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Erstkontakt mit suizidgefährdeten Personen. DDr. Ulley Rolles Ärztin für Allgemeinmedizin Psychotherapeutin Bergrettungsärztin. 12 Strategien für den Erstkontakt. Nicht bedrohlich wirken Kontakt herstellen Entlasten (Essen, Trinken, Rauchen) Ernst nehmen
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Erstkontakt mit suizidgefährdeten Personen DDr. Ulley Rolles Ärztin für Allgemeinmedizin Psychotherapeutin Bergrettungsärztin
12 Strategien für den Erstkontakt • Nicht bedrohlich wirken • Kontakt herstellen • Entlasten (Essen, Trinken, Rauchen) • Ernst nehmen • Sich von Vorurteilen befreien - Versuchen sich einzufühlen • Ohne Scheu offen ansprechen (bringt Entlastung)
Zuhören - Reden und reden lassen • Nicht alleine lassen • Bisherige Bemühungen um Lösungen wertschätzen • Keine Beurteilungen/ Ermahnungen/ Analysen/ Kommentare/ Vorwürfe • Hilfsmöglichkeiten aufzeigen • Fachleute/Angehörige einbeziehen
1. Nicht bedrohlich wirken • Kein Stress durch • Uniformen • Blaulicht • Viele Helfer • Hunde • Hektisches Telefonieren/Funken • Hubschrauber • Von der Öffentlichkeit abschotten
2. Kontakt herstellen • Langsam bewegen • Von vorne • Vorsichtiger Blickkontakt • Freundliche Mimik • Ansprechen • Ruhiger Tonfall • Sich vorstellen • Auf gleiche Ebene begeben
3. Entlasten • Essen • Trinken • Rauchen • Ruhe anbieten • Keine Hektik
4. Ernst nehmen • Geäußerte suizidale Absichten unbedingt ernst nehmen • Sonst wird der Betreffende zweifeln, ob ein Gespräch mit Ihnen überhaupt irgendeinen Sinn macht. • Nicht bagatellisieren/ beschwichtigen/ Herunterspielen des Problems oder des Selbstmordversuchs: • „Na ja, ist doch alles nicht so schlimm.“ • „Nur Mut!“, „Kopf hoch, es wird schon alles gut werden“. • Keine vorschnelle Tröstung oder Verallgemeinerung: „Jeder hat Probleme und muss auch damit fertig werden.”
5. Sich von Vorurteilen befreien/ Sich in den anderen versetzen • Versuche Verzweiflung nachzuempfinden - Selbstreflexion • Wie würde ich mich fühlen, wenn mir mein Leben „völlig aussichtslos“ erschiene? • Wenn ich mein Scheitern/ Versagen/ Ohnmacht eingestehen müsste? • Würde ich mich nicht auch schämen? • Würde in mir Wut aufflammen, wenn „alles umsonst“ gewesen war? • Suizidale Menschen sind extrem verletzlich • Haben oft starke Schuldgefühle • Hohe Selbsterwartungen (wollen Dinge alleine lösen, anderen nicht zur Last fallen)
6. Suizidgedanken offen ansprechen • Ohne Scheu offen ansprechen bringt Entlastung • Spüren lassen, dass das Gespräch über Suizid keine Angst macht • Suizidale Absicht akzeptieren • Redefluss nicht unterbrechen • Auf zu viel Fragen eher verzichten • Eventuell respektvolle Berührung an Arm oder Schulter • Heftige Gefühle nicht zusätzlich verstärken
7. Zuhören/ Reden und reden lassen • Zeigen dass man zuhören will • Sich Zeit nehmen • Rückmelden • Mit eigenen Worten beschreiben • Gefühle benennen
9. Bisherige Bemühungen um Lösungen wertschätzen • Dem Entschluss, sich selbst das Leben zu nehmen, sind meist erfolglose Bemühungen vorangegangen • Anerkennen dieser Versuche • Nicht vor Augen halten, was er falsch gemacht hat • Schuldgefühle nicht ausreden wollen • Selbst ein Suizidversuch lässt sich als Bemühen nach Lösungen anerkennen (Beispiel: Er unterbricht eine unheilvolle Entwicklung und erzwingt eine sinnvolle Pause)
10. Was sollte man nicht tun? • Keine Beurteilungen: „Was soll das für einen Sinn haben“ • Ermahnungen: „Hoffentlich ist dir das eine Lehre!“ • Schnelle Ratschläge: „Besser du lässt dich gleich scheiden, kündigst...“ • Analysen: „Machst Du das um Aufmerksamkeit zu erregen?“ • Belehrungen: „So etwas darfst du wohl nie mehr machen.“ • Beurteilen und Kommentieren: „Kein Wunder, dass es dir schlecht geht, bei dem Job/ der Frau/ der Sauferei“ • Vorwürfe: „Wie kannst Du das Deinen Eltern antun“
11. Vorsichtig auf bessere Lösungen/ Zukunft orientieren • Den Blick für Alternativen öffnen • Denken auf hilfreichere Lösungen orientieren • In den meisten Lebenssituationen gibt es mehrere Alternativen, Zwischenlösungen oder Kompromisse • Suizid ist eine „endgültige“ Lösung für ein möglicherweise „vorübergehendes“ Problem
12. Weitere (professionelle) Hilfe/ Kontakt zu Bezugspersonen anbieten • Rückzug in Begleitung anbieten • Beim Patienten bleiben, auch wenn weitere Personen dazu kommen • Kontakte zu fachlichen Helfern und vertrauten Personen herstellen • Strukturieren der nächsten Stunden und Tage
Checkliste: Erstkontakt mit suizidgefährdeten Personen • Nicht bedrohlich wirken • Kontakt über Mimik/ Gesten/ Gespräch herstellen • Entlasten (Essen, Trinken, Rauchen, Ruhe anbieten) • Ernst nehmen/ nicht bagatellisieren • Sich von Vorurteilen befreien/ Sich in den anderen versetzen • Suizidgedanken offen ansprechen • Zuhören/ Reden und reden lassen • Nicht alleine lassen • Bisherige Bemühungen um Lösungen wertschätzen • Keine Beurteilungen/ Ermahnungen/ Analysen/ Kommentare/ Vorwürfe • Vorsichtig auf bessere Lösungen/ Zukunft orientieren • Weitere (professionelle) Hilfe/ Kontakt zu Bezugspersonen anbieten
Literatur • Sonneck G. (Hrsg.): Krisenintervention & Suizidverhütung, Wien, facultas, 1991 • Enenkel W., Steinbereithner K., Weber H., Fitzal S.: Notfallmedizin, Wien, Maudrich,1989 • Loch F.C., Knuth P. (Hrsg.) Notfallmedizin nach Leitsymptomen, DÄV, Köln,1995 • Bengel J. (Hrsg.) Psychologie in Notfallmedizin und Rettungsdienst, Springer, Heidelberg 1997 • Hausmann c. Handbuch der Notfallpsychologie und Traumabewältigung, facultas, Wien, 2003 • Juen B. et al. Handbuch der Krisenintervention, studia Verlag, Innsbruck, 2004 • Dobernig E. Umgang mit Angehörigen nach Suizid, 2009 • Lasogga F. Psychologische Erste Hilfe beim Überbringen von Todesnachrichten, 2001 • Schönherr C. et al. Belastungen und Streßverarbeitung bei Einsatzkräften, studia Verlag, Innsbruck, 2005
DDr. med. Ulley Rolles Ärztin für Allgemeinmedizin & Psychotherapie Ausbildung in Verhaltenstherapie & Hypnose, Sportmedizin, Notfallmedizin, Orthomolekulare Medizin, Mesotherapie Bergrettungsärztin A-9800 Spittal/Drau Tirolerstraße 22 Tel. & Fax: 04762/ 44644 e-mail: info@rolles.co.at http://www.rolles.co.at