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Die Lincoln-Oseretzky-Skala. Ein Test zur Erfassung der motorischen Entwicklung. Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013 Referentinnen: Sarah Matthiess, Henriette Lutter Datum: 27.05.2013. Gliederung. Überblick Motorische Entwicklung Konzeption der LOS KF 18
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Die Lincoln-Oseretzky-Skala Ein Test zur Erfassung der motorischen Entwicklung Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013 Referentinnen: Sarah Matthiess, Henriette Lutter Datum: 27.05.2013
Gliederung • Überblick • Motorische Entwicklung • Konzeption der LOS KF 18 • Gütekriterien • Durchführung • Normierung • Studie • Kritik Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Motorische Steuerung auf Rückenmarksebene/ Hirnstamm Primitive Reflexe nach der Geburt Verarbeitung weitgehend automatisierter Reflexe: Ab 8. Schangerschaftswoche: lutschen am Daumen durch Saugreflex Nach der Geburt: Saug/ und Schluckreflex, Greifreflex… Verschwinden nach einigen Wochen bis Monaten wieder
Verbindung von motorichem Cortex und Inter- bzw. Motoneuronen des Rückenmarks Schon ab 20 Schwangerschaftswoche ausgebildet, jedoch Myelinisierung langsam Reifung erst nach 2 Jahren abgeschlossen Zentrale Leitungszeit der Pyramidenbahn im Alter von 13 Jahren = dem von Erwachsenen Feinmotorik, Augen- Hand- Koordination Die Pyramidenbahn
Rückmeldung von Informationen der Sinneszellen 10 m /sec bei Neugeborenem 50 m/sec bei Erwachsenem Somato- Sensibles System
Prototypischer Entwicklungsablauf Kind mit fetalem Alkoholsyndrom Ab 1. Jahr: freies Gehen Mitte 2. Jahr: auf Zehenspitzen stehen, seitlich gehen, Tempovariation 2-3 Jahr: laufen 2-3 Jahr klettern 2- 2 ½ :Springen 4 Jahr :Fangen Ab 6 Jahre: Arme dem Ball entgegenstrecken
Rückblick • N.I. Oseretzky 1929/ 1931 • Test zur Motorischen Entwicklung nach dem Stufenmodell von Binet • Ziel: Erfassung von Bewegungskomponenten die dem alltäglichen motorischen Verhalten von Kindern entsprechen. • 1955 Sloan : Lincoln-Oseretzky-Motor-Development-Scale
Überblick Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Gütekriterien • Reliabilität • 1. Retestreliabilität: (bei Hamburger Variante; 36 Items) . 14 Tage: r= 0.98 28 Tage: r= 0.84 • Sonderschüler (32) 28 Tage: r= 0.94 9 Monate: r= 0.64 • Bei Normalentwickelten: 28 Tage: r= 0.63 • Alles Zusmmengerechnet: r= 0.95 • Fazit: bei geistig Behinderten sehr gut, schlechter bei Normalentwickelten, deswegen individualdiagnostische Brauchbarkeit bei Normalentwickelten eingeschränkt
Divergente Validität Konvergente Validität 9- jährige: r=.49 Validität
Normierung • Umwandlung der Rohwerte in altersspezifische T-Werte zum Gesamtwert mit 95%-Konfidenzintervallen • Weiterhin: Prozentränge • Verschiedene Normierungen aus dem Jahr 1974 vor für: • normalentwickelte Kinder im Alter von 5;0-13;11 Jahren (N=556) • geistig behinderte Kinder im Alter von 7;0-13;11 Jahren (N=1102) • lernbehinderte Kinder im Alter von 8;0-12;11 Jahren (N=447) Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Gütekriterien • Objektivität: Varianzanalyse: 74 % der Varianz durch Personen Unterschiede der Untersuchten. 26% Interaktion der Untersuchungsleiter mit Untersuchten
Allgemeine Hinweise zur Durchführung • Alle Übungen werden vom Versuchsleiter vorgemacht • Dieser sollte sich dafür ausreichend körperlich fit fühlen • Untersuchungsraum: • Genügend Platz: Länge von etwa 4-5 Meter muss gegeben sein • Ausgestattet mit Tisch und 2 Stühlen • Zusätzlich zu den Materialien aus dem Testkasten werden noch eine Stoppuhr und ein Stift benötigt • Reihenfolge soll eingehalten werden Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Verhalten des Testleiters bei der Testung • Jede Übung muss zunächst eindeutig demonstriert werden • Wörtliche Wiedergabe der Instruktion nicht entscheidend: vielmehr, dass das Kind die Aufgabe verstanden hat • Nachfragen, ob das Kind alles verstanden hat • Kinder sollten häufig ermuntert und bestätigt werden • Steigert Interesse an Aufgaben & dadurch uU bessere Leistungen • Auch wenn Übung uU nicht so gut ausgeführt wurde (va bei kleineren Kindern) Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Beispiel: Aufgabe 1 Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Beispiel: Aufgabe 1 Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Beispiel: Aufgabe 1 Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Durchführung • Instruktions-Gruppe: Lest euch die Instruktion genau durch und versucht den Ablauf der Übung zu verstehen. Instruiert anschließend die „Kinder“, die zu euch zur Testung kommen. • „Kinder“: Nehmt euch einen Protokollbogen und führt die einzelnen Aufgaben durch. Anschließend wertet eure Ergebnisse aus. Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Auswertung • Feedback: • Was haltet ihr von dem Test? • Was ist euch aufgefallen? • Gab es Schwierigkeiten? • Objektivität? • Auswertung : • Dauert ca 5 Minuten • 1 Punkt = Bewertungskriterien sind erfüllt 0 Punkte = Bewertungskriterien sind nicht erfüllt Addition aller Punkte ergibt Rohwert Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Auswertung Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Gender Differences across age in motor performance: a meta-analysis Thomas, J.R. & French, K.E. (1985). Gender differences across age in motor performance: a meta-analysis. Psychological Bulletin, 98, 260-282.
Ziele der Meta-Analyse • Erfassen der Unterschiede in motorischen Fähigkeiten zwischen Jungen & Mädchen • Erfassen der Entwicklungsverläufe motorischer Fähigkeiten bei Jungen und Mädchen • Woher kommen Unterschiede? Biologie, Umwelt oder deren Interaktion? Meta-Analyse von 64 Studien 31.444 VPs Probanden zwischen 3-20 Jahren erfasst 20 motorische Aufgaben Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Bisherige Überlegungen • Jungen und Mädchen zeigen unterschiedliche Leistungen in vielen motorischen Aufgaben • Kindheit: Jungen immer etwas besser • Pubertät: Leistung der Mädchen fällt ab, Leistung der Jungen verbessert sich immer mehr • Biologie: • Kindheit: bietet keine Erklärung für Unterschiede • Pubertät: Männer mehr Testosteron Muskeln (bei sollten kraftvollen Aufgaben besser sein als Mädchen) • Umwelt: • Kindheit & Pubertät: geschlechtsspezifische Erwartungen, Erziehung und Behandlung (durch Eltern, Lehrer, etc) Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Ergebnisse mit Alterseffekt • Effektstärken die im Zusammenhang zum Alter stehen sind nur in 12 der 20 abgefragten motorischen Leistungen gefunden worden: Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Unterschiedliche Leistungskurven • Aufgaben: Sprint, Sit-Ups, Weitsprung, Kraft (Hand) & Pendellauf • Schwacher Effekt bis ins Grundschulalter (Jungen besser) • Ab Pubertät große Geschlechtsdifferenzen zugunsten der Jungen zB: Leistungskurve Sprint und Leistungskurve Weitsprung Unterschiede Kindheit: Umwelt Unterschiede Pubertät: Biologie Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Unterschiedliche Leistungskurven • Aufgaben: Balance, Pursuitrotortracking & Tapping • Verlauf ähnlich wie unter 1., aber mehr Varianz • zB: Leistungskurve für Balance Unterschiede Pubertät: da es keine Aufgaben sind, bei denen Kraft aufgewendet werden muss: eher Umwelt Ähnlich: Leistungskurve der Aufgabe Hochsprung Keine Erklärung: es wurde mehr Ähnlichkeit zu Kurven von „Kraftaufgaben“ erwartet (siehe unter 1.) Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Unterschiedliche Leistungskurven • Aufgabe: Fangen • U-förmiger Verlauf: Unterschiede ersichtlich, aber gerade im höheren Alter recht gering Unterschiede in Kindheit und Pubertät: Umwelt; nur weil Jungen mehr Übung haben Für alle der bisher 10 genannten Aufgabentypen gilt: Unterschiede in Kindheit sind auf Umwelteinflüsse zurückzuführen Effekte wären nicht vorhanden, würden Mädchen in Kindheit wie Jungen behandelt werden Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Unterschiedliche Leistungskurven • Aufgabe: Werfen • Schon in Kindheit sind Jungen wesentlich besser als Mädchen • Weiterhin Anstieg des Effekts in Pubertät Kindheit: Biologie Pubertät: Biologie und Umwelt Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Aufgaben ohne Alterseffekte Keine systematische Veränderung mit dem Beginn und im Verlauf der Pubertät: Effekte gehen ausschließlich auf Übung zurück Umwelt Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Fazit der Studie Kindheit Pubertät • Kindheit: • Effekte der meisten Aufgaben gehen auf Umwelt zurück: Kleine Effekte Beobachtungen, dass Jungen und Mädchen (1) anders behandelt werden (2) ein anderes Ausmaß an Übung haben (3) unterschiedliche Erwartungen an sie gestellt werden Jungen: öfters in Wettbewerbe involviert & praktizieren oft länger Sport • Pubertät: • Effekt sind teilweise auf Biologie zurückzuführen, aber auch weiterhin auf Umwelt: In „Kraftaufgaben“ sind Jungen deutlich besser als Mädchen Weiterhin wirken Umwelteinflüsse wie in Kindheit: verstärken den, durch die biologischen Faktoren entstehenden, Unterschied Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Kritik • Positiv: • Zeitökonomisch & einfach • Durchführung möglich ohne besondere Anforderungen an Räumlichkeiten, Mobiliar oder zusätzliches Testmaterial • Nach klinischen Gruppen differenzierte Altersnormen • Gute Differenzierung weiterhin im unteren Leistungsstand –va bei Kindern mit deutlichen motorischen Beeinträchtigungen ist LOS KF 18 weiterhin ein zuverlässiges Verfahren Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Kritik • Negativ: • Unzureichende theoretische Fundierung • Veraltetes Material • Mangelnde Aktualität der Normierung • Einschätzung von normalentwickelten Kindern unter Vorbehalt (wg Normstichprobe) • Getrennte Bewertungskriterien nach Geschlecht?? • Getrennte Normierung nach Geschlecht?? Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013
Quellen • Eggert, D. (1974). Die Lincoln-Oseretzky-Skala. Weinheim: Beltz • Thomas, J.R. & French, K.E. (1985). Gender differences across age in motor performance: a meta-analysis. Psychological Bulletin, 98, 260-282. • Wilkening, F. & Krist, H. (1995). Entwicklung der Wahrnehmung und Psychomotorik. In R.Oerter & L.Montade (Hrsg.), Entwicklungspsychologie (S.487-517). Berlin: Springer • http://www.testzentrale.de/programm/lincoln-oseretzky-skala-kurzform.html, 21.05.2013, 14:23 • http://sr.photos3.fotosearch.com/bthumb/CSP/CSP847/k8477659.jpg, 26.05., 21:30 Seminar: Methoden zur Diagnostik von Entwicklungsstörungen SS2013