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VO Politische Systeme Afrikas, Asiens und Lateinamerikas Albert Kraler (Afrika), Petra Purkarthofer (Lateinamerika), Gisela Reiterer (Asien). Vorlesung in 3 Modulen gegliedert: 1. Afrika (ersten 4 Termine) 2. Lateinamerika (ab 15.11) 3. Asien (ab 13.12)
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VO Politische Systeme Afrikas, Asiens und LateinamerikasAlbert Kraler (Afrika), Petra Purkarthofer (Lateinamerika), Gisela Reiterer (Asien) • Vorlesung in 3 Modulen gegliedert: • 1. Afrika (ersten 4 Termine) • 2. Lateinamerika (ab 15.11) • 3. Asien (ab 13.12) • Letzter Termin: 31.1.2007 = 1. Prüfungstermin • Achtung: Prüfungsanmeldung über UNIVIS www.univie.ac.at/uvo! (Spätestens ab Anfang Jänner 2007) • 4 Prüfungstermine (Anfang März, Mitte des SS, Ende des SS)
Prüfung: Jeweils zwei Fragen zu jeder Region (insgesamt also 6 Fragen), eine zum Inhalt der Vo, eine zur Prüfungsliteratur, pro Region ist jeweils eine Frage zu beantworten; Insgesamt muss mindestens eine Frage zur Prüfungsliteratur gewählt werden • Begleitend zur Vorlesung gibt‘s eine Vorlesungswebsite: http://politikwissenschaft.univie.ac.at/index.php?id=11738; Aktuelles zum Asien/ Lateinamerikateil gibt‘s auf den Homepages von Gisela Reiterer und Petra Purkarthofer (Links finden sich auf der Vorlesungswebsite) • Reader: Ein Reader mit Prüfungstexten für den Asien und Lateinamerikateil gibt‘s ab nächster Woche im Copyshop „Die Kopie“ (gegenüber NIG, neben Billa) • Intranet: Die Pflicht-Texte zum Afrikateil werden ab nächster Woche im „Intranet“ (Vo Website) abrufbar sein.
Vorlesungsplan LV-Modul zu Afrika Ziel: Problemfelder aufzeigen, Forschungsansätze und theoretische Zugänge beispielhaft darstellen, konkrete Länderdarstellungen können nicht erfolgen (Siehe dazu: Literatur, insbesondere Lexika und Einführungswerke, VO „Die Afrikanischen Staaten seit 1940 – Zentralafrika – Univ. Prof. Walter Schicho, Inst. F. Afrikanistik, Mo 17:00-19:00, SR1 Zugang: chronologisch/ historisch, theorieorientiert Plan: • Einheit: • Politische Systeme Afrikas: Eine Bestandsaufnahme. • Strukturelle Bedingungen politischer Herrschaft in Afrika (Geographie, Demographie, politische Ökonomie, Politische Strukturgeschichte)
Moderne Staatlichkeit und Afrika: politische Systeme der vorkolonialen Periode • 2. Einheit: „Bula Matari“ – die Durchsetzung moderner Staatlichkeit/ Kolonialstaatlichkeit • Der Staat als Institution: Charakterisierung des frühen postkolonialen Staatsapparats (Verwaltung, Infrastruktur, Humankapital [Verwaltungspersonal], Ökonomische Strukturen....) • 3. Einheit: • Dekolonisation • Unabhängigkeitsbewegungen/ politische Akteure der Dekolonisation • Der Staat als Institution: Charakterisierung des frühen postkolonialen Staatsapparats (Verwaltung, Infrastruktur, Humankapital [Verwaltungspersonal], Ökonomische Strukturen....)
Der postkolonialer Staat, ca. 1960 - 1989: • Institutionelle Veränderung (Demokratie vs. autoritäre Systeme), • ökonomische Veränderungen/ Kontinuitäten, Schuldenkrise • Geopolitischer Kontext • 4. Einheit: Politische Systeme Afrikas nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes: • 3. Welle der Demokratisierung • 3. Welle der Dekolonisation (Unabhängigkeit Namibias, Ende des Apartheidregimes, Unabhängigkeit Eritreas) • „African Renaissance“ vs. Afro-Pessimism • Staatszerfall und regionale Krisen (Liberia/ Sierra Leone, Horn von Afrika, Große Seenregion)
Exkurs: Politikwissenschaft und Afrika • Erst mit der Dekolonisation begannen sich die „großen“ universalistischen sozialwissenschaftlichen Disziplinen (allen voran Ökonomie, Soziologie und Politikwissenschaft) mit Afrika zu beschäftigen • Bis 1960: Primat der Ethnologie – allerdings erschienen bereits vorher einige signifikante Analysen zu politikwissenschaftlichen Fragestellungen (z.b. Lord Hailey 1938: An African Survey; Lord Lugard 1922: The Dual Mandate in Tropical Africa), die sich u.a. mit strukturellen Bedingungen von Herrschaft auseinandersetzen • Ein Klassiker (der erst spät bzw. kaum von PolitogInnen rezipiert wurde) ist das 1940 erschienene „African Political Systems“ von Meyer Fortes und Edward Evans-Pritchard.
Prägend war African Political Systems für die Unterscheidung zwischen dezentral organisierten, „segmentären“ (akephalen) Gesellschaften ohne Staat und zentralisierten Gesellschaften mit staatlichen oder staatsähnlichen Strukturen • Beschäftigung von Politikwissenschaftlern zunächst unter der Perspektive der Modernisierungstheorie, deshalb auch Konzentration auf den modernen Staat, während „informelle Politik“ oder neo-traditionelle Politik Anthropologen überlassen wurden, wenn diese überhaupt thematisiert wurde • „Skeptische“ Modernisierungstheorie: Paradigma „Political Development: Demokratie ist keineswegs ein „natürliches“ Ergebnis von Modernisierung; • Zentral: Warum kommt es zum Verfall liberaldemokratischer Institutionen in Entwicklungsländern (Afrika)?
Identitätskrise (Nationbuilding, ethnische Vielfalt) • Legitimitätskrise • Partizipationskrise • Unvollständige staatliche Durchdringung (crisis of penetration) • Verteilungskrise (wie kann eine Balance zwischen Forderungen nach öffentlichen Gütern und der staatlichen Bereitstellung öffentlicher Güter erfolgen?) • Integrationskrise • 1970er: „Dependencia“ und „Underdevelopment“ Perspektiven (prominentester Vertreter: Walter Rodney, Immanuel Wallerstein) als Kritik am Fortschrittsoptimismus der Modernisierungstheorie • Kritik an Dependencia/ Underdevelopment Perspektive: Nicht-in-Betrachtnehmen endogener Faktoren sowie Primat des Ökonomischen
Als Reaktion auf Modernisierungstheorie und neomarxistische Analysen: ab den späten 1970ern eher staatszentrierte Analysen und neue theoretische Ansätze („neo-patrimonialer Staat“, Klientelbeziehungen, etc.) • Neu ab den späten 1970er Jahren: Political Economy, Public Policy Analyse (PPA. Analyse einzelner Politikfelder, Entscheidungsprozesse, Ziel: praxisrelevanz von Forschung); PE: einerseits kritische Ansätze (Dependencia, Weltsystemansatz), andererseits Rational Choice Modelle • Heute: eine Vielzahl von Ansätzen, die sich nicht leicht in eines der großen Paradigmen einordnen lassen; Neuerdings. • Breitere Rezeption afrikabezogener Politikwissenschaften im Mainstream v.a. im Kontext von Staatszerfalldebatten.
Auffallend: „Mikropolitik“ bzw. Politik auf lokaler Ebene bleibt weitgehend Anthropologen überlassen; Lokalstaatlichkeit mithin untererforscht; Rechtssystem und Rechtspraktik bleibt häufig ausgespart. • Einführungsliteratur • Chazan, Naomi. Peter Lewis, Robert A. Mortimer, Donald Rothchild. Stephen John Stedman (1999): Politics and Society in Contemporary Africa. Boulder: Lynne Rienner • Hauck, Gerhard (2001): Gesellschaft und Staat in Afrika. Frankfurt am Main: Brandes und Apsel • Schraeder, Peter J. (2000): African Politics and Society. A Mosaic in Transformation. Boston, New York. Bedford/St. Martin's • Tetzlaff, Rainer; Cord Jakobeit (2005): Das nachkoloniale Afrika. Politik - Wirtschaft - Gesellschaft. Lehrbuch. Grundwissen Politik Bd.35. Wiesbaden: VS - Verlag für Sozialwissenschaften
Politische Systeme Afrikas – eine Bestandsaufnahme • „Strukturellle Vielfalt“ vs. Fundamentale Gemeinsamkeiten • Vielfalt: insgesamt 53 Staaten, 48 Staat südlich der Sahara (inkl. der Inselstaaten), 5 Staaten in Nordafrika. Afrikanische Staaten unterscheiden sich durch eine Vielzahl von „Variablen“ • Bevölkerung, Bevölkerungsdichte, Größe, – es gibt eine Vielzahl von relativ kleinen Staaten, aber auch einige sehr große Flächenstaaten
Beispiel: Seychellen: 454km², Ruanda 26.338km², Sudan 2,376 Mio km² Unterschiede gibt es weiter in der • Physischen und Sozial- und Wirtschaftsgeographie (Relief, Urbanisierungsgrad, Bevölkerungskonzentration, Charakter der Wirtschaft) • Ausstattung mit Infrastruktur (Straßennetz, Telefonnetze, Radio, Fernsehen, Verwaltungssitze...) • der Wirtschaftsleistung, • der „Anbindung“ an Weltmärkte (Binnen- vs. Küstenlage), • Klima und Vegetationszonen (Niederschlag, Tropenkrankheiten), • Ausstattung mit natürlichen Ressourcen • Geschichte • Ethnischen Zusammensetzung (Vielfalt vs. relativer Homogenität)
Gemeinsamkeiten afrikanischer Staaten • Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Südafrika, Gabun, Marokko, Mauritius, Botswana) gehören die meisten Afrikanischen Staaten zu den „Low Income Countries“, die Mehrzahl davon zu den „Least Developed Countries“ • (Relativ kurze) Koloniale Erfahrung, präziser: die Erfahrung des „Spätkolonialismus“ bzw. Hochimperialismus (Unterschied zur früheren Kolonisierung wichtiger Teile Asiens und der viel weiter zurückliegenden Kolonisierung Lateinamerikas); • Fundamentale Krise von Staatlichkeit (siehe Failed States Project)
Strukturelle Bedingungen von Herrschaft in Afrika • Geschichte der Inkorporation in das „Weltsystem“ („Peripherisierung“, hierarchische Eingliederung) • Geschichte der Fremdherrschaft • Materielle Basis von Herrschaft (Problem der Reproduktion von Herrschaft stellt sich insbesondere für ressourcenintensive moderne Nationalstaaten) • Geographische Faktoren (geringe Bevölkerungsdichte...) • „Kosten“ von Herrschaftsausübung (aus der Sicht von Herrschenden) • Loyalität zu politischen Einheiten/ Möglichkeit von „Exit“ (A.O.Hirschman • Verhältnis von politischem Zentrum (Hauptstadt) zu „Hinterland“
Strukturelle Bedingungen von Herrschaft in der vorkolonialen Periode • Strukturelle Bedingungen von Herrschaft galten zu einem Teil bereits für vorkoloniale politische Einheiten • Besondere politische Geographie vorkolonialer politischer Gebilde: für gewöhnlich konzentrisch: die Herrschaftsdichte bzw. die Möglichkeit des Zentrums, Herrschaft auszuüben, nahm mit der Distanz vom Zentrum ab (dargestellt auf Landkarten: konzentrische Kreise) • Folge: Tendenz zu Segmentierung (Abspaltung und Neubildung von politischen Einheiten) • Weiterführende Literatur: Jeffrey Herbst (2000): States and Power in Africa. Comparative Lessons in Authority and Control. Princeton, N.J.: Princeton University Press.