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E N D
1. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Persönlichkeitsstörungen, wahnhafte und psychotische Zustände, Schizophrenien und ihre möglichen Ursachen Vorlesung
Di. 16 – 17.30 Uhr, R J101
2. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Termingestaltung im SoSe 2008 11. März: Fallgeschichte Sabine
1. April: Das Borderline-Konzept
8. April: Das Bindungstrauma-Konzept
15. April: Bindungstraumata und Folgen für
Kinder
22. April: Bindungstraumata und Jugendalter
„Teenager außer Rand und Band“
29. April: Bindungstrauma und Partnerschaft
3. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München 6. Mai: professioneller Umgang mit den
Überlebensstrategien von
bindungstraumatisierten Klienten
20. Mai: Magersucht als wahnhafter
seelischer Prozess
27. Mai: Erscheinungsformen von
Schizophrenien und Psychosen
3. Juni: Psychosen als Folgen von
übernommenen Traumazuständen
10. Juni: Besprechung eines Klausurfalls
17. Juni: Besprechung der Probeklausur und
Evaluation der Veranstaltung
4. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Fallanalysen im Sinne der mehrgenerationalen systemischen Psychotraumatologie (MSP) Festellen von Symptombildern
Bindungsanalysen (Biografie, Genogramm, Aufstellung)
Traumaanalysen (Patient, Eltern, Groß-, Urgroßeltern)
Bewältigungsstrategien der Klienten
Kontakte der Klienten mit dem Hilfesystem
Reflexion möglicher Verstrickungen zwischen Klienten und professionellen Helfern
5. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Symptombild von Sabine(12 Jahre) übermäßiges Essen – strenge Diäten
Sehr kindliches – pseudoerwachsenes Verhalten
Totaler Rückzug – distanzloses Verhalten
Umfassende Schönheitspflege – weitgehende Vernachlässigung
Aufgedrehte Fröhlichkeit – Antriebslosigkeit
Geringe Frustrationstoleranz, Ritzen
6. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Bindungen von Sabine Chaotische Mutterbeziehung:
0- 1 Lj. zusammen mit der Mutter in Mutter-Kind-Heim
1.-2. Lj. Trennung von der Mutter, Kinderheim
ab dem 2. Lj. kein mütterlicher Schutz vor sexuellem Missbrauch
ab 10. Lj.: Unterbringung in HP-WG, Vernachlässigung durch die Mutter Anschuldigungen, Verletzungen durch sie
7. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Weitere Bindungen von Sabine Keine Beziehung zum eigenen Vater (zugleich Stiefvater der Mutter)
Missbrauch durch Stiefvater
Keine sichere Beziehung zu den Geschwistern
Intensivere Beziehung mit einem 18jährigen Jungen aus der Wohngruppe
8. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Fazit: Sabine findet keinen sichereren emotionalen Rückhalt im mütterlichen wie väterlichen Herkunftssystem. Im Gegenteil, sie wird durch ihre Herkunftsfamilie körperlich und seelisch schwer verletzt.
9. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Traumata von Sabine Trennungstrauma: mit einem Jahr völlige Trennung von der Mutter
Bindungstrauma: sie kann keine sichere und haltgebende Bindung zu ihrer Mutter aufbauen
Sexuelles Trauma: vom 5.-10. Lebensjahr 2-3mal wöchentlich sexueller Missbrauch durch den Stiefvater
10. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Merkmale der Verwirrung bei Sabines Mutter Sexueller Missbrauch durch den Stiefvater
Kind (Sabine) ist vom Stiefvater
Gibt Tochter in ein Heim
Heiratet einen heroinabhängigen, spielsüchtigen Mann
„übersieht“ sexuellen Missbrauch ihrer Tochter
Hält keinen Kontakt zur Tochter, möchte sie aber häufiger sehen
Blockt Gespräche über den sexuellen Missbrauch ab
11. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Bewältigungsstrategien der traumatisierten Familie Wegsehen
Verleugnen
Verdrängen
Verstricken
Spalten
12. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München In Anspruch genommene Hilfen Mutter-Kind-Heim
Kinderheim
Sozialhilfe
ASD, Jugendamt
Heilpädagogische Wohngruppe
Familiengericht
Betreuungsverein
13. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Bei sozialen Hilfesystemen besteht die Gefahr, im Umgang mit gespaltenen Klienten Äußerungen der Opferanteile als Angriffe zu erleben und abzuwehren
Äußerungen der Täteranteile als Hilferuf umzudeuten.
14. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Die Spaltungen der Klienten finden sich häufig in den Spaltungen eines Helferteams wieder.
15. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München „Borderline“Begriff „Borderland“-Syndrom wird erstmals von C. H. Hughes 1884 verwendet.Borderline-Störung = PsychopathieBei Freud entspricht „Borderline“ am ehesten dem Begriff „Hysterie“.
16. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München „Etwa von 1920 bis 1980 fand der „Borderline-Begriff“ in der Psychiatrie hauptsächlich bei Psychoanalytikern Verwendung. In der Regel diente er der Beschreibung von Patienten, deren Zustand in einem „Zwischengebiet“ zwischen einer eindeutigen Indikation für die psychoanalytische Behandlungsmethode und einer eindeutigen Kontraindikation – im allgemeinen Patienten mit einer länger dauernden Psychose – lag.“ (Stone in Kernberg, Dulz, Sachsse 2000, S. 3)
17. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München „emotional instabile Persönlichkeitsstörung“ (F60.3): „Eine Persönlichkeitsstörung mit deutlicher Tendenz, impulsiv zu handeln ohne Berücksichtigung von Konsequenzen, und mit wechselnder, instabiler Stimmung. Die Fähigkeit, vorauszuplanen, ist gering und Ausbrüche intensiven Ärgers können zu oft gewalttätigem und explosiblem Verhalten führen. Dieses Verhalten wird leicht ausgelöst, wenn impulsive Handlungen von anderen kritisiert und behindert werden.“ (Dilling, Mombour und Schmidt, 1994, S. 230f.)
18. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München „Borderline Typus (F60.31): „Einige Kennzeichen emotionaler Instabilität sind vorhanden, zusätzlich sind oft das eigene Selbstbild, Ziele und ‚innere Präferenzen‘ (einschließlich der sexuellen) unklar und gestört. Meist besteht ein chronisches Gefühl innerer Leere. Die Neigung zu intensiven, aber unbeständigen Beziehungen kann zu wiederholten emotionalen Krisen führen mit übermäßigen Anstrengungen, nicht verlassen zu werden, und mit Suiziddrohungen oder selbstschädigenden Handlungen (diese können auch ohne deutliche Auslöser vorkommen).“ (a.a.O., S. 230)
19. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Borderline Persönlichkeitsstörung (DSM-IV Diagnosekriterien) Angst vor Verlassenwerden
Instabile, intensive Beziehungen
Identitätsstörung
Selbstschädigendes Verhalten
Suizidalität
Instabile Gefühle
Gefühle der Leere
Unangemessene Wut
Dissoziative Symptome
20. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Wie entstehen psychiatrische Diagnosen? Auflisten auffälliger Verhaltens- und Erlebensmerkmale (Symptome)
Bündelung der Merkmale (Syndrom)
Belegen des Merkmalbündels mit einem Begriff („Krankheit“, „Störung“)
21. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Diagnosen sind Beschreibungen von Beobachtungen
Auf dem Hintergrund eines theoretischen Konstrukts
22. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München logischer Denkfehler bei psychiatrischen Diagnosen: Symptome werden als Krankheit angesehen, ohne deren Bedeutung zu hinterfragen.
23. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Otto Kernberg, Birger Dulz, Ulrich Sachsse (Hg.) (2000).Handbuch der Borderline-Störungen. Stuttgart: Schattauer Verlag.
24. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Theorien zur Entstehung der Borderline-Persönlichkeitsstörung „Hysterie“ (Freud)
„Frühstörung“, nichtbewältigter Aggressionstrieb (Kernberg)
„kumulative Kindheitstraumata“ (Rhode-Dachser)
Gewalterfahrung und sexueller Missbrauch (Reddemann, Sachsse)
Folgen von Bindungstraumata (Ruppert)
25. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München BindungstraumaDas menschliche Urbedürfnis nach einer sicheren, haltgebenden Bindung wird traumatisiert. Ein Kind ist hilflos und ohnmächtig, zu seiner traumatisierten Mutter eine stressfreie Beziehung herzustellen.
26. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Bindungsgefühle stellen die Basis der seelischen Struktur dar Angst
Wut
Trauer
Schmerz
Schuld
Scham Liebe
Freude
Mitgefühl
Stolz
Hoffnung
Optimismus
27. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Symbiose Strategie durch Anpassung an die Bedürfnisse eines anderen Lebewesens das eigene (Über)Leben zu sichern.
Dadurch entsteht eine (Über)Lebensgemeinschaft zum gegenseitigen Vorteil.
Die Mutter-Kind-Bindung ist in den ersten drei Lebensjahren ein symbiotischer Prozess.
28. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Das Trauma einer Mutter überträgt sich auf dem Weg der Mutter-Kind-Bindung auf das Kind. Das Kind wird überschwemmt mit den abgespaltenen Traumagefühlen seiner Mutter.
29. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Wenn Erfahrungen seelisch nicht mehr integrierbar sind, liegt eine Traumatisierung vor. Um zu überleben, muss sich die Persönlichkeitsstruktur spalten.Die getrennten Anteile existieren dann eigenständig.
30. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München
31. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Merkmale von gesundenseelischen Anteilen Wahrnehmungsoffenheit
Fähigkeit zur Gefühlsregulation
Grundvertrauen
Bindungsfähigkeit
Sich lösen können
Einfühlungsvermögen
Sich abgrenzen können
Gute Erinnerungsfähigkeit
Reflexionsfähigkeit
Verantwortungs-bereitschaft
Realitätsorientierung Wahrheitsliebe
Hoffnung
32. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Merkmale destraumatisierten Anteils Verharrt auf der Alterstufe zum Zeitpunkt des Traumas
Speichert die Erinnerung an das Trauma
Sucht noch immer nach einem Ausweg aus dem Trauma
Kann „getriggert“ werden
33. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Merkmale desÜberlebens-Ichs Verdrängt und leugnet das Trauma
Wird zum Wächter der seelischen Spaltung
Vermeidet
Kontrolliert
Kompensiert
macht sich Illusionen
Spaltet sich erneut
34. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Das Überlebens-Ich ist das Spiegelbild des Trauma-Ichs.Je extremer das Trauma, desto extremer das Überlebens-Ich.
35. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München
36. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München
37. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München
38. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Das Konzept des Bindungstraumas (1) Eine traumatisierte Mutter reagiert auf emotionale Nähebedürfnisse ihres Kindes mit ihrem Überlebens-Ich.
Sie kann dem Kind keinen Halt, keine Wärme, kein Geborgenheitsgefühl geben.
Sie kann sich in das Kind nicht einfühlen.
39. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Das Konzept des Bindungstraumas (2) Je mehr das Kind emotionale Nähe einfordert, desto extremer werden die Reaktionen des Überlebens-Ichs der Mutter.
Zurückweisungen
Beschimpfen, Bedrohen
Vernachlässigung
Wird das Trauma einer durch Gewalt traumatisierte Mutter zu sehr getriggert, erlebt sie das Kind als Täter und wehrt sich mit Gewalt dagegen.
40. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Das Konzept des Bindungstraumas (3) Das Kind ist von Anfang seines Lebens existentiell bedroht.
Angst muss abgespalten werden.
Das bindungsbedürftige Kind liebt seine Mutter trotz aller Zurückweisung und Gewalt.
Wut, Schmerz und Trauer werden abgespalten.
41. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Das Konzept des Bindungstraumas (4) Das Kind bietet sich der Mutter als Überlebenshilfe an.
Es entwickelt einen extrem verstrickten symbiotischen Anteil.
Schuld und Schamgefühle werden abgespalten.
42. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München
43. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Das Konzept des Bindungstraumas (5) In seiner Not weicht das Kind, wenn möglich, auf die Vaterbindung als Ersatz aus.
Dies birgt oft die Gefahr des emotionalen und sexuellen Missbrauchs des Kindes durch den Vater in sich.
Das Kind spaltet sich auch in Bezug auf den Vater.
44. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München
45. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Das bindungstraumatisierte Kind ist in realer Gefahr, es wird missbraucht, ihm wird die Wahrheit verdreht.Seine traumatisiertenEltern sind unberechenbar.
46. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Das Konzept des Bindungstraumas (6) In einem Bindungssystem, das durch Gewalt traumatisiert wird, dominieren negative Gefühle wie Angst oder Wut
Liebe kann als integrierende, stressreduzierende und traumaheilende emotionale Kraft nicht wirksam werden.
47. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Das Konzept des Bindungstraumas (7) Traumatisierte Mütter verlieren ihre Bindungsfähigkeit.
Söhne werden leicht zur nächsten Generation traumatisierender Männer („Täterstruktur“).
Frauen werden leicht zur nächsten Generation traumatisierter Frauen („Opferstruktur“).
Das Bindungstrauma setzt sich in der nächsten Eltern-Kind-Generation fort.
48. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Lebenslange Folgen eines Bindungstraumas Dauerhafte Angst vor dem Verlassenwerden von den eigenen Eltern, Vernichtungsängste
Wut- und Hassgefühle auf die eigenen Eltern, zugleich Hunger nach ihrer Liebe
Schwanken zwischen Hoffnung und Resignation, die Eltern emotional doch noch zu erreichen
Sich als Retter der Eltern verantwortlich fühlen
49. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München
50. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Dissoziale Persönlichkeitsstörung (ICD 10, F60.2) (1) Herzloses Unbeteiligtsein gegenüber den Gefühlen anderer
Deutliche und andauernde Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen, Regeln und Verpflichtungen
Unvermögen zur Beibehaltung längerfristiger Beziehungen, aber keine Schwierigkeiten, Beziehungen einzugehen
51. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Dissoziale Persönlichkeitsstörung (ICD 10, F60.2) (2) Sehr geringe Frustrationstoleranz und niedrige Schwelle für aggressives, auch gewalttätiges Verhalten
Unfähigkeit zum Erleben von Schuldbewusstsein oder zum Lernen aus Erfahrung besonders aus Bestrafung
Neigung, andere zu beschuldigen oder vordergründige Rationalisierungen für das eigene Verhalten anzubieten, durch welches die Person in einen Konflikt mit der Gesellschaft geraten ist.
52. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Überlebensstrategien von Menschen mit einem Bindungstrauma Vermeidung von emotionaler Nähe
Anklammern (z.B. auch Stalking)
Flucht in die Sucht
Flucht in Illusionen (z.B. auch Kunst, Schauspiel, Sexualität)
Streben nach Machtpositionen (um andere zu beherrschen, zu erniedrigen und zu bestrafen)
53. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Bindungstrauma und Partnerschaft Bindungstraumatisierte Menschen wählen oft Partner mit Bindungstrauma-Strukturen.
Die Beziehungen pendeln zwischen dem Versuch einer symbiotischen Verschmelzung und der Erniedrigung und Bekämpfung des Partners hin und her.
Gewaltexzesse, gemeinsamer Drogenkonsum, Eifersuchtsdramen, Fremdgehen, Versöhnungsrituale ...
54. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Bindungstraumatisierte Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen können unbewusst in Panik geraten, wenn ihre Tochter in das Alter kommt, in dem sie selbst missbraucht wurden. Sie provozieren dann die Scheidung vom Mann.
55. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Histrionische Persönlichkeitsstörung (ICD 10, F60.4) (1) Dramatisierung bezüglich der eigenen Person, theatralisches Verhalten, übertriebener Ausdruck von Gefühlen
Suggestibilität, leichte Beeinflussbarkeit durch andere Personen oder Umstände
Oberflächliche und labile Affektivität
56. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Histrionische Persönlichkeitsstörung (ICD 10, F60.4) (2) Andauerndes Verlangen nach Aufregung, Anerkennung durch andere und Aktivitäten, bei denen die betreffende Person im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht
Unangemessen verführerisch in Erscheinung und Verhalten
Übermäßiges Interesse an körperlicher Attraktivität
57. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Histrionische Persönlichkeitsstörung (ICD 10, F60.4) (3)Egozentrik, Selbstbezogenheit, anhaltendes Verlangen nach Anerkennung, erhöhte Kränkbarkeit und andauernd manipulatives Verhalten zur Befriedigung eigener Bedürfnisse
58. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Die auf Vermeidung, Kontrolle, Kompensation und illusionäre Vorstellungen ausgerichteten Strategien des Überlebens-Ichs ziehen häufig körperliche und psychische Schädigungen und Verstrickungen im sozialen Bereich nach sich.
59. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Verstrickung durch Manipulation Angst erzeugen
Wut anstacheln
Falschen Trost spenden
Gemeinsame Illusionen pflegen
60. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Narzissmus Selbstbezogenheit
Selbstverliebtheit
Übersteigerter Egoismus
Was ist ein gesundes Selbst(wert)gefühl?
61. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München
62. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München „Gottes-ähnlich-Komplex“ (Ernest Jones 1913) Ständige Suche nach Ruhm
Übersteigertes Anerkennungsbedürfnis
Omnipotente Überzeugungen
Exhibitionismus
Sprachverliebtheit
Subtile Lerndefizite
Falsche Bescheidenheit
63. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Narzisstische Persönlichkeitsstörung (DSM IV, 301.81) (1) Ein tiefgreifendes Muster von Großartigkeit (in Phantasie und Verhalten). Bedürfnis nach Bewunderung und Mangel an Empathie. Beginn im frühen Erwachsenenalter, zeigt sich in verschiedenen Situationen
Hat ein grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit (übertreibt z.B. die eigenen Leistungen und Talente; erwartet, ohne entsprechende Leistungen als überlegen anerkannt zu werden)
64. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Narzisstische Persönlichkeitsstörung (DSM IV, 301.81) (2) Ist stark eingenommen von Phantasien grenzenlosen Erfolgs, Macht, Glanz, Schönheit oder idealer Liebe
Glaubt von sich, „besonders“ und einzigartig zu sein und nur von anderen besonderen oder angesehenen Personen (oder Institutionen) verstanden zu werden oder nur mit diesen verkehren zu können
65. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Narzisstische Persönlichkeitsstörung (DSM IV, 301.81) (3) Verlangt nach übermäßiger Bewunderung
Legt ein Anspruchsdenken an den Tag, d.h. übertriebene Erwartungen an eine besonders bevorzugte Behandlung oder automatisches Eingehen auf die eigenen Erwartungen
Ist in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch, d.h. zieht Nutzen aus anderen, um die eigenen Ziele zu erreichen
66. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Narzisstische Persönlichkeitsstörung (DSM IV, 301.81) (4) Zeigt einen Mangel an Empathie: ist nicht willens, die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu erkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren
Ist häufig neidisch auf andere oder glaubt, andere seien neidisch auf ihn/sie
Zeigt arrogante, überhebliche Verhaltensweisen oder Haltungen
67. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Unterschiedliche Entstehungstheorien zum pathologischen Narzissmus Eltern verwöhnen das Kind und setzen im keine Grenzen (Anpassung der Eltern an das Kind)
Kinder versuchen den überhöhten Vorstellungen und narzisstischen Bedürfnissen der Eltern gerecht zu werden (Anpassung der Kinder an die Eltern)
68. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Psychopathologie Adolf Hitlers Die Kriterien der narzisstischen Persönlichkeitsstörung treffen auf ihn zu.
Sein „falsches Selbst“ („vitaler als die früh verstorbenen Geschwister“) bildet sich in der Bindung an seine traumatisierte Mutter aus.
Narzisstische Überhöhung (Überlebens-Ich) als Unterdrückung von Todesangst (symbiotisch verstricktes Trauma-Ich)
Überwindung der Todesangst im Kampf mit der sozialen Umwelt
69. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München
70. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Thesen zur Psychopathologie Adolf Hitlers Nekrophiler Charakter (Erich Fromm)
„gebundener Delegierter“ (Helm Stierlin)
Opfer einer schwarzen Pädagogik (Alice Miller)
Übernommene Traumatisierung, Bindungstrauma (Franz Ruppert)
71. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Strategien des Überlebens-Ichs von Adolf Hitler Vermeidung: keine Auseinandersetzung mit dem Tod seiner Geschwister
Kontrolle: Ausmerzen des vermeintlich Schwachen im Außen
Kompensation: Deutschland als starke Ersatzmutter
Illusion: eigene Unsterblichkeit
72. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Literatur Fromm, E. (1977). Anatomie der menschlichen Destruktivität. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag.
Stierlin, H. (1995). Adolf Hitler. Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag.
Miller, A. (1981). Am Anfang war Erziehung. Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag.
Ruppert, F. (2004). Verwirrte Seelen. München: Kösel Verlag.
73. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Umgangsweisen mit seelischen Spaltungen 1. Veränderungen im Außen vornehmen
2. Symptombekämpfung
3. Verstärkung der Strategien des Überlebens-Ichs
4. Aufgespaltene Persönlichkeitsanteile wahrnehmen, annehmen, integrieren
Auf der 4. Stufe kommt es zu innerer Heilung.
74. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Menschen mit einem Bindungs-trauma sind schwer erreichbar Weil sie Angst vor einer emotionalen Öffnung und der Konfrontation mit ihrem traumatisierten Anteilen haben.
Weil sie niemandem mehr vertrauen.
Weil sie von anderen nur weitere Gewalt und Abwertungen befürchten.
Sie existieren die meiste Zeit in einem Überlebensmodus.
75. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Der Überlebensmodus sieht sich in seiner Umwelt gespiegelt, ohne sich dadurch selbst erkennen und verstehen zu können.
76. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Der Überlebensmodus ist auf der Suche nach Hilfe im Außen. Er kann nur die Hilfe annehmen, die ihm bei seinen Strategien des Überlebens unterstützen.
77. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Das Grundprinzip des Überlebensmodus ist das Aufrechterhalten und Vermehren von seelischen Spaltungen.
78. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Hilfe im Sinne des Überlebensmodus Ist symptom-, nicht ursachenorientiert
Ist idealistisch, blendet traumatische Realitäten aus
Reagiert und agiert mit
Arbeitet mit Beschuldigungen und Bewertungen statt mit Erklärungen
Kann neue Traumata erzeugen
79. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Interventionsprinzipien bei Bindungstraumatas im Sinne der inneren Heilung Spaltungen bei Klienten erkennen und spiegelnd benennen
Verstrickungsangebote des Überlebens-Ichs nicht annehmen; Grenzen setzen, um sich selbst zu schützen
Das gesunde Ich in seiner Entwicklung unterstützen.
Das Trauma-Ich annehmen; die Wahrheit von Vernachlässigung, Gewalt, Missbrauch v.a. durch die Eltern bestätigen
80. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Psychische Ressource„... der Kern einer Ressource ist ein positives Körpererleben mit einer wohltuenden Emotion.“Ebner und Rost (S. 200f. inLamprecht (2006) (Hg.), Praxisbuch EMDR. Stuttgart: Pfeiffer Verlag.
81. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Emotionale Ressourcen Liebe, Wärme, Geborgenheit, Zugehörigkeit
Freude, Glück
Ruhe, Gelassenheit, innerer Friede
Angemessener Stolz auf eigene Leistungen
Anerkennung, Zugehörigkeit
82. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Materielle Ressourcen wie Geld, Wohnung oder Arbeit wirken nur dann positiv, wenn sie mit positiven Emotionen gekoppelt sind.
83. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Diagnosekriterien der Magersucht (ICD 10, F50.0) Deutliches Untergewicht (BMI unter 17,5)
Selbstinduzierter Gewichtsverlust
Körperschema-Störung
Endokrine Störung (Amenorrhoe/Libido-, Potenzverlust)
Verzögerte körperliche Reifung
84. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Body Mass Index (BMI) = Körpergewicht (kg) :Körpergröße (m)²
85. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Unter- und Übergewicht Untergewicht: BMI unter 19 bei Frauen
unter 20 bei Männern
Normalgewicht: BMI von 19 bis 24 bei Frauen
von 20 bis 25 bei Männern
Übergewicht: BMI ab 25
Behandlungs-
bedürftig: BMI über 30
86. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Diagnostische Kriterien derEss-Brechsucht („Bulimie“)(ICD 10 F50.2) Fressgier und Essattacken
Selbstinduzierte Gewichtsreduktion
Extreme Furcht vor dem Dickwerden
87. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Gängige Annahmen zur Entstehung von Magersucht Zu starke Orientierung an Schlankheitsidealen
Kampf um Autonomie
Angst vor Übernahme der Frauenrolle
Verstrickung in symbiotischem Familienklima
Reaktion auf sexuellen Missbrauch
88. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Familiencharakteristika bei Essstörungen Grenzüberschreitungen und Koalitionen zwischen den Generationen und innerhalb der Subsysteme
Asketisches Familienideal, Verleugnung eigener Bedürfnisse, Gedanken und Wahrnehmungen
Rationale Widerlegung und Missachtung direkt geäußerter Bedürfnisse
Verhinderung von Autonomie, um den anderen vorgeblich vor Misserfolgen zu bewahren Hoher Stellenwert von Krankheit, Leistung, äußerem Erscheinungsbild
Keine Vermittlung unbedingter Wertschätzung
Leugnung aggressiver Gefühle und von Konflikten
Keine Duldung von Zweierbeziehungen
89. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Einwände zu den gängigen Magersuchtstheorien Gesellschaftlicher Diäten- und Schlankheitswahn ist nur eine von mehreren Rahmenbedingung für Magersucht, nicht deren Ursache
Der Kampf um Autonomie ist eigentlich ein Suchen nach einer symbiotischen Bindungserfahrung mit der Mutter
Warum Angst vor der Frauenrolle, wenn die Mütter der Magersüchtigen oft zu den gesellschaftlich erfolgreicheren Frauen gehören?
90. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Einwände zu den gängigen Magersuchtstheorien Familienklima ist nicht symbiotisch, weil alle zwar die Symbiose wollen, sie aber als Kinder nie bekommen haben
Sexueller Missbrauch ist eine Folge des Bindungstraumas: Das Kind sucht Halt z.B. beim Vater, weil es bei der Mutter keinen emotionalen Halt findet.
91. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Magersucht aus Sicht einer mehrgenerationalen systemischen Psychotraumatologie Massive Bindungsstörung im Verhältnis Mutter-Kind: Mutter spürt Kind emotional nicht
Mutter vermeidet aufgrund eigener Traumaerfahrungen emotionale Nähe
Kind verhungert emotional
Meist eigene sexuelle Missbrauchserfahrung
Missbrauch oft schon seit Generationen
Traumaerfahrungen der Mutter werden tabuisiert, daher hat Magersucht etwas Wahnhaftes
92. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Weil es in der Mutter kein spürbares Gegenüber gibt, spürt die Magersüchtige sich selbst und ihre Grenzen nicht.
93. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München In der Mutter eines magersüchtigen Kindes gibt es einen abgespaltenen traumatisierten Anteil, der eigentlich nicht da sein und leben will.
94. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Magersucht ist der wahnhafte Versuch, sich selbst aufzulösen und aufzugeben (Suizid durch Verhungern).
95. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Leistung zu erbringen ist der vergebliche Versuch des Kindes, die Mutter emotional aufzuwecken und ihre Liebe zu gewinnen.
96. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Die Suche nach Anerkennung durch Leistung ist der Abschied von der Hoffnung, um seiner selbst willen als Kind geliebt zu werden.
97. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München In der Nahrungsverweigerung zwingt das magersüchtige Kind seine Mutter, sich beständig mit ihm zu befassen.
98. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Das Kind lebt mit seiner Magersucht auch seine ohnmächtige Wut auf seine Eltern aus.
99. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Magersucht verliert als Symptom seine Bedeutung, wenn die dahinter liegenden Traumata ans Licht gebracht werden.
100. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Kriterien der Schizophrenienach ICD 10 F20 1. Gedankenlautwerden, -eingebung, - entzug,
-ausbreitung
2. Kontroll-, Beeinflussungswahn
3. Kommentierende oder dialogische Stimmen
4. Bizarrer Wahn, eine religiöse oder politische
Persönlichkeit zu sein, übermenschliche
Fähigkeiten oder Kräfte zu besitzen
5. Anhaltende Halluzinationen jeder
Sinnesmodalität
101. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Kriterien der Schizophrenie nach ICD 10 F20 6. Zerfahrenheit im Denken, Danebenreden,
Neologismen
7. Katatone Symptome wie Erregung,
Haltungsstereotypien, wächserne
Biegsamkeit, Negativismus, Mutismus, Stupor
8. Apathie, Sprachverarmung, sozialer Rückzug
9. Ziellosigkeit, Trägheit, selbst verlorene
Haltung
102. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München HalluzinationEtwas als existent wahrnehmen, was kein anderer Mensch als real wahrnimmt. Kann vom Betroffenen nicht als Einbildung, bloße Vorstellung oder Traum abgetan werden.
103. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Formen des Wahns Größenwahn
Verfolgungswahn (Paranoia)
Eifersuchtswahn
Körperbezogener Wahn
Magersucht
Zwänge (Wasch-, Zählzwang)
104. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Diagnostische Kriterien für eine Manische Episode (DSM IV) Übersteigertes Selbstwertgefühl/Größenideen
Vermindertes Schlafbedürfnis
Rededrang
Ideenflucht, Gedankenrasen
Erhöhte Ablenkbarkeit
Gesteigerte Betriebsamkeit
Aktivitäten mit unangenehmen Konsequenzen
105. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Typische Psychiatriekarriere Suizidversuch oder fremdgefährdendes Verhalten
Psychiatrieaufenthalte, Dauermedikation mit Psychopharmaka
Verlust der Arbeitsfähigkeit, Leben von Sozialhilfe
Verlust der Wohnung, Leben in betreuten Wohnformen, Tagesstruktur in Tagesstätten
Immer wieder Rückfälle in Psychosen („Drehtürpsychiatrie“)
106. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Krankheitsmodelle für Schizophrenie: Psychiatrie Geistes = Gehirnerkrankung
exogene Psychosen: Intoxikation, Läsion, Virusinfektion
endogene Psychosen: Gendefekte, Gehirnstoffwechselstörung
Abnorme Spielarten seelischen Wesens: abnorme Persönlichkeiten, Erlebnisreaktionen, Neurosen, mangelnde Intelligenz
107. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Umsetzung des Psychiatriekonzepts historisch durch Staatliche Förderung der Dominanz der Medizin gegenüber moralisch-erzieherischen Ansätzen in Irrenanstalten
Wilhelm Griesinger (1817-1868): Begründer der wissenschaftlichen Psychiatrie
Emil Kraepelin (1856-1928): Dementia praecox, manisch-depressives Irresein
Eugen Bleuler (1857-1939): Schizophrenien, Autismus
108. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Krankheitsmodelle für Schizophrenie: Psychoanalyse Ich-Zerfall, Projektion libidinöser und aggressiver Impulse nach außen, Halluzinationen als Ersatz für Objektbeziehungen oder Abwehr von Objektbindungen
Stavros Mentzos (2000). Psychose und Konflikt. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
109. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Entstehungsmodelle für Schizophrenie: Sozialpsychiatrie Psychisch krank als soziale Stigmatisierung (antipsychiatrisch)
Erhalt der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben (gemeindepsychiatrisch)
Vulnerabilität in Kombination mit Stress
Marianne Bosshard, Ursula Ebert, Horst Lazarus (2007). Soziale Arbeit in der Psychiatrie. Bonn: Psychiatrie Verlag.
110. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Entstehungsmodelle für Schizophrenie: Kommunikationstheorie Double Bind durch widersprüchliche Botschaften
Die Person muss sich an das Gebot oder Verbot X halten.
Die Person muss sich an das Gebot oder Verbot Y halten.
Y widerspricht X.
Die Person darf weder X noch Y ignorieren.
Jeder Kommentar bezüglich der Absurdität der Situation ist streng verboten.
Ein Verlassen der Situation ist oder erscheint unmöglich.
Gregory Beatson u.a. (2002). Schizophrenie und Familie: Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag
111. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Entstehungsmodelle für Schizophrenie: Familiendynamische Ansätze schizophrenogene Mutter (Frieda Fromm-Reichmann), hoch gestörte Interaktionsmuster (Theodore Lidz)
Patient als Symptomträger
Arnold Retzer (2002): Systemische Familientherapie der Psychosen. In: M. Wirsching, P.Scheib (Hg.), Paar- und Familientherapie (439-451). Berlin, Heidelberg: Springer Verlag.
112. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Entstehungsmodelle für Schizophrenie: Anthropologisches Psychoseverständnis Psychosen als Entwicklungskrisen
Trialog Angehörige, Betroffene, Experten
Thomas Bock (1999). Lichtjahre. Psychosen ohne Psychiatrie. Bonn: Psychiatrie Verlag.
113. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Zentrale Frage einer ursachenbezogenen Schizophrenieforschung:Welche Lebenserfahrungen verwirren und welche machen verrückt?
114. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Grundannahme der mehrgenerationalen Psychotraumatologie: Psychische Störungen sind die Folge davon, dass Traumata auf Bindungsprozesse negativ einwirken.
115. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Verrückt macht, was verrückt ist und nicht wieder gut zu machen ist und unerträglichen Schmerz und Schuld- und Schamgefühle auslöst.
116. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Ereignisse in einem familiären Bindungssystem, die verwirren und verrückt machen können Tötung eines eigenen Kindes, eigene Kinder dem Tod aussetzen
Tötung der eigenen Eltern oder von nahen Verwandten
Inzest zwischen Vater und Tochter, v.a. mit Kinderfolge
Untergeschobene Kinder
117. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Ein schizophrener Zustand ist der Zusammenbruch aller anderen Versuche, eine emotional unerträgliche Realität, z.B. durch seelische Spaltung, Sucht, Flucht in körperliche Krankheiten, zu verdrängen und zu verleugnen.
118. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Die ultimative Realitätsflucht ist in diesen Fällen der Suizid.
119. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Vermittelt über die Mutter-Kind-Bindung haben Traumatisierungen über mehrere Generationen Auswirkungen in einem familiärem Bindungssystem.
120. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Anstelle von oder extrem vermischt mit guten Gefühlen saugt das Kind die Traumagefühle seiner Mutter auf: Angst, Wut, Verzweiflung, Verwirrung, dissoziative Zustände.Diese Traumagefühle werden zu einem Bestandteil seiner eigenen Identität.
121. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München
122. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München In ihren psychotischen Episoden der bringen Kinder- und (Ur)Enkelkinder im Grunde die traumatischen Erfahrungen ihrer Mütter und (Ur)Großmütter zum Ausdruck.
123. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Es gibt Psychosenin den nachfolgenden Generationen mit klaren Bildern (z.B. von Kriegsereignissen),
diffusen Vorstellungen,
ohne Bilder, nur mit Gefühlen der Angst, der Wut, der Scham, der Schuld.
124. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Zusammenfassende Thesen zur Entstehung von „Verwirrung/Verrücktsein“ (1) Psychotische und schizophrene Symptome verweisen auf ein Ursprungsereignis, das verrückt macht und Verwirrung erzeugt (extreme Angst, unerträglicher Schmerz, insbesondere bei Tötung im System, Inzest).
125. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Zusammenfassende Thesen zur Entstehung von „Verwirrung/Verrücktsein“ (2) Ereignisse dieser Art sind für die Beteiligten emotional unerträglich, sie haben eine traumatische Qualität für die Mutter-Kind-Bindung und das gesamte Bindungssystem.
126. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Zusammenfassende Thesen zur Entstehung von „Verwirrung/Verrücktsein“ (3) Diese Vorfälle lösen massive Angst-, Wut-, Schuld- und Schamgefühle aus. Liebe ist oft mit Gewalt vermischt.
Die unerträglichen Gefühle werden daher verdrängt und seelisch abgespalten, damit die betreffende Person nicht völlig verrückt wird.
Es entsteht ein Familiengeheimnis, weil die Vorfälle nicht kommuniziert werden können.
127. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Familiengeheimnisse ... erfinden eine Scheinwirklichkeit.
schaffen Unklarheit und Verwirrung.
werden verbal tabuisiert, nonverbal symbolisiert.
werden verraten, indem sie verschwiegen werden.
verhindern äußeren Zerfall des Bindungssystems, spalten es aber innerlich.
128. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Zusammenfassende Thesen zur Entstehung von „Verwirrung/Verrücktsein“ (4) Die Folgen sind massive Bindungsstörungen zwischen Eltern und Kindern über mehrere Generationen hinweg.
Mütter nehmen ihre Kinder aufgrund der traumatisierten Gefühle nur verzerrt wahr.
Die bindungsbedürftigen Kinder identifizieren sich mit dieser verzerrten Realität. Sie können nur klar sein, wenn sie aus der Bindung gehen.
129. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Zusammenfassende Thesen zur Entstehung von „Verwirrung/Verrücktsein“ (5) Übermässige Aktivierung von Bindungsgefühlen oder Schwächungen der Dissoziation (z.B. durch Drogen) bringen die abgespaltenen Traumagefühle und Verwirrtheitszustände in den Vordergrund des bewussten Erlebens.
Es kommt zu psychotischen Durchbrüchen der traumatischen Vergangenheit.
130. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Die Spaltungen in einem Menschen werden immer dann aktiviert, wenn sein Bindungssystem angesprochen ist, d.h. wenn es um seelische Abhängigkeit geht mit Gefühlen der Angst, Wut und Liebe.
131. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Sich verlieben, Liebesbeziehungen sind daher oft der Auslöser für Psychosen.
132. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Drogenkonsum erhöht die Gefahr, dass seelische Spaltungen nicht mehr funktionieren.Haschisch oder halluzinogene Drogen können in bereits vorhandene psychotische Zustände führen.
133. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München
134. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Zusammenfassende Thesen zur Entstehung von „Verwirrung/Verrücktsein“ (7) Das schizophrene Kind ist in seiner bindungstraumatisierten Herkunftsfamilie seelisch/emotional sowohl mit den Tätern wie mit den Opfern im System verbunden.Es hat positive Gefühle auch den Tätern gegenüber.
135. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Zusammenfassende Thesen zur Entstehung von „Verwirrung/Verrücktsein“ (8)
136. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Die Wahrheit heilt den Wahn. Wenn die traumatisierende Realität sichtbar wird, die zum Wahnsinn führt, kann ein anderer Ausweg gefunden werden.
137. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Um seelisch gesund zu werden, muss das Kind die Illusion aufgeben, bei der traumatisierten und verwirrten Mutter emotionalen Halt und Klarheit zu finden und zu glauben, sie aus ihrer Verwirrung retten zu können.
138. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Mütter können ihre Kinder nicht aus der Verwirrung und dem Verrücktsein holen, solange sie selbst die Quelle der Verwirrung sind.
139. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Wer verwirrt und verrückt gemacht geworden ist, muss sich aus seinen eigenen Spaltungen befreien, seine eigene Identität finden, normale Gefühle entwickeln und Verantwortung für das eigene Leben übernehmen.
140. Prof. Dr. Franz Ruppert
KSFH München Literatur Franz Ruppert (2002). Verwirrte Seelen. Der verborgene Sinn von Psychosen. München: Kösel Verlag.
Franz Ruppert (2005). Trauma, Bindung und Familienstellen. Stuttgart: Pfeiffer Verlag.
Franz Ruppert (2007). Seelische Spaltung und Innere Heilung. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.