160 likes | 257 Views
Afrikamodul: 3.Einheit. Plan der Einheit Nachtrag: Legal Pluralism Verlauf und Determinanten der Dekolonisation Das unabhängige Afrika Das frühe Ende der Demokratie Staatskapitalismus, Pfründenkapitalismus und Staatssozialismus Persönliche Herrschaft/ Klientelismus
E N D
Afrikamodul: 3.Einheit Plan der Einheit • Nachtrag: Legal Pluralism • Verlauf und Determinanten der Dekolonisation • Das unabhängige Afrika • Das frühe Ende der Demokratie • Staatskapitalismus, Pfründenkapitalismus und Staatssozialismus • Persönliche Herrschaft/ Klientelismus • Abhängigkeit und wirtschaftliche Krise
Nachtrag: Legal Pluralism • Postkolonialer Konsens: Detribalisierung; • Unterschiedliche Auswirkungen: Entmachtung traditioneller Chiefs in Mozambique; Abschaffung der speziellen Stellung der Königtümer (v.a. Bugandas) in Uganda; Transformation von „traditionellen“ Eliten in Tanganyika und Ghana zu Amtsträgern in der modernen Lokalverwaltung • Relevanz von „traditionellem Recht“ • Familienrecht (Ehe, Erbschaftsangelegenheiten, etc.) • Landrecht: „Kommunaler Besitz“ vs. kapitalistisches Eigentumsrecht • Lokalverwaltung (besonders in ehemaligen Siedlerkolonien: sogenannte „Communal Areas“) sowie Verhältnis Lokal vs. Nationalstaat • Literatur: Mahmood Mamdani, Citizens and Subjects (1996): These des „bifurcated State“, ethnic citizenship
Dekolonisation: Verläufe • Aufbau von beratendenVertretungskörpern, spätere Transformation in volle Vertretungskörper • Afrikanisierung der modernen Verwaltung/ Bürokratisierung & Modernisierung „traditioneller“, indirekter Herrschaft/ Abbau de Einflusses von Chiefs • Herausbildung politischer Organisationen (zunächst oft: Gewerkschaften sowie andere, oft sehr breit angelegte Bewegungen, erst später: Parteien) • Herausbildung von nationalistischen Ideologien in 2 Formen: neotraditionalistische, ethnische Nationalismen (Buganda, Zulu-Nationalismus, etc.) und ein breiterer Nationalismus, der gleichbedeutend mit Antikolonialismus war. Christoph Marx: „In Wirklichkeit ging es […] den Eliten nicht um die Nation, sonder um den Staat.“
Zahlreiche Streiks, v.a. ab den 1940er Jahren, teilweise im Kontext der massiven Belastungen durch die Kriegswirtschaft • Streik 1941 in Katanga, der sich zu einem Generalstreik ausweitete & von der Watchtowerbewegung unterstützt wurde; • 1945 großer Streik in Kamerun (brutal niedergeschlagen); • Ghana: Streikwelle 1947, 1948 große Demonstration von abgerüsteten Weltkriegsteilnehmern; • massiver Aufstand 1947 in Madagaskar, erst 1949 niedergeschlagen; • Mau Mau – Aufstand in Kenia (Anfang der 1950er Jahre); • Massendemonstrationen/ politische Massenmobilisierung waren häufig nicht von etablierten Organisationen getragen gewisser Zwiespalt zwischen organisierten Interessen (inkl. Parteien) und den Massen • Wahlen meist schon vor der Unabhängikgeit (in vielen Fällen aber Zulassung von Parteien und Wahlen sehr spät)
Britisches Imperium • relativ frühes Abfinden mit Dekolonisation, Pläne für Umwandlung in Commonwealth ab Anfang 40er; • Dekolonisation aber in den Siedlerkolonien blockiert (Widerstand der weißen Siedler), insbesondere in Südafrika (Unabhängigkeit 1961) und Rhodesien (Einseitige Unabhängigkeit 1965) • Ghana [Goldküste]: Wahlen 1951 und 1954 (Unabhängigkeit 1957) • Botswana [Bechuanaland]: Wahlen 1961; Europäer und Afrikaner bestimmten gleich viele Sitze (Unabhängigkeit 1965) • Kenya: erste afrikanische Vertreter des Legislativsrates 1957, Parteien zugelassen 1959; Unabhängigkeit Ende 1963 • „Selbstregierung“ innerhalb des spätkolonialen Arrangements
Französisches Afrika • Union Francaise nach 1945: Kolonien als integraler Bestandteil Frankreichs, Langziel Selbstregierung, keine Termine • Innerhalb der Union stellten Überseeterritorien 11% der Abgeordneten im franz. Parlament, • Vertretungskörper in den beiden afrikanischen Kolonien (AOF, AEF) hatten nur beratende Funktion; nicht durch allgemeine Wahlen bestimmt; Wahlrecht and Bildungsstatus/ Zugehörigkeit zum „modernen Sektor“ bestimmt („Evolué“); auch Elemente des Zensuswahlrechts (Besitz) • 1956: Einführung des Allgemeinen Wahlrechts und Autonomie (Selbstregierung) der kolonialen Territorien (Ausnahme: Verteidigung, Finanzen, Außenpolitik) • 1958: Referendum über die Communauté francaise – Anlass für Unabhängigkeitserklärung Guineas: radikaler Bruch auch von Seiten Frankreichs; • 1960: Gros des franz. Afrika wird unabhängig
Belgische Territorien (Ruanda, Burundi, Kongo) • Kongo: Fehlen politischer Organisationen • nur sehr kleine afrikanische Elite, zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit: 1,500 Evolués) • Bestehende Organisationen (z.b. Abako meist Unterstützungsvereine & Standesvertretungen) • Deshalb große Bedeutung religiöser Bewegungen (Watchtowerbewegung, Kimbanguisten) • Ablehnung der Dekolonisation : stattdessen wohlfahrtsstaatlicher Paternalismus (v.a. im Gesundheits- und Bildungsbereich) • Ziel sich herausbildender afrikanischer Organisationen in den 50er Jahren: Desegregation, nicht Unabhängigkeit
Ein durch ein Verbot einer ABAKO Versammlung ausgelösten gewaltsamen Ausschreitungen Anfang 1959 brachte die Wende hin zu einer Dekolonisation im Eiltempo über Verhandlungen; Anfang Jänner 1960 Juni 1960 als Unabhängigkeitsdatum festgelegt; Wahlen im Mai 1960, brachten keine Klarheit und Krise; Spannung zwischen Föderalisten und Zentralisten • 9 Tage nach Unabhängigkeit: Meuterei; Sezession Katangas, Eingreifen belgischer Truppen und erste UNO Intervention in Afrika • Ruanda: • Unabhängigkeit nach 1945 als grundsätzliche Langzeitziel akzeptiert (Treuhandsystem), • Druck zu politischen Reformen durch UN-Treuhandkommission • Erstes Lokalwahlexpirement 1953, ausgeweitet 1956: beide Wahlen hatten das Ziel, die traditionelle Herrschaftselite „demokratisch“ zu legitimieren, • Parteien erst 1959 zugelassen; Aufstände 1959 machen belgische Strategie („behutsame Dekolonisation“) zunichte; Ergebnis: Entfernung der traditionellen Elite/ Demokratie der „ethnischen Mehrheit“
Unterschiedliche Verläufe • Weitgehend friedliche Dekolonisation in jenen Ländern, wo relativ früh mit einer Demokratisierung begonnen wurde • Gewaltvolle Dekolonisation in • den Siedlerkolonien (z.B. Südafrika, Algerien, Kenya, portugiesische Kolonien) • Sowie stark stratifizierten Gesellschaften (Sansibar, Ruanda)
Faktoren für den Verlauf und den „Erfolg“ von Dekolonisation • Zeitpunkt der Einbindung von Afrikanern in verantwortliche Positionen in der Verwaltung (Afrikanisierung) • Zeitpunkt der Demokratisierung/ Einbindung moderner Eliten in die Gestaltung der Politik • Vorhandensein einer großen „mittelständischen“ Elite/ Weitgehendes Fehlen einer Elite (v.a. Result kolonialer Bildungspolitiken) • Vorhandensein und Stärke soziale Bruchlinien (Siedler vs. Afrikaner, traditionelle Eliten vs. moderne Eliten; unterprivilegierte, niedrig-Status Gruppen (Nachkommen von Sklaven/ „Schwarze“ ganz allgemein in Mauretanien, Südsudan) gegenüber Hochstatusgruppen („Araber“)
Bedeutung der Dekolonisation für afrikanische Staaten • Externe Souveränität (vgl. Konzept d. „juridicial statehood“) • Damit: Herausbilden neuer Organisationen auf regionaler Ebene (zuerst OAU, dann andere Regionalorganisationen wie SADCC, ECOWAS); Herausbildung neuer globaler Allianzen („Blockfreienbewegung“), aber auch Allianzen mit den großen Blöcken (Ost-West-Konflikt) • Interne Souveränität teilweise stark beschränkt, teilweise formal (z.b. Zimbabwe, Südafrika); viel stärker informell beschränkt (fortbestehende Abhängigkeiten) • Weitgehende Übernahme der bestehenden Verwaltungsorganisation sowie nach dem Modell der jeweiligen Mutterländer gestalteten Verfassungen
Fortdauernde Abhängigkeit von europäischem Verwaltungspersonal (Fortbeschäftigung der „Expatriates“, Führungsposition teilweise bis 10 Jahre nach der Unabhängigkeit von ehemaligen Kolonialbeamten eingenommen) • Weitgehende Übernahme der bestehenden Verwaltungsorganisation sowie nach dem Modell der jeweiligen Mutterländer gestalteten Verfassungen (Westminstersystem in britischen Kolonien, Präsidialverfassung in französischen Kolonien) • Transformation kolonialer Beziehungen in postkoloniale Beziehungen der Entwicklungs- und Militärhilfe, weiterhin starke Rolle der kolonialen Mächte (v.a. in Entwicklungsplanung und Durchführung, makroökonomische Planungen im allgemeinen)
Strukturelle Beschränkungen der Politischen Systeme der postkolonialen Staaten • Geringe Dauer spätkolonialer „demokratischer“ Experimente • Demokratie ohne Verankerung in der Bevölkerung (Lokale Verwaltungsstrukturen weitgehend autoritär strukturiert) • Fortbestehen grundlegender Charakteristika kolonialer Herrschaftspraxis (Autoritarismus, Personenorientierung, etc.) • Geringe Ressourcenausstattung & beginnende Verschuldung • Mangel an qualifizierten Personal vs. Druck, die Verwaltung zu „afrikanisieren“ • Überragende Bedeutung des Staates und st
Strukturelle Beschränkungen der Politischen Systeme der postkolonialen Staaten • Geringe Dauer spätkolonialer „demokratischer“ Experimente • Demokratie ohne Verankerung in der Bevölkerung (Lokale Verwaltungsstrukturen weitgehend autoritär strukturiert) • Fortbestehen grundlegender Charakteristika kolonialer Herrschaftspraxis (Autoritarismus, Personenorientierung, etc.) • Geringe Ressourcenausstattung & beginnende Verschuldung • Mangel an qualifizierten Personal vs. Druck, die Verwaltung zu „afrikanisieren“ • Überragende Bedeutung des Staates/ des staatlichen Sektors: daher auch überragende Bedeutung staatlicher Eliten (Militärs, Verwaltungspersonal, etc.) als politische und soziale und wirtschaftliche Akteure („Staatsklasse“) • Weitgehendes Fehlen einer Zivilgesellschaft
Staatskapitalismus/ Staatssozialismus • Abgesehen einiger multinationaler Konzerne (bzw. Konzerne im Besitz von Eigentümern aus den ehemaligen Mutterländern) sowie gesamt gesehen unbedeutenden kleineren Unternehmungen von Afrikaner, häufiger jedoch in Afrika ansässigen Indern oder Weißen, sowie kapitalistischen Landwirten: Staat als wichtigster Wirtschaftsakteur • v.a. Bergbau • Vermarktungsgesellschaften • Infrastruktur • Industrie • Staat als Instrument der Modernisierungspolitik-cum-Sozialpolitik (letzteres v.a. über Preisregulierung von Lebensmitteln) • Staatszentrierte Entwicklungsstrategien begünstigt durch leichte Verfügbarkeit von Krediten • Starker Fokus auf großangelegte Entwicklungsprojekte (Umsiedlungsprogramme, Staudammerrichtung, etc.)
Verstaatlichungsstrategien • Verstaatlichung privater Betriebe im allgemeinen (z.b. Tanzania u.a. ) • Strategische Verstaatlichung: Verstaatlichung von Großindustrien (Bergbau und daran geknüpfte Industrien), Infrastruktur • Afrikanisierung: Enteignung als Strategie der Herausbildung einer afrikanischen Kleinbourgouisie (z.B. Kenya, Zaire [D.R. Kongo] • „Verstaatlichung der Gesellschaft“: Versuch der Neugestaltung der Produktionsverhältnisse in „sozialistischen“ Systemen (v.a. Tanzania: Ujamaa)