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Prozesse der politischen Bewertung:. Assimilation & Kontrast als Funktion des Kategorisierungsprozesses. Inhalt bzw. Fragestellung der Studie:
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Prozesse der politischen Bewertung: Assimilation & Kontrast als Funktion des Kategorisierungsprozesses
Inhalt bzw. Fragestellung der Studie: • Ist die Meinung über einen Politiker – im Hinblick auf seine Parteizugehörigkeit - sowohl auf „Integration“, „Assimilation“ als auch „Kontrasteffekte“ zurückzuführen?
Definitionen: • Assimilation: („assimilation“) Ein Kontextstimulus verursacht eine Verschiebung im Bezugsrahmen dahingehend, dass Beurteilungen anderer Stimuli in Richtung auf den Kontextstimulus hin verzerrt werden. • Kontrast: („contrast“) Ein Kontextstimulus ruft eine Verschiebung des Bezugsrahmens mit dem Effekt hervor, dass die Beurteilung anderer Stimuli in eine dem Kontextstimulus entgegengesetzte Richtung erfolgt.
Einführung: • Inclusion/Exclusion Model: • Individuen benötigen eine kognitive Repräsentation der Stimuli, die sie bewerten sollen. • Jedes Individuum konstruiert seine eigene „alternative“ Realität. • „Standard of comparison“ -> kognitive Repräsentationen & Vergleichsstandard zur Bewertung des Reizes, sind Grundvoraussetzungen für ein soziales Urteil. • Kontextabhängigkeit: • Die Repräsentation (Vorstellung) des Ziel-Stimulus (real & alternativ) ist abhängig von den jeweiligen Umständen, unter denen der Stimulus wahrgenommen wird ->sie sind kontextabhängig • Informationen, die man als „relevant“ abspeichert, können bei Aufforderung leicht in die Bewertung einfließen. ->sie sind kontextunabhängig
Allgemeines: • Ob die repräsentierte Information in Assimilation oder Kontrasteffekt resultiert, hängt von ihrer Kategorisierung ab • Es gibt bei der Bewertung sowohl untergeordntete, als auch übergeordnete Zielstimuli, die in bestimmten Kategorien verarbeitet werden. • Die Kontextinformation wird in Assimilation resultieren, wenn sie Bestandteil des „standard of comparison“ ist.
Auswirkungen der Kontextinformationen: • 3 Gründe, warum verfügbare Informationen nicht immer Bestandteil der Repräsentation werden: • Die Information wird einem irrelevanten Faktor zugeschrieben • Die Information bezieht sich nicht bzw. ist nicht auf die Zielkategorie übertragbar • Normen der Gesprächsführung verbieten den Gebrauch von Informationen, die schon vorher angewendet worden sind • Kontrasteffekt
Substraktion: • Positiv oder negativ bewertete Informationen werden ausgeschlossen. Dafür ist keine Veränderung des Vergleichsstandards notwendig. • Personen führen Korrekturprozesse durch, wenn sie bemerken, dass ihre Bewertung durch den Kontext beeinflusst wurde. Dies ist ein Sonderfall und wird als „over - correction“ beschrieben. Vergleichseffekt: • Wenn die Bewertung der Information für die Entwicklung des Standards extremer ist als die Bewertung anderer Informationen, führt dies zu einem neuen und extremeren Vergleichsstandard.
S t u d i e 1. Experiment Hypothesen: • Auftreten von Assimilationseffekten im ersten Fall • Auftreten von Kontrasteffekten im zweiten Fall Fragestellungen: 1. „Wissen Sie zufällig in welcher Partei Richard von Weizsäcker über 20 Jahre Mitglied war?“ => ASSIMILATIONSEFFEKT (Inclusion) 2. „Wissen Sie zufällig das bekleidende Amt Richard von Weizsäckers, welches ihn von der Partei ausklammert?“ =>KONTRASTEFFEKT (Exclusion)
Kontrasteffekt: • Kann widerspiegeln: a) Subtraktionsprozess b) Vergleichsprozess Zu a : • die bloße „subtraktion“ sollte lediglich die Bewertung der Zielkategorie (Partei) betreffen, von der die Informationen (z.B. R.v.W.) abgespalten („excluded“) werden Zu b: • unter Verwendung der „excluded“ Informationen wird der „standard of comparison“ reorganisiert • dies betrifft die Bewertung aller Stimuli (Parteien) auf die der Standard anwendbar ist
Methode: • 164 zufällig ausgewählte Studenten der Uni Mannheim werden befragt • 3 Gruppen mit Kategorisierungsaufgaben 1) Inclusion 2) Exclusion 3) Kontrollgruppe • zum einen Bewertung der CDU (aV) • zum andern Bewertung der SPD (aV) • Coverstory: Ziel der Studie: Einstellung der Studenten zu vielfältigen Themen verglichen mit Ergebnissen eines repräsentativen Teils der deutschen Bevölkerung.
Inclusion: Frage: „Wissen Sie in welcher Partei Richard von Weizsäcker über 20 Jahre Mitglied war?“ • CDU soll im temporären Bewusstsein der Befragten sein, wenn sie im weiteren Verlauf zur Bewertung aufgefordert werden • Exclusion: Frage: „Wissen Sie welches von Richard von Weizsäcker bekleidete Amt ihn von der Partei ausklammert?“ • dies sollte R.v. Weizsäcker ins Bewusstsein rufen, gleichzeitig aber die Einbeziehung in die Kategorie CDU-Politiker verhindern • Kontrollgruppe: - in diesen Fragen wurde Richard von Weizsäcker nicht erwähnt - die Befragten sollten auf einer Skala von 1(negativ) bis 11(sehr positiv) entweder SPD oder CDU bewerten
Ergebnisse Wie vorhergesagt bewerten die Befragten die CDU … 1. … besser, wenn Inclusion (M = 6,5) 2. … schlechter, wenn Exclusion (M = 3,4) 3. … mittelmäßig, in Kontrollgruppe (M = 5,2) • Koppelt man einen hoch anerkannten Politiker an eine Partei, so fällt die Bewertung der Partei wesentlich positiver aus !!!
2. Experiment Hypothese: • Jede Fragestellung die Richard von Weizsäcker zum Thema hat, ohne besonders darauf ausgelegt zu sein ihn und seine Parteizugehörigkeit zu trennen, wird zu Assimilation führen, wenn später eine Frage zur CDU gestellt wird. Fragestellung: „Do you happen to know for which area of research R.v.W.´s brother is well known ?“ • In Experiment 2 wurden die Auswirkungen der bereits in Experiment 1 genannten Fragen und die oben genannte verglichen. Annahme: Anwendbare Informationen werden in der Regel assimiliert.
Methode: • 32 Versuchspersonen • 3 Gruppen: 1. Inclusion (Parteizugehörigkeit) 2. bloße Kenntnisnahme (Frage nach R.v.W.´s Bruder) 3. Exclusion (Präsidentenamt) • Die gleiche Versuchsdurchführung wie in Experiment 1, mit aV (= Bewertung der CDU) Ergebnisse: • Hypothese bestätigt • Frage nach Parteizugehörigkeit hat die gleiche Auswirkung wie die Frage nach dem Bruder, also eine positivere Bewertung der CDU: 1. Inclusion (M = 5,7) 2. bloße Kenntnisnahme (M = 5,4) 3. Exclusion (M = 4,0) • Assimilation wurde als Standardoperation bestätigt
Zusammenfassung • Kontexteffekte können nur erwartet werden, wenn die Kontextinformation relevant für das Ziel ist !!! • Teilnehmer bewerten eine Partei positiver, wenn sie mit einem hoch angesehenen Politiker in Verbindung gebracht wird. (siehe Experiment 1) • Der Assimilationseffekt wurde ebenfalls beobachtet, wenn lediglich nach R.v.Weizsäckers Brudergefragt wurde, ohne die Partei zu erwähnen. (siehe Experiment 2) • Die Inclusion von untergeordneten Informationen (R.v.W. oder sein Bruder) zu einer übergeordneten Kategorie (Partei), resultieren in Assimilationseffekten. Normalerweise läuft immer der Prozess der Assimilation ab. Er ist automatisch, es sei denn der vom Kontext bei der Bewertungsaufforderung ausgelöste Reiz ist so herausragend, dass eine Exclusion-Operation eingeleitet wird. • Wird R.v.W. unabhängig von der CDU betrachtet (excluded), entsteht ein Kontrasteffekt bei der Bewertung der Partei. (Experiment 1&2) • Kontrasteffekte beziehen sich nur auf das Ziel von dem die relevanten Informationen „excluded“ werden (CDU), nicht aber generalisieren sie sich bis hin zur Bewertung anderer Ziele.
Generell: • Inclusion von einer gegebenen Information in das temporäre Bewusstsein eines Ziel ist Voraussetzung für Assimilationseffekte • Exclusion einer Information von der Vorstellung dieses Ziels ist Voraussetzung für Kontrasteffekte • Exclusion-Prozesse benötigen höhere geistige Anstrengungen/ Aufwand, weil sie Entscheidungen über die Wichtigkeit einer Information die ins Bewusstsein trifft treffen müssen. • In diesem Falle der Befragung ist bei beiden Prozessen eine Kontextaufmerksamkeit nötig!!!