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Übung zur Vorlesung wahlweise. oder Donnerstag, 14 – 16 Uhr J 490 20. Juni 27 Juni 4. Juli. entweder Dienstag, 14 – 16 Uhr J 490 18. Juni 25. Juni 2. Juli. Exkurs: Ist eine starke Währung gut oder schlecht für eine Volkswirtschat?.
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Übung zur Vorlesungwahlweise oder Donnerstag, 14 – 16 Uhr J 490 20. Juni 27 Juni 4. Juli entweder Dienstag, 14 – 16 Uhr J 490 18. Juni 25. Juni 2. Juli
Exkurs: Ist eine starke Währung gut oder schlecht für eine Volkswirtschat? • Prognos-Studie (2013): Rückkehr zur DM würde Arbeitsplätze kosten • Argument: Aufwertung der DM => Exporteinbußen • Hintergrund: Keynesianischer Exportmultiplikator: • Kritik (u.a. H.W. Sinn): • Angebotsseite fehlt • Sind I und C wirklich unabhängig vom Wechselkurs? • Nur Anstieg des realen Wechselkurses verändert preisliche Wettbewerbsfähigkeit • Anstieg des realen Wechselkurses verbessert Terms of Trade => Wohlstandsgewinn
Was ist der reale Wechselkurs? • Der nominale Wechselkurs gibt den Wert einer Währung in einer anderen Währung an: • Beispiel 2-Länder-Fall: Deutschland (DM), Italien (Euro) • Nominaler Wechselkurs des Euro (in Preisnotierung aus deutscher Sicht) = Wert eines Euro in DM: k€ = DM/€ • [Nominaler Wechselkurs des Euro (in Mengennotierung aus deutscher Sicht) • = Wert einer DM in Euro: kDM = €/DM] • Der reale Wechselkurs gibt das Preisverhältnis der Inlandspreise zu den Auslandspreisen • in einheitlicher Währung an (ist also ein dimensionsloser Indexwert) „Realer Wechselkurs der DM“ : Wenn alle Güter gehandelt werden, entspricht er den Terms of Trade: „Terms of Trade“:
Ausgangslage Wechselkurs der DM Preis in Italien = 5 € Preis in Deutschland = 5 € Nominale Aufwertung: Reale Aufwertung: Preis in Italien = 10€ Preis in Deutschland = 10€ Preis in Italien = 5 € Preis in Deutschland = 10 € Eine reale Aufwertung macht unsere Exportgüter teurer (Substitutionseffekt) Aber wir gewinnen dadurch auch an Realeinkommen (Terms-of-Trade-Effekt)!
Nominale Wechselkursentwicklung (Lira/DM bzw. Franc/DM)
Reale Wechselkursentwicklung PD/PIbzw PD/PF in jeweils gleicher Währung Italien Frankreich
Im Beispiel Deutschland (Land 1) und Italien (Land 2): • Preisniveau in Deutschland (in DM) sei p1 = 1 • Preisniveau in Italien (in €) sei p2 = 1,5 • Nominaler Wechselkurs des Euro (DM/€) sei k€ = 0,5 => „realer Wechselkurs“ = • Interpretation: Deutschland kann 1,33 italienische Güter für 1 deutsches Gut kaufen • Annahme: realer Wechselkurs (bzw. ToT) steigt auf 1,5 => Wohlstandsgewinn für D! • Sorge allerdings: Gehen dabei nicht Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze verloren? • Antwort: Nein, denn sinkende Importpreise erhöhen Inlandsnachfrage! (ToT-Effekt)
Dazu folgendes einfache Außenhandelsmodell (Deutschland = 1, Italien = 2)*): • Produktionsfunktion (mit A = Arbeit, a = Effizienzparameter) Deutschland produziert nur X Italien produziert nur Y • Grenzwertprodukt und somit Reallohn hängen nur von Inlandspreisen ab: • Produzentenreallohn bestimmt Arbeitseinsatz • Ist nicht identisch mit Konsumentenreallohn! • (der auch von Importpreisen abhängt) *)Vgl. Ulrich van Suntum, Prognos-Studie kann negative Folgen einer Rückkehr zur D-Mark nicht belegen, Beiträge zur angewandten Wirtschaftsforschung Nr . 35 (2013)
Budgetgleichungen für die Volkswirtschaft insgesamt (S = LB-Saldo in Inlandswährung) xi = Konsum des Gutes X durch Land i yi = Konsum des Gutes Y durch Land i • Leistungsbilanzsalden sind im 2-Länder-Fall spiegelbildlich (in einheitlicher Währung):
Nachfragestruktur ergibt sich aus Nutzenmaximierung (Cobb-Douglas-Nutzenfunktion): b gibt Präferenz für deutsche Güter an Plausibel ist Präferenz für jeweiliges Inlandsgut: (nicht wichtig für Ergebnisse) • Durch Einsetzen der Gleichungen (5) in die Budgetgleichungen (3) erhält man: (Nachfrage nach italienischem Gut) (Nachfrage nach deutschem Gut) • Es muss jeweils gelten: Angebot = Nachfrage
Lösung des Modells: Durch Einsetzen der Gleichungen (6) in (8;1) erhält man unter Beachtung von (4) für den nominalen Leistungsbilanzsaldo Deutschlands (in DM): Der für Beschäftigung und Wohlstand entscheidende reale Leistungsbilanzsaldo (in deutschen Gütereinheiten gemessen) ergibt sich daraus als: => Der deutsche Leistungsbilanzsaldo hängt also eindeutig negativ vom realen Wechselkurs der DM ab, denn letzterer ist wie folgt definiert (s.o.):
Auf den ersten Blick bestätigt das Modell also die Sorge um Beschäftigungseinbußen aufgrund realer Aufwertung. • Aber: Es gibt einen Kompensationseffekt aufgrund der sinkenden Importpreise: • DM-Preis des Inlandsgutes sei konstant, z.B. bei p1 = 1 • reale Aufwertung der DM bedeutet dann gemäß Gl. (11), dass der Importgutpreis in DM (kp2) sinkt • Konstanter Inlandspreis p1 ermöglicht gemäß Gl. (2) konstanten Nominallohn bei unveränderter Beschäftigung A im Inland • => Realeinkommen der Inländer („Konsumentenreallohn“) steigt wegen sinkender Importpreise • Daraus wiederum resultiert zunehmende Inlandsnachfrage, auch nach deutschen Produkten • Leistungsbilanzsaldo des Inlands geht zwar wg. Gl. (10) zurück, • aber Produktion bleibt wg. konstantem Reallohn unverändert • Absatz der Produktion ist ebenfalls gesichert, da in der „Welt“ • (hier Deutschland plus Italien) Produktionswert = Einkommen = Nachfrage
Erläuterung von Tab. 1: • Ausgangslage (Spalten 2 und 3): gemeinsamer Währungsraum (k = 1), • deutscher Exportüberschuss (S1= 70,71) • Reallohn in inländischem Preisniveau in beiden Ländern gleich (Zeile 14) • Lebensstandard der Konsumenten in Italien aber höher (Zeile 15) • Nach DM-Einführung (Spalten 4 und 5): ToT steigen finanzmarktbedingt (Zeile 1) • Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands verschwindet (Zeile 8) • deutscher Export geht stark zurück von 94,28 auf 47,14 Gütereinheiten (Zeile 9) • deutscher Import steigt von 15,71 auf nunmehr 47,14 Gütereinheiten (Zeile 10). • Inlandsnachfrage nach eigenen Gütern steigt von 47,14 auf 94,28 (Zeile 9). • => rückläufige Exportnachfrage aus Italien wird dadurch exakt kompensiert. • Es wird insgesamt genauso viel produziert und konsumiert wie zuvor (Zeile 11) • Beschäftigung in beiden Ländern bleibt unverändert (Zeile 12) • Produzentenreallohn in Deutschland konstant, Konsumentenreallohn steigt • In Italien bleibt Prodozentenreallohn ebenfalls konstant, aber Konsumentenreallohn sinkt • Ergebnis: Deutschland gewinnt durch reale Aufwertung, Italien verliert!
Zahlenbeispiel 2: ToT-Verbesserung wg. Höherer Präferenz für deutsche Produkte
Erläuterung von Tab. 2: • Ausgangslage (Spalten 2 und 3): wie oben • deutscher Exportüberschuss (S1= 70,71) • Reallohn in inländischem Preisniveau in beiden Ländern gleich (Zeile 14) • Lebensstandard der Konsumenten in Italien aber höher (Zeile 15) • Präferenzänderung zugunsten deutscher Güter, aber Währungsunion bleibt bestehen • ToT steigen (Zeile 1) • Leistungsbilanzüberschuss kann steigen oder (wie hier) gleich bleiben (Zeile 8) • Reallohn (in Importgüterpreisen gemessen) steigt in Deutschland (Zeile 15) • In Italien sinkt Reallohn in Importgütereinheiten (Zeile 15). • Anders als im Fall einer finanzmarktbedingten realen Aufwertung muss Deutschland für diesen Vorteil nicht einmal einen Rückgang seines Leistungsbilanzsaldos hinnehmen.
Zahlenbeispiel 3: ToT-Verbesserung durch Lohnerhöhung („interne Aufwertung“)
Erläuterung von Tab. 3: • Ausgangslage (Spalten 2 und 3): wie oben • deutscher Exportüberschuss (S1= 70,71) • Reallohn in inländischem Preisniveau in beiden Ländern gleich (Zeile 14) • Lebensstandard der Konsumenten in Italien aber höher (Zeile 15) • Erhöhung des Nominallohns in Deutschland (In Währungsunion) • ToT steigen (Zeile 1) • Leistungsbilanzüberschuss sinkt (hier: auf Null) (Zeile 8) • Reallohn in Importgüterpreisen steigt in Deutschland, sinkt in Italien (Zeile 15) • Reallohn in Inlandsgütern sollte (wie hier) in Deutschland gleich bleiben! (Zeile 15). • Deutschland erzielt Reallohnvorteil bei rückläufigem Leistungsbilanzsaldo • Lohnerhöhung entspricht interner Aufwertung, Effekte ähnlich externer Aufwertung • beschäftigungsneutral, wenn Produzentenreallohn nicht steigt (s. Zeile 14) • Dazu bedarf es aber steigernder Güterpreise im Inland => Inflation (Zeile 5) • => Lohnerhöhungsstrategie geht zulasten der Sparer, zudem Gefahr zu übertreiben (s.o.)
Schlussfolgerungen aus dem Modell: • Dauerhafte Exportüberschüsse sind wohlfahrtsmindernd • Reale Aufwertung bei bestehendem Exportüberschuss ist meist sinnvoll • Ausnahme: Inland will bewusst Auslandsvermögen aufbauen • Rückzahlung des Kapitalexports ist aber um so zweifelhafter, je höher und • langanhaltender die Exportüberschüsse sind: • Nachträgliche Entwertung durch Auslandsinflation (Dollarertrag 60er Jahre) • Insolvenz und/oder Staatsschuldenkrise im Ausland • Target-Salden als uneinlösbare Gegenwert für Exportüberschüsse
Warum wird dennoch meist Exportüberschuss angestrebt? Veränderung des realen Wechselkurses erfordert Strukturwandel zulasten der Exportindustrie, schlagkräftig organisiert => Partikularinteressen setzen sich durch 2. Strukturwandel verursacht auch reale Anpassungskosten => Streckung sinnvoll Dynamische Effekte können Nachfrageausgleich verhindern (Entlassungen senken Nachfrage => dynamischer Prozess nach unten statt neuem Gleichgewicht) => zu große Schocks vermeiden bzw. dämpfen 4. Oben dargestellte Zusammenhänge sind oft nicht bekannt