40 likes | 255 Views
4. INFORMATIONSBÖRSE SCHIZOPHRENIE Alkoholabhängigkeit und Schizophrenie: Neue genetische Befunde Prof. Dr. med. Stefan Bleich. Neurophysiologische Gemeinsamkeiten von Schizophrenie und Suchterkrankungen
E N D
4. INFORMATIONSBÖRSE SCHIZOPHRENIE Alkoholabhängigkeit und Schizophrenie: Neue genetische Befunde Prof. Dr. med. Stefan Bleich Neurophysiologische Gemeinsamkeiten von Schizophrenie und Suchterkrankungen Sowohl bei Substanzabhängigkeiten als auch bei schizophrenen Psychosen steht eine Fehlsteuerung der Übermittlung des Botenstoffes (Neurotransmitters) Dopamin im Mittelpunkt zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. So wird eine Fehlregulation der Transmission von Dopamin in den Bereichen des Gehirn, in dem Funktionen wie Affekt, Emotion und Stimmung sowie Motivation und Antrieb angesiedelt sind (Limbische Strukturen, Cortex) als wesentlicher Mechanismus im Bezug auf Verstärkung, Entzug und Verlangen (Craving) bei Suchterkrankungen angesehen. Die Entstehung der schizophrenen Psychosen liegt auch in einer Überfunktion eben dieses dopaminergen Systems („Dopaminhypothese“) und die antipsychotische Wirksamkeit der Medikamente gegen die psychotischen Symptome beruht zumindest teilweise auf einer Blockade dopaminerger Rezeptoren, insbesondere auch in den o.a. Hirnabschnitten. Limbische Strukturen und Cortex Komorbidität Schizophrene Psychosen und Alkoholabhängigkeit bzw. -missbrauch kommen häufig gemeinsam vor. Die Prävalenzraten liegen zwischen 24% und 53%. Die Unterschiede sind durch methodische Faktoren bedingt. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Stichprobenzusammensetzung, insbesondere die Altersverteilung und der Anteil chronisch Kranker. Dopaminerges System Genetische Grundlagen des Suchtverlangens und der Schizophrenie Genomische Untersuchungen legen eine genetische Grundlage zur Erklärung des Craving bei alkoholabhängigen Patienten nahe. Hierbei spielt ein bestimmtes Protein (Alpha Synuclein), eines bestimmten Genabschnitts (NACP - non-amyloid component of plaques) eine Rolle. Es moduliert die dopaminerge Neurotransmission und führt zu einem erhöhten Alkoholverlangen. In einer Studie mit Patienten mit Alkoholabhängigkeit - der Franconian Alcoholism Research Studies (FARS) - wurden im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen hochsignifikant längere Allele des NACP-REP1-Gens gefunden. Ein Allel ist eine der möglichen Ausprägungen eines Gens, das sich an einem bestimmten Ort auf einem bestimmten Chromosom befindet. Allele Gene haben geringfügige Änderungen in ihrer Erbinformation, wodurch das Gen variiert wird. Weiterhin konnten wir im Alpha-Synuclein-Gen Veränderungen darstellen, die die genetische Regulation und damit die genetische Expression von alpha Synuclein beeinflussen. Diese Gen-regulatorischen oder epigenetischen Ergebnisse liefern neue pathophysiologische Erkenntnisse zum Verständnis des Suchtverlangens. Da das Protein alpha Synuclein an den Dopamin-Transporter bindet und seine Aktivität beeinflusst, könnten Veränderungen der alpha Synuclein-Expression auch eine pathophysiologische Bedeutung bei Patienten mit schizophrenen Psychosen darstellen. In diesem Fall ist die Länge von NACP-REP1 ein entscheidender Faktor für eine erhöhte Ausprägung des oben genannten Proteins (alpha Synuclein). Hieraus könnte abgeleitet werden, dass längere Allele des NACP-REP1 zu einer vermehrten Expression von alpha Synuclein führen, für die wiederum eine Beeinflussung des unstillbaren Verlangens nach dem Suchtstoff Alkohol (Craving) angenommen wird. Prof. Dr. med. Stefan Bleich Geschäftsführender Oberarzt Psychiatrische und Psychotherapeutische Universitätsklinik Schwabachanlage 6, 91054 Erlangen