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Das RAI – Grundlagen und Anwendung. Klinik für Tumorbiologie Freiburg im Breisgau 10.-12. Februar Prof. Dr. Hermann Brandenburg Katholische Fachhochschule Freiburg Fachbereich Pflege . Übersicht. 1. Vorbemerkungen 2. Aufbau und Elemente des RAI 3. Anwendung
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Das RAI – Grundlagen und Anwendung Klinik für Tumorbiologie Freiburg im Breisgau 10.-12. Februar Prof. Dr. Hermann Brandenburg Katholische Fachhochschule Freiburg Fachbereich Pflege
Übersicht • 1. Vorbemerkungen • 2. Aufbau und Elemente des RAI • 3. Anwendung • 4. Möglichkeiten und Grenzen von Assessments
Vorbemerkung I Was ist das RAI? • Standardisiertes Verfahren • Langzeitpflege / geriatrische Rehabilitation • Gezielte Identifikation von Potentialen selbstständiger Lebensführung alter Menschen • Wissenschaftlich untersucht (Validität/ Reliabilität) • Seit 01.10.1990 in 17.000 Pflegeeinrichtungen in den USA eingeführt • Entwicklungsprozess ist nicht abgeschlossen
Vorbemerkung IISituation in der Langzeitpflege • Änderungen der Bewohnerstruktur: immer älter, immer kränker, immer multikultureller • Zunahme der Heimplätze (trotz Skandale, Heimenquête, Alternativen) • Wandel des Aufgabenspektrums der Heime: mehr Beatmung, Infusionstherapie, künstliche Ernährung, Frührehabilitation, postoperative Wundversorgung u. ähnliche Aufgaben. Diese Entwicklung ist in den USA bereits in vollem Gange.
Vorbemerkung IIINotwendigkeit eines Assessments in der Langzeitpflege • Die vorhandenen Verfahren zur Pflegeplanung / Pflegedokumentation weisen erhebliche Mängel auf (Höhmann et al. 1996, Garms-Homolová 1998, Sowinski 1998)
Vorbemerkung IVMeine Position zum RAI • Wissenschafliche Güte, Praktikabilität und Akzeptanz des RAI machen es für die deutsche Pflege attraktiv • Das RAI fördert eine systematische Arbeitsweise und kann gezielt im Pflegeprozess eingesetzt werden • Ich bin ein Befürworter des RAI und halte die Einführung / Erprobung in der Langzeitpflegefür erforderlich
Aufbau und Elemente des RAI- ein Überblick Minimum Data Set (MDS) Datengrundlage Abklärungshilfen (RAPs) Triggersystem Identifikation v. Problembereichen Alarmsystem
Bereiche des Minimum Data Set (Version 2.0) • Bereich A: Angaben zur Person • Bereich B: Kognitive Fähigkeiten • Bereich C: Kommunikative Fähigkeiten / Hören • Bereich D: Sehfähigkeit • Bereich E: Stimmungslage und Verhalten • Bereich F: Psychosoziales Wohlbefinden • Bereich G: Körperliche Funktionsfähigkeit /ADL • Bereich H: Kontinenz in den letzten 14 Tagen • Bereich I: Krankheitsdiagnosen • Bereich H: Gesundheitszustand • Bereich K: Ernährungszustand • Bereich L: Mund- / Zahnstatus • Bereich M: Zustand der Haut • Bereich N: Beschäftigungsmuster • Bereich O: Medikation • Bereich P: Spezielle Behandlungen • Bereich Q: Entlassungspotential • Bereich R: Assessmentinformationen • Bereich T: Ergänzung – Patientenmix
Struktur und Inhalt der Abklärungshilfen (RAPs) • Definition kritischer Zustände • Alarmzeichen (MDS- Items, die RAPs auslösen (triggern) • Richtlinien (mögliche Ursachen, empfohlene med. Untersuchungen, weitere Daten) • Kurze Zusammenfassung
Trigger (Alarmsystem) • Trigger sind einzelne MDS-Items oder Item-Kombinationen, die auf die Notwendigkeit von Interventionen verweisen • Trigger sind Alarmzeichen, welche nach-geschaltete RAI-Module auslösen (Abklärungs-hilfen, RUG-Gruppen, Qualitätsindikatoren) • Trigger sind hoch sensitiv, d.h. dass eine RAP ausgelöst wurde, bedeutet nicht notwendiger-weise, dass das Problem auch vorliegt
Arbeitsweise von Trigger und RAPs • MDS als Datenbasis • Risikoerkennungstafel erlaubt die Zuordnung einzelner Alarmzeichen (insgesamt 86) zu den RAPs (insgesamt 18) • Grundlage für die Identifikation relevanter Problembereiche in der Pflege alter Menschen • Prioritätensetzung und Fokussierung für die Pflegeplanung • Hilfreich sind dabei auch die aufgrund professioneller Standards entwickelten Richtlinien
Nutzen des RAI für die Pflege: Optimierung der Pflegeplanung • Strukturiertes Assessment und gezielte Identifikation möglicher Problembereiche • Messbarkeit von Zielen, für deren Erfüllung ein Zeitplan und Verantwortlichkeiten festgelegt werden • Akzentuierung auf (funktionale) Selbstständigkeit, klinische Problemfelder und Wohlbefinden
Das RAI und die Qualitätsindikatoren • Das RAI erlaubt mit Hilfe von sog. Qualitätsindikatoren den Nachweis der pflegerischen Ergebnisqualität • Qualität in der Pflege wird damit nicht umfassend abgebildet, aber auf einen wichtigen Aspekte fokussiert
Was sind Qualitätsindikatoren? • Qualitätsindikatoren sind „Marker“, welche das Vorhandensein bzw. Nichtvorhandensein von Qualitätsmängeln in der Pflege anzeigen • Prävalenz von Decubiti 1.-4. Grades, Stürzen, Harnwegsinfekten, Dehydrationen, freiheitsein-schränkenden Maßnahmen, wenig oder gar keinen Aktivitäten • Inzidenz von ADL-Verschlechterungen, Kontrakturen, kognitiver Beeinträchtigungen, Einsatz von mehr als neun unterschiedlichen Medikamenten, Fehlen entsprechender Maßnahmen bei Problemen der Sensorik oder Kommunikation
Warum sind QI wichtig? • Gesetzliche Regelungen (§ 80 und 112 SGB XI) schreiben Qualitätssicherung vor • Vorhandene Verfahren (MDK-Bögen) sind „strukturlastig“ (Dangel & Korporal 2002, BMFSF 2002) • Verbesserungen der Ergebnisqualität (z.B. Reduktion der Häufigkeit von Decubiti in Hamburger Pflegeheimen um 50%)
Möglichkeiten des RAI als Assessment in der Pflege • Datenerhebungsinstrument zur Identifizierung von Problemen / Ressourcen • Strukturierung bestimmter Tätigkeiten in der Praxis, denn gerade die systematische Informationsbasis erlaubt individuelle Schwerpunktsetzungen • Lernprozess in den Einrichtungen • Beitrag zur Professionalisierung in der Pflege
Grenzen des RAI als Assessment in der Pflege • Das RAI ist ein Baustein für Verbesserungen • Volicer (1999): „We cannot rely on the MDS“ (Frage der ethischen Grundhaltung) • Es gibt nicht das ideale Assessment (Plädoyer für Pluralität von Verfahren) • Keinesfalls Ersatz für Theoriediskussion in der Pflege • Problematik von Fremd- und Selbsteinschätzungen • Akzeptanz bei Leitungen größer als bei der „Basis“
Ausblick • Erste Erfahrungen zur Implementierung in Deutschland (KDA 2003) • Wichtigste Voraussetzung sind Trainings- und Qualifizierungsangebote (Garms-Homolová 1998) • Initiativen einzelner Bundesländer (Caritas in Bayern) • Nationale Pflegeassessmentgruppe (Witten), IGK e.V. (Berlin) und Pro-RAI (www.pro-RAI.de)