar Schwindel – typische Diagnosen • Morbus Ménière • Pathogenese: Endolymph-Hydrops vermutet • Symptom-Trias: akuter einseitiger Hörverlust (Tiefton) + Tinnitus + Drehschwindel mit Spontannystagmus (anfallsweise, rezidivierend) • Befunde: im Verlauf ausgeprägte Tieftonsenke • Therapie: zahlreiche Therapieschemata! im Anfall: Antivertiginosa (Dimenhydrinat) konservativ: Betahistin, Gentamicin chirurgisch: Saccotomie
Seminar Schwindel – typische Diagnosen Zusammenfassung der Diagnosen einhergehend mit einer peripher vestibulären Störung: - Neuropathia vestibularis - Cupulolithiasis - Morbus Ménière - Akustikusneurinom / Kleinhirnbrückenwinkeltumoren - Cholesteatom mit Bogengangsfistel - Labyrinthitis - Felsenbeinquerfraktur