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6. Und 7. Sitzung: 05. Jun./ 12. Jun.

Vorlesung: „ Einführung in die Sozialstrukturanalyse “ * Institut für Soziologie * Universität Erlangen-Nürnberg * Sommersemester 2007 * PD Dr. J. Renn *. 6. Und 7. Sitzung: 05. Jun./ 12. Jun.

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6. Und 7. Sitzung: 05. Jun./ 12. Jun.

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  1. Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“* Institut für Soziologie * Universität Erlangen-Nürnberg * Sommersemester 2007 * PD Dr. J. Renn * 6. Und 7. Sitzung: 05. Jun./ 12. Jun. 3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen (klass.: Schichten oder Milieus, Familien):

  2. Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen Was heißt: Entkoppelung von subjektiven Orientierungen und objektiven Lagen? Fragen: • 1. Was (und: wer) unterscheidet Klassen von Schichten? • 2. Wie wird Schichtzugehörigkeit bestimmt (definiert und/oder „gemessen“? • 3. Was kann unter den Begriff „sozialer Status“ fallen und was bestimmt den „sozialen Status“ einer Person?

  3. Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen Was heißt: Entkoppelung von subjektiven Orientierungen und objektiven Lagen? Es geht dabei… • a) um das Verhältnis zwischen 1. „sozioökonomischem Status“ und 2. Interessen und Mentalitäten („Status“ schon doppeldeutig: soziale „Rangordnung“: objektive Ressourcen- und Chancenverteilung und Interpretationen und Zuschreibungen (Prestige) - und es geht • b) um die Vermutung, dass die Abhängigkeit zwischen 1. und 2. in der „postindustriellen“ oder „zweiten“ Moderne geringer wird • Was aber heißt „Bestimmung“ der subjektiven Orientierung durch objektive Lage? • - Klassencharakter und Klassenbewusstsein (K. Marx) • - „Seinsgebundenheit“ der Ideologien (K. Mannheim) • - habituelle Reproduktion struktureller Lage (P. Bourdieu) • - schichtenspezifische Mentalitäten (, Erziehungs-, Affekt- und Kommunikationsstile, Konsumgewohnheiten, Wahlpräferenzen, Geschmacksurteile etc.)

  4. Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen • - die soziale Lage (d.h. die sozio-strukturelle Position relativ zu objektivierten bzw. messbaren Indikatoren) bestimmt der Tendenz nach immer weniger die subjektiven Einstellungen, Interessen, Präferenzen, Lebensstile und Loyalitäten. Das impliziert (möglicherweise): • (Vorzüge): • Individuell: (mögliche) Lockerung sozialer Kontrolle bis zur gesteigerten „Freiheit“ der Lebensführung, • kollektiv: variantenreiche Lebenswelten, kreatives Problemlosungspotential, Toleranz als gesellschaftliche Norm • aber auch (Risiken): • individuell: Unsicherheit bis zu pathogenen Resonanzverlusten, • kollektiv: Problem der sozialen Ungleichheit (Maßstabsverwirrung und Deregulierung sozialer Verteilungskämpfe), der sozialen Kohäsion (solidarische Bindungen und Verhandelbarkeit kollektiver Interessen)

  5. Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen • Aspekte des Problems in der SSA: • Differenzierungsform: (Stände) Klassen, Schichten, Milieus • Wandel der (typischen) Familienstruktur • Individualisierung • Gliederung der Vorlesungsabteilung: • 1.) Wandel der Gruppen-Differenzierungsform I (von Stämmen über Ständen und Klassen zu Schichten)  • 2.) Wandel der Familienstruktur (Dynamisierung und Pluralisierunng der Lebensläufe)  • 3.) Individualisierung (inklusive „postmaterialistischer Wertpräferenzen“)  • 4.) Wandel der Gruppen-Differenzierungsform II (von Schichten zu „Milieus“: kulturelle Pluralisierung und konsequente Entkoppelung)

  6. Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen • 1.) Wandel der Gruppen-Differenzierungsform I • Stammesgesellschaften: • Verwandtschaftssysteme • Deszendenz • „Ehre“, Talionsprinzip • Stände: • Hierarchie • Zuordnung qua Geburt • Kodifiz. Privilegienstruktur • Ständeversammlung • Zunftordnung • Umfass. Inklusion: z.B. Kleiderordnung • Geringe Mobilität • Manifeste (akzept.) Ungleichheit • Reste/Übergänge: Berufskorporationen (Standesverbände)

  7. Kleiderordnung, Kiel 1417 (zit. N. Hradil, 2001, 16f.): „Keine Frau darf gekrauste Tücher tragen und nicht mehr als zwei Mäntel haben, die mit Pelzwerk gefüttert sind, und darf auch keinerlei Geschmeide mit teurem Gestein und Perlen an allen ihren Kleidern tragen, wenn ihr Mann an die Stadt nicht mindes-tens 400 Mark Silber zu versteuern hat. Wen eine Frau dessen überführt wird, so soll das der Stadt mit 10 Mark Silber gebes-sert werden. Dieselbe Strafe trifft den Über-treter der weiteren Bestimmungen: Wenn der Mann der Stadt für mindestens 200 Mark Steuern zahlt, so darf seine Frau eine lötige (rein, ungemischt) Mark Silber an allen ihren Kleidern tragen…wenn der Mann der Stadt zwar Steuern zahlt, aber nicht für 100 Mark, so darf seine Frau keinerlei Geschmeide tragen. Insbesondere darf keine Bürgersfrau Pelzwerk oder Seide unter ihren Kleidern tragen…“ usf. George Duby: „Die drei Ordnungen“ Bild der ständischen Gliederung: Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen

  8. Klassengesellschaft: Klassenbildendes Prinzip: (Privat-) Eigentum oder Nichteigentum an Produktionsmitteln Dynamischer Antagonismus: Produktivkraftentwicklung und Produktionsverhältnisse; Konflikte entlang des „Grundwiderspruchs“ (Klassenantagonismus und Expropriation = Aneignung des Mehrwertes) Revolutionäre Dynamik: von der Klasse „an sich“ zur Klasse „für sich“; notwendige Entwicklung: „wahre“ gesellschaftliche und individuelle Selbstbestimmung Erweiterter Klassenbegriff: Pierre Bourdieu Stile und symbolische Distinktionen: „Kapital – in seiner objektivierten Form als materielles Eigentum wie in seiner inkorporierten Form zum Beispiel als kulturelles Kapital“ Differenz zum marxistischen Klassenbegriff: 1) keine Gleichsetzung von theoretisch konstruierter (bzw. sozioökonomisch „objektiver) und realer „Klasse“ (abweichende „Organisationsform“ möglich) 2) um das „Kulturelle“ und „Symbolische“ erweiterte Ökonomie: Kämpfe um Positionen in einer Hierarchie und um Legitimität von „Stilen“. Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen

  9. Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen • Von Klassen zu Schichten: Phasen (typologisch gemeint): • 1. Frühe Industriegesellschaftliche Moderne: technologisches Produktionsregime; liberaler Rechtsstaat; Klassenstruktur und ständische Reste; restriktiver Zugang zu Bildung • 2. „Fordistische“ Phase: Massenproduktion, Massenkonsum, sozialstaatliche Umverteilung, Bildungsexpansion, durch Leistung legitimierte soziale Schichtung (Schelsky: „nivellierte Mittelstandsgesellschaft“). • 3. „Postfordistische“ Phase oder: „Zweite Moderne“: Tertiarisierung („Dienstleistungsgesellschaft“), Deregulierung, neue Ungleichheiten, zugleich: Gender-Symmetrisierung; Individualisierung, (Wertorientierung – Ronald Inglehart: „postmaterialistische Werte“/ Wahlpräferenzen / Geschmack), Lebensführungs-Pluralisierung.

  10. Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen • Theodor GEIGER (1891-1952): Begriff „Schichten“ • Eine „Schicht“ ist ein Bevölkerungsteil, dem eine typische Mentalität zugeschrieben wird. (Theodor Geiger 1932) • „Schichtung“ heißt also Gliederung der Gesellschaft nach dem typischen Status (den Soziallagen) ihrer Mitglieder, ohne nähere Bestimmung dieser Soziallagen oder der Merkmale, an die sie im geschichtlichen Sonderfall geknüpft sind.(Geiger 1955)

  11. Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen • Zentral Differenzen (bzw. Vergleichsmerkmale) • „Klassen“: • 1. stratifizierte (hierarchisch differenzierte) Positionierung durch soz-ök. Status der Personen und formal ungleiche Zuordnung zu Ressourcen (materiell, deswegen: kulturell (Bildung, Gesundheit) aber auch: rechtlich: („Dreiklassenwahlrecht“, „Klassenjustiz“) • 2.Determination von subjektiven Orientierungen durch objektive Lagen (Klassenbewußtsein oder Klassenhabitus), Gegensatz zwischen „Kapital“ und „Arbeit“. • 3. Tendenziell keine vertikale Mobilität • „Schichten“: • 1. stratifizierte (moderat hierarchische) Positionierung durch soz.ök. Status aber formal gleiche Zuordnung zu Ressourcen (de jure: Rechts- und Chancengleichheit leistungsabhängiger Status) • 2.Determination von subjektiven Orientierungen durch objektive Lagen: Bildung, Einkommen, Beruf, (Alter) gelten als verläßliche Indikatoren für typische Einstellungen (Bsp.: klassisches Parteienklientel) • 3. Tendenziell mögliche vertikale Mobilität (Anreiz und Anspruch) aber: „soziale Vererbung“

  12. Schichtungs-Indikatoren: 1. Einkommen: ↓ 2. Bildung:  3. Beruf (Prestige):  Auf die Frage, nennen Sie fünf Berufe, die Sie für die meistgeschätzten halten, nennen x %: Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen

  13. Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen • „Schichten“: • Geißler, Die Sozialstruktur Deutschlands, S 100 (Stand 2000): • Machtelite: 1% • Höhere Dienstl.-schicht: 23% • Mittl. Dienstl.schicht: 22 % • Arbeiterelite: 2% • Facharbeiter: 14% • Ausführ- Dienstl.schicht: 6% • Un-angelernte Dstlsch.: 3% • Un-angelernte Arbeiter 12% • Daneben: • Selbst. Mittelstand: 7% • Ausl. Mittlst.: 2% • Bauern: 1% • Ausl. Facharbeiter: 2% • Ausl. an- & ungelernte: 6%

  14. Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen • 2.) Wandel der Familienstruktur(Dynamisierung und Pluralisierung der Lebensläufe)  • Großfamilie? (Verlegerfamilie) • Sonderfall: • westeur. Nachkriegsfamilie“ • Trend weg von der Versorgerfamilie • Sonderfall „Hausfrauen“-Modell • (Skandinavien: u.a.: schmales Segment bürgerl. Familien, in denen Frauen traditionell nicht arbeiten, dagegen: bäuerliche und kleinbürgerliche Familien: Familienbetrieb, geringe Trennung Haushalt und Betrieb/Arbeit)

  15. Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen Trend zum Singlehaushalt:

  16. Hans Bertram: „Familien leben“: Differenzierung zwischen „Familienphase“ und Lebensspanne (entsprechend: Lebensentwurf und Aspirationen): Altes/neues demograph. System: Lebenserwartung der Frauen bei: Anstieg des Anteils der Geschiedenen: Stat. Bundesamt Mikrozensus 2005 Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen

  17. Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen • Bastelbiographien und Patchworkfamilien:

  18. Vorlesung:„Einführung in die Sozialstrukturanalyse“3. Entkoppelung von objektiven Lagen und subjektiven Orientierungen

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