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Einführung in die Sprachvermittlung 2. Wörter und Regeln

Einführung in die Sprachvermittlung 2. Wörter und Regeln. Ulrich Mehlem Uni Bielefeld WS 2006 / 07. Bitte um Mitarbeit. Das Projekt: Atlas der Schriftsysteme sucht

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Einführung in die Sprachvermittlung 2. Wörter und Regeln

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  1. Einführung in die Sprachvermittlung2. Wörter und Regeln Ulrich MehlemUni BielefeldWS 2006 / 07

  2. Bitte um Mitarbeit • Das Projekt: Atlas der Schriftsysteme sucht • Sprecher möglichst vieler verschiedener Sprachen, die bereit sind:- eine Fabel (der Nordwind und die Sonne) in ihre Sprache zu übersetzen (bzw. eine Übersetzung aus dem Internet zu beschaffen)- den mündlichen Text der Fabel im Tonstudio aufnehmen zu lassen • Alle weiteren Informationen bei mir (Ulrich Mehlem) oder Rüdiger Weingarten!

  3. Liste der bisher aufgenommenen Sprachen: • Arabisch • Aserbaidschanisch • Georgisch • Japanisch • Koreanisch • Kurdisch • Litauisch • Rumänisch • Sinhala • Thai • Ukrainisch • Vietnamesisch Wenn Sie - Muttersprachler einer anderen als der genannten Sprachen sind, - diese Sprache auch schreiben können, Melden Sie sich bitte!

  4. S.9: „Was muss man jeweils unter Sprache verstehen, dass man diese Frage mit „ja“ oder „nein“ beantworten kann?“

  5. 2.1. Was ist eigentlich Sprache? • ein Mittel zur Kommunikation • eine Menge von Symbolen, mit denen Sachverhalte bezeichnet werden • eine Verbindung von Lauten, mit denen Gedanken ausgedrückt werden können • ein System von Zeichen • eine Möglichkeit, aktuell nicht Vorhandenes zu vergegenwärtigen

  6. Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft • „Auf kognitiven Prozessen beruhendes, gesellschaftlich bedingtes, historischer Entwicklung unterworfenes Mittel zum Ausdruck bzw. Austausch von Gedanken, Vorstellungen, Erkenntnissen und Informationen sowie zur Fixierung und Tradierung von Erfahrung und Wissen.“ (S. 616)

  7. Metzler Lexikon Sprache (Hg. Helmut Glück) • „Wichtigstes und artspezifisches Kommunikationsmittel der Menschen, das dem Austausch von Informationen dient sowie epistemische (die Organisation des Denkens betreffende), kognitive und affektive Funktionen erfüllt.“ S. 610

  8. 2.2. Wörter als Zeichen (S. 2) Realobjekt / „Referent“ Sprachliches Zeichen

  9. „Die Beliebigkeit des Zeichens“ (S. 3) • Die Zuordnung von Klangfolge und Bedeu-tungsinhalt ist beliebig. (de Saussure) • Platon: Dialog Kratylos (4. Jhdt. v. Chr.)„Kein Name eines Dinges gehört ihm von Natur (phýsei), sondern durch Anordnung und Gewohnheit (thései).“ (These des Hermogenes) • zeigt sich in der unendlichen Vielfalt von Bezeichnungen für dasselbe Ding in den verschiedenen Sprachen der Welt • Lautsymbolik sind nur Randerscheinungen; auch Tierlaute klingen in den unterschiedlichen Sprachen verschieden: kireriki – cock-a-doodle-do - cocorico – ü-ürü-üüü

  10. 2.3. Das „mentale Lexikon“ (S.4) • Bestimmte sprachliche Ausdrücke werden in einem Bereich des Gehirns, dem mentalen Lexikon, fest gespeichert: Sie haben dort eine "feste Adresse". • Mit dieser Adresse sind verschiedene Informationen über diesen Ausdruck verbunden. Hierzu gehören (u.a.):- die Lautfolge- die Bedeutung • Welche Ausdrücke sind fertig im Lexikon gespeichert?

  11. Im Lexikon stehen: • alle Wörter, die keinen Formveränderungen (Flexion, Derivation, Komposition) unterliegen: nein, bis, vor… • von irregulär gebildeten Wörtern müssen alle Formen gespeichert werden: bin, sind, war… • alle Simplizia (einfache Wörter, Wurzeln / Stämme): Buch, groß, lauf(en)… • komplexe Wörter, deren Bildungsprozess nicht mehr transparent ist: Donnerstag < Donars Tag; aber: Urlaubstag = Urlaub + s + Tag • Morpheme für die Derivation und Flexion; -s (Genetiv, Fuge), -t (3.Pers.Sing) • bestimmte Wortgruppen (s.u.)

  12. Nicht wortförmige Einträge im Lexikon: • Wortgruppen, die häufig zusammen auftreten: • Kollokationen:schallendes Gelächter, harmloses Vergnügen • Phraseologismen:Die Sache hat Hand und Fuß. • Redewendungen, Sprichwörter:Morgenstund hat Gold im Mund.Aller Anfang ist schwer.

  13. 2.4. Sprachliche Regeln • Regeln bilden aus den Elementen des mentalen Lexikons neue komplexere Ausdrücke. • Dieses System ist die (mentale) Grammatik einer Sprache: Jeder muttersprachliche Sprecher einer Sprache verfügt über sie, da er in seiner Sprache verständliche Äußerungen bzw. Sätze bilden kann. • Durch Regeln gebildete Ausdrücke können sein:- Wörter (Flexion, Derivation, Komposition) - Phrasen (= Wortgruppen)- Sätze (Was noch?)

  14. 2.5. Generative Grammatik (S.5) • Kognitive Struktur, mit deren Hilfe aus der Kombination von Lexikoneinträgen sinnvolle Wörter und Sätze erzeugt (generiert) werden. Andere Arten von Grammatik: • Deskriptive Grammatik: wissenschaftl. Beschreibung der Strukturen einer Sprache • Normative Grammatik: Festlegung des korrekten, guten Sprachgebrauchs

  15. 2.6. Regeln der Syntax (S.6ff.) • greifen auf Wortartkategorien zurück (denen die Einzelworte im mentalen Lexikon zugeordnet werden) • bilden aus einzelnen Wörtern zunächst Phrasen: Beispiel für eine Nominalphrase (NP) NP Det N eine Rose

  16. „Phrasenstrukturregeln“ • Regeln sind Zuordnungsvorschriften, die einem bestimmten Input einen Output zuweisen. • Z.B. einer Phrasenkategorie (Input, links vom Pfeil) wird eine Abfolge von in ihr enthaltenen Phrasen- oder Wortartkategorien (Output, rechts vom Pfeil) zugeordnet: • NP Det, NIn Worten: Eine Nominalphrase wird aus der Abfolge eines Determinierers und eines Nomens erzeugt. • S  NP, VPIn Worten: Ein Satz wird aus der Abfolge einer Nominalphrase und einer Verbalphrase erzeugt.

  17. Weitere Phrasen-strukturregeln • Welche Regeln brauchen wir für die Analyse eines Satzes wie: 1. Die alternde Sopranistin krächzt. 2. Der Tenor und die alternde Sopranistin singen. Weitere Info zum Thema: http://www.uni-bielefeld.de/lili/projekte/el-germling/veranstaltungen/gramm_repet

  18. 2.7. Rekursivität (S.11) • Eine Regel ist rekursiv, wenn in ihrem Output ein Element erscheint, das bereits im Input enthalten war. • Input: Elemente, z.B. a, b, c • Zuordnungsvorschriften / Regeln: 1) a  ab 2) a  de 3) b  bc 4) c  fg • Die Zuordnungsvorschrift weist einem bestimmten Input einen Output zu: a  ab . In Worten: Der Kategorie a (Input) wird die Abfolge der Elemente ab (Output) zugeordnet. • In welchen der vier Fälle liegt Rekursivität vor?

  19. Beispiel für mehrfach angewandte Regeln: Wie kann der Ausdruck abbbb aus der Regel (1): a  ab abgeleitet werden? • 1. Schritt: Regel (1) führt von a  ab • 2. Schritt: Auf a in [ab] wird Regel (1) erneut angewandt: es ergibt sich: ab  abb • 3. Schritt: auf [abb] wird Regel (1) erneut angewandt: es ergibt sich: abb  abbb • 4. Schritt: auf [abbb] wird Regel (1) erneut angewandt: es ergibt sich: abbb  abbbb

  20. Rekursivität in der Syntax (S. 11-12) • Eine VP (Verbalphrase) enthält selbst wieder einen Satz: Ich behaupte, dass er lügt: S NP VP N V S Konj NP VP N V Ich behaupte dass er lügt

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