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Gesundheitsförderung aus der Perspektive älterer Menschen . Eine qualitative Studie. Dr. rer. cur. Thomas Boggatz. Einleitung. Zum Erhalt von Lebensqualität im Alter ist Gesundheitsförderung notwendig Verständnis von Gesundheit ist handlungsleitend (Leenerts et al., 2002)
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Gesundheitsförderung aus der Perspektive älterer Menschen Eine qualitative Studie Dr. rer. cur. Thomas Boggatz
Einleitung Zum Erhalt von Lebensqualität im Alter ist Gesundheitsförderung notwendig Verständnis von Gesundheit ist handlungsleitend (Leenerts et al., 2002) Gesundheitsverständnis älterer Menschen geht über körperliche Aspekte hinaus Für sie ist Gesundheit ist die Fähigkeit, ein zufriedenstellendes Leben zu führen
Hintergrund • Unterschiedliche Einstellungen zu Gesundheitsförderung anhand quantitativer Daten feststellbar (Dapp, 2008): • Gesundheits-(Ressourcen)-Förderer (Teilnehmer an Gesundheitsprogrammen) • Gesundheits-(Ressourcen)-Verarmten (bevorzugen präventive Hausbesuche) • Gesundheits-(Ressourcen)-Verbraucher (lehnen Gesundheitsförderung ab) • Einblick in Binnenperspektive der Betroffenen zum besseren Verständnis notwendig
Ziel Ziel: Unterschiedlichen Typen von Einstellungen zur Gesundheitsförderung identifizieren und aus der Sicht der älteren Menschen selbst verstehen Forschungsfragen: • Welche Arten von Gesundheitsaktivitäten führen die jeweiligen Typen durch? • Welche Einstellung zur Gesundheitsförderung haben sie? • Welche Hindernisse und Unterstützungen nehmen sie wahr?
Methode Qualitative Studie mit Bewohnern aus dem Umfeld eines quartiersbezogenen Wohnprojekts in Planung Ort: Essen (Ruhr) Leitfadeninterviews Datensammlung von August – Dezember 2009 Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring mit Typenbildung
Stichprobe Alterssdurchschnitt: 71,6 Jahre (SA: 7 Jahre) Verheiratet: 9 Verwitwet: 21 Ledig: 1
Normale Lebensweise „Wissen sie, ich halt mich fit, indem dass ich noch alles selber mache. Dass ich meine Fenster noch selber putze, das ich meine Wohnung noch selber sauber mache, … das ist schon genug für mich, denk ich mal.“ (TW08, weiblich, 74 Jahre) „Diät brauch ich nicht… ich ess, wat mir schmeckt… achte wohl, das ich nich zu dick werd, aber das is auch alles… dass ich da so ’n Firlefanz mache.“ (TW 12, weiblich, 80 Jahre)
Normale Lebensweise Altersbedingt kaum sinnvoll „Ja, was sollen wir denn machen wenn man älter wird… da kann man nicht viel machen… da nimmt man die Pillekes… da geht man von einem Arzt zum anderen und dann hat sich das ne.“ (TW06, weiblich, 77 Jahre) Keine Reglementierung „Egal wer mir sagen würde, Du musst Obst essen, Du musst das und weiß ich nicht… Saft trinken… mach ich aber nich, ne… weil ich dat nich möchte… ähm, nee… da hab ich so meinen eigenen Kopp, da.“ (TW25, weiblich, 61 Jahre) Krankheitsverdrängung „Was meine Gesundheit anbelangt… ich bin in der Richtung wirklich schluderig, muss ich sagen… ich höre zwar, dass da irgendwo was is, aber übergeh das gerne… wenn mein Mann mich nicht zum Arzt treiben würde… würde ich nicht so schnell dort hingehen… ich würde eher ne Tablette nehme (...) ich würde mehrere reinstoppen, fertig is der Laden, dann geht’s wieder.“ (TW25, weiblich, 61 Jahre)
Hindernisse • Durch Zeitmangel eingeschränkt • Durch Kosten eingeschränkt • Motivierende Partner fehlen • Eingeschränkt durch Krankheit • Körperkultur „Nein wir haben in der Schule kein Turnen gehabt, wir sind ja während des Krieges aufgezogen… wir haben kein Turnen gehabt und jetzt soll ich mir meine Knochen verdrehen?“ (TW08, weiblich, 74 Jahre)
Fitnesswunsch „Ich war ja immer sportlich tätig (...) nicht sitzen, viel bewegen und so… da hat mir das schon immer zugesagt… von Kind an… sportlich sich betätigen.“ (TW24, weiblich, 77 Jahre) Aber keine Reglementierung „Nix mit Nordic Walking und so was modernes, wir haben auch Stöcke beim Wandern, aber weil wir dann mit dem Rücken besser klar kommen und nicht weil das modern ist. Nordic Walking (....) das wird ja gleich wissenschaftlich ausgearbeitet wie man die Stöcke zu halten hat und wie groß der Schritt sein muss.“ (TM 02, männlich, 71 Jahre)
Ganzheitlichkeit „Heilfasten, das ist ja nicht so, dass man da jetzt einfach nur… Abnehmen ist da zweitrangig, das ist ja einfach die innere Einstellung, die man dazu hat… zu den Nahrungsmitteln, zum eigenen Körper.“ (TW 01, weiblich, 70 Jahre) „Also sind auch spirituelle Sachen, die da…. wirklich ne Rolle bei spielen (...) Man kommt einfach zur Ruhe (...) man kriegt einfach Anregungen, die über das körperliche hinausgehen (...) man geht viel gelassener aus dieser Stunde heraus“ (TW 09, weiblich, 56 Jahre)
Diskussion Gründe zur Ablehnung spezieller Gesundheitsförderung sind differenziert. Typen sind nicht statisch. Einstellungen sind veränderbar. Motivation durch persönliches Umfeld möglich.
Diskussion Stimmt nicht mit Perspektive des Typus „Gesunderhaltung durch normale Lebensweise“ überein Vergleich zur NANDA-Diagnose „Unwirksames Gesundheitsverhalten“ Def.: Unfähigkeit, Hilfen zur Gesunderhaltung zu erkennen, organisieren oder herauszufinden Merkmale: Mangelnde Anpassung an Umgebung Wissensdefizit Fehlendes Interesse Mangel an gesundheitsorientiertem Verhalten
Schlussfolgerung Bei Beratung persönlichen Hintergründe differenziert betrachten Ausschließlicher Fokus auf körperliche für ältere Menschen uninteressant Gesundheitsförderung mit Spaß und Geselligkeit verbinden