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Entwicklungsaufgaben des Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Entwicklungsaufgaben des Jugendlichen und jungen Erwachsenen Univ. Prof. Dr. Eva Dreher, Universität Wien.  Entwicklungstheoretische Positionen im Vergleich  Veränderungskonzepte der Lebensspanne Entwicklungsaufgaben Übergänge kritische Lebensereignisse

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Entwicklungsaufgaben des Jugendlichen und jungen Erwachsenen

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  1. Entwicklungsaufgabendes Jugendlichen und jungen Erwachsenen Univ. Prof. Dr. Eva Dreher, Universität Wien  Entwicklungstheoretische Positionen im Vergleich  Veränderungskonzepte der Lebensspanne Entwicklungsaufgaben Übergänge kritische Lebensereignisse Entwicklungsorientierte InterventionLebensstil / Bewältigungsstrategien Schnittstellen in der Rehabilitation – Arbeiten & Wohnen Fachtagung und Vernetzungstreffen, 5./ 6. Nov. 2004, Universität Klagenfurt

  2. Traditionelle Entwicklungsauffassung Altersbereich Kindheit Jugend Konvergenzprinzip  Wachstum  Reifung  Prägung, Lernen Veränderungskonzepte Stufenfolgen  Entwicklungsnormen Alter, Fähigkeiten

  3. Transaktionales Prinzip Anlage Umwelt aktive Selbstgestaltung Moderne Entwicklungsauffassung Entwicklung über die gesamte Lebensspanne Konzeption Lebensende Veränderungskonzepte  Alterskorrelierte Entwicklungsaufgaben  Übergänge als veränderungssensitive Zonen  Kritische Lebensereignisse  Prozessmodelle: Entwicklungspfade

  4. Modell der Entwicklungspfade Entwicklungsverläufe Kombination aus Kontinuität und Diskontinuität Plastizität / Multidimensionalität / Multidirektionalität Hauptannahmen Vernetzung von Einflussfaktoren und Kontexten  Protektive Faktoren  Resilienz  Risikofaktoren  Vulnerabilität

  5. Das Entwicklungspfad-Modell (Sroufe, 1997) Fünf Hauptannahmen:  Störungen sind Abweichungen vom normalen Entwicklungsverlauf über die Zeit  Äquifinalität: Unterschiedliche Pfade können zu einem ähnlichen manifesten Entwicklungsausgang führen.  Multifinalität: Unterschiedliche Entwicklungsausgänge können auf den gleichen Pfad zurückführbar sein - Zunächst übereinstimmende Entwick- lungsverläufe können zu unterschiedlichen Ergebnissen führen  Veränderung ist zu vielen Zeitpunkten möglich  Veränderung wird durch vorangegangene Anpassungsprozesse eingeschränkt. Sroufe, L. A. (1997). Psychopathology as an outcome of development. Development and Psychopathology, 9, 251-268

  6. Mikrosystem Das Mikrosystem umfasst Muster von Tätigkeiten, Rollen und Beziehungen innerhalb eines Lebensbereichs. Beziehungen resultieren aus zielorientiertem Verhalten und sinnstiftenden Erleben zwischen zwei oder mehreren Personen im gemeinsamen Lebensbereich.

  7. Mesosystem Das Mesosystem umfasst alle Wechselbeziehungen zwischen den hauptsächlichen Settings, an denen eine sich entwickelnde Person zu einem bestimmten Zeitpunkt ihres Lebens teilhat.

  8. Exosystem Das Exosystem beinhaltet spezifische soziale Strukturen, an denen eine sich entwickelnde Person selbst nicht beteiligt ist; diese beeinflussen oder determinieren aber die unmit-telbaren settings, in denen die Person lebt (z.B. Arbeitsplatz)

  9. Makrosystem Das Makrosystem bezieht sich auf umfassende Muster der Kultur und Gesellschaft in der eine Person lebt; es schließt alle Systeme ein, die Träger von Information sind und Entwicklungsprozesse beeinflussen (z.B. ökono-mische, politische Systeme, Bildungs- und Gesetz-gebungs-Systeme).

  10. Entwicklungspsychologie der Lebensspanne ▼ Veränderungskonzepte ● Übergänge als veränderungssensitive Zonen ● Kritische Lebensereignisse ● Alterskorrelierte Entwicklungsaufgaben ● Komponenten des Lebensstils ►Bewältigungsstrategien

  11. Kennzeichnung von ‚Übergängen‘ Generell:  ‚Übergang‘ als Zeitabschnitt der Veränderung  Entstehung von ‚Ungleichgewicht‘ / ‚Labilisierung‘ Typisierung von ‚Übergängen‘  internale vs. externale Verursachung  normativ vs. ideosynkratisch  ‚on time‘ vs. ‚off time‘  langandauernd vs. kurzdauernd  glückliches vs. tragisches Erleben  reflektiert vs. unreflektiert

  12. ‚Übergänge‘ als veränderungssensitive Zonen ‚Emerging adulthood‘ ‚Übergänge‘ Kindheit Jugendalter Transeszenz - 9 – 10 – 11 – 12 – 13 – 14 – 15 – 16 – 17 – 18 – 19 – 20 – 21 – 22  Pubertät frühe Adoleszenz späte Adoleszenz Entwicklungsfortschritte:  Körperliche Entwicklung  Erweiterung kognitiver Fähigkeiten  Veränderung sozialer Beziehungen Entwicklungsrisiken:  Verlust von Sicherheiten  Erhöhte Vulnerabilität  unzureichendes Bewältigungspotential

  13. Konzept ‚Kritische Lebensereignisse‘ Kritische Lebensereignisse sind nicht nur negative, sondern auch positive und neutrale Ereignisse  subjektive Bewertung Konfrontation mit einem kritischen Lebensereignis führt zu erhöhtem Spannungszustand und erfordert Veränderungen im aktuellen Lebensmuster des Individuums Zur ‚Bewältigung‘ stehen keine automatischen Reaktionen / Handlungsroutinen zur Verfügung Bewältigungsstrategien:  Direkte Handlungen zur Veränderung der Situation  Rückzugsreaktionen (Abwehrmechanismen) zur Bewältigung der belastenden Gefühle

  14. Konzept ‚Entwicklungsaufgabe‘ (n. R.J. Havighurst, 1972) Quellen Bedeutung Effekte Biologische Veränderungen aktive Auseinandersetzung mit sich selbst und der Umwelt Kenntnisse Fähigkeiten Einstellungen Motive Interessen Selbstbild Bewusstsein Lebens-philosophie Sozio-kulturelle Erwartungen / Normen Individuelle Ziele / Werte • Formale Kriterien • Alterskorrelierte Aufgaben über die Lebensspanne • Auf einen Altersbereich beschränkt – über mehrere Altersbereiche • Sensitive Perioden – limited windows of opportunity / teachable moments

  15. Entwicklungsaufgaben im Jugendalter PEER: Einen Freundeskreis aufbauen, d.h. zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts neue, tiefere Beziehungen herstellen KÖRPER: Veränderungen des Körpers und des eigenen Aussehens akzeptieren ROLLE: Sich Verhaltensweisen aneignen, die in unserer Gesellschaft zur Rolle eines Mannes bzw. einer Frau gehören BEZIEHUNG: Engere Beziehungen zu einem Freund bzw. zu einer Freundin aufnehmen ABLÖSUNG: Sich von den Eltern loslösen, d.h. von den Eltern unabhängig werden BERUF: Sich über Ausbildung und Beruf Gedanken machen, überlegen, was man werden will und was man dafür können bzw. lernen muss PARTNER / FAMILIE: Vorstellungen entwickeln, wie man die eigene Familie bzw. Partnerschaft gestalten möchte SELBST: Sich selbst kennen lernen und wissen, wie andere einen sehen, d.h. Klarheit über sich selbst gewinnen WERTE: Eine eigene Weltanschauung entwickeln. Sich darüber klar werden, welche Werte man vertritt, und an welchen Prinzipien man das eigene Handeln ausrichten will ZUKUNFT: Eine Zukunftsperspektive entwickeln. Sein Leben planen und Ziele ansteuern, von denen man annimmt, dass man sie erreichen könnte. Dreher, E. & Dreher, M. Fragebogen zu Entwicklungsaufgaben. (5. veränderte Fassung). München, 1996.

  16. Frühes Erwachsenenalter  Emerging Adulthood Entwicklungsaufgaben / Ziele

  17. BewältigungsstrategienKomponenten des LebensstilsRessourcen + Risiken Entwicklungsorientierte Intervention

  18. Lebensqualität Stärkepotential Bewältigungspotential Bereiche mit Bewältigungsanforderungen Familie Freizeit Beruf Soziales Netz Ökolog. Umfeld gesellschaftlicher / historischer Kontext

  19. Lebensqualität Stärkepotential Bewältigungspotential Komponenten des Lebensstils mental aktional sozial physisch emotional gesellschaftlicher / historischer Kontext

  20. Bewältigungskonzept für den Aufbaueiner eigenen Meinung bzw. eines eigenen Standpunktes Faktenwissensammeln Modellebeobachten Information aneignen Gespräche mit Erwachsenen, älteren Jugendlichen Gespräche im Freundeskreis Meinungen, Bewertungen austauschen Erfahrungs-wissenanhören Perspektiven differenzieren Eigenen Standpunkt einnehmen Gültigkeit / Nützlichkeit kontrollieren kritischen Standpunkt vertreten Dreher & Dreher, 1985

  21. Bewältigungskonzept der Entwicklungsaufgabe‚Aufbau eines Freundeskreises mit Gleichaltrigen‘ Aktive Erweiterung der Anzahl von Leuten, die man kennt Orte aufsuchen, wo sich viele Jugendliche aufhalten Durch Freunde neue Bekanntschaften schließen / vermitteln lassen sich einem bestehenden Freundeskreis anschließen Auswählen und entscheiden, mit wem man einen Freundeskreis aufbaut  Freunde nach mehreren Kriterien auswählen Freunde kennen lernen, ob sie zuverlässig, vertrauens- würdig und verständnisvoll sind Freundeskreis mit Leuten aufbauen, die den eigenen Idealen entsprechen zwischen Freundes- und Bekanntenkreis unterscheiden

  22. Eigene Wege gehen: Reaktionen der Eltern Ambivalente Verhaltensmuster ‚Loslassen‘ Festhalten KonflikthafteAbwehr KritischeReaktionen BedingtesZugeständnis •  Unbehagen, Missfallen äußern •  keine Verbote, keine Erlaubnis • Beharren auf ‚status quo‘ •  Strikte Verbote ohne Erklärung •  Misstrauen • mit Kontakt- abbruch drohen  Pflichterfüllung fordern  Erlaubnis in Abhängigkeit von erbrachter Leistung •  Verständnis für eigene Wege •  Informations- austausch • Vertrauen auf Gelingen •  Vorwürfe •  Beschwerden • Streit ohne Lösung, ohne Versöhnung

  23. Befürchtungen meiner Eltern PersönlichesWohlergehen Leistungsbereich Soziale Kontakte  Vernachlässigung der Schule  Schlechte Noten  Schulabschluss gefährdet  Umgang mit falschen Freunden  in schlechte Gesell- schaft geraten (Drogen)  Durch negativen Einfluss von außen vom rechten Weg abkommen •  Sorge, dass einem ‚draußen‘ etwas zustößt •  Gefährdungen (allein unterwegs sein; Sexualkontakte) • Durch Selbständigkeit überfordert sein • allein nicht zurecht- kommen

  24. Beziehungsqualitäten und Ablösungsstile Umgang mit Befürchtungen Ablösungsmodi  Keine Äußerung von Sorge Ärger, häufiger Streit Distanzierung ohne ‚Erlaubnis‘zunehmende, gegenseitige Entfremdung  Ständiges Darüber-Reden ohne konkret zu werden Belohnung für Wohlverhalten Regulationsmodus ‚tun, was nicht verboten ist‘instrumentelle Harmonisierung  Befürchtungen, Sorge äußern Warnungen aussprechen Erfahrungen mitteilen Distanzierung mit ‚Erlaubnis‘zunehmendes, gegenseitiges Vertrauen

  25. Persönliche Autonomie Kontrollmaß Befindlichkeitsmaß Kontrollüberzeugungen (KÜ): + internale gesundheitliche KÜ- externale gesundheitliche KÜ- soziale Beeinflussbarkeit+ Sicherheit bei sozialen Kontakten+ personale Fähigkeiten- traditionelles Gesundheitsverhalten+ Widerstandsfähigkeit • Wohlbefinden: • + allgemeine Zufriedenheit+ augenblickliches Wohlbefinden+ bereichsspezifische Zufriedenheit • Schwierigkeiten+ Kognitive Bewertung des Wohl- Befindens+ allgemeine Lebenszufriedenheit- körperliche Beschwerden Self care-Index hoch mittel gering (+) Komponenten gehen positiv; (-) Komponenten negativ in den Index ein.

  26. Entwicklungsziele Positive Selbstwertschätzung Realistisches Selbstkonzept und Selbstakzeptierung Perzipierte Verantwortlichkeit für das eigene Verhalten Selbständigkeit und Selbstkontrolle Entwicklungsbedingungen / Hilfen Förderung der eigenen Aktivität Zugestehen von Handlungsspielraum und Aufzeigen von Begrenzungen Wertschätzung und Anerkennung von Fortschritt Regulierung von Fremdkontrolle und Selbstkontrolle Entwicklungsorientierte Förderung

  27. Entwicklungsorientiertes Lernen ● Stufen der Unterstützung► auf Fortschritte achten► Hilfestellung anpassen ● Entwicklungsmentoren ► Rolle / Funktion / Kompetenz ● Interaktions- / Erziehungsstil► (Selbst-)Sicherheit► Selbstwert, Selbstvertrauen

  28. ‚Planung von Veränderung’ Entstehungsgeschichte IST-Zustand Person - Situation Wege / Mittel / Methoden Wie soll / kann das Ziel erreicht werden? aktuelles Verhalten Evaluation Analyse / Bewertung von Effekten und Nebeneffekten Hindernisse WIRD-Zustand Verlauf ohne ‚Eingriff’ ZIEL-Zustand Erwünschte / mögliche Veränderung Dreher & Dreher (1993)

  29. Entwicklungsorientierte Intervention Theoretischer Ausgangspunkt‚Optimierung von Entwicklung‘ Voraussetzungen / Bedingungen ● Bewusstheit  ‚internes Modell‘● erfahrungsoffen, selbstkritisch ● revisionsoffen, autonom ● selbstreflexiv, sozialintegrativ Ziel K O M P E T E N ZAufbau / Erweiterung / Revision Didaktisch-operative Transformation  Lernsetting Entwicklungslage der Adressaten Inhalte, Themen,Ziele Soziale Organisation, Methoden, Arbeitsformen

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