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Willy Schottroff Gerechtigkeit lernen Beiträge zur biblischen Sozialgeschichte. Arbeit und sozialer Konflikt im nachexilischen Juda.
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Willy SchottroffGerechtigkeit lernenBeiträge zur biblischen Sozialgeschichte Arbeit und sozialer Konflikt im nachexilischen Juda
Gliederung1. Historische Einordnung2. Die Person Nehemia 2.1 Wer ist er? 2.2 Was ist seine Aufgabe?3. Welche Situation findet er bei seiner Rückkehr nach Jerusalem vor? 3.1 Ankunft in Jerusalem – „nächtlicher Ritt“ 3.2 Wie ist die Stimmung im Volk?4. Analyse der Schichten im nachexilischen Juda 4.1 Welche Bevölkerungsschichten gibt es nach biblischen Angaben? 4.2 Armut am Beispiel der Tagelöhner in Juda 4.3 Wirtschaftlicher Nutzen an der Situation 4.4 Beispiele für sozialere Lösungen 5. Hoffnungen und Erwartungen in der Gesellschaft
1. Historische Einordnung 587 v. Chr. Z. Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier (Exil unter Nebukadnezar) 539 v. Chr. Z. Perser erobern gesamtes Babylonisches Reich (darunter auch Juda/ Jerusalem) 445 – 433 v. Chr. Z. Nehemia Statthalter in Jerusalem Esra vermutlich vorher (Tempelaufbau) Nehemia greift auf ihn zurück 333 v. Chr. Z. Alexander der Große (Grieche) besiegt Perser Persische Dynastie geht zu Ende Aufkommen des Hellenismus / Griechentums
Zusammen mit Esra die herausragende Persönlichkeit bei der Rückkehr der Juden aus dem babylonischen Exil 2.1 Nehemia War Mundschenk bei einem von Kyrus` Nachfolgern (vermutlich Artaxerxes I., der von 465 bis 424 v. Chr. Z. regierte) Anschließend zwölf Jahre lang Statthalter von Juda (445 bis 433 v. Chr. Z.) Die aus dem Exil zurückkehrenden Juden wurden sowohl von den Juden, die während der Zeit des babylonischen Exils westlich des Jordan geblieben waren, als auch von den Nicht-Juden feindselig empfangen Nachdem Nehemia wegen seiner Bemühungen, die Stadtmauer von Jerusalem wieder aufzubauen, erst nur verspottet wurde, gingen seine Gegner später zu direkten Angriffen über Es gelang ihm trotzdem, ein neues Jerusalem zu schaffen und den Tempel wieder aufzubauen Er setzte sich entschlossen für Reformen ein, sorgte dafür, daß unter den Juden die Geschichte ihres Volkes lebendig blieb und führte Esras Werk fort, dem Mosaischen Gesetz wieder Geltung zu verschaffen Ferner prangerte er Vergehen und Missbräuche aller Art an, darunter die Mischehe Enger Zusammenhang zwischen Nehemia und Tritojesaja (Sozialmaßnahmen) und Maleachi (Ordnung im Bereich des Tempels)
Mundschenk am persischen Königshof 2.2 Was ist seine Aufgabe? „...Denn ich war des Königs Mundschenk.“ (Nehemia 1,11) Erfährt von einem seiner Brüder von der Situation der aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Juden „da kam Hanani, einer meiner Brüder, mit einigen Männern aus Juda. Und ich fragte sie, wie es den Juden ginge, den Entronnenen, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, und wie es Jerusalem ginge.“ (Nehemia 1,2) König nimmt Nehemias Bedrücktheit war „Da sprach der König zu mir: Warum siehst du so traurig drein? Du bist doch nicht krank? Das ist's nicht, sondern sicher bedrückt dich etwas...“ (Nehemia 2,2) Und Gestattet ihm die zeitlich begrenzte Reise „Und der König sprach zu mir, während die Königin neben ihm saß: Wie lange wird deine Reise dauern, und wann wirst du wiederkommen? Und als es dem König gefiel, mich reisen zu lassen, nannte ich ihm eine bestimmte Zeit“ (Nehemia 2,6)
3. Welche Situation findet er bei seiner Rückkehr nach Jerusalem vor? Beginn der Bautätigkeit am Tempel bereits bei Esra mit Behinderungen und Unterbrechungen „Da machte das Volk des Landes die Juden mutlos und schreckte sie vom Bauen ab.“ (Esra 4,4) „Da hörte die Arbeit am Hause Gottes in Jerusalem auf und blieb liegen bis ins zweite Jahr des Darius, des Königs von Persien.“ (Esra 4,24) Nehemia findet Stadtmauer und Stadttore zerstört vor und „...forschte genau, wo die Mauern Jerusalems eingerissen waren und die Tore vom Feuer verzehrt.“ (Nehemia 2,13)
3.1 Ankunft in Jerusalem – „nächtlicher Ritt“ Aus Befürchtung, seine Ankunft hätte sich bei seinen Gegnern herumgesprochen, macht sich Nehemia kurz nach seiner Ankunft auf, die Stadtmauer zu begutachten (Nehemia 2,11-16). „11 Und als ich nach Jerusalem kam und drei Tage da gewesen war, 12 machte ich mich in der Nacht auf und wenige Männer mit mir; denn ich hatte keinem Menschen gesagt, was mir mein Gott eingegeben hatte, für Jerusalem zu tun; und es war kein Tier bei mir außer dem, auf dem ich ritt. 13 Und ich ritt zum Taltor hinaus bei Nacht und am Drachenquell vorbei und an das Misttor und forschte genau, wo die Mauern Jerusalems eingerissen waren und die Tore vom Feuer verzehrt. 14 Und ich ritt hinüber zu dem Quelltor und zu des Königs Teich, und es war da kein Raum, daß mein Tier mit mir weiterkommen konnte. 15 Da stieg ich bei Nacht das Bachtal hinauf und achtete genau auf die Mauern und kehrte um und kam durch das Taltor wieder heim. 16 Und die Ratsherren wußten nicht, wohin ich gegangen war und was ich gemacht hatte; denn ich hatte bis dahin den Juden, nämlich den Priestern, den Vornehmen und den Ratsherren und den andern, die am Werk arbeiten sollten, nichts gesagt.“
Die Arbeit an der Stadtmauer vollzog sich unter strengen Sicherheitsmaßnahmen (Nehemia 4,10-12) „10 Und es geschah hinfort, daß die Hälfte meiner Leute am Bau arbeitete, die andere Hälfte aber hielt Spieße, Schilde, Bogen und Panzer bereit und stand hinter dem ganzen Hause Juda, 11 das an der Mauer baute. Die da Lasten trugen, arbeiteten so: mit der einen Hand taten sie die Arbeit, und mit der andern hielten sie die Waffe. 12 Und ein jeder, der baute, hatte sein Schwert um die Lenden gegürtet und baute so; und der die Posaune zu blasen hatte, stand neben mir.“ „Und die Mauer wurde am fünfundzwanzigsten Tage des Monats Elul in zweiundfünfzig Tagen fertig“ (Nehemia 6,15)
3.2 Wie ist die Stimmung im Volk? Fragen zur Nehemia Kapitel 5: 1. Inwieweit gibt der Text Aufschluss über die Stimmung im Volk? 2. Wie verhält sich Nehemia? Welche Maßnahmen ergreift er? Das Land war arm und hatte mit naturräumlichen Gegebenheiten zu kämpfen. Außerdem war es durch hohe Abgaben belastet. Die Stimmung war vermutlich nicht gut und eine weitere Arbeits- /Baubelastung schwer hinzunehmen.
4.1 Welche Bevölkerungsschichten gibt es nach biblischen Angaben? Das Volk hatte kaum politische Mittel der Einflussnahme Die Masse der Bevölkerung waren Kleineigentümer, Pächter. Sie lebten von der Landwirtschaft Die Machtverhältnisse zu der damaligen Zeit sind nicht vollständig geklärt. Dass es große Klassenunterschiede gab, scheint erwiesen
4.2 Armut am Beispiel der Tagelöhner in Juda „Boas sprach zu ihr, als Essenszeit war: Komm hierher und iß vom Brot und tauche deinen Bissen in den Essigtrank! Und sie setzte sich zur Seite der Schnitter. Er aber legte ihr geröstete Körner vor, und sie aß und wurde satt und ließ noch übrig.“ (Ruth 2,14) „»Warum fasten wir, und du siehst es nicht an? Warum kasteien wir unseren Leib, und du willst's nicht wissen?« - Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter. 4 Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein. Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr jetzt tut, wenn eure Stimme in der Höhe gehört werden soll.“ (Jesaja 58, 3-4) „Und ich will zu euch kommen zum Gericht und will ein schneller Zeuge sein gegen die Zauberer, Ehebrecher, Meineidigen und gegen die, die Gewalt und Unrecht tun den Tagelöhnern, Witwen und Waisen und die den Fremdling drücken und mich nicht fürchten, spricht der HERR Zebaoth.“ (Maleachi 3,5) „Ihr säet viel und bringt wenig ein; ihr eßt und werdet doch nicht satt; ihr trinkt und bleibt doch durstig; ihr kleidet euch und könnt euch doch nicht erwärmen; und wer Geld verdient, der legt's in einen löchrigen Beutel.“ (Haggai 1,6)
„Jetzt aber verlachen mich, die jünger sind als ich, deren Väter ich nicht wert geachtet hätte, sie zu meinen Hunden bei der Herde zu stellen, 2 deren Stärke ich für nichts hielt, denen die Kraft dahinschwand; 3 die vor Hunger und Mangel erschöpft sind, die das dürre Land abnagen, die Wüste und Einöde; 4 die da Melde sammeln bei den Büschen, und Ginsterwurzel ist ihre Speise. 5 Aus der Menschen Mitte werden sie weggetrieben; man schreit ihnen nach wie einem Dieb; 6 an den Hängen der Täler wohnen sie, in den Löchern der Erde und in Steinklüften; 7 zwischen den Büschen schreien sie, und unter den Disteln sammeln sie sich - 8 gottloses Volk und Leute ohne Namen, die man aus dem Lande weggejagt hatte.“(Hiob 30,1-6)
4.3 Wirtschaftlicher Nutzen an der Situation „Wenigen Nutznießern der Situation steht so eine breite Schicht von Opfern gegenüber, die in Not lebte, ja in die äußerste Verelendung absank und zum Teil schließlich nur noch wilden Tieren gleich, eine Kümmerexistenz am Rande der Steppe zu führen imstande war...“(Schottroff, 82). „So spricht der HERR: Wo ist der Scheidebrief eurer Mutter, mit dem ich sie entlassen hätte? Oder wer ist mein Gläubiger, dem ich euch verkauft hätte? Siehe, ihr seid um eurer Sünden willen verkauft, und eure Mutter ist um eurer Abtrünnigkeit willen entlassen.“ (Jesaja 50,1) „Die einen sprachen: Unsere Söhne und Töchter müssen wir verpfänden, um Getreide zu kaufen, damit wir essen und leben können.“ (Nehemia 5,2) „Wer sein Gut mehrt mit Zinsen und Aufschlag, der sammelt es für den, der sich der Armen erbarmt.“ (Sprüche 28,8) „Du sollst von deinem Bruder nicht Zinsen nehmen, weder für Geld noch für Speise noch für alles, wofür man Zinsen nehmen kann. 21 Von dem Ausländer darfst du Zinsen nehmen, aber nicht von deinem Bruder, auf daß dich der HERR, dein Gott, segne in allem, was du unternimmst in dem Lande, dahin du kommst, es einzunehmen.“ (Deuteronomium 23,20-21)
4.4 Beispiele für sozialere Lösungen Das Jobeljahr, ein Erlass der Schuld nach 7 * 7+1 Jahr. In der Bibel zu finden unter Lev 25. Es kann als eine Möglichkeit gesehen werden, die „soziale Schere“ zu schließen und die Armen zu unterstützen. „Und du sollst zählen sieben Sabbatjahre, siebenmal sieben Jahre, daß die Zeit der sieben Sabbatjahre neunundvierzig Jahre mache. 9 Da sollst du die Posaune blasen lassen durch euer ganzes Land am zehnten Tage des siebenten Monats, am Versöhnungstag. 10 Und ihr sollt das fünfzigste Jahr heiligen und sollt eine Freilassung ausrufen im Lande für alle, die darin wohnen; es soll ein Erlaßjahr für euch sein. Da soll ein jeder bei euch wieder zu seiner Habe und zu seiner Sippe kommen.“ (Levitikus 25,8-10) Der Inhalt dieses Erlasses war die Restitution der Eigentumsverhältnisse und die Freilassung der Sklaven
Analogien Die Zitate von Aristoteles und Plutarch verdeutlichen, das es ebenso in Griechenland (unter Solon) eine schwierige soziale Situation und entsprechenden Maßnahmen schon etwa 150 Jahre vor Nehemia gab Altbabylonisches Beispiel, 2000 v.chr.Z gab es wiederholte Reformen einzelner Herrscher. Schulden werden aufgehoben und Darlehen, Abgaben erlassen. Ziel war auch hier, der Verelendung der Bevölkerung entgegenzuwirken
Darstellung eines Nilometers aus Zippori - 2./3. Jhd. • Mosaik wurde in einem Wohnhaus eines reichen Mannes in der Nähe von Nazareth gelegt • Möglichkeit zur Berechnung der Abgabenhöhe • Je nach Wasserstandshöhe des Nils konnte die • erwartete Ernte berechnet werden und damit die • Höhe der Abgaben frühzeitig festgesetzt werden • Es konnten Angaben über die maximale Steuer- last (aber sozial verträglich) gemacht werden • Erwartete man ein „schlechtes“ Jahr wurden weniger Steuern eingetrieben
5. Hoffnungen und Erwartungen in der Gesellschaft „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“ (Jesaja 60,1) „So spricht der HERR: Wahret das Recht und übt Gerechtigkeit; denn mein Heil ist nahe, daß es komme, und meine Gerechtigkeit, daß sie offenbart werde.“ (Jesaja 56,1) „Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde. 20 Das Wild des Feldes preist mich, die Schakale und Strauße; denn ich will in der Wüste Wasser und in der Einöde Ströme geben, zu tränken mein Volk, meine Auserwählten;“ (Jesaja 43,19-20)
Heimkehr aus der Diaspora „Und es wird geschehen zu der Zeit, daß das Reis aus der Wurzel Isais dasteht als Zeichen für die Völker. Nach ihm werden die Heiden fragen, und die Stätte, da er wohnt, wird herrlich sein. 11 Und der Herr wird zu der Zeit zum zweiten Mal seine Hand ausstrecken, daß er den Rest seines Volks loskaufe, der übriggebliebe ist in Assur, Ägypten, Patros, Kusch, Elam, Schinar, Hamat und auf den Inseln des Meeres. 12 Und er wird ein Zeichen aufrichten unter den Völkern und zusammenbringen die Verjagten Israels und die Zerstreuten Judas sammeln von den vier Enden der Erde. 13 Und der Neid Ephraims wird aufhören und die Feindschaft Judas ausgerottet werden, daß Ephraim nicht mehr neidisch ist auf Juda und Juda nicht mehr Ephraim feind ist. 14 Sie werden sich stürzen auf das Land der Philister im Westen und miteinander berauben alle, die im Osten wohnen. Nach Edom und Moab werden sie ihre Hände ausstrecken, die Ammoniter werden ihnen gehorsam sein. 15 Und der HERR wird austrocknen die Zunge des Meeres von Ägypten und wird seine Hand gehen lassen über den Euphrat mit seinem starken Wind und ihn in sieben Bäche zerschlagen, so daß man mit Schuhen hindurchgehen kann.“ (Jesaja 11,10-15)