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Validierung eines Fragebogens zur Messung von Empathie. Sibylle Enz, Carsten Zoll, Harald Schaub Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Exkurs: Bullying – Gewalt in der Schule
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Validierung eines Fragebogens zur Messung von Empathie Sibylle Enz, Carsten Zoll, Harald Schaub Otto-Friedrich-Universität Bamberg Exkurs: Bullying – Gewalt in der Schule Wenn ein Schüler wiederholt über längere Zeit von einem oder mehreren Schülern schikaniert wird, spricht man von Bullying (Olweus, 1999). Dabei werden direkte Angriffe (körperliches/ verbales Bullying) von indirekten (relationales Bullying) unterschieden. Die physischen und psychischen Konsequenzen sind teilweise gravierend. VICTEC – Virtual ICT with Empathic Characters VICTEC ist ein von der EU finanziertes Projekt mit dem Ziel, einen innovativen Ansatz zur Verminderung von schulischen Bullying-Problemen zu entwickeln. In einer virtuellen Umgebung durchleben Schüler eine Reihe von Bullyingepisoden. Zwischen den Episoden interagieren die Schüler mit dem Opfer, wobei sie Rat und Hilfestellungen anbieten können. Durch hohe Glaubwürdigkeit von Agenten und Inhalten wird eine empathische Beziehung zwischen User und virtuellem Agenten erzeugt, die das soziale Lernen erleichtert. Evaluation Im Mittelpunkt der Evaluation steht die Frage, welche Effekte die Interaktion mit der Software auf Empathie und Bullying hat. Um diese Effekte in einem Prä-/ Posttest-Design erfassen zu können, wurde unter anderem ein Fragebogen zur Erfassung von Empathie entwickelt. • Einleitung • Empathie ist “any process where the attended perception of the object’s state generates a state in the subject that is more applicable to the object’s state or situation than to the subject’s own prior state or situation” (Preston, 2001). Dabei werden drei Perspektiven unterschieden: • Veränderung affektiver Natur (die beobachtende Person empfindet etwas aufgrund des wahrgenommenen inneren Zustands einer Zielperson) • Veränderung kognitiver Natur (die beobachtende Person kann den inneren Zustand einer Zielperson kognitiv nachvollziehen) • Veränderung ideomotorischer Natur (die beobachtende Person wird durch die wahrgenommenen Bewegungen der Zielperson in ihrem motorischen System voraktiviert) • Aus einem Itempool zu den drei Empathieaspekten, bestehend aus neuen und bereits existierenden Items (Bryant, 1982; Leibetseder, 2001), wurden durch Expertenvalidierung 49 Items ausgefiltert. • Hypothesen für die Validierung des Empathie-Fragebogens • In der Faktorladungsmatrix sind die drei hypothetischen Empathieaspekte repräsentiert. • Mädchen beschreiben sich als (affektiv) empathischer als Jungen (z.B. Bryant, 1982; Lennon & Eisenberg, 1987). • Affektive Empathie zeigt positive Zusammenhänge mit anderen Empathiemaßen und mit emotionaler Erregbarkeit, sowie negative Zusammenhänge mit Maßen für aggressives Verhalten. • Kognitive Empathie zeigt positive Zusammenhänge mit der korrekten Verhaltenseinschätzung in sozialen Situationen (Bullying-Bildergeschichte). Methode Neben dem Empathiefragebogen wurde eine Bildergeschichte aus dem Bullying-Kontext und zwei Skalen aus dem PFK 9-14 (Persönlichkeitsfragebogen für Kinder) von Seitz & Rausche (1992) vorgegeben („Emotionale Erregbarkeit“ und „Bedürfnis nach Ich-Durchsetzung, Aggression und Opposition“). Die Stichprobe bestand aus 234 Schüler/innen (109 ♂; 125 ♀), 8-12 Jahre (M=9.62; SD=1.07). • Ergebnisse • Hypothese: Die oblique Promax-Rotation (26.4% erklärte Varianz) ergibt 2 Faktoren: Affektive und Kognitive/IdeomotorischeEmpathie. • Dennoch werden drei Subskalen gebildet: • - Affektive Empathie (14 Items; Cronbach’s =.82) • - Kognitive Empathie (5 Items; Cronbach’s =.59) • - IdeomotorischeEmpathie(5 Items; Cronbach’s =.59) 2. Hypothese: Mädchen sind affektiv empathischer (t=-5.37; p=.000); Jungen sind ideomotorisch empathischer (t=2.77; p=.006) • Diskussion • Faktorenanalytisch lassen sich kognitive und ideomotorische Empathie nicht trennen, was für eine konzeptuelle Nähe der Konstrukte (s.a. Mirror-Neurone & Theory-of-Mind) in der Altersgruppe spricht (Erwachsene: getrennte Faktoren!). • Die gefundenen Geschlechtsunterschiede unterstreichen die Notwendigkeit, zwischen verschiedenen Aspekten empathischen Erlebens zu unterscheiden. Unklar ist, in welchem Ausmaß diese Unterschiede eine Orientierung an Geschlechterrollen widerspiegeln. • Die Subskala Affektive Empathie kann als valide gelten, für die beiden anderen Subskalen scheinen noch weitere Validitätsstudien nötig. • Auch sollten die Zusammenhänge zwischen den Subskalen sowie zu anderen Konstrukten noch weiter, auch über die Verwendung von Fragebögen hinaus gehend, untersucht werden. 3. Hypothese: 4. Hypothese: Keine Zusammenhänge zwischen Kognitiver Empathie und angemessener Situationseinschätzung der Bullying-Bildergeschichte Literatur Bryant, B. (1982). An Index of Empathy for Children and Adolescents. Child Development, 53, 413-425. Eisenberg, N. & Strayer, J. (1987). Empathy and its development. New York: Cambridge University Press. Leibetseder, M., Laireiter, A.-R. & Riepler, A. (2001). E-Skala zur Erfassung empathischer Persönlichkeitsmerkmale. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 22, 70-85. Olweus, D. (1999). Norway. In P. K. Smith & Y. Morita & J. Junger-Tas & D. Olweus & R. Catalano & P. Slee (Eds.), The nature of school bullying: A cross-national perspective (pp. 28-48). London: Routledge. Preston, S.D. & De Waal, F.B. (2002). Empathy: Its ultimate and proximate bases. Behavioral and brain sciences, 25, 1-72. Seitz, W. & Rausche, A. (1992). Persönlichkeitsfragebogen für Kinder zwischen 9 und 14 Jahren: PFK 9-14. Handanweisung für die Durchführung, Auswertung und Interpretation. Göttingen: Hogrefe.