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Kommunen im Wandel

Kommunen im Wandel. Aktuelle Verwaltungsreformprozesse in Deutschland und Europa Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam Berliner Verwaltungsreform zwischen Wunsch und Wirklichkeit. 18. Berliner Kommunalpolitischer Tag der Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit.

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Presentation Transcript


  1. Kommunen im Wandel Aktuelle Verwaltungsreformprozesse in Deutschland und Europa Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam Berliner Verwaltungsreform zwischen Wunsch und Wirklichkeit. 18. Berliner Kommunalpolitischer Tag der Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit

  2. Kommunen im Wandel – Präsentationsaufbau • Zentrale Fragen • Ausgangsbedingungen nationaler Verwaltungsreformprozesse • Institutionelle Veränderungen • Dezentralisierung, interkommunale Reformen • Privatisierung, Marktorientierung • Wirkungen bisheriger Reformen • Schlussfolgerungen Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  3. Kommunen im Wandel – zentrale Fragen • Effekte von Lokalverwaltungsreformen auf lokale Institutionen- und Funktionalprofile? 2. Auswirkungen institutioneller und funktionaler Anpassungen auf die ‚Performanz‘ der kommunalen Systeme • Koordinationsfähigkeit und demokratische Kontrolle • Effektivität und Qualität in einzelnen Aufgabenbereichen • Effizienz/ Einsparungen 3. Übertragbarkeit/ ‚Lernpotenziale‘? Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  4. Kommunen im Wandel – Ausgangs-bedingungen I Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  5. Kommunen im Wandel – Ausgangs-bedingungen II Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  6. Kommunen im Wandel – Dezentralisierung, interkomm. Reform: Frankreich • Zentrale Reformstrategie: politische Dezentralisierung • Aktuell (seit 2003): zweite Stufe der Dezentralisierungsreform (“Acte II”) • ‘Blockweiser’ Transfer von Staatsaufgaben auf territoriale Gebiets-körperschaften (collectivités locales)  Funktionale Stärkung der Départements, Regionen und interkommunalen Körperschaften (EPCI); keine weiteren Aufgaben an Kommunen • Funktionale Schwächung der dekonzentrierten Staatsverwaltung (Präfekten); allerdings weiterhin vergleichsweise starke Position (u.a. Koordination; LOLF) • “Interkommunale Revolution” seit 1999 (mittlerweile 80% der Kommunen) • Probleme: • Kommunen in der zweiten Stufe der Dezentralisierung ‘außen vor’ • Indirekte Kontrolle durch andere Gebietskörperschaften (Departements) • Real geringe Entscheidungsspielräume der Kommunal-/Stadträte • Selbstverwaltungsaufgaben der Départements ‘gestutzt‘ • Generalräte als große lokale ‘Sozialverwaltungsräte’? Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  7. Kommunen im Wandel – Dezentralisierung, interkomm. Reform: GB • Zentrale Strategie: administrative Dekonzentration ( ‘Agencies’/ ‘Quangos’)  Bruch mit der “dual polity”-Tradition • Reformen der Regierung Thatcher als “Krieg gegen die kommunale Selbstverwaltung” (rate capping, CCT) • Übertragung kommunaler an staatl. kontroll. Organisationen, Behörden (schon 1948: NHS, Sozialhilfe; neu: Gas, Elektrizität) • Agencifizierung/ Quangoisieurng (mehr als 5.000 Quangos)  “Aushöhlung” der kommunalen Demokratie/ kommunaler Entscheidungskompetenzen • Zunahme der zentralstaatlichen Interventions- und Regulierungstätigkeit unter “New Labour” (Rundschreiben, Leitlinien, Vorgaben) • Umfassendes, zentralstaatlich gesteuertes System der Performanzmessung und -kontrolle der Kommunalverwaltungen (Best Value, BV; Comprehensive Performance Assessment, CPA) • GB als einziges Beispiel gegenläufiger Trendentwicklung: zentralstaatlicher Interventionsimus und institutioneller Rückbau der kommunalen Autonomie (UK „falls out of step with the rest of Europe“ (Stoker 1998)) Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  8. Kommunen im Wandel – Dezentralisierung, interkomm. Reform: Deutschland • Zentrale Reformstrategie: administrative Dezentralisierung (“Funktionalreform”) • Erste Welle in den 1970er Jahren (Westdeutschland); zweite Welle in den 1990er Jahren (Ostdeutschland) • Gemeindezusammenlegungen in Ostdeutschland (Reduzierung der Anzahl der Kommunen seit 1990 > Bbrg: -76%; Sachsen: -70%) • Übergreifendes Ziel: Stärkung des multifunktionalen Leistungsprofils • Problem in den 1990er und Anfang der 2000er: Haushaltskrise (2003: 8 Milliarden Euro Defizit der Kommunalhaushalte) • Bottom-up Reform: Neues Steuerungsmodell (NSM); KGSt • Teilweise Abschaffung der Mittelinstanzen in den Ländern • Jüngste Ansätze der Länder zur Übertragung von Staatsaufgaben auf die Kreise; Bsp. BW: “Kommunalisierung” von 350 de-konzentrierten Staatsbehörden = 12.000 Verwaltungsmitarbeitern Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  9. Kommunen im Wandel – Privatisierung, Marktorientierung: Frankreich • Dezentralisierungsreformen der 1980er und Wirtschaftskrise als Triebfedern für Privatisierung, Ausgliederung und Kontraktualisierung • Private Anbieter übernehmen “un rôle leader” • Aufgabenausgliederung (délégation) als generelle Strategie im Bereich der Daseinsvorsorge (3 große Unternehmen teilen sich den frz. Markt) • Bsp. Trinkwasser/Abwasser: Anteil der Verbraucher, die Trinkwasser von privaten Anbietern beziehen wächst von 30% 1955 auf 60% 1983 und 80% 1999 (Kuhlmann 2007) • Jedes Jahr Errichtung von durchschnittl. 100 gemischt-wirtschaftlichen Unternehmen (“SEM reflex” auf Dezentralisg.- und interkomm. Reformen) • Verstärkte Einbindung von non-profit Organisationen (associations) in Erbringung von Sozialaufgaben (insb. Arbeitsmarktwiedereingliederung; Resultat der Dezentralisierung der Finanzierung von Sozialaufgaben; RMI) Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  10. Kommunen im Wandel – Privatisierung, Marktorientierung: Frankreich Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  11. Kommunen im Wandel – Privatisierung, Marktorientierung: GB • Wandel des traditionellen Systems der “städt. Aufgabendomänen” • Verpflichtung der Kommunen zur Aufgabendelegation/ Kontraktuali-sierung durch “Compulsory Competitive Tendering” – CCT” (Abfall, Kantinen, Straßenreinigung etc.) • “New Labour” beendet ab 1997 Strategie der “Privatisierung um jeden Preis”  CCT wird durch “Best Value”(BV)-Regime ersetzt • Kommunen müssen weiterhin Leistungsvergleiche mit privaten Anbietern bestehen und ggfls. Leistungen ausgliedern (staatl. Leistungskontrollsystem) • Fortgesetzte Privatisierung/ Ausgliederung kommunaler Sozial-aufgaben Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  12. Kommunen im Wandel – Privatisierung, Marktorientierung: Deutschland • Weitreichender Wandel im Energieversorgungsmarkt (EU Markt-liberalisierung, kommunale Privatisierungspolitiken) • Öffnung geschützter “lokaler Märkte” für den Wettbewerb • Haushaltskrise zwingt Kommunen zu Privatisierungen und Einschränkungen der freiwilligen Leistungen • Bedeutungszuwachs privater Anbieter für die lokale Leistungserbringung • Nur 1% der dt. Städte (> 20,000 Ew.) hat sich nicht an outsourcing beteiligt • 83% haben 5-13 Leistungen ausgelagert (Aufgabenprivatisierung) • Private Unternehmen halten 40 % der Anteile an kommunalen Unternehmen (Organisationsprivatisierung) • 11% aller kommunalen Unternehmen sind mehrheitlich in privaten Händen • Wachsender Trend zu „Beteiligungen“  80% der über Beteiligungen erbrachten Leistungen/Funktionen werden von privatrechtlichen Beteiligungsgesellschaften ausgeführt Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  13. Kommunen im Wandel Quelle: Bremeyer/ Brinckmann/ Kilian 2005 Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  14. Kommunen im Wandel Verteilung der Beschäftigten, Kernverwaltung und Beteiligungen, nach komm. Größenklasse (GK) (Quelle: Edeling et al 2004) GK 1: > 400.000, GK 2: 200.000 – 400.000, GK 3: 100.000 – 200.000, GK 4: 50.000 – 100.000 inhabitants. Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  15. Kommunen im Wandel Eigentümerstrukturen (Quelle: Reichard 2006; Edeling et al 2004) Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  16. Kommunen im Wandel – Koordinationsfähigkeit und demokratische Kontrolle Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  17. Kommunen im Wandel – Effektivität und Qualität Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  18. Kommunen im Wandel - Deutschland Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  19. Kommunen im Wandel – Effizienz, Einspareffekte Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  20. Kommunen im Wandel Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  21. Kommunen im Wandel - Schlussfolgerungen • Vertikale und horizontale Re-Organisation der öffentl. Aufgabenerbringung als allgemeiner Reform-Trend in Westeuropa • Institutionenpolitik soll der ‘Performanzsteigerung’ dienen • Varianzen in den skizzierten Reformwirkungen erklären sich unter Berücksichtigung der nationalen Staats- und Verwaltungs-traditionen, Verwaltungskulturen, Einfluss von Akteuren • Ausblick: • Systematische Begleitung und Evaluierung Verwaltungsreformen weiter notwendig • Übertragbarkeit vor Hintergrund der unterschiedlichen Ausgangsbedingungen und z.T. auch unterschiedlichen Reformziele schwierig  Was ‘lehren’ die vorgestellten Beispiele? Renate Reiter (Dipl. Pol.), Universität Potsdam

  22. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Renate Reiter, Dipl.-Pol. Universität PotsdamWirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät LS Politik und Regieren in Deutschland & Europa, Kommunalwissenschaftliches Institut (KWI) mail: rreiter@uni-potsdam.de

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