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Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Die katholischen Parteien: Zentrum und BVP. Gliederung Historischer Überblick Der Einfluss der katholischen Kirche auf das Zentrum Das Ende der Zentrumspartei. 1. Historischer Überblick. Zentrum und BVP 1918-1923
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Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Die katholischen Parteien: Zentrum und BVP Mainz, den 01. Juni 2010
Gliederung • Historischer Überblick • Der Einfluss der katholischen Kirche auf das Zentrum • Das Ende der Zentrumspartei
Zentrum und BVP 1918-1923 • Zentrum 13 Jahre in der Regierung vertreten • Bekannten sich ausdrücklich zur demokratischen Republik • Rolle Matthias Erzbergers • 1918 Gründung der BVP
November 1920, Versuch der Gründung einer christlichen und nationalen Partei • 1921- 1922 Joseph Wirth Reichskanzler, • umstritten, da er nach links tendierte Joseph Wirth Quelle: bundesarchiv.de
Januar 1922 beschloss der Parteitag ein neues Programm • Scheitern des Linkskurses der Regierung Wirth • Beginn der „katholischen Demokratie“
Zentrum und BVP 1924-1930: • Zentrum ständig an der Regierung beteiligt • Parteiinterne Auseinandersetzungen bzgl. Rechts- oder Linksorientierung • Wichtigstes Anliegen des Zentrums, das Reichsschulgesetz, scheitert • Unter Kaas (Parteivorsitzenden) und Brüning (Fraktionsvorsitzender im Reichstag) • erhielt das Zentrum einen konservativen Charakter
Hindenburg beauftragt Brüning mit • der Nachfolge zum Reichskanzler • bei den Reichtagswahlen im Mai 1924, stellt das • Zentrum in einigen Bezirken Bayerns selbst eigene Listen auf • Reichspräsidentenwahl 1925: BVP unterstützt im 2. Wahlgang Hindenburg Heinrich Brüning Quelle: bundesarchiv.de
Zentrum und BVP 1930-1933: • Anwendung Brünings des Art. 48 „Mittel zur Erziehung des deutschen Volkes zu staatspolitischem Denken“ • Überwindung der politischen Krise durch eine Volksversammlung • Ablehnung der Zusammenarbeit mit der NSDAP, Kaas hält sich dies offen • 30. Mai 1932: Hindenburg entlässt Brüning
Ernennung Franz von Papen zum Reichskanzler –> löst Unmut im Zentrum aus • Neuwahl, Mehrheitsbildung durch NSDAP, Zentrum und BVP möglich • Reichstagswahl 6.November 1932 • Zentrum fordert weiterhin eine Koalitionsregierung unter Beteiligung der NSDAP
5. März 1933 Reichstagswahl, NSADP und DNVP knappe Mehrheit • Nationalsozialisten übernahmen auch in Bayern die Macht • BVP teilte das gleiche Schicksal des Zentrums • Wichtigste politische Frage für Zentrum und BVP nach der Reichstagswahl -> Ermächtigungsgesetz
Fraktionssitzung stimmte am 23. März 1933 für die Annahme des Gesetzes -> letzte freie Entscheidung des Zentrums • Am 5. Juli 1933 lösten sich das Zentrum und die BVP auf
Kulturkampf im 19. Jahrhundert schwächte die Katholische Kirche • Verschärfung der sozialen Gegensätze nach dem Ersten Weltkrieg. • Zentrum sah sich als Gegengewicht zur SPD
-innere Distanz zur Weimarer Staatsform und zur demokratischen Staatsform • Zentrale Ziele: völlige Religionsfreiheit, • Selbstbestimmungsrecht bei Verwaltungsentscheidungen, Abbau aller Kulturkampfrelikte, Zusicherung der kirchlichen Feiertage, Religionsunterricht
-Zentrumspartei galt als traditionelle Kirchen –und kulturpolitische Interessenvertretung der katholischen Kirche in Deutschland • Verschränkung zwischen politischer Aufgabe und katholisch-kirchlichen Interessen • Zentrum musste neue politische Identität finden • - Anspruch, die Partei aller Katholiken zu sein, um Abwanderungen nach Links und nach Rechts verhindern
Innerhalb des Zentrums wurden die Stimmen nach einer Neuausrichtung immer lauter • Konfessionsübergreifende Parteiorientierung wurde zu einem der Hauptstreitpunkte • Abwanderung der Stammwähler befürchtet • Christliche Gewerkschaften bestärkten die Forderung nach einer Neuausrichtung • immer stärkere oppositionelle Positionen innerhalb der Partei
Katholische Kirche wollte Einfluss, agierte jedoch oftmals nur im Hintergrund • Klerus konnte Integrationsfunktion nicht wahrnehmen • Konfliktlinie politische Autonomie der Partei und Verantwortlichkeit • gegenüber der Kirche und dem Vatikan
Soziodemografische Merkmale der Zentrumswähler • Anhaltende Dominanz des Zentrums in den katholischen Gebieten • Konfession trennte deutlich zwischen den beiden katholischen Parteien und dem Rest des Parteispektrums • Entwicklung einer katholischen Subkultur, die in nahezu allen Lebenslagen Unterstützung bot; starke Milieuverwurzelung
explizite Wahlnorm innerhalb der katholischen Milieus • Erfolg Hitlers vor allem in den evangelischen Gebieten Die Wahl der NSDAP durch Katholiken und Nicht-Katholiken bei den Reichtagswahlen 1928-1933 Vgl.: Falter, Jürgen: Hitlers Wähler, Grafik zu Tabelle 6.16
Fazit • Konfessionszugehörigkeit als „genuiner“ Faktor • negative Verhaltensnorm gegen die NSDAP, positive Verhaltensnorm gegenüber Zentrum und BVP • Entscheidung primär auf weltanschaulich-religiösen denn aus politischen Gründen • „Deshalb müssen wir Bischöfe […] vor dem Nationalsozialismus warnen, weil und solange er Anschauungen verfolgt und verbreitet, die mit der katholischen Lehre unvereinbar sind.“ • Aufruf der Bischöfe von Mainz, Freiburg und Rottenburg, Frühjahr 1931
Gegnerschaft des Katholizismus zum Nationalsozialismus vor 1933: • Naturrechtsdenken • -Traditionelle politische Repräsentation der Katholiken in der Zentrumspartei • -Kommunikationsnetz des katholischen Vereinswesens • -Autoritäre amtskirchliche Hierarchie • -Ablehnung der kulturpolitischen Ziele der Nationalsozialisten (z.B. Kirchenfeindlichkeit) • -Warnung vor und Exkommunikation von Nationalsozialisten • → Zentrum hält Wählerschaft zusammen
Aber: -Furcht vor einem neuen Kulturkampf bei Widerstand auf Seiten der SPD -Hitler lädt Kirchen mit Regierungserklärung zur Bildung einer Volksgemeinschaft ein -Ideologie der harmonischen Volksgemeinschaft auch anziehend auf Katholiken -Rechtsgerichtete Absplitterungen von katholischen Akademikern, Beamten und Studenten
-Anziehungskraft der NSDAP erhöht sich seit Erfolgen bei der Wahl im Juli 1932 -Führerkult auch stark im Zentrum (z.B. Brüning) Reichstagswahlkampf 1932, Plakat der Zentrumspartei: (Bayerische Staatsbibliothek)
Das deutsche Episkopat: -Opposition des Episkopats zur Weimarer Republik aufgrund von Machtverlust, Pluralismus und Sittenverfall -Mit Nationalsozialisten geteilte Opposition zum Bolschewismus -Hitler verspricht Zugeständnisse -Katholische Kleriker, Politiker und Beamte drängen zur Aufhebung von Strafen und Verboten
-Bischöfe geben Vorbehalte nicht auf, sondern hoffen trotz Befürchtungen auf ein Übereinkommen mit dem NS-Staat - Glauben an Übereinstimmungen von Naturrecht und NS-Staatsideologie: Staatsautorität, organische Gliederung der Gesellschaft, Vorrang von Allgemeinwohl vor Individualinteresse -Kirche zieht den ihr ähnlicheren autoritären Staat der Demokratie vor → Kardinal Bertram, Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz, hebt am 28.03.1933 kirchliche Verbote auf und mahnt zur Anerkennung des NS Regimes
Zentrumsleitung: -Seit 1928: Prälat Ludwig Kaas, Vorsitzender der Zentrumspartei, verhandelte zwischen Staat und Vatikan über Konkordat -Beeinflusst von Lateranverträgen zwischen Italien und dem Vatikan -Wollte Hitlers Erfolge zur Durchsetzung eines Konkordates nutzen, auch auf Kosten eine Auflösung des Zentrums -Absicherung klerikaler Interessen für Zentrumsführung wichtiger als politische Aktionsmöglichkeiten
Zerfall des Zentrums: -Verhandlungen der NS-Regierung mit dem Vatikan schwächen das nicht darin eingebundene Zentrum -Aussicht auf Konkordat und die (möglicherweise damit verbundene) Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz am 23. März 2933 beschleunigen den Untergang der Zentrumspartei -Zurücknahme der Strafen erhöht die Zahl der Zentrumsaustritte und verschlechtert die Position der Kirche in den Konkordatsverhandlungen
-Katholische Beamte drängen ab März 1933 zur Mitarbeit an NS-Regierung -Abgeordnete und Mitglieder streben mit dem Zerfall des Zentrums zur NSDAP -Kaas tritt zurück, Brüning wird Vorstand -Parteivorstand erklärt Zentrum am 5. Juli 1933 für aufgelöst
Folgen: -Großer Außenpolitischer Erfolg für das NS-Regime -Bischöfe nur noch auf das Konkordat und Amtskirche konzentriert -Bischöfe geben politische Macht ohne konkrete Zusicherungen der NS-Führung auf -Kirche am Schutz der katholischer Organisationen interessiert, ist aber u.a. durch das schwache Zentrum und zurückgenommene Strafen ihrer Verhandlungsmacht beraubt
-Katholische Organisationen verlieren an Einfluss und werden teils aufgelöst -NS-Regime wird immer kirchenfeindlicher -Katholischer Widerstand wird von der Amtskirche vor allem anfangs nur spärlich unterstützt -Keine öffentlichen Aufrufe sondern Einzelaktionen und verdeckter Protest