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Internet-Sex-Sucht als Herausforderung in Seelsorge und Beratung

Internet-Sex-Sucht als Herausforderung in Seelsorge und Beratung. Dr. med. Samuel Pfeifer Klinik Sonnenhalde, Riehen / Schweiz. LAN-Party – Lone Addiction. aus Psychologie Heute 6/2004. Die Macht der Sexualität.

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Internet-Sex-Sucht als Herausforderung in Seelsorge und Beratung

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Presentation Transcript


  1. Internet-Sex-Suchtals Herausforderung in Seelsorge und Beratung Dr. med. Samuel Pfeifer Klinik Sonnenhalde, Riehen / Schweiz

  2. LAN-Party – Lone Addiction

  3. aus Psychologie Heute 6/2004

  4. Die Macht der Sexualität • Keine menschliche Sehnsucht ist mächtiger und schwerer in den Griff zu bekommen. Sex hat eine so starke Brennkraft, dass er das Gewissen, Versprechen, Verpflichtungen gegenüber der Familie, Glaube und alles andere, was ihm im Weg steht, verbrennen kann. PhilipYancey (Aufatmen 2/2004, S. 48)

  5. Ein Beispiel zur Einleitung • Die 13-jährige Tochter möchte schnell mit dem Laptop des Vaters ins Internet. Dabei stösst sie auf ein Verzeichnis mit Tausenden von Pornobildern. In ihr bricht eine Welt zusammen. Der bewunderte Vater, der gute Lehrer, der aktive Christ – wie passt das zusammen?! Es kommt zu einem Zusammenbruch, sie weint nur noch, isst nicht mehr, geht nicht mehr zur Schule. Den Laptop wirft sie aus dem dritten Stock. Die ganze Familie ist in einer dramatischen Vertrauenskrise. In dieser Situation erfolgt eine Therapie.

  6. Beispiel 2 • Der Pastor einer grossen Gemeinde setzt sich zusammen mit seiner Frau ganz für die Kirche ein. Immer nur geben, leiten, organisieren, andere beraten – für sie selbst bleibt keine Zeit. An einem Abend will Pastor D. noch schnell seine e-mail checken. Ein freundlicher Text, ein Link, und plötzlich befindet er sich in einer Sex-Website. Er ist angewidert und fasziniert. Bald loggt er sich regelmässig ein, um sich zu entspannen. Zwei Monate später wird er vom Computertechniker der Gemeinde mit einem Ausdruck der Aktivitäten am Computer konfrontiert. In dieser Situation erfolgt eine Therapie.

  7. Beispiel 3 • Eine 32-jährige Frau kommt mit starken Ängsten in die Therapie. Internet-Chatten hat ihr immer wieder geholfen, mit ihrer Einsamkeit umzugehen. Vor einigen Monaten hat sie im Chat-Room einen Mann kennen gelernt – zuerst nur virtuell – man chattet, flirtet, fühlt sich angezogen. Es kommt zu einem Treffen. Die Atmosphäre „knistert“, es kommt zum Sex. Danach ist der Mann nicht mehr so interessiert; der Kontakt verliert sich.Plötzlich die Frage: Könnte ich HIV-infiziert sein?Was ist mit mir geschehen? Wohin hat mich meine Internetsucht gebracht?

  8. Beispiel 4 • Eine dreifache Mutter wurde in Cincinnati verhaftet, weil sie ihre Kinder vernachlässigte, während sie sich dem Internet widmete. Während ihre Kleinkinder vor Hunger schrieen, surfte sie bis zu 12 Stunden täglich. Die Mutter kam ins Gefängnis und die Kinder in eine Fürsorgeeinrichtung. Der verantwortliche Police Officer Neudigate fand die Zustände in der Wohnung als „Trümmerfeld“ vor: „Wenn man mich fragt, schaute es da aus, wie im Haushalt eines Crack- oder Heroin-Junkies.“ Die Kleinkinder seien in einen separaten Raum weggesperrt gewesen.

  9. statistische Daten • 1,3 Millionen Porno-Websites • 260 Millionen Seiten • etwa ein Drittel der Internetuser surfen auf Pornoseiten. • Umsatz: ca. 60 Milliarden Dollar jährlich • Einschränkung der Arbeitsproduktivität: 70 % der Besuche erfolgen während der Arbeit.

  10. Kinder als Risikogruppe • 100’000 websites bieten illegale Kinderpornografie an. • 3 Milliarden Dollar Umsatz jährlich • 90% der 8-16 Jährigen haben schon Pornoseiten besucht, meistens, wenn sie Hausaufgaben machen. • Durchschnittliches Alter beim ersten Pornokontakt im Internet: 11 Jahre. • Grösste Konsumentengruppe von Internetpornografie sind Jugendliche.

  11. Kinder im Chat • 97 Prozent aller pädosexuell veranlagten Täter (Kanada) bedienen sich des Internets, um Kontakt zu Kindern aufzunehmen. • 48 Prozent aller 12- bis 19-jährigen sind innert eines Jahres (2005) mindestens einmal durch einen Chatroom gestreift. • 31 Prozent der Internet-Surfer besuchen Chatrooms exzessiv. • 45 Prozent wurden im Cyberspace schon beschimpft oder sexuell belästigt. • Nur 7 Prozent der Eltern wissen, welchen Belästigungen ihre Kinder ausgesetzt sind. • „In manchen Foren herrscht eine Atmosphäre wie auf einem Strassenstrich“ (Spiegel 21 / 2006) • Cybersex im Kinderzimmer – Spiegel 21 / 2006, S. 62 - 63

  12. Fünf Bereiche mit Suchtpotential Internetpornographie Chat Online-Spiele Internet-Glücksspiel Mobile Daten

  13. 600 Bilder / Tag

  14. Werbung „Nichts ist unmöglich“

  15. Pornografische Internetangebote • „Weiche Pornografie“ • „Harte Pornografie“ • „explizite Darstellung sexueller Aktivitäten, wobei die Geschlechtsorgane während des Geschlechtsverkehrs offen dargestellt werden. Thematisch betonen Hardcore-Produktionen mitunter ausschließlich spezielle sexuelle Vorlieben oder Techniken wie z.B. Outdoor-Sex, Oralverkehr, Analverkehr, Gruppensex, Gangbang (Sex mit extremer männlicher Überzahl), Sex ausschließlich mit Farbigen, Übergewichtigen, Schwangeren oder mit älteren Menschen bis hin zu Sex mit Urin und Exkrementen. • Pädophile Inhalte (oft mit sadistischen Folterungen) • Chat mit explizitem Sex-Talk – führt oft zu realen Begegnungen • Live-Video • Mobiltelefone: wachsende Industrie von Kurzfilmen, Bildern und eindeutigen Geräuschen.

  16. Auswirkungen (Zitate) • Pornografie schafft ein Begehren, das nicht erfüllt wird. Das führt zu Frustration, und die Depression ist nur einen Seufzer weit entfernt. • Der Einzelne ist immerwährend mit einer massiven kulturellen Produktion von unerreichbaren Vorbildern konfrontiert. • Wer nur noch mit heruntergelassenen Hosen oder hochgezogenem Rock vor dem Rechner sitzt, hat kein Interesse mehr an Partnerschaft. Die Allgegenwart begehrenswerter Körper und das Wissen, nie so auszusehen, schaffen in paradoxes Geflecht aus Frustration und Begehren. • Quelle: Ariadne v. Schirach, Der Tanz um die Lust. Spiegel 42/2005, S. 194-200

  17. Die Erforschung der Unterwelt Muss ich ein Fass aussaufen, um zu wissen, ob's Wein oder Essig ist? Geflügeltes Wort

  18. Cybersex – „just a click away“ • leicht verfügbar • kostengünstig • anonym • Cyber-Psychologe John Suler spricht von „toxischer Enthemmung“ • „Du kennst mich nicht.“ • „Du kannst mich nicht sehen.“ Die Unsichtbarkeit gibt Menschen den Mut, Orte aufzusuchen und Dinge zu tun, die sie sonst nicht tun würden. Man braucht sich nicht darum zu kümmern, wie man aussieht oder wirkt.

  19. Krankheit oder Verhaltensproblem? • Diagnostische Einordnung nach ICD-10 / DSM-IV unklar • Störungen der Sexualpräferenz (Paraphilie) • Zwangsstörung? • Störung der Impulskontrolle? • Suchtverhalten? • Internet addiction disorder – IAD(Ivan Goldberg 1995) • Pathological Internet Use − PIU(Kimberly S. Young) • Pathologischer Internet-Gebrauch − PIG(Zimmerl & Panosch 1998)

  20. Studie (Zimmerl & Panosch 1998) • Online-Umfrage im beliebtesten deutschsprachigen Chatroom "Metropolis-Chatsystem" • Die Studie ergab, dass 12,7% der 473 Probanden ein suchtartiges Verhalten (bei Zutreffen von mehr als vier der PIG-Kriterien) aufwiesen. Aus dieser Subguppe bejahten 30,8%, rauschähnliche Erlebnisse bei intensivem Chatten zu haben. Und 40,9% dieser Gruppe stuften sich selbst als "süchtig" ein.

  21. Symptome (nach Zimmerl & Panosch) • Häufiges unüberwindliches Verlangen, ins Internet einzuloggen. • Kontrollverluste (d.h. längeres Verweilen "online" als beabsichtigt) verbunden mit Schuldgefühlen. • Sozial störende Auffälligkeit im engsten Kreis der Bezugspersonen (Freunde, Partner, Familie). • PIG-bedingtes Nachlassen der Arbeitsfähigkeit. • Verheimlichung/ Bagatellisierung der Gebrauchsgewohnheiten. • Psychische Irritabilität bei Verhinderung am Internet-Gebrauch (kann sich auswirken in Form von Nervosität, Reizbarkeit und Depression). • Mehrfach fehlgeschlagene Versuche der Einschränkung.

  22. Verschiebung des Wertesystems • Onlinesüchtige merken, dass sie die Werte aufgeben, die ihnen einst wichtig waren: • Respekt vor dem sexuellen Gegenüber. • Verabscheuung von Gewalt und Zwang. • Christliche Werte der Reinheit und der Selbstdisziplin. • Es kommt zu einer Umdeutung und Bagatellisierung: • Es sind nur Bilder! • Ich habe so viel Stress, das entspannt mich! • Andere tun es auch, wieso ich nicht!

  23. Drei Stadien • Gefährdungsstadium: • Vorliegen von bis zu drei der o. g. Kriterien in einem Zeitraum von bis zu sechs Monaten. • Kritisches Stadium: • Vorliegen von zumindest vier der o. g. Kriterien in einem Zeitraum von bis zu sechs Monaten. • Chronisches Stadium: • Vorliegen von zumindest vier oder mehr der o. g. Kriterien über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten.

  24. Körperliche Schäden - Dauerstress • Kommt es zu einem chronischen Stadium, dann sind körperliche Schäden oftmals die Folge: • Durch falsche Sitzhaltung können Verspannungen bis hin zu Wirbelsäulen- und Genickschäden auftreten. • Das lange, ununterbrochene Starren auf den Bildschirm kann auf Dauer zu Schädigungen des Sehapparates führen. • Langes Surfen kann zusätzlich Dauerstress verursachen, der sich in Form von Kopfschmerzen, Schlafstörungen bis hin zu Nervenschädigungen ausprägen kann. • Kreislauf- und Gewichtsprobleme können ebenfalls auftreten, sind aber individuell verschieden.

  25. Weitere Komplikationen • Alkoholismus: Oft wird die innere Nervosität mit Alkohol gedämpft, aber auch der durch das Betrachten der Bilder erzeugte «Rausch» durch Alkohol unterstützt. Es kommt zu einer gegenseitigen Vestärkung der beiden Süchte. • Gebrauch anderer schädlicher Substanzen (von aufputschenden Drogen, wie etwa Kokain, bis zum übermässigen Gebrauch von potenzsteigernden Mitteln wie z.B. Viagra). • Depressive Episoden: ausgelöst durch die negativen psychosozialen Konsequenzen oder das Zerbrechen einer Beziehung • Suizidalität: In der Verzweiflung über die Auswegslosigkeit oder bei sozialen Konsequenzen. • Zwanghaftes Kontrollieren: Online-Süchtige entwickeln z.T. komplexe Rituale, um ihre Sucht zu verheimlichen und sicherzustellen, dass ihre Umgebung nicht in ihren «geheimen Bereich» eindringen kann oder diesen per Zufall entdecken kann. • Paranoides Denken: Die Angst vor Entdeckung und Beschämung führt dazu, dass hinter unbedeutenden Vorgängen eine persönliche Bedrohung vermutet wird. (z.B. wenn ein Polizeiauto vorbeifährt: «Hoffentlich kommen sie nicht zu mir, um meinen Computer zu untersuchen»; z.B. wenn der Arbeitgeber ein Gespräch vereinbart: «Will er mich mit den Spuren meiner Internet-Aktivitäten in der letzten Woche konfrontieren?»)

  26. Weitere Nachteile Außerdem können noch folgende Nachteile entstehen: • hohe Telefon- bzw. Online-Kosten. • Realitätsverlust. • Scheitern menschlicher Beziehungen. • soziale Isolation. • Arbeitslosigkeit und Verarmung. • Reale Gefährdung bei Live-Kontakten: allein in Nürnberg haben innerhalb von 2 Jahren 3 Menschen ihren Mörder durch das Internet kennengelernt.

  27. Angehörige leiden mit • Die Entdeckung • Die Ausreden • Die Forderungen und Vorwürfe • Das Leiden der Kinder • Das Doppelleben • Die finanzielle Seite • Der Verlust von Arbeit und Ehre

  28. Männer surfen anders, Frauen auch • MÄNNER • „Kick“ durch visuelle Reize. • Sexuelle Erregung mit Masturbation. • Sammlertrieb. • Neigung zu vermehrter Gewalt / Demütigung. • FRAUEN: • „Kick“ durch Kommunikation (Chat). • Romantische Geschichten und Bilder. • Sexuelle Erregung erst sekundär.

  29. Studie MH Hannover (TeWildt) • Es geht nicht nur um tabuisierte Sexualität und Gewalt, sondern auch um das Ausleben narzisstischer oder romantischer Phantasien. Die Ausübung von Sexualität und Gewalt gegenüber virtuell erzeugten Erwachsenen und Kindern ohne direkte körperliche Schädigung kann bei dem "Benutzer" psycho-physiologische Empfindungen hervorrufen, die denen einer realen Handlung sehr nahe kommen. • In jedem Fall jedoch werden die neuen Medien bis auf weiteres mit der realen Existenz des Menschen, die vermutlich seine zentrale Daseinsform bleiben wird, ein störanfälliges Spannungsfeld bilden.

  30. Impulskontrollstörungen und Internet • So erscheinen Störungen der Impulskontrolle in vielerlei Hinsicht eher als Symptome komplexer psychischer Syndrome (z. B. Psychosen und Persönlichkeitsstörungen). Für psychische Störungen im Zusammenhang mit einem Kontrollverlust bei der Nutzung digitaler Medien ist also sowohl die Anwendung des Suchtbegriffs als auch die des Impulskontrollstörungskonzepts problematisch. Es stellt sich die Frage, inwieweit hier überhaupt von einer nosologisch distinkten Entität gesprochen werden kann und welches Störungskonzept auf der Grundlage der bisherigen Forschungsergebnisse zu favorisieren wäre. TeWildt, Vortrag am DGPPN-Kongress Berlin 2004

  31. USER-PROFIL der Porno-Abhängigkeit* Angepasster Freizeitgebrauch Unangepasster Freizeitgebrauch Entdecker gruppe Gefährdete Gruppe Lebenslanges Sexuelles Suchtverhalten nach Carnes 2001 * deskriptiver Moralbegriff

  32. Hirnbiologie der Sucht • „Pornographie ist eine Selbstmedikation für unerfüllte Wünsche, Einsamkeit, Spannungen und Zorn.“ • „Internetsüchtige sind süchtig auf ihre eigene Hirnbiochemie.“ • DREI NEUROTRANSMITTER • A) Körpereigene Opiate durch visuelle / sexuelle Stimulation • B) Dopamin: verstärkt das Wollen und erzeugt eine starke Erinnerung an den Reiz. • C) Serotonin: als Folge; wirkt „antidepressiv“ • Problem: Craving – Dosis-Erhöhung

  33. Hirnbiologie der Sexsucht 1 2 3 4 5 2 Stirnhirn LimbischesSystem 1. Visueller Stimulus 2. sexuelle Erregung 3. Dopaminerhöhung – Glücksgefühl 4. Adaptation – Craving nach mehr und stärkeren Reizen 5. Kontroll-Versagen Genitalstimulation

  34. Vgl. Kalivas & Volkow 2005, Am. Journal of Psychiatry 162:1403-1413.

  35. Quelle: S. Grüsser, Charité Berlin, www.isfb.org

  36. Quelle: S. Grüsser, Charité Berlin, www.isfb.org

  37. Quelle: S. Grüsser, Charité Berlin, www.isfb.org

  38. Quelle: S. Grüsser, Charité Berlin, www.isfb.org

  39. Risikofaktoren für zwanghafte Sexualität • sexueller Missbrauch • emotionale Misshandlung • emotionale Vernachlässigung in der Kindheit • Diese Faktoren waren in einer Gruppe von homosexuellen Männern mit „compulsive sexual behavior“ erhöht (47 vs. 36 %) – Hollander 2004. • ähnliche Beobachtungen macht auch P. Carnes. • Allerdings erklären sie das Verhalten nur zu einem kleinen Teil.

  40. Risikofaktoren für suchtartige Sexualität • aus psychodynamischer und seelsorglicher Sicht: Lehren aus der Suchtforschung • Disposition, mit suchtartigem Verhalten auf Stimuli zu reagieren. (Award-Dependence). • Vorhandensein des schädlichen Agens. (im Internet nur einen Click entfernt!!) • Innere Leere, Einsamkeit emotionaler Burnout und Vernachlässigung von menschlichen Beziehungen.

  41. Risikofaktoren II • Verarbeitung von seelischem Schmerz („hidden pain“) • Pathologisches Suchen nach neuer Stimulation. • Mangelnde innere Disziplin / Kontrolle des eigenen Verhaltens. • Rationalisierung des Verhaltens: „Das hilft mir entspannen“ – „Das habe ich mir verdient“ – „Es sind ja nur Bilder“ etc. • Unrealistische Erwartungen an andere, an Sexualpartner / emotionale Unreife.

  42. Beispiel Selbstwert Ein Junge schreibt über seine Freundin: • „Sie sagte mir dass sie in ihrem chat so sein kann wie sie will... Sie ist der Meinung sie sei zu dick und deshalb mag sie keiner... Das ist natürlich totaler Quatsch.Ja, sie ist ein wenig mollig, aber das stört doch niemand, im Gegenteil mir gefällt das beispielsweise...Im Chat ist sie begehrenswert, jeder denkt sie hätte einen perfekten Körper und sei das schönste Mädchen der Welt...Andererseits denkt sie dass wenn die anderen chatter wüssten wie sie aussieht würden sie sie nicht mehr mögen...“

  43. Cybersex kann zerstörerisch sein • Internet-Sex-Sucht ist eine weit verbreitete Sucht, die zunehmend als schwerwiegendes Problem in der Psychotherapie und Seelsorge anerkannt wird. • Pathologischer Cybersex zerstört das Leben der betroffenen Person • innerlich (verzerrte Phantasien, ständiges Craving) • in den Beziehungen (Partner, Familie) • in der Arbeitswelt (Risiko von Jobverlust und Verarmung) • Pathologischer Cybersex erfordert konsequente Anwendung von Strategien der Suchttherapie.

  44. Trieb und Gewissen

  45. Lernen aus der Suchttherapie • Die unterschiedliche Bewertung sexueller Verhaltensweisen in der Gesellschaft macht den Betroffenen das Leben schwer. • Cybersex-Sucht erfordert die konsequente Anwendung von Strategien der Suchttherapie. • Entgiftung: Vollständiger Entzug • Entfernen von Suchtmittel-Zugängen • Bearbeitung von unreifen Erwartungen und Lösungsstrategien. • Persönliche Disziplin und Verantwortlichkeit.

  46. BEHANDLUNGSANGEBOTE • Beratung/Hilfe vorwiegend im Internet angeboten, z.B. www.onlinesucht.de – www.offenetuer-zh.ch • Christliche Angebote: www.wuestenstrom.ch • Filtersoftware (z.B. www.max.com) kann leicht umgangen werden, schafft aber doch eine Hürde • Ausführliche Differentialdiagnostik in einem Abklärungsgespräch. • Kognitiv-verhaltenstherapeutisch: Konfrontation mit den Folgen, Erstellen eines Rechenschaftsmodells. • Gruppentherapie: in Deutschland und der Schweiz noch wenig vorhanden. • Einbezug von Angehörigen • ZIEL: „kontrollierte“ oder ausschließlich berufliche Nutzung von Onlinediensten, vollständiger Entzug aber nur als Übergangsmassnahme sinnvoll.

  47. Medikamentöse Behandlung? • Serotonin: wird in komplexer Weise als Nebeneffekt des Suchtgeschehens produziert. Antidepressiva erhöhen ebenfalls den Serotoninspiegel. • Könnte Serotonin das Craving vermindern? Allfällige Gefühle der Leere und der unterschwelligen Depression vermindern • Dopamin (steigert die Appetenz beim Suchtverhalten). • Hier sind keine medikamentösen Strategien bekannt, die nicht schwere Nebenwirkungen hätten. • Resultate der SPIN-Studie (Mount Sinai Hospital NY, 2004) noch nicht sehr ermutigend. • Schlussfolgerung: • Medikamente sind (leider) keine Lösung; allenfalls als Unterstützung für Verhaltenstherapie / Seelsorge dort, wo eine Person auch unter Depressionen leidet.

  48. Acht Tipps zum Entzug • Sucht eingestehen • Mitschuld an sexuellem Missbrauch • Filtersoftware • Transparenz gegenüber Ehepartner / Seelsorger • Rechenschaftsverpflichtung • Computer in offen zugänglichem Raum • Bewusster Verzicht auf Computer („Entzug“) • Selbsthilfegruppe

  49. Beispiel: Auswirkung der Abstinenz • „Im Dezember habe ich dann nach einem exzessiven Surf-Trip in einer Kurzschlussreaktion meinen PC verkauft und den Internetanschluss abbestellt. Ich war fast 6 Monate ohne Anschluss zu Hause (im Geschäft und in der Schule hätte ich ja nie gewagt, nach Pornos zu surfen). In der Zeit ging es mir wirklich bedeutend besser und ich war auch Stolz auf die Pornofreie Zeit. Ich fühlte mich gesünder und auch mein Selbstwertgefühl stieg wieder. Ich hatte seit langer Zeit wieder eine Morgenerektion oder eine Erektion, wenn ich eine schöne Frau auf der Strasse sah.“ Quelle: www.onlinesucht.de

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