1 / 50

Chronisch süchtig – Wen soll das meinen ?

Chronisch süchtig – Wen soll das meinen ?.

dante
Download Presentation

Chronisch süchtig – Wen soll das meinen ?

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. Chronisch süchtig – Wen soll das meinen ?

  2. Vielleicht diesen Herrn: 61 Jahre, vor 14 Jahren mit seiner Frau und 2 Kindern als Spätaussiedler nach Deutschland gekommen, ursprünglich Kraftfahrer, hat hier vor 12 Jahren wegen Alkohol den Führerschein verloren, seit 10 Jahren geschieden, seitdem auch keine Arbeit mehr gefunden, seit 5 Jahren in der Wohnungslosenhilfe betreut, mal in Einrichtungen, mal auf der Straße-.

  3. Oder diese Dame hier: Eine 42jährige, in schwierigen familiären Bedingungen aufge-wachsene langjährig psychose-kranke Frau lebt in einer kleinen Heimeinrichtung im Rahmen stationärer Eingliederungshilfe. Sie hat einen unregelmäßigen Tagesrhythmus, trinkt viel Alkohol, lässt sich – z.T. wohl gegen Geld oder Alkohol - oft mit verschiedenen Männern aus der Wohnungslosen-szene ein und besorgt sich zwischen durch von niedergelassenen Ärzten Beruhigungsmittel wie Diazepam. In frühen Jahren hat sie auch mit illegalen Drogen experimentiert und sich damals eine Hepatitis C „eingefangen“.

  4. Was ist von professioneller Seite aus zu tun ? Am Anfang jeglicher Therapie steht die Diagnose. Grundsatz ärztlichen Handelns.

  5. Welche Diagnosen hat der Patient und was folgert daraus ? Chronische Alkoholabhängigkeit Z. n. Entzugskrampfanfällen und Delirien Haltlose Persönlichkeitsstörung Polyneuropathie Beginnende Leberzirrhose

  6. Was benötigt man dafür ? • Einen kooperierenden Patienten • Alkoholabstinenz • Einen Spezialisten für Suchtbehandlung • Einen Internisten • Gesunde Ernährung mit viel Vitamin B

  7. Welche Diagnosen hat die Patientin und was folgert daraus ? Drogeninduzierte Psychose Alkohol- und Benzodiazepinabhängigkeit Borderline-Persönlichkeitsstörung Posttraumatische Belastungsstörung Hepatitis C

  8. Was benötigt man dafür ? • Eine kooperierende Patientin • Wirksame verträgliche Neuroleptika • Einen Psychiater/Psychiaterin • Einen Internisten • Interferon • Ein Manual für Doppeldiagnose Patienten

  9. Wie sieht das aus Sicht der Betroffenen aus ? • Sie wünschen sich eine Partnerschaft • Sie möchten einen festen Platz zum Wohnen • Sie suchen Aufmerksamkeit und Wertschätzung • Sie möchten sich körperlich besser fühlen

  10. Offensichtlich handelt es sich um zwei „schwierige Patienten“ : • Sie haben keine Krankheitseinsicht • Sie verweigern notwendige Behandlung • Sie sind in Behandlungskontakten unverbindlich • Sie verhalten sich therapieschädigend … typisch Drehtürpatienten !!

  11. Wer ist für das Wohlergehen dieser Patientin verantwortlich ?

  12. Wer könnte dafür verantwortlich sein ? Das gemeindepsychiatrische Hilfesystem Das Suchthilfesystem Die Wohnungslosenhilfe Die Akutpsychiatrie …………………………………

  13. These I: Die Patienten sind – wie alle Menschen - für sich selbst verantwortlich. (Autonomismus)

  14. These II: Die Professionellen als Vertreter der Allgemeinheit sind verantwortlich – schließlich sind die Patientin sucht- und psychisch krank und haben somit keine Kontrolle und wenig freien Willen. (Paternalismus)

  15. Jean Paul Sartre: Jeder ist für sein Handeln verantwortlich: Der Doppeldiagnosepatient für sein Handeln, und der Professionelle für sein Handeln.

  16. Hans Jonas: Verantwortlich sind wir für die Erhaltung der Werte, die wir uns miteinander wichtig machen.

  17. Welche Werte könnten das für uns sein ? • Die Wahrung der Würde jedes Menschen • Respekt vor dem Selbstbestimmungsrecht eines jeden Menschen. • Die Wahrung von Frieden und Freiheit.

  18. Im aktuellen Diskurs um die Weiterentwicklung des deutschen Sozialrechts hat sich der Begriff „personenzentriert“ eingebürgert, um die geschilderten Werte zu umschreiben.

  19. Was kann das praktisch bedeuten im Umgang mit Patienten, die durch eine schwere psychische Erkrankung und/oder eine Suchterkrankung Schwierigkeiten in der Lebensbewältigung haben ?

  20. Der „Community Reinforcement Approach“ als Beispiel für einen personenzentrierten Behandlungsansatz im vernetzten Hilfesystem

  21. Körperliche Gesundheit 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 – 8 – 9 - 10 Freizeit und meines Privatlebens Arbeit Schul- und Ausbildung Umgang mit Geld Umgang mit Alkohol und wie er mein Leben betrifft Umgang mit Drogen und wie sie mein Leben betreffen Abstinenz und Nüchternheit Seelische Gesundheit Körperliche Aktivität Beziehung zu meiner/m Partner/in Beziehung zu meinen Kindern Beziehung zu meinen Eltern Beziehung zu meinen engen Freunden/innen Juristische Angelegenheiten Kommunikation mit Anderen Spirituelles und religiöses Leben Meine Zufriedenheit mit meinem Leben insgesamt 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 – 8 – 9 - 10 CRA – Zufriedenheitsskala

  22. Im Bereich meiner körperlichen Gesundheit würde ich gerne ... Im Bereich meiner Freizeit und meines Privatlebens würde ich gerne ... Im Bereich meiner Arbeit würde ich gerne ... Im Bereich meiner Schul- und Ausbildung würde ich gerne ... Im Bereich meines Umgangs mit Geld würde ich gerne ... Im Bereich meiner Wohnsituation würde ich gerne ... Im Bereich Partnerschaft würde ich gerne ... Im Bereich meines Umgangs mit Rauschmitteln würde ich gerne ... CRA – Ziele der Beratung- Kurz, positiv, präzise > nachprüfbar -

  23. These I: In einem personenzentrierten Ansatz wird die Unterscheidung zwischen einem gemeindepsychiatrischen Hilfesystem und einem Suchthilfesystem randständig, vermutlich sogar störend.

  24. These II: In einem personenzentrierten Ansatz für chonifizierte Patienten stehen motivierende Interventionen im Vordergrund. Konsumkontrolle ist deswegen Ziel und nicht Voraussetzung des Einstiegs in die Hilfeplanung.

  25. These III: In einem personenzentrierten Ansatz erwartet der Klient ein integratives Hilfeangebot (Beispiel: Substitution). Es kann nicht sein, dass das Suchthilfesystem den Patienten wg. der psychischen Störung ablehnt und der Nervenarzt den Patienten wegen der Konsumphase nicht behandeln will.

  26. These IV: In einem personenzentrierten Ansatz orientiert sich das Hilfesystem an den subjektiven Bedürfnissen seines Klienten. Hilfeplanung muss deswegen flexibel und individuell sein.

  27. These V: Die Qualität eines Hilfesystems misst sich daran, wie weit es in der Lage ist, den schwierigsten Patienten ein tragfähiges Integrationsangebot zu machen.

  28. Cave ! Community Reinforcement Approach ist sehr alltagsnah beschäftigt sich viel mit sozialen Fragen, Krisen und Konflikten ist theoretisch wenig anspruchsvoll ist auch wirksam, wenn er nicht erwerbsmäßig betrieben wird

  29. Fakt ist aber auch: Community Reinforcement Approach könnte in einem großen Teil der Fälle bei entsprechender sozialer Kompetenz und psychosozialer Vorbildung mit relativ wenig Weiterbildung angewandt werden grundsätzlich nicht nur von Ärzten und Psychologen, sondern auch von anderen psychosozialen Berufsgruppen wie Sozialarbeitern erlernt und angewendet werden

  30. Diese Überlegung deckt sich mit den jüngsten Thesen des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen zum Thema „Kooperation und Verantwortung“ in dem die Voraussetzungen einer zielorientierten Gesundheitsversorgung beschrieben werden sollen.

  31. Im Mittelpunkt des Gutachtens stehen die Ausgaben bzw. die Leistungsseite der Gesundheitsversorgung Effizienz- und Effektivitätsreserven

  32. Voraussetzungen für eine zielorientierte Gesundheitsversorgung: Kooperation zwischen Leistungserbringern und Kostenträgern klar geregelte Verantwortlichkeiten, die den fachspezifischen Qualifikationen der an den Prozessen gesundheitlicher Leistungserstellung Beteiligten Rechnung tragen Optimale Ressourcenallokation

  33. „Der Weg dorthin setzt jedoch bei allen Gesundheitsberufen die Bereitschaft voraus, im Rahmen neuer, teamorientierter Arbeitsformen zu einer Neuaufteilung der Tätigkeitsfelder entsprechend der Qualifikation zu kommen und die entsprechende Verantwortung zu übernehmen.“ Gutachten (2007) Kurzfassung S. 11

  34. „Die Begründung einer neuen Aufgabenverteilung sollte aus dem Abbau derzeitiger Versorgungsdefizite und einer Verbesserung von Qualität und Wirtschaftlichkeit der Versorgung von Patieninnen und Patienten hergeleitet werden.“ Gutachten (2007) Kurzfassung S.16

  35. „Um eine Verbesserung von Effizienz und Effektivität der Gesundheitsversorgung zu erzielen, reicht allerdings in sektoraler Hinsicht die reine Integration von Krankenhäusern und ambulanten Ärzten nicht aus, es bedarf vielmehr zusätzlich geeigneter Anreizstrukturen und einer outcome-orientierten Koordination aller an der Gesundheitsversorgung Beteiligten.“ Gutachten (2007) Kurzfassung S. 12

  36. Die Implementation des CRA erfordert Eine konzeptionelle Planung von der am Patienten orientierten Aufgabenstellung her Überwindung der Grenzen zwischen stationär, teilstationär und ambulant Überwindung der Grenzen zwischen GKV-finanzierter Akutbehandlung, Rehabilitation, Arbeitsförderung und Eingliederungshilfe Überwindung der Grenzen zwischen den beteiligten Professionen in verschiedenen Hilfefeldern Dienstleister ist das Team und nicht eine Gruppe auf professionelle Abgrenzung bedachter Berufsgruppen

  37. Konkret bedeutet das: Die Aufgabenstellung orientiert sich am Bedarf des Patienten (s. Zufriedenheitsskala) und beinhaltet u.a. die Vermittlung neuer Kompetenzen, Ressourcenaktivierung in Partnerschaft und Familie sowie die Unterstützung bei der Vermittlung von Beschäftigung, Wohnraum und Freizeitaktivitäten

  38. Zu den konkreten Beispielen: Zielsetzung nach Zufriedenheitsskala und „Goal-Setting“: • Aufbau tragfähiger sozialer Kontakte • Unterstützung in der Freizeitgestaltung • „Harm reduction“ im Umgang mit Rauschmitteln • Etablierung eines tragfähigen Wohn- und Lebenskonzeptes

  39. Versorgung und Behandlung „schwieriger“ Patienten: Wer ist dafür verantwortlich ?

  40. … jeder nach seinen Kräften und Möglichkeiten !

  41. Herzlichen Dank !!!

  42. Ehrenamtliche Initiative: z.B. das Patenschaftsmodell in Augsburg

  43. Stellungnahme

More Related