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Die Rolle der Filmerziehung in der kinematographischen Kanonbildung in Ungarn. Szíjártó Imre. Inhalt. I. Einführung II. Faktoren bei den Entstehungsprozessen des Kanons III. Medienpädagogik und Filmerziehung im internationalen Vergleich
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Die Rolle der Filmerziehung in der kinematographischen Kanonbildung in Ungarn Szíjártó Imre
Inhalt I. Einführung II. Faktoren bei den Entstehungsprozessen des Kanons III. Medienpädagogik und Filmerziehung im internationalen Vergleich IV. Charakterisierung: Ungarn: (Film)erziehung mündiger Bürger V. Filmerziehung in Ungarn VI. Zusammenfassung: der ungarische Schulkanon VII. Resümee
I. Einführung: der Kanonbegriff • Texte aus dem Bereich der Kultur versuchen an das soziale Gedächtnis zu gelangen. Die Wahl zwischen den Texten wird durch meinungsbildende gesellschaftliche Gruppen und Institutionen getroffen. ii) Die Kanonbildung spiegelt das Bild durch die Gesellschaft gestalteten Kultur wieder. iii) Listen die wichtige Texte aus dem Bereich der Kultur beinhalten, sind offen, aber nicht unendlich, unter anderem darum, weil man mit Auseinandersetzungen zwischen verschiedenenMeinungsgebergemeinschaften rechnen muss. iv) Die Listen sind gleichzeitig in ständiger Bewegung und unterliegen einer Transformation. (Bloom 1994)
II. Faktoren bei den Entstehungsprozessen des Kanons (1) 1. Die Rolle der auf den nationalen und internationalen Festspielen erhaltenen Preise. Die Preise haben einen Einfluss auf die Gestaltung des Nationalfilmbildes. Diskussionen zeugenvom Kampf der Wertsysteme. Die internationalenPreise festigten hingegen die Legitimation der nationalen Strebungen. 2. Kritiker- und Publikumsabstimmungen als Entstehungsquelle der Listen der „wichtigen Filme“. Durch diese Abstimmungen entstandenen Listen liefern wichtige Informationen zur gesellschaftlichen Nutzung der Filme. 3. Proportion und Wertung der Pop- und Autorenfilme. Der Autorenfilm hat traditionell eine besondere Stellung im intellektuellen Leben in Ungarn. Meistens wurden Autorenfilme als Kanon betrachtet, also in den Rang des nationalen Kulturschatzes aufgestiegen. 4. Die Rolle der schöpferischen Generationsgruppen und anderer Gruppierungen. Vertreter der älteren Schöpfergeneration geniessen in der Region eine besondere Autorität. 5. Die Stellung der branchenbezogenen Literatur in der Werteformatierung. Es ist zu prüfen, welche Zeiträume und Erscheinungen in der Fachliteratur behandelt werden.Das Wertsystem anderer meinungsbildender Foren (Branchenpresse, Publizistik, Kritik). 7. Die Rolle der Zuschauerzahl bei der Filmauswertung. Man sollte die Statistiken prüfen, die die Zuschauerzahlen des nationalen Kinos belegen, und somit darüber aussagen, wie es bei den Zuschauern ankommt. Sie zeigen jedoch die Richtungen des Publikuminteresses.
II. Faktoren bei den Entstehungsprozessen des Kanons (2) 7. Didaktische Programme der Schulen als Wächter der nationalenKultur. Die Fachliteratur spricht gar von Schulkanon als der grundlegenden, primären Bedeutung des Kanons. (Buck, 2001) Doppelte Zusammenhang: a) der Kulturkanon kann nicht ohne Heiligung der Schule existieren b) ohne die Listen der Kulturtexte gibt es keine Schule. In Ländern der Region befinden sich im didaktischen Programm der Schulen Fächer, die sich mit der Kinematographie, den Medien, der Kommunikation oder den Fragen der Öffentlichkeit beschäftigen. Es sind entwederPflichtfächer, oderfakultative. Die Liste der Kinopflichttitel kann als ein spezifischer Kanon betrachtet werden.
III. Medienpädagogik und Filmerziehung im internationalen Vergleich (1) vgl: Wijnen W., Christine (2008): Medien und Pädagogik international. Positionen, Ansätze und Zukunftperspektiven in Europa und den USA. München: Kopäd. • Wie in einem speziellen Land konkret mit Medien umgegangen wird, ist kulturell bedingt und hängt von unterschiedlichen Einflussfaktoren ab. • Um fremde „medienpädagogische Kulturen“ zu verstehen, bedarf es der Identifizierung von und Auseinandersetzung mit verschiedenen Rahmenbedingungen, die den Umgang mit Medien, deren Beurteilung und pädagogische Reaktionen beeinflussen. • Das Bildungssystem eines bestimmten Landes kann die Entwicklungmedienpädagogischer Ansätze ebenfalls beeinflussen. • Wenn die Auseinandersetzung mit Medien im schulischen Unterricht vorgesehen ist, stellt sich zudemdie Frage, sind. • Derartigekönnen von der Erziehung zu politisch mündigen und aktivenStaatsbürgern einer demokratischen Gesellschaft bis hin zur Suchtprävention undGesundheitserziehung reichen.
III. Medienpädagogik und Filmerziehung im internationalen Vergleich (2) • In engem Zusammenhang mit dem Bildungssystem eines Landes und den damit verbundenen Erziehungszielen sind zudem kulturelle Besonderheiten zu sehen. • Sind auch theoretische Aspekte der Auseinandersetzung mit Medien und Medienpädagogik nicht zu vernachlässigen, wenn man medienpädagogische Konzepte anderer Länder begreifen will. • a) Sind aktuell vorherrschende wissenschaftliche Ansätze der Rezeptions- und Wirkungsforschung, b) der (Medien-) Sozialisation und der Erziehungswissenschaft zu berücksichtigen. • International vergleichende Auseinandersetzungen mit dem Thema Medienpädagogik erfordern somit ein hohes Mass an Sensibilität und die Fähigkeit, sich vorurteilslos auf andere Kulturen einzulassen.
IV. Charakterisierung: Ungarn: (Film)erziehung mündiger Bürger • Die geschichtliche Entwicklung der ungarischen Medien- und Filmpädagogik ist durch einen besonderen Stellenwert der Ästhetik, und dies im Speziellen Auseinandersetzung mit dem Medium Film gekennzeichnet. • Bezeichnend für Ungarn ist, dass das Hauptinteresse der Pädagogen dem Film und insbesondere der ästetischen Auseinandersetzung mit diesem Medium galt.
V. Filmerziehung in Ungarn Die erste Phase Seit Aufkommen der ersten Kinos beschäftigte man sich mit den Möglichkeiten des Einsatzes dieses neuen Mediums zur Unterstützung von. (vgl. Schorb 1995; Vollbrecht 2001) In einigen europäischen Staaten, allen voran in Deutschland und Ungarn, entwickelte sich parallel dazu aber schon relativ früh das Bestreben, den Film mit dem Ziel einer Optimierung von Lernprozessen für pädagogische Zwecke zu nutzen. So wurde in Ungarn bereits 1913 die erste pädagogische Filmfabrik gegründet. (vgl. Jáki 1982) Urania ungarische wissenschaftliche Theatervereinigung und Aktiengesellschaft setzte Filme in der ausserschulischen Erziehung ein. Ausgehend von Untersuchungen wurde für den Einsatz dieses Mediums zur Erziehung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen plädiert. (vgl. Schorb 1995)
V. Filmerziehung in Ungarn Die zweite Phase(1) • Die Zeit von 1965 bis zur Einführung eines neuen Lehrplans im Jahr 1978 bezeichnen wir als zweite Phase. Neben theoretischen Reflexionen über ästhetische und inhaltliche Aspekte des Films, wurden Studierende gezielt darin unterrichtet, ihr Wissen weiterzugeben und medienpädagogisch tätig zu werden. (vgl. Wijnen 2008) • Die Filmästhetik hatte ihre Blütezeit in den 60er Jahren. Die Vorstellungen hatten das Ziel, den Menschen die Kunstform Film näherzubringen sowie ihren Geschmack zu bilden und sie zu befähigen, zwischen „guten“ und „schlechten“ Filmen zu differenzieren. • Im Jahre 1965 wurde der so genannte „Filmästhetikunterricht“ verpflichtend und in den Literatur- und Sprachunterricht der Mittelschulen integriert. • In Anlehnung an die Ästhetik des Neorealismus und die Literaturerziehung sollte die Kunstform Film aufgewertet und jungen Menschen näher gebracht werden.
V. Filmerziehung in Ungarn Die zweite Phase(2) • In den kulturtheoretischen Diskursen der 1960er Jahre gewannen in Grossbritannien die Cultural Studies und in Deutschland die Frankfurter Schule zunehmend an Bedeutung. (vgl. Masterman1986) • Durch die Sensibilisierung für politische Zusammenhänge sollten Kinder und Jugendliche lernen, sich mittels Selbstschutz von den negativen Einflüssen zu befreien. (vgl. Buckingham 1998) • Das Ziel dieser Medienpädagogik war die Erziehung zugesellschaftskritischen, aufgeklärten Menschen und mündigen Staatsbürgern. (vgl. Masterman 1986) • Medien, im besonderen der Film, wurden in Ungarn zur Vermittlung sozialistischer Werte funktionalisiert. • Ein Teil der medienkritischen Erziehung fand in sogenannte Filmclubs statt. Bedeutung des Filmclubs aber bis zur politischen Wende anhielt, zum Teil auch eine politische Funktion.(vgl. Petzold 2001)
V. Filmerziehung in Ungarn Die dritte Phase Die dritte Phase: 1978-1985. Folgte eine Zeit, in der die Filmerziehung zunehmend an Bedeutung verlor und letztendlich wieder aus den ungarischen Schulen verschwand. In der 80er Jahren verschwand die Filmerziehung wieder aus den Schulen und die Beschäftigung mit filmpädagogischen Fragen flaute entsprechend ab.
V. Filmerziehung in Ungarn 4. Die vierte Phase Von 1985 bis zur Mitte der 90er Jahrestellen eine Zeit der lokalen ausserschulischen Medien- und Filmarbeit.
V. Filmerziehung in Ungarn Die fünfte Phase • Im Jahre 1995 beginnt schliesslich die fünfte und bisher letzte Phase der Auseinandersetzung mit Medien, Film und Pädagogik in Ungarn. Ab diesem Zeitpunkt tritt ein neuer Lehrplan in Kraft, im Rahmen dessen die Auseinandersetzung mit Medien und Film im Bereich der Kunsterziehung angesiedelt ist. • Ab Mitte der 90er Jahre gewann die Medien- und Filmpädagogik wieder an Bedeutung und es erfolgte eine starke Orientierung an internationalen und im Besonderen an britischen Ansätzen. • Der Blick der Pädagogen begann sich auch auf die Informations- und Kommunikationstechnologien auszuweiten. • Diskurs unter anderem Fragen der Erziehung politisch mündiger, kritischer und medienkompetenter Bürger sowie des funktionalistischen Einsatzes der Erziehung zum Zwecke der Demokratie-, Staatsbürgerschaftserziehung von Bedeutung.
VI. Zusammenfassung: der ungarische Schulkanon i) Szegénylegények. ii) Hyppolit, a lakáj, Meseautó, Valahol Európában, Talpalatnyi föld, Körhinta, Hannibál tanár úr, Sodrásban, Szegénylegények, Apa, Sátántangó, Werckmeister harmóniák, Sose halunk meg, Csinibaba. iii) Emberek a havason, Húsz óra, Pacsirta, Amerikai anzix, Jutalomutazás, Régi idők focija, Variációk egy témára, Büntetőexpedíció, A kis Valentino,Eldorádó, Glamour. iv) Szerelem, Szindbád, A feldobott kő, Édes Anna, Elveszett paradicsom, Oldás és kötés, Rokonok, Tízezer nap.
VII. Resümee • Ist auch heute der Filmerziehung spürbar: so wird neben der Fähigkeit, die Bedeutung der Medien und des Filmes in der Gesellschaft zu erkennen und entsprechend reflektiert. • In der ungarischen Auseinandersetzung mit Medien, Film und Pädagogik passt man sich demnach zwar den international dominierenden angloamerikanischen Ansätzen an. • Bleibt aber seiner Tradition treu und erweitert ästhetischen und semiotischen Aspekte, die seit jeher im ungarischen Diskurs von Bedeutung waren.