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Lagerführer, Wachmannschaften, Kapos und juristische Aufarbeitung. Lagerkommandant Witzig.
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Lagerführer, Wachmannschaften, Kapos und juristische Aufarbeitung
Lagerkommandant Witzig Lagerführer Eugen Witzig amtierte in einer Baracke in Sichtweite zum mit Stacheldraht umzäunten Bereich des Hangars, in dem die jüdischen KZ-Häftlinge untergebracht waren. An sein Büro schloss sich die Schreibstube an, in die Eric Breuer zur Büroarbeit und zur Verwaltung der Häftlingskartei abgestellt war. Zusätzlich kommandierte Witzig den 14-Jährigen Jehuda Schwarzbaum als Stubendienst ab, der seine privaten Räume in peinlicher Ordnung halten, seine Schuhe putzen und für ihn Feuer machen musste. Auch dieser Junge stand ständig unter Bewachung; selbst wenn er die Toilette aufsuchte, begleitete ihn ein bewaffneter Posten. Eric Breuer und Jehuda Schwarzbaum im Hotel Lutetia in Paris, Mai 1945
Manchmal hat er sich seltsam verhalten Einmal hat er einen Häftling fast zu Tode geprügelt und ihm dann ein Stück Brot gegeben. (Abram Rozenes) Der Mann war sehr brutal und hetzte oft seinen Schäferhund auf die Häftlinge. Der Hund war so abgerichtet, dass er den Häftlingen das Fleisch von den Knochen riss. Er kam auch öfters nachts in die Baracke und suchte sich sogenannte Opfer aus. Was er mit diesen Leuten gemacht hat, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass diese Häftlinge am nächsten Tag dann auf einem Haufen bei den Toten lagen. (Wolf Gimpel) Er war stets von einem Schäferhund begleitet. Er war sehr gemein. Er schlug. Ich war in sechs Lagern, aber dieser war einer der schlimmsten. (Israel Arbeiter) Wolf Gimpel am Steinbrruch Reusten 1992
Trotzdem erinnere ich mich an keine Bluttat Er versetzte dabei diesen Häftlingen mit seinem Stiefel Fußtritte, u.a. auch ins Gesicht und in den Magen. Die so zugerichteten Häftlinge wurden in eine Ecke der Baracke gebracht, wo einige Krankenbetten standen, die mit Decken verhängt waren. Dort starben sie vielfach nach ein bis zwei Tagen. (Sander Piasek). Trotzdem erinnere ich mich an keine Bluttat. Er wusste von den Grausamkeiten im Lager, und wenn er sie nicht befohlen hat, so hat er sie doch toleriert und war durch seine häufige Passivität verantwortlich für die den Häftlingen zugefügten Grausamkeiten. (Isidor Gilbert) Witzig war nicht gemein, er war nett. (Eric Breuer) Sander Piasek Natzweiler Nummernbuch
Anforderung der Wachmannschaften Am 17. September 1944 forderte die Kommandantur des KZ Natzweiler zwei Wachmannschaften zu je 25 Mann und jeweils einem Unteroffizier für das Außenlager Hailfingen/ Tailfingen an. Es dauerte aber noch etwa zwei Monate, bis die Soldaten der Luftwaffe zur Verfügung standen. Anforderung der Wachmannschaften
Wachmannschaften Die Häftlinge wurden täglich nach dem Zählappell in Arbeitskommandos eingeteilt, die von Vorarbeitern der OT und der ausführenden Baufirmen beaufsichtigt wurden. Die Wachen des KZ Hailfingen setzten sich - neben einigen Landesschützen, die v.a. tagsüber das Lager bewachten, auf den beiden Wachtürmen Dienst taten und ebenfalls auf dem Gelände des KZ-Lagers präsent waren - aus frontuntauglich gewordenen Angehörigen der Luftwaffe zusammen. Aus den umliegenden Dörfern stammten ungefähr 8 Wachmänner. Sie behandelten die Häftlinge sehr unterschiedlich. Die SS hatte die KZ-Häftlinge geliefert, zog sich aber gleichzeitig aus ihrer alleinigen Verantwortung zurück und stellte vor Ort als einzigen SS-Angehörigen den Lagerführer. Das Lager
Rastatter Prozesse Das Gericht Erster Instanz für die Verurteilung der Kriegsverbrechen des Französischen Oberkommandos in Deutschland verhandelte 1947-1949 in Rastatt über einige der Verbrechen, die in Hailfingen begangen worden waren. Angeklagt waren neben dem OT-Truppführer Karl Bäuerle lediglich Abraham Stutmann als Lagerältester und Leo Kac als Stubendienst, die von einzelnen ehemaligen Mithäftlingen belastet wurden. Trotz kontroverser Einschät-zungen wurde Stutmann erstinstanzlich zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt, Kac zu einem Jahr. Karl Bäuerle wurde zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Das Berufungsurteil vom 17. 11. 1949 bestätigte die ergangenen Urteile. Rastatter Prozess
Ermittlungsverfahren eingestellt Die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltung zur Aufklärung Nationalsozialistischer Gewaltverbrechen (ZStLb) vernahm ab 1967 im Zuge der neu eingeleiteten Ermittlungsverfahren gegen Bruno Störzer, Karl Bäuerle, Mischa und N.N. wegen Mordes im Nebenlager Hailfingen des KZ Natzweiler, sowie gegen Leo Kac weltweit 25 Überlebende des KZ Hailfingen als Zeugen. Die Verfahren wurden eingestellt, weil gegen einen Teil der Angeklagten im Prozess der französischen Besatzungsmacht ver-handelt worden war, wodurch den deutschen Gerichten keine Gerichtsbarkeit mehr zustand. Außerdem waren die Wachposten, deren Morde durch mehrere Zeugen geschildert wurden,nicht mehr ermittelbar. Der angeklagte Bauleiter des Flugplatzes, Bruno Störzer, wies jede Verantwortung von sich. Akten in der ZStLb
Abram Stuttmann Abram Stuttmann (Sztutman) wurde am 27. 6. 1913 in Płock (Polen) geboren. Er kam mit dem Transport am 28. Oktober 1944 ins KZ Stutthof und wurde am 17. 11. 1944 nach Hailfingen transportiert. Der Lagerführer Eugen Witzig setzte ihn neben Kac als Kapo oder Stubenältesten ein. Abraham Stuttmann wurde wegen Totschlags in Auschwitz-Birkenau und wegen des „Tatkomplexes Hailfingen“ angeklagt. Im Prozess des französischen Militärgerichts in Rastatt wurde ihm vorgeworfen, Mithäftlinge häufig und heftig geschlagen zu haben, besonders während der Ausgabe der Suppe und wenn die Häftlinge nicht schnell genug zum Appell antraten. Lebenslauf Abram Stuttman
„Positive Handlungen“ Zeugen sagten aus, Häftlinge seien unter seinen Schlägen zusammengebrochen. Allerdings berichteten alle sieben Überlebenden, die in Rastatt aussagten, auch von „positiven Handlungen“ Abraham Stuttmanns. So habe er sich darum bemüht, zumindest rudimentäre sanitäre Anlagen außerhalb des Hangars einzurichten, habe Kranken geholfen, sie eigenhändig gewaschen und ihnen etwas zu essen gegeben. Abraham Stuttmann selbst sagte aus, er habe seine Mithäftlinge geohrfeigt, wenn sie einander Decken, Essen oder Schuhe wegnahmen, um zu verhindern, dass sich die Stärksten unter ihnen durchsetzen. Abraham Stuttmann erhielt – unter Berücksichtigung seiner „positiven Handlungen“ - eine Gefängnisstrafevon zwei Jahren und sechs Monaten. Abram Stuttman 1945
Hochzeit mit der Metzgerstochter aus Reusten Vom 28. 5. 1945 bis 22. 8. 1946 war Abraham Stuttmann in Reusten gemeldet. Vom 21. 8. 1945 bis 9. 11. 1945 war er in Stuttgart in Untersuchungshaft. Er arbeitete bis September 1946 in der Reustener Mühle und heiratete 1947 oder 1948 die Reustener Metzgerstochter Alwine Egeler (geboren 1921). Sie wohnten anfangs in Reusten. Abraham Stuttmann war zwischen 1946 und 1951 mehrfach im Gefängnis, u. a. in Tübingen, Balingen, Freiburg und Reutlingen. 1955 machte er sich selbständig. Seine Frau und er pachteten die Reithallengaststätte in Tübingen und hatten danach eine „Wirtschaft“ in Möckmühl-Züttlingen. Später bauten sie eine Gaststätte mit Kegelbahn in Balingen. Dort ist er am 21. 1. 1987 nach 15-jähriger Zuckerkrankheit gestorben.Seine Frau starb 2004 . Stuttman: Fiche individuelle
Leo Kac Leo (Leib) Kac wurde am 19. 7. 1922 in Łódź geboren. Erwar schon in Auschwitz Stubenältester. In Hailfingen teilte ihn der Lagerkommandanten Witzig ebenfalls als Stubendienst ein. Er war zusammen mit Abraham Stuttmann dafür zuständig, das Essen im Ver-waltungsgebäude abzuholen, es ins Lager – später auf die Arbeitskommandos – zu bringen und zu verteilen. Kac und Stuttmann waren der Lagerleitung gegenüber für die Ordnung im Hangar verantwortlich und dafür, dass die Häftlinge zur befohlenen Zeit zum Appell bereitstanden. Natzweiler Nummernbuch
Urteil Leo Kac wurde 1947 in Rastatt angeklagt. Ihm wurde vorgeworfen, Mithäftlinge geschlagen und einen Teil der für sie bestimmten Verpflegung unterschlagen zu haben. Er wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Aus dem Urteil vom 28.6.1949
Bildnachweis Alain Breuer: 3 Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Die Rückkehr des Wolf Gimpel: 4 ITS: 5, 6, 10, 11, 12 und 13 Kurt Hinkelbein/ USAF Historical Research-Center: 7 Bundesarchiv Bild 183-V02830: 8 Staatsarchiv Ludwigsburg: 9 Text: Volker Mall/Harald Roth