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Gender und Digitale Spaltung

Gender und Digitale Spaltung. Workshop der Heinrich Böll Stiftung 14. / 15. März 2003 Auf dem Weg zu einer Charta der Bürgerrechte für eine nachhaltige Wissensgesellschaft. Gender Mainstreaming. Gender = soziales Geschlecht

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Gender und Digitale Spaltung

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Presentation Transcript


  1. Gender und Digitale Spaltung Workshop der Heinrich Böll Stiftung 14. / 15. März 2003 Auf dem Weg zu einer Charta der Bürgerrechte für eine nachhaltige Wissensgesellschaft

  2. Gender Mainstreaming • Gender = soziales Geschlecht • Das Englische unterscheidet zwischen dem biologischen Geschlecht (sex) und dem sozialen Geschlecht (gender). • Mit Gender werden gesellschaftlich, religiös und kulturell geprägte Rollen, Rechte, Pflichten, Ressourcen und Interessen von Frauen und Männern bezeichnet. • Mainstreaming = in den Hauptstrom bringen • heißt, das ein bestimmtes handeln – hier ein geschlechter-bewusstes – zum normalen und selbstverständlichen Handlungsmuster gehört. Das Sonderthema wird zum Hauptthema. • Gender Mainstreaming • heißt, soziale Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern in allen Bereichen und bei allen Planungs- und Entscheidungsschritten immer bewußt wahrzunehmen und zu berücksichtigen. Alle Vorhaben werden so gestaltet, dass sie einen Beitrag zur Förderung und Gleichstellung von Frauen und Männern leisten.

  3. Beispiel Teilzeitarbeit Teilzeitarbeit berücksichtigt das Bedürfnis von Frauen, Familie und Beruf leichter vereinbaren zu können. Teilzeitarbeit ist jedoch mit geringerem Einkommen, und schlechteren Berufs- und Karrierechancen verbunden. Außerdem bleibt das Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf „Frauensache“. Um Gleichstellung zu erlangen ist die gleiche Verteilung der Betreuungsarbeit ( und von Teilzeitarbeit) auf Frauen und Männer anzustreben, sowie ein Beschäftigungssystem, in dem Teilzeitarbeit keine Schlechterstellung (z.B. bei Karrierechancen) bedeutet. www.gem.or.at / GeM – Die Koordinationsstelle für Gender Mainstreaming im ESF

  4. Kriterien für die Bewertung der geschlechterspezifischen Auswirkungen • Beteiligung • Zusammensetzung der Ziel- Bevölkerungsgruppen nach Geschlecht, Anteil von Männern und Frauen in Entscheidungsprozessen • Ressourcen • Verteilung entscheidender Ressourcen wie Zeit, Raum, Information und Geld, politische und wirtschaftliche Macht, Bildung und Ausbildung, Beruf und berufliche Laufbahn, neue Technologien, Gesundheitsversorgung, Wohnverhältnisse, Transportmöglichkeiten, Freizeitverhalten • Normen und Werte • Die Geschlechterrollen beeinflussen Arbeitsteilung nach Geschlecht, Einstellung und Verhalten von Männern und Frauen, Ungleichheiten und Wertschätzung gegenüber Männern und Frauen • Rechte • Im Zusammenhang mit direkter oder indirekter Diskriminierung aus Gründen des Geschlechts, Menschenrechte (einschließlich Schutz vor sexueller Gewalt und Erniedrigung) sowie Zugang zum Recht im legalen, politischen oder sozioökonomischen Umfeld Leitfaden der EU zur Bewertung der geschlechterspezifischen Auswirkungen

  5. Ursachen für geringere Beteiligung von Frauen im Netz • Ungleiche Zugangsmöglichkeiten für Frauen und Männer • Frauen besitzen weniger Computer als Männer • Im Vergleich zu ihrem durchschnittlich niedrigeren Einkommen stellen die Anschaffungs- und Betriebskosten eine höhere Belastung dar • Frauen verfügen über weniger Erfahrung mit technischen Strukturen, um Computer entsprechend zu installieren • Der Zugang erfolgt häufig über den Beruf. Frauen sind jedoch weniger erwerbstätig als Männer. • Im Beruf haben insbesondere höhere Positionen Zugang zum Internet. Frauen sind in Führungspositionen weniger vertreten. • Jungen bekommen häufiger einen Computer geschenkt als Mädchen. Vgl. : Gabriele Winker: „Ausgrenzung durch Ignoranz – zur mangelnden Präsenz von Frauen in vernetzten Systemen“ Vgl.: Kommission der Europäischen Gemeinschaften: Arbeitsdokument der Kommissionsdienststellen, Arbeitsplätze in der Informationsgesellschaft: Qualität für den Wandel, Brüssel, 3.4.02

  6. (N)Onliner-Atlas 2002, Gender Mainstreaming Sonderauswertung, TNS Emnid, D 21, Frauen geben Technik neue Impulse e.V.

  7. (N)Onliner-Atlas 2002, Gender Mainstreaming Sonderauswertung, TNS Emnid, D 21, Frauen geben Technik neue Impulse e.V.

  8. Internet-Nutzung der Frauen: Aspekt Alter • Bis 20 Jahre nutzen Mädchen und Jungen das Netz gleichermaßen • Ab 30 Jahren ist bei den Nutzern ein deutlicher Männerüberhang • Ab 60 Jahren sind unter 100 Internetnutzern noch etwa 11 Frauen

  9. Statistische Daten • Ausbildung: • Anteil der Abiturientinnen stieg auf 53,3% (1999 / 2000) • 71,4% Frauen in Dienstleistungsberufen wie Bürokauffrau, Einzelhandelskauffrau, Arzthelferin, Frisuerin, Krankenschwester • 14,4 % Frauenanteil in IT-Berufen • Arbeit: • Teilzeitarbeit machten 40% der erwerbstätigen westdeutschen Frauen und 22 % der erwerbstätigen ostdeutschen Frauen • ¾ aller geringfügig Beschäftigten sind Frauen • Einkommen: • Im Jahr 1999 betrug der durchschnittliche Lohnrückstand von Frauen gegenüber Männern 20% • Alleinlebende Frauen verfügen über 82% der ausgabefähigen Einkommen und Einnahmen gegenüber alleinlebenden Männern • Das ausgabefähige Einkommen einer alleinlebenden Angestellten lag 1.000 DM niedriger als das eines männlichen Angestellten • 56,4 % der Sozialhilfeempfänger sind weiblich

  10. (N)Onliner-Atlas 2002, Gender Mainstreaming Sonderauswertung, TNS Emnid, D 21, Frauen geben Technik neue Impulse e.V.

  11. (N)Onliner-Atlas 2002, Gender Mainstreaming Sonderauswertung, TNS Emnid, D 21, Frauen geben Technik neue Impulse e.V.

  12. Warum soll ich rein? • Motivation, sich mit PC und Internet auseinander zu setzen ist in der Regel schulisch oder beruflich bedingt. Hier entstehen subjektiv spürbare Nachteile für Offliner. • Personengruppen, die nicht in ein berufliches Umfeld eingebunden sind (Ältere, Hausfrauen, Benachteiligte), haben kaum Berührungspunkte mit den neuen Techniken. • Der subjektive Nutzen der neuen Techniken ist im privaten Bereich noch nicht so groß, dass ihr Einsatz zwingend wird. Andere Medien erfüllen die Funktionen Kommunikation und Information ausreichend. • Aufwand und Kosten der Erschließung sind subjektiv so hoch, dass sie den persönlichen Nutzen übersteigen. • Der Nutzen ist oftmals erst dann erkennbar, wenn das Medium kompetent genutzt wird.

  13. Zugangshemmnisse für Seniorinnen • Sicherheit • 95,3 % der Nutzerinnen 50+ halten es für sehr wichtig, dass der Schutz persönlicher Daten der Nutzer im Netz geregelt wird. • Qualität der Information • 73, 3 % der Nutzerinnen 50+ halten es für sehr wichtig, dass eine Kontrolle bzw. Zensur bestimmter WWW-Seiten stattfindet. • Informationsflut • 48,9 % der Nutzerinnen 50+ bemängelt, dass die Informationsmenge des WWW zu groß ist, um Gesuchtes schnell zu finden • Kosten • 93,2 % der Nutzerinnen 50+ halten es für sehr wichtig, dass es niedrigere Telefongebühren bei der Internetnutzung gibt. • Usability • Für viele Senioren sind Benutzeroberflächen zu unübersichtlich, das Handling der Maus zu kompliziert, Schriften und Farben, bewegte Bilder und Buttons zu klein und schnell • Einrichtung • Viele scheuen den Kauf eines PC, weil sie die technischen Installationen nicht vornehmen können ( sinnlose Geldausgabe, Frustration)

  14. Frauen mit Kindern Online • 12,4 % aller Internetnutzer sind Frauen mit Kindern • Ca. 1/3 der weiblichen Nutzer sind Frauen mit Kindern • (Quelle: Net Value Jan. 2001) • 2,8 % der aller Internetnutzer sind Hausfrauen • 7,9 % der weiblichen Nutzer sind Hausfrauen • (Quelle: Fittkau & Maaß, W3B Profile, Frauen im Internet, April / Mai 2001)

  15. Vermittlung von Medienkompetenz in der Familie „Wichtigste Instanz für die Vermittlung von Medienkompetenz bleibt die Familie, entweder direkt bei der Erziehung der eigenen Kinder, oder indirekt, dadurch dass die eigenen Kinder dies fremden Kindern – Freunden u.a. – weitergeben. Die Bedeutung der Schulen ist ebenfalls erkennbar. Die Vermittlung von Medienkompetenz hat offensichtlich eine große Chance, wenn im Verbund gearbeitet wird und wenn Kinder aus allen gesellschaftlichen Schichten erreicht werden können. Nach wie vor existiert hier ein Problem bei der Vermittlung von Chancengleichheit.“ Aus: mpfs medienpädagogischer forschungsverbund südwest, KIM – Studie 2002, Kinder und Medien Computer und Internet

  16. Zugangshemmnisse für Frauen in der Familienphase • Kinderfreie Zeit zum Lernen und Erholen • Familienarbeit erfordert Flexibilität, viele Mütter scheuen deshalb Kurse mit festen Terminen • Qualität der Inhalte • „sozial sauberes“ Umfeld für die Kinder • Inhalte mit Zusatznutzen, den andere Medien nicht bieten, fehlen • Lebensweltlicher Bezug • Integration der Medien in den häuslichen Bereich • Soziale Kontakte pflegen statt einsam vor der Maschine sitzen • Für nicht-berufstätige Frauen spielt die Pflege sozialer Kontakte eine große Rolle  Internet wird assoziiert mit Verarmung von personellen Kontakten

  17. (N)Onliner-Atlas 2002, Gender Mainstreaming Sonderauswertung, TNS Emnid, D 21, Frauen geben Technik neue Impulse e.V.

  18. Zugangshemmnisse benachteiligte Frauen • Kosten • Anschaffung und Folgekosten • Fehlende Möglichkeiten • Dominanz des Zugangs von zu Hause, geringe Bedeutung öffentlicher Zugangsorte • „Keine Lust, keine Zeit“ • Eher diffuse Verweigerung: Brauche ich nicht, weil sowieso nicht erreichbar, oder weil subjektive Vorteile und Nutzen nicht erkennbar

  19. Kritik • Marketing-Studien zur Internetnutzung sagen nichts darüber aus, ob und wie Frauen am Internet teilnehmen  Gender-Datenerhebung! • Qualität der E-Angebote entspricht nicht den Bedürfnissen von Frauen  unerwünschte Inhalte / Sicherheit / Zu wenig nützliche Inhalte für weibliche Alltagswelt • Art und Weise der Nutzung des Internet entspricht nicht den Bedürfnissen von Frauen Frauen nutzen schnell, effizient, nutzenorientiert, gebrauchswertorientierter Umgang • Zugang an öffentlichen Orten bietet Frauen kein Vertrauen und Unterstützung Internetcafé ist kein Alltagsbereich von Frauen • Inhalte derzeit aus dem Bereich Arbeit und Freizeit  spiegeln nicht die Interessen des weiblichen Alltags

  20. Forderungen: Zugang • Orte • Freier Zugang zu Informationsterminals in öffentlichen Räumen • Zugang für Frauen schaffen, die keinen PC zu Hause haben, oder ihn dort nicht nutzen • Orte des Alltagslebens und Vertrauens, wo auch andere Frauen hingehen, z.B. Bibliotheken • Handling • Unterstützung und fachliche Hilfe bei der Einführung durch Frauen  betreute Internetangebote, Frauen ans Netz • Sicherheit • Aufklärung über kompetente Nutzung und Sicherheitssysteme • Medienberatungsstellen bei Frauenorganisationen

  21. Forderungen: Inhalte • Sprache • Keine sexistische Sprache • Alltagssprache statt technikorientierter Termini • Optik • Übersichtlich, schnelle selbsterklärende Navigation etc. • Beteiligung von Frauen an der Erstellung von Software • Themen • Inhalte aus dem Bereich des privaten Alltags (Verhütung, Kindererziehung, Teilzeitarbeit etc.) • Frauenalltag auch auf Portalen abbilden (Bsp. Frauen-Taxi auf Städteportal) • Angebote, die Arbeitseinsparung und Zeitreduzierung im Haushalt zum Inhalt haben • Beteiligung von Frauen an der inhaltlichen Erstellung des Netzangebotes

  22. Forderungen: Strukturveränderungen • Verstärkte Behandlung technischer Themen in der Schule • Sensibilisierung und Berufsberatung von Schülerinnen und Frauen zu Arbeitsplatzmöglichkeiten in technischen und naturwissenschaftlichen Arbeitsfeldern • Sensibilisierung und Beratung der Arbeitgeber in diesem Sektor Frauen IKT Arbeitsplätze anzubieten • Curricula (in Schule und Hochschule), die für Frauen attraktiver sind • Möglichkeit für ALLE arbeitslosen Frauen Computer-Kompetenz zu erwerben • Rahmenbedingungen für Familie und Beruf für Männer und Frauen optimieren – Kinderbetreuung! Vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften: Arbeitsdokument der Kommissionsdienststellen, Arbeitsplätze in der Informationsgesellschaft: Qualität für den Wandel, Brüssel, 3.4.02

  23. Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

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