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Beendigungsphase: Spezifische Störungsmodelle und Interventionsstrategien. Traumatherapie - Behandlung von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS). Seminar: Klinisch-Psychologische Diagnostik und Psychotherapie Dozentin: Dipl.-Psych. Tanja Kalytta Referentin: Carolin Bode 26.5.2012.
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Beendigungsphase:Spezifische Störungsmodelle und Interventionsstrategien Traumatherapie - Behandlung von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) Seminar: Klinisch-Psychologische Diagnostik und Psychotherapie Dozentin: Dipl.-Psych. Tanja Kalytta Referentin: Carolin Bode 26.5.2012
Gliederung 1. Posttraumatische Belastungsstörung - PTBS 2. Traumafokussierte Therapieverfahren 3. Phasen der Traumabehandlung 4. Fragen und Diskussion 5. Quellen 6. Imaginationsübung
1. PTBS PTBS: Definition der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften): "Posttraumatische Belastungsstörung ist [...] eine mögliche Folgereaktion eines oder mehrerer traumatischer Ereignisse (wie z.B. Erleben von körperlicher und sexualisierter Gewalt, auch in der Kindheit (so genannter sexueller Missbrauch), Vergewaltigung, gewalttätige Angriffe auf die eigene Person, Entführung, Geiselnahme, Terroranschlag, Krieg, Kriegsgefangenschaft, politische Haft, Folterung, Gefangenschaft in einem Konzentrationslager, Natur- oder durch Menschen verursachte Katastrophen, Unfälle oder die Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit), die an der eigenen Person, aber auch an fremden Personen erlebt werden können"
1. PTBS Klassifikation nach: > ICD-10: Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen: F43.1 - Posttraumatische Belastungsstörung (engl. Posttraumatic Stress Disorder = PTSD) > DSM IV: Form der Angststörung: 309.81 Unterscheidung von PTBS Typen: Typ I (Bsp.: 1x Vergewaltigung bei Erwachsenen) Typ II (Bsp.: wdhlte. sexualisierte Gewalt, in Kindheit)
1. PTBS Kriterien nach ICD 10: - Betroffene/r ist belastendem Ereignis von außergewöhnlicher Bedrohung/ mit katastrophalem Ausmaß ausgesetzt > Verzweiflung - nachhaltende aufdrängende Erinnerungen an traumatisches Erlebnis/ Flashbacks, Albträume - Vermeidung von Umständen, die Belastung ähneln
1. PTBS Kriterien nach ICD 10: Erfüllung zusätzlich mindestens eines der folgenden Kriterien (1. oder 2.): 1. tw. oder vollst. Unfähigkeit, sich an wichtige Aspekte des belastenden Erlebnisses zu erinnern; oder 2. anhaltende Symptome einer erhöhten psychischen Sensitivität und Erregung (mindestens zwei der folgenden Merkmale erfüllt): – Ein- und Durchschlafstörungen – Reizbarkeit und Wutausbrüche – Konzentrationsschwierigkeiten – Hypervigilanz – erhöhte Schreckhaftigkeit
1. PTBS Kriterien nach ICD 10: Außerdem häufig: - sozialer Rückzug - ein Gefühl von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit - Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen - Beeinträchtigung der Stimmung Die Symptome müssen innerhalb von sechs Monaten nach dem belastenden Ereignis (oder der Belastungsperiode) aufgetreten sein. Differentialdiagnose: PTBS häufig komorbid (Depression, Borderline - Persönlichkeitsstörung, Dissoziative Stör.-bilder, Somatoforme Schmerzstörung...)
2. Traumafokussierte Therapieverfahren Empirische Evidenz für Therapieerfolg nachgewiesen: Verhaltenstherapeutische Verfahren (1. Wahl): (Ziel: Reduktion der PTBS – Symptomatik) • Trauma-Fokussierte Kogn. Verh.- Therapie (TF-KVT) • Expositionstherapie (Konfrontation in sensu/ in vivo) • Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) Weniger emp. Evidenz, aber Anwendung in Praxis: Psychodynamische Verfahren: • Psychodynamisch- imaginative Traumatherapie (PITT) • Mehrdimensionale Psychodyn. Traumatherapie (MPTT)
3. Phasen der Traumabehandlung 3. Integration Individuelle Phasenwechsel im Therapieverlauf oftmals notwendig 2. Konfrontation 1. Stabilisierung Fortwährende Beteiligung des Patienten an Entscheidungen im Therapieverlauf
3. Phasen der Traumabehandlung Charakteristika der Phasen: 1. Stabilisierung Ziel: Erwerb von Fertigkeiten zur Kontrolle von Symptomen - Psychoedukation (Erklärungsmodell: Traumata in Kindheit > aktueller Auslösereiz > Trauma-reaktivierung > PTBS-Symptome) - Verstärkung von Ich- Funktionen (erwachsene Alltagsfunkt., allgemeine Problemlösekompetenzen) - Schaffung von Sicherheit in Beziehung zur Außenwelt, zum Therapeuten, zu sich selbst
3. Phasen der Traumabehandlung Charakteristika der Phasen: 1. Stabilisierung Ziel: Erwerb von Fertigkeiten zur Kontrolle von Symptomen - Affektregulation (Differenzierung & Kontrolle von schmerzhaften Gefühlen > Dissoz.-zustände als Schutzmechanismus gegen Trauma!) - Distanzierungstechniken & Copingstrategien - Selbstmanagement im Umgang mit traumat. Material („Tresor“) - Orientierung im Hier & Jetzt - Imaginationsarbeit (Innerer sicherer Ort, Übungen, die Trost vermitteln)
3. Phasen der Traumabehandlung Charakteristika der Phasen: 2. Traumakonfrontation Ziel: Behandlung v. Traumasymptomen durch Behebung der Ursache der Symptomatik • Verhaltenstherapeutische Techniken • Exposition in sensu/ in vivo (in vivo in Praxis wenig Anwendung) • Imaginative Techniken • Bildschirm – Technik • Beobachter – Technik • Gewähren Distanzierung von Trauma • EMDR (schnell wirksam) • http://www.youtube.com/watch?v=o4RuebXnuk8
3. Phasen der Traumabehandlung Charakteristika der Phasen: 3. Integration – Beendigungsphase Ziel: Bewusste Integration des erlebten Traumas - Im Verlauf der Konfrontation mit Trauma: Integration von Wort, Affekt, Bild und Körpererleben (aktive Bearbeitung der traumat. Gedächtnisrepräsentation) - evtl. nach Bearbeitung des traumatischen Materials: Abreaktion (z.B. Körperliche Reaktion als Teil von Selbstheilung) > Unterstützung von Therapeut wichtig - Trauerphase über Trauma erfolgt meist nach Traumakonfrontation> wichtig für folgende Th.-sitzungen - Trost durch innere Unterstützung (Imagination sicherer Orte) und äußere Unterstützung (Familie) gewährleistet?
4. Fragen und Diskussion Stabilisierung vor Konfrontation? Empirische Evidenz vs. Klinische Erfahrung? Lange Stabilisierungsphase = Vermeidung von Konfrontation? • Folgt daraus Schaden für Patienten? Konfrontation inhuman? ...
Stabilisierung vor Konfrontation? Neuner, F. (2008): - Empirische Evidenz spricht nicht für Notw. von Stabilisierungsphase - zu lange Stab.-phase = Vermeidung der Konfrontation mit Trauma? > nicht hilfreich für Patientin/en - ABER: keine empir. Grundlage des Schadens von Stabilisierung Konfrontation inhuman? - eher nicht, immer in Relation zu hoher Alltagsbelastung bei unbehandelter PTBS zu sehen! Jedoch Kontraindikationen beachten!
Eure Fragen • Wie sieht der Therapiealltag bei der Behandlung von PTBS aus? Zunächst Stabilisierung oder gleich Konfrontation? • Wie läuft die Traumafokussierte Therapie genau ab? • Bedeutet eine Festlegung von zwei Behandlungsphasen der Traumatherapie in den deutschen Leitlinien, dass man in der Praxis eine Stabilisierungsphase durchführen muss (auch in Bezug auf Kostenübernahme durch Krankenkassen)? • Wie schaffe ich es als Therapeut die traumatischen Erlebnisse eines Patienten nicht als eigene Belastung wahrzunehmen? Reicht da Supervision? • Nennen Sie mögliche Gründe dafür, dass im Wesentlichen den geringen Einsatz von Expositionsverfahren in der Traumatherapie angeführt werden können. • Warum sind Therapeuten zu wenig im Expositionsverfahren geschult? • Wie soll dieses Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) Verfahren [Shapiro, 1989] funktionieren? • Was genau soll die Stabilisierungsphase beinhalten und wie lang ist diese von den Verfechtern jener angedacht? Nur über Träume reden und verarbeiten hilft, oder? • Gibt es Daten darüber, wie viele Patienten eine traumabasierte Therapie nach nur wenigen Sitzungen abgebrochen haben und damit vielleicht von einer Stabilisierung profitiert hätten? Wird im deutschen Sprachraum immer noch so häufig eine Stabilisierung vor der eigentlichen Therapie propagiert?
5. Quellen Kröger, C., Kliem, S., Sarmadi, N.B. & Kosfelder, J. (2010).Versorgungsrealität bei der Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 39(2), 116-127. Müller, J. (2009). Traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie mit einem Kriegsopfer: Ein Fallbericht. Verhaltenstherapie, 19, 177-183. Neuner, F. (2008). Stabilisierung vor Konfrontation in der Traumatherapie- Grundregel oder Mythos? Verhaltenstherapie, 18, 109-118. Reddemann, L. (2008). Imagination als heilsame Kraft. Stuttgart: Klett-Cotta (v.a. Kapitel 3). www.wikipedia.de http://www.youtube.com/watch?v=o4RuebXnuk8 http://www.blumenwiesen.org/imagination.html
6. Imaginationsübung Luise Reddemann (PITT) Imagination als heilsame Kraft. Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcenorientierten Verfahren. Was ist Imagination? Und wofür ist sie gut? Rollenspiel „Wohlfühlort“: Finden eines inneren sicheren Ortes