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Sprachliche Feinheiten in Beratung und (Kurzzeit-)Therapie. Fabian Grolimund www.mit-kindern-lernen.ch. Auf Wünsche und Ziele hinlenken. Fokus auf die Zukunft. Bisher….
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Sprachliche Feinheiten in Beratung und (Kurzzeit-)Therapie Fabian Grolimund www.mit-kindern-lernen.ch
Auf Wünsche und Ziele hinlenken Fokus auf die Zukunft
Bisher… • In der Beratung und Therapie soll auf Veränderungen hingewirkt werden. Als sprachliches Mittel, eine Veränderung anzudeuten, eignet sich das Wörtchen „bisher…“ • Bisher fiel es Ihnen schwer, sich gegen Autoritätspersonen durchzusetzen… • Bisher hat Ihnen der Gedanke, mit dem Rauchen aufzuhören, Mühe bereitet…
Noch nicht… • Ich fühle mich immer so klein und nichtig, wenn ich mit meinem Chef sprechen muss • Es fiel Ihnen bisher schwer, sich im Umgang mit ihrem Chef sicher zu fühlen … sie haben noch nicht gelernt, sich in solchen Situationen zu behaupten • Sie haben noch keine Möglichkeit gefunden • Sie fühlen sich noch nicht sicher genug…
Sondern / statt dessen… • Klienten erzählen in Beratungen meist, was sie nicht mehr möchten. Mit dem kleinen Wort „sondern“ können wir sie auf ihre Wünsche und Ziele hinlenken: • Ich möchte diese ewigen Streitereien nicht mehr haben! • Was möchten Sie stattdessen? • Sondern…Sie möchten….?
Wie, was, welche statt ob Das Wort ob führt oft zu einem nein…die Wörter welche, was und wie führen zu aktivem Nachdenken • Ich wollte Sie fragen, ob Sie bereits eine Veränderung bemerkt haben • …,ob Sie sich bereits Gedanken darüber gemacht haben, woran Sie heute arbeiten möchten? • Welche Gedanken Sie sich darüber gemacht haben…. • Was sich seit der letzten Woche verändert hat • Wie Sie künftig mit solchen Situationen umgehen möchten
Noch besser • Mein Problem ist, dass ich nach der Arbeit so schlecht abschalten und mich nicht entspannen kann • Abschalten und entspannen … das wäre etwas, was Sie nach der Beratung gerne noch besser können möchten? • Sie würden gerne noch mehr und noch effektivere Wege kennenlernen, mit Druck und Anspannung umzugehen?
Angenommen…/als ob… • Und angenommen, sie würden bei Ihrem Sohn mehr auf das achten, was er bereits kann und ihm das zurückmelden, was würde dann Ihrer Meinung nach passieren? • Wenn wir jetzt einmal so tun, als ob Sie sich bereits sicherer fühlten…wie würden Sie dann hinstehen und was würden Sie sagen?
Unterschiede entdecken • Gibt es Tage (Situationen, Wochen etc.) an denen das Problem weniger stark oder gar nicht auftritt? Was ist an diesen Tagen anders? • Angenommen, Sie möchten, dass das Problem noch schlimmer wird, was müssten Sie dafür tun? • Auf einer Skala von 1 bis 10…
Oft statt immer • Kein Symptom ist immer da – wir können das „immer“ in Klientenäusserungen deshalb durch ein „oft“ ersetzen – und danach nach Ausnahmen fragen: • Wir streiten uns immer • Sie haben sich bisher oft gestritten…wie gehen Sie mit Konflikten um, wenn Sie sich einmal nicht streiten?
„Ja,..und“ statt „ja,…aber“ • Im Alltag benutzen wir oft die Formulierung „ja, aber“ – wir wollen damit dem Gegenüber Zustimmung zusichern, aber dennoch widersprechen. Das Sprachmuster löst beim Gegenüber sofort Widerstand aus. • Anstelle eines „ja, aber“ könnten wir in vielen Fällen ein „ja, und…“ setzen
„Ja,..und“ statt „ja,…aber“ • Kinder brauchen einfach eine starke Hand, jemanden, der Ihnen zeigt, wo es lang geht! • Ja schon, aber sie benötigen auch Zuwendung und Wertschätzung • Ja, Kinder brauchen Halt und Grenzen und gleichzeitig Zuwendung und Wertschätzung…und wenn Sie einverstanden sind, könnten wir uns diese Punkte heute genauer anschauen…
Begründungen Vor dem Kopierer: • Könnten Sie mich vorlassen? • Könnten Sie mich vorlassen, weil ich müsste unbedingt vor der Vorlesung dieses Skript kopieren? • Deutlich mehr Personen wurden vorgelassen, wenn Sie einen Grund genannt haben
…und Pseudobegründungen • Könnten Sie mich vorlassen? • Könnten Sie mich vorlassen, weil ich müsste unbedingt vor der Vorlesung dieses Skript kopieren? • Könnten Sie mich vorlassen, weil ich müsste noch kopieren? • War die zu kopierende Menge gering, wurden Personen, die eine Pseudo-Begründung nannten, gleich oft vorgelassen, wie die Personen, die einen richtigen Grund nannten
Pseudobegründungen • Und während Sie auf dem Stuhl sitzen, können Sie sich mehr und mehr entspannen • Und während Sie einfach hier sitzen können Sie ihre Atmung wahrnehmen, und jedes ein- und ausatmen bewirkt, dass Sie sich mehr und mehr entspannen • Wörter wie und, während, weil, wenn (Konjunktionen) und bestimmte Verben wie bewirken, verursachen oder die Wendung „ermöglicht es Ihnen“ stellen zwischen zwei Satzteilen einen Zusammenhang her
Pacing und Leading • Pseudobegründungen werden noch wirksamer, wenn man zuvor eine Ja-Haltung durch gut überprüfbare Aussagen aufbaut. • Und während ihr hier sitzt, könnt ihr auf euren Körper achten, ihr könnt wahrnehmen, wie sich eure Füsse in den Schuhen anfühlen und wie eure Hosen auf den Beinen liegen, wie sich der Brustkorb bei jedem Atemzug hebt und senkt … und ihr euch mehr und mehr entspannt
Übung: Pacing und Leading • Drei gut überprüfbare Pacing-Aussagen • Eine schlecht überprüfbare Leading-Aussage • Sie hören den Klang meiner Stimme, fühlen, wie ihr Körper den Stuhl berührt, ihr Schuh gegen ihre Zehen drückt und... • ... Werden dabei immer entspannter / fühlen sich immer wohler / sind gespannt, was als nächstes passieren wird
Spiegeln und Führen • Anstelle von Aussagen können auch Emotionen oder Wünsche gespiegelt werden, um eine ja-Haltung aufbauen • Dann wird der Klient mittels einer weiteren Aussage geführt
…Sie hatten mir ja bereits am Telefon geschildert, dass ihr Hausarzt Ihnen aufgrund eines Herzleidens zu einer gesünderen Lebensweise geraten hat… • Ja genau – ich soll ab jetzt gesund leben (zieht die Augenbrauen hoch)… • Der Arzt hat Ihnen empfohlen, gesünder zu essen und mehr Sport zu treiben… • Ja und das Rauchen soll ich am besten auch gleich bleiben lassen • Da wurde ihnen einiges aufgetragen… • Das könnte man so sagen, ja. Plötzlich soll ich so ein Gesundheitsfanatiker werden • Das können Sie sich im Moment gar nicht vorstellen… • Körner fressen und Powerwalking machen? Nein danke.
Spiegeln und Führen • Hm. Wenn ich Sie so höre – ich habe das Gefühl, Sie sind jemand, der das Leben geniesst… • Ja. • Und sich da auch nicht einschränken lassen möchte… • Ja. • Und auf der anderen Seite doch auch weiss: Diese Herzprobleme sind da und ich muss meine Lebensweise zumindest ein Stück weit ändern
Doppelbindungen: Pseudofreiheit • Möchten Sie lieber x oder y? • Möchtet ihr als Hausaufgabe lieber diesen Text übersetzen oder Wörter lernen? • Möchtest du lieber gleich das Licht löschen oder noch etwas lesen? • Sie können sich mit offenen oder geschlossenen Augen entspannen – ganz, wie es Ihnen lieber ist
Pseudo-Verneinungen • Sie müssen sich nicht sofort ändern – lassen sie sich Zeit • Du musst nicht jetzt sofort in Trance gehen • Nicht jeder findet das genau gleich angenehm und entspannend
Widerstand ins Leere laufen lassen • …die Schule stinkt mir einfach! • Ja – die vielen Fächer, dasitzen und zuhören, das viele lernen, die Prüfungen… • Ja! • So dass du dich vielleicht auch fragst: Ist denn das Gymnasium wirklich das richtige für mich? • Naja… • Oder würde ich besser eine Lehre machen und ins Berufsleben einsteigen? • Naja, gut, also – ich möchte eigentlich schon studieren. • Aha – weisst du denn schon was?
Architektur • Wow - spannend. Aber stell dir mal vor, was du bis dahin alles machen musst. Wie viele Jahre musst du noch bis zum Abitur? • Drei • Nochmal drei Jahre in die Schule. Ich meine, wie willst du das durchhalten, wenn dir alles stinkt? • Na gut, alles stinkt mir ja nicht. • Ja, aber doch das meiste? • Also eigentlich sind es einfach die Sprachen: Deutsch, Französisch und Englisch – wobei Englisch finde ich schon auch wichtig…
Verwendete Literatur Manfred Prior: MiniMax-Interventionen - 15 minimale Interventionen mit maximaler Wirkung John Grinder und Richard Bandler: Therapie in Trance